Articles for the Month of Juni 2021

Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3123

Der Krieger und die Navakan – von Christian Montillon / Oliver Fröhlich
Anzu Gotjian und Bouner Haad sind im inneren FENERIKS. Der Chaoporter hat sie mit einem Transpositstrahl entführt, weil sie über Parafähigkeiten verfügen und damit als 6D-Kanoniere eingesetzt werden könnten. Doch Tondar, ein Cyborg, hat die beiden aus dem Transpositstrahl geangelt. Nun sind sie im öden Land oder wie Tondar es nennt, dem Apathengrund. Die drei so ungleichen Wesen sind in einem Gehöft der Navakan von den Parxen angegriffen worden. Bei der Verteidigung ist das Gehöft schwer beschädigt worden und die Navakan berufen eine Verhandlung ein, um über die Schuldfrage zu debattieren.
Krarek, ein insektoides Wesen, das für die Navakan als Sammler der Droge Saphna tätig ist, spricht sich für die Terranerin und den Haluter aus. Beide sollen helfen, weitere Mitglieder aus dem Volk von Krarek zu retten. Außerdem sollen sie einen Ernteroboter reparieren, mit dem Saphna geerntet wird. Die Reise durch das öde Land nutzt Tondar, um seinen neuen Gefährten darüber zu berichten, woher er stammt, und wie es ihn in den Saum des Chaoporters verschlagen hat.
 
Im zweiten Teil der Abenteuer von Anzu Gotjian und Bouner Haad steht vor allem Tondar im Mittelpunkt. Der Cyborg erzählt Abschnitte seiner Lebensgeschichte. Die beiden Autoren wählen für diese Passagen ihrer Geschichte die Erzählperspektive des Ich-Erzählers. Diese Form war in jeder Beziehung passend für die Figur Tondar. Ebenso wie die Gestaltung Tondars als tragikomischer Held. Dazu passte auch die Ausmalung des Handlungsortes. Die Bezeichnungen als ödes Land oder hergeleitet von den Navakan, Apathengrund, transportierten düstere und resignative Eindrücke. Zu den phantastischen Phänomenen und den grotesken Bewohnern im Saum des Chaoporters mixen die beiden Autoren aber auch nachvollziehbare Verhaltensweisen, wie beispielsweise die Rettung der Saphna-Sammler oder die Reparatur der Erntemaschine.
Die Autoren haben eine gute Balance gefunden und verlagern bekannte Handlungen an einen absonderlichen Ort. Die Geschichte enthält viele Wortspielereien, ohne dass der Text zu verspielt wirkt. Auch melancholische Züge sind zu finden, aber der Spaß beim Lesen kam jedenfalls nicht zu kurz und die Dosierung passte.
Ein gelungener Roman. Etwas fürs Kopfkino.
 

Ansichten zur Miniserie Wega Heft 08

Hort der Transformation – von Roman Schleifer
Nachdem Perry Rhodan und Gillian Wetherby die Truhe gefunden und an sich genommen haben, wie es ihnen ES auftrug, kehren sie ins Wegasystem zurück. Der Fiktivtransmitter speit sie im Weinkeller eines Ferronen aus. Der Händler, der zunächst befürchtet, zwei Einbrecher würden ihm den wertvollen Eiswein stehlen, erweist sich als Glücksbringer für den Unsterblichen und seine Begleiterin. Sie erfahren nicht nur, dass sie 14 Monate weg waren, während für sie nur 6 Tage vergangen sind. Sie werden durch den Ferronen auch über die aktuelle Lage informiert. Das System ist nach wie vor abgeriegelt und die Ferronen leiden unter der Schreckensherrschaft der Maccani. Krakatau, der den beiden Terranern dicht auf den Fersen war, verschlägt es auf einen anderen Planeten des Systems. Der Bastardprinz lässt sich ebenfalls über die aktuelle Lage informieren.
Der Weinhändler bringt Rhodan zudem in Kontakt zum Widerstand. Der ist gut organisiert, kann aber nur wenig bewirken. Zudem ist man sich uneins in der Wahl der Mittel. Zu Rhodans Team stößt Akeno Serif. Der Hochenergieingenieur ist Leidtragender einer unbarmherzigen Aktion der Invasoren und führt einen privaten Rachefeldzug gegen die Maccani.
Perry Rhodan will mit Hilfe des Widerstands mehr über die Motive der Maccani herausfinden. Mit einem neu formierten Team geht der Unsterbliche in den Einsatz und erreicht den Hort der Transformation. Hier erfährt Perry Rhodan Erstaunliches über den Gegner. Und die Maccani scheinen mächtige Partner zu haben.
 
