Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2959

Der Flügelschlag des Schmetterlings – von Oliver Fröhlich – Handlung:
Im Solsystem schreibt man den 31. März 1552 NGZ. Auf dem Titan ist der Mediker Jano Vrinkstetter mit seiner augenblicklichen Situation unzufrieden. Seit zwei Monaten sitzt er mehr oder weniger tatenlos herum und beaufsichtigt den im Koma liegenden Perry Rhodan. Vrinkstetter ist Mitglied des Techno-Mahdi und über die Herkunft des 2. Rhodan informiert. Während jedoch seine Kollegen an der Biophore-Forschung beteiligt sind, kann Vrinkstetter kaum etwas tun. Er beobachtet das Treiben in Los 107, einer öffentlichen Logo-Oase des Techno-Mahdis, als Adam von Aures und Colin Heyday das Labor mit Rhodan betreten. Heyday ist der Chefwissenschaftler des Kepler-Komplexes in Galileo-City und eigens vom Ganymed zum Titan gereist, um Rhodan zu sehen. Jene Version, die Adam aus der Enklave von Wanderer herausholte. Adam von Aures bittet Vrinkstetter, weiterhin als Aufpasser für Rhodan zu dienen. Im Gegenzug bekommt er alle Aktionen des Techno-Mahdis mit. Denn die sind dabei, Geschichte zu schreiben. Der Mediker willigt ein und wird Zeuge, wie die Invasion beginnt.
Auf Terra wird Reginald Bull zum Residenten Hekéner Sharoun gerufen. Er soll sich beeilen und nicht den Transmitter benutzen. Der Unsterbliche wird vom Residenten und vom Positronikspezialist Modij Garuu empfangen. In den vergangenen acht Stunden hat sich die Zahl von Fehlfunktionen in positronisch gesteuerten Geräten signifikant erhöht. Noch sind keine Menschen ernsthaft zu Schaden gekommen, aber die Situation scheint zu eskalieren. Die Positronikspezialistin Hantje Deboum vermutet anhand des Verbreitungsmusters in den Systemen einen Virus. Und der Virus kommt nicht von Außerhalb. Ein Insider muss ihn eingeschleust haben. Nun wird auch noch Raumalarm gegeben. Am Rande des Solsystems ist ein unbekanntes Raumschiff aufgetaucht. Es lässt sich nur schwer orten und antwortet nicht auf Funkanrufe. Zudem scheint sich das Schiff teilen zu können. Plötzlich sind es zwei. Hekéner Sharoun stellt den Fremden ein Ultimatum. Die Ausfälle in positronischen Systemen fordern ein erstes Todesopfer.
Ebenfalls zur gleichen Zeit geht Dario Bechtil seiner Arbeit in der Wetterkontrollstation von Terrania nach. Die Aufgabe des schweigsamen Klimaadapters ist es, das von NATHAN beeinflusste Wetter zu überwachen und in Notfällen einzugreifen. Trotz positronischer Steuerung gibt es immer noch Situation, in denen Menschen mit dem besonderen Blick für das Wetter eingreifen müssen. Und Dario sieht Muster, wo andere nur Chaos erkennen. Während seiner Schicht kommt es tatsächlich zu einem Fall, wo sein Eingreifen notwendig wird. Eigenartig ist, dass NATHAN seine Eingaben erst nach geraumer Zeit akzeptiert.
In der Solaren Residenz kann das Störprogramm isoliert werden und die Zahl der Störungen geht zurück. Von den fremden Raumschiffen geht ein Funkspruch ein. Ein spinnenartiges Wesen vom Volk der Xumushan, das bei allen Betrachtern kreatürliche Angst hervorruft, nimmt das Solsystem im Namen der Yalo XUDDUN in Schutzgewahrsam. XUDDUN tritt das Erbe von ES an. Inzwischen sind es 17 Schiffe, die Kurs auf Terra nehmen. Sharoun lässt das Feuer eröffnen. Aufgrund der beeinträchtigten Ortung haben die terranischen Schiffe das Nachsehen. Und auch die Kommunikation ist inzwischen gestört. Der Virus und seine Behebung waren nur als Ablenkungsmanöver gedacht. Auf Terra wird es ungemütlich. Die fremden Insektoidenraumer erreichen den Planeten und schleusen kleinere Einheiten aus, die auf Terra herabregnen. Die Fremden schießen terranische Gleiter ab und die Menschen suchen Schutz in den Kellern. Die Solare Residenz ist isoliert. Bull schnappt sich einen Gleiter, um zu seiner Familie zu fliegen. Im Chaos des Wetters und verfolgt von den Insektoiden stürzt Bulls Gleiter ab. Bevor der Unsterbliche das Bewusstsein verliert, sieht er zwei der grauenvollen Fremden auf sich zukommen.
Dario Bechtil, der Mann mit dem besonderen Blick, macht eine Entdeckung. Er hat Aufzeichnungen explodierender Gleiter und der fremden Invasoren studiert. Und bemerkