Heldendämmerung – Ben Calvin Hary
Nachdem Flint Cole seine Beteiligung an der Entführung von Cameron Rioz eingestanden und die volle Verantwortung dazu übernommen hat, trifft sich die Familie Cole in Jaspers Wohnung, um den Trividnachrichten zu folgen. Noch einmal werden sie Zeuge, wie der Ehemann und Vater vor den Medien seine Schuld eingesteht. Jazz gerät darüber und wie Cameron Rioz zu bewerten ist, mit seiner Schwester aneinander und verlässt wütend das Apartment.
Cameron Rioz folgt in seiner Zelle im Tekener-Tower ebenfalls den Nachrichten. Er schwört sich, seine Schattenhand nie wieder einzusetzen. Überraschend wird er von drei Bewaffneten, die vorgeben, zur USO zu gehören, aus seiner Zelle geholt. Cam ist misstrauisch, denn die Frau und die beiden Männer tragen keine Hoheitszeichen an ihrer Kleidung. Wie recht er mit seinem Misstrauen hat, zeigt sich bald, als sie auf Schutzschirme treffen und von TLD-Agenten gestellt werden. Die drei Entführer haben jedoch nicht vor, Cameron herauszurücken. Sie folgen einem Plan und es kommt zu einem Feuergefecht im Tekener-Tower.
Serge Gauthier und Monkey besuchen später den Tatort. Beiden ist nicht erst seit diesem Vorfall klar, dass ihre Organisationen von einem Netzwerk unterwandert sind. Dutzende Agenten auf beiden Seiten wurden inzwischen identifiziert und entlassen oder verhaftet. Celina Bogarde, die ehemalige Sicherheitschefin von Wylon Hypertech ist seit dem Zwischenfall auf Wroclow untergetaucht Nun hat es mehrere Tote im Hochsicherheitsbereich gegeben. Auch Cameron Rioz scheint unter den Toten zu sein. Unklar bleibt, seit wann das Netzwerk existiert und welchem Zweck es eigentlich dient. Denn Camerons Schattenhand ist erst seit kurzem im Spiel und das Einschleusen von Personen in TLD und USO wurde viel früher begonnen. Monkey gerät unter Druck, als den Medien Material zugespielt wird, dass seine Aussage beinhaltet, Cameron zu töten, da dieser eine tickende Zeitbombe sei.
Der Träger der Schattenhand erwacht indes in einer Wohnung in Terrania. Cameron hat starke Brandverletzungen erlitten, ist aber auf dem Weg der Gesundung. Er wurde mit einem Transmitter aus dem Inferno geholt, das seine Entführer im Tekener-Tower entfachten. Seine Entführerin ist einmal mehr Celina Bogarde.
Während Serge Gauthier, Monkey und Icho Tolot Flint Cole vernehmen, um mehr zu erfahren, will Celina Bogarde ihren Gefangenen Cameron trotz dessen Gegenwehr an einen anderen Ort bringen. Als Transportmittel dient ein kleiner Flugpanzer. Die Killerin geht nicht mit an Bord. Ein Roboter bewacht Cameron, der paralysiert ist. Als die Paralyse nachlässt, nutzt der Trividder seine Chance. Seine Ausbruchsversuche werden bemerkt und Kampfgleiter verfolgen den Flugpanzer. Allerdings ist es von außen nicht erkennbar, was genau sich abspielt. Der Flug geht zum Brennenden Nichts in Terrania. Dort stürzt der Miniaturshift ab. Gauthier und Monkey eilen per Transmitter an den Ort des Geschehens. Auch Jasper Cole ist vor Ort. Der wird von Monkey als Geisel genommen. Der Lordadmiral scheint der Ansicht zu sein, Cameron so aufhalten zu müssen. Statt zu kapitulieren steckt Cam die Schattenhand ins Brennende Nichts. Ein Sturm kommt auf, als die Todeszone sich rasend schnell verkleinert und die Atmosphäre nachströmt. Nur wenig später steht fest, Monkey hat sich getäuscht. Cameron Rioz hat keinen neuen Keim aus dem Brennenden Nichts geerntet. Er hat stattdessen die ganze Anomalie geerntet!
Zurück bleibt ein Krater mit 15,5 Kilometer Tiefe und 31 Kilometer Durchmesser. Untersuchungen ergeben, dass die Zelldusche, die Cameron erhalten hat, die Vitalenergie erbrachte, die nötig war, um das Brennende Nichts zu löschen. Diese Energie ist nun aufgebraucht.
Einen Monat später sind Icho Tolot, Bonnifer, Jasper Cole und Cameron Rioz auf der HALUTA unterwegs. Der Trividder hat durch die Ereignisse seine Erinnerungen an das Jahr in der Anomalie zurück. Er erzählt.