Im achten Wega-Band tritt der nunmehr 7. Autor auf. Am Ende werden es 9 verschiedene Autorinnen und Autoren sein, die Beiträge zu dieser Miniserie beisteuern. Roman Schleifer hat bereits in der Stardust-Miniserie Romane geschrieben und auch in Terminus. Die Geschichte lässt sich auf zwei Sätze reduzieren. Die Maccani vollziehen einen Wandel von Robotern zu organischen Wesen und nicht etwa umgekehrt. Und Blaunakken, die als Cyborgs bekannt sind, mischen irgendwie mit. Das galaktische Rätsel spielt erneut keine Rolle. Hier muss der zwölfte Band abgewartet werden. Inhaltlich konzentriert sich Roman Schleifer auf eine Schilderung der Situation im Wegasystem 14 Monate nach der Invasion. Der Zeitsprung kam wenig überraschend. In einem der Vorgängerromane wurde die Siedlung der Maccani bereits in einem Ausmaß geschildert, die unmöglich in sechs Tagen zu erreichen war. Allerdings sind 14 Monate auch ein Zeitrahmen, der im Grunde genommen effektlos blieb. Rhodan hat schon öfters derartige Erfahrungen gemacht. Der Unsterbliche quittiert es daher weitgehend mit einem Schulterzucken. Gillian Wetherby hat gerade mal mehr als 3000 Jahre übersprungen. Auch für diese Figur ist es egal. Krakatau sieht es ähnlich. Für eine, wie auch immer geartete, Belastung für die handelnden Figuren, die man hätte schildern können, wurde der Zeitsprung jedenfalls nicht benötigt.
Die Methoden der Maccani wurden schon in den anderen Wega-Romanen geschildert. Wobei dort die Perspektive eine andere war. Roman Schleifer macht die Gräueltaten persönlicher, indem er mit Akeno Serif eine zivile Figur einsetzt. Der Ideenreichtum des Autors verhilft der Geschichte an der einen oder anderen Stelle zu einem ungewohnten Leseerlebnis. Allerdings ist die Geschichte weitgehend spannungsarm. Eben ein hinlänglich bekannter Invasionsplot. Und Rhodan verbündet sich mit dem Widerstand. Der „Hort der Transformation“ hätte sich als gute Idee erweisen können. Allerdings widmet der Autor gerade diesem Thema zu wenig von seiner Geschichte. Seine Figuren können die Wendung mit ihren Reaktionen auch nicht dramatisch an den Leser weitergeben. Am Ende treten bekannte Cyborgs in Erscheinung aber mehr als der Name dieser Spezies fällt nicht.
Der Roman ist gut recherchiert. Hier liegt sicherlich die Stärke des Autors. Der Figur Gillian Wetherby verleiht der Autor im Zusammenspiel mit Perry Rhodan die eine oder andere Eigenmächtigkeit. Das sollte wohl frech wirken. Tut es aber nicht immer. Krakatau ist abgemeldet. Akeno Serif ist sicherlich die Figur, mit der sich der Autor am meisten beschäftigt hat. Einiges an der Figur wirkt dennoch schablonenhaft auf mich. So wie Akeno Serif eine positronische Liste anlegt, um seine Rachepläne voranzutreiben, so sah es nach einer Liste an Punkten aus, die erfüllt sein müssen, ob eine Figur einen tragischen Verlust erleidet. Verlust einer nahestehenden Person. Haken dran. Am besten schwanger. Haken dran. Am meisten störte es mich jedoch, dass der Autor es versäumte, den Leser tiefer in den Verlust, den die Figur erleidet, hineinzuziehen. Die Lebensgefährtin hätte einen Auftritt „vor“ ihrem Tod verdient gehabt. Den Verlust, den Akeno Serif erleidet, muss gewissermaßen in Rückblenden ausgekleidet werden. Einschließlich der Schwangerschaft. Hätte der Autor dem Pärchen ein, zwei Seiten einer unbeschwerten Beziehung vorher gegönnt, wäre es dramatischer gewesen. In den Racheplänen wiederum spielt der Autor für diese Figur seinen Ideenreichtum aus.
Ein großes Manko der Geschichte kann Roman Schleifer allerdings trotz vieler Ideen nicht beheben. Der Plot der Geschichte sprach mich insgesamt nicht an, weckte keine Emotionen bei mir. Es kann sein, dass ich in Band 12 ein „Wow, was für eine geniale Idee“ ausstoße. Doch der Weg dorthin ist zäh.

Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3122

Im Apathengrund – von Christian Montillon
Nach den Geschehnissen auf Ghuurdad ist Perry Rhodan auf die RAS TSCHUBAI zurückgekehrt. Der Unsterbliche plant die nächsten Schritte. Er will das Vermächtnis der Tefroderin Lyu-Lemolat, die im Einsatz gestorben war, erfüllen. Sein Weg führt ihn zum Geheimdienst der Tefroder in Cassiopeia. Zur Agentur für die Stabilität Karahol.
Einen anderen Weg geht die Parabegabte Anzu Gotjian. Sie liegt nach dem Konflikt mit dem Zyu noch immer im Koma. Im Haluter Bouner Haad, der ebenfalls parabegabt ist, hat die junge Frau einen treuen Beschützer gefunden. Die beiden so ungleichen Wesen hatten sich auf dem Flug nach Cassiopeia kennengelernt und Haad besucht Gotjian immer wieder in der Medostation. Er ist auch zugegen, als von außerhalb des Schiffes ein Zugriff auf Anzu Gotjian stattfindet. Jemand oder etwas tastet nach dem Geist der Parabegabten. Alle Mitglieder des Parakorps an Bord spüren diesen Zugriff. Noch bevor die Schutzschirme hochgefahren werden können, wird Anzu Gotjian entführt. Und Bouner Haad, der sich in ihrer Nähe befand, gleich mit.
Anzu Gotjian erwacht in einer völlig fremdartigen Umgebung. Das Wesen, auf den Haad und Gotjian treffen, ist jedoch nicht der Entführer. Tondar, ein Cyborg, ist ein Angler und hat die beiden aus einem Transpositstrahl geangelt. Seine Beute kann sich jedoch befreien. An der Seite von Tondar müssen Anzu und Bouner vor fremdartigen Wesen flüchten. Die Parxen sind jedoch nicht die einzigen Wesen in der seltsamen Welt, in die es die beiden Besatzungsmitglieder der RAS TSCHUBAI verschlagen hat. Sie treffen auf die Navakan, deren Lebenspanne durch die Aönenuhren bestimmt wird. Bouner Haad sammelt in dieser seltsamen Welt Fakten und kommt langsam der Wahrheit näher, wohin es sie verschlagen hat.
 