Rezension
Den Romantitel „Heldendämmerung“ setzte ich spontan mit dem Begriff Weltuntergang gleich. Erneut ist Cameron Rioz der Protagonist. Die Figur wurde vom Exposé-Autor Ben Calvin Hary persönlich mit Heft 3300 eingeführt. Und scheint mit dieser Geschichte einen Wendepunkt zu erreichen. Denn der Weltuntergang ist nicht eingetreten. Stattdessen hat der Held keine Dämmerung erlebt, sondern eine Anomalie gelöscht. Eine schöne Entwicklung, die allerdings dadurch relativiert wird, weil zwei weitere Anomalien noch existieren. Von daher ist es dem Autor leichtgefallen diesen „Fortschritt“ zur Hälfte des Zyklus zu präsentieren. Denn die beiden anderen Anomalien bedrohen weiterhin die Existenz von Terra und Luna.
Zum Roman. Zunächst musste man sich durch einen sperrigen Einstieg kämpfen. Wer Nachrichten auf reinen Nachrichtensendern sieht, kämpft mitunter gegen eine Flut an Informationen an. Ein Moderator trägt Informationen vor, zu denen Grafiken oder Videos im Hintergrund eingeblendet werden. Im Textband werden weitere Kurznachrichten und an den Seitenrändern Wertpapierkurse eingeblendet. Den Autor hat dieses Szenario dazu beflügelt, dies zur Einleitung in seine Geschichte zu verwenden. Damit der Leser sich zurechtfindet, wird der Rahmen dieses Szenarios zusätzlich erläutert und eine weitere Informationsspur eingebracht, die Erläuterungen dazu abgibt. Somit wird auch noch die „Bühne“ beschrieben, vor der sich alles abspielt. Als wäre das nicht genug, werden Kommentare der Betrachter dieser Übertragungen eingebracht. Das Ergebnis war, ich schrieb es bereits, sperrig. Nicht etwa anspruchsvoll oder tiefgründig, sondern einfach nur überladend und den Lesefluss hemmend. Diese „Form“ findet in weiteren Kapiteln Anwendung. Ich war über jedes Kapitel froh, das anders geschrieben war.
Wenn der Exposé-Autor selbst Romane zum Zyklus beisteuert, ist dies eine gute Gelegenheit, den von ihm selbst ersonnenen Figuren den richtigen Weg zu weisen. Ben Calvin Hary scheint nun tatsächlich Cameron aus dem Tal der Tränen herausgeführt zu haben. Die Hand würde ich dafür allerdings nicht ins Feuer legen.
Der Autor lässt einige Aussagen zu den Hintergründen der beiden Organisationen USO und TLD in seine Geschichte einfließen, die bei näherer Betrachtung etwas verwirren. Natürlich sind die Verhältnisse in 2250 NGZ rein fiktional und möglicherweise verlange ich zu viel von einer Raketenheftchenserie. Aber die Formalien, Legitimationen und hierarchische Strukturen dieser beiden Organisationen erscheinen wenig durchdacht. Die USO wurde bei ihrer Einführung in Heft 150 (!) als Galaktische Feuerwehr beschrieben und handelte lange Zeit auch so. Der Begriff ist zwar nett, zeigt aber auch, dass man sich seitens der Autoren lange Zeit schwer tat, dem Kind eine offizielle Legitimation zu verpassen. Indem man sie dem Galaktikum unterstellt und mit einer Polizeiorganisation gleichsetzt, versucht man nun dem ganzen einen seriösen Anstrich zu verpassen. Nach Aussage in diesem Roman, ist der TLD der USO formal untergeordnet. Der Autor lässt offen, was darunter zu verstehen ist. Der TLD ist jedoch ein Geheimdienst. Es macht keinen Sinn, den Geheimdienst eines Mitglieds des Galaktikums einer galaktischen Feuerwehr unterzuordnen.
Die Geschichte von Ben Calvin Hary bringt die Zyklusstory voran, wenngleich sie die Bedrohung nicht eliminiert. Der Autor, der lange Zeit im realen Leben auch als eine Art Trividder für den Verlag arbeitete, rückt in seiner Geschichte verstärkt die Medien und sozialen Medien ins Blickfeld. Die unterscheiden sich kaum von denen, die wir in der realen Welt kennen. Das macht die Story zwar greifbarer aber gleichzeitig auch weniger futuristisch.
Insgesamt gute Unterhaltung, wobei ich denke, dass die Fortsetzung dieser Geschichte mit Camerons Erinnerungen an seinem Aufenthalt in der Anomalie spannender werden könnte.