Nach den actionbetonten Romanen der vergangenen Wochen, in denen sich die Terraner gegen unterschiedliche Hilfsvölker des Chaoporters FENERIK behaupten mussten, schlägt der Roman von Christian Montillon andere Töne an. Auch in seiner Geschichte gibt es Actionsequenzen, doch sind sie nicht Hauptzweck des Romans. Im Mittelpunkt steht eher ein epischer Abenteurerroman. Die Abwechslung war notwendig. Der Zyklus hat ein hohes Tempo, doch Woche für Woche andere Hilfsvölker aufmarschieren zu lassen, gegen die Perry und Co. ins Feld ziehen, wäre langweilig geworden.
Die Idee hinter diesem Roman ist es, die mir besonders gut gefiel. Bislang war es das Ziel Perry Rhodans, FENERIK zu finden und etwas dagegen zu unternehmen. Dies ist nach wie vor das Ziel. Doch die gewonnenen Erkenntnisse haben auch andere Pläne reifen lassen. Man kennt mit der LEUCHTKRAFT den Grund der Havarie. Dieses Schiff zu finden und damit auch seinen einzigartigen Kommandanten, würde einen starken Verbündeten schaffen. Andere Alliierte könnten die Tefroder sein. Die sind bekanntlich in Andromeda beheimatet. Diese Galaxis ist nicht weit und damit im Einflussbereich der Chaosmächte. Die Tefrodern sind bereits aktiv, wie der Einsatz von Lyu-Lemolat zeigt. Und das Thema MDI mit Soynte Abil steht noch im Raum. Allianzen sind schon immer die Stärke des Titelhelden gewesen. Selbst wenn sie unheilvolle Vorzeichen haben könnten.
Allerdings wäre es zum jetzigen Zeitpunkt auch verkehrt gewesen, weniger Wissen über FENERIK einzufahren. Zwei interessante Figuren bereiten dafür einen anderen Weg. Man schickt sie in den Chaoporter vor, um diese Welt sukzessive zu entschleiern. Und diese Welt ist komplex, wie dieser Roman zeigt. Die Serie blickt auf eine Fülle von unglaublichen Raumfahrzeugen zurück. Ab einem gewissen Level macht es kaum Sinn, ein gewöhnlich zusammengeschraubtes Vehikel ins Rennen zu werfen, gegen Kobaltblaue Walzen, Sporenschiffe, Kosmische Fabriken, Chaotendern und anderen Fahrzeugen. Eines haben diese fortschrittlichen Instrumente der Hohen Mächte gemeinsam. Sie wirken zeitlos, traumhaft und unwirklich. Entsprechend verwendet auch Christian Montillon in diesem Roman eine Sprache, um das Epische in seiner Geschichte herauszustellen. Auch wenn einiges weitschweifig geriet, langweilig war es nicht. Dafür sorgten auch die Figuren. Das Duo Anzu Gotjian und Bouner Haad belebte den Roman. Der Autor hatte die Figur der Transmitterspezialistin aus dem anderen Zwilling des Universums schon im Vorgängerzyklus eingeführt und sie im Roman gegen den Lichtfresser eingesetzt. Er ist mit der Figur vertraut und das merkt man. Die Erzählperspektive liegt auf Gotjian und insgesamt wird diese Figur sehr homogen zu den bisherigen Auftritten eingesetzt.
Die Geschichte findet, zumindest für mich, genau die richtige Form und den richtigen Ton in der Vermittlung der Erzählung zum Leser. Der Autor musste noch ein wenig die zweite Figur ins Boot holen. Der Haluter war schließlich bisher nicht als enger Begleiter Gotjians in Erscheinung getreten. Christian Montillon legt die Grundlage des Zusammenspiels seiner Hauptfiguren in Rückblenden. Die Schilderungen dieser individuellen Begebenheiten beim Kennenlernen der beiden Protagonisten waren zwar kurz aber dennoch gut erzählt und wirkten nicht aufgesetzt. Nebenbei vermittelt der Roman auch einiges über die gesellschaftlichen Zustände FENERIKS.
So kann es weitergehen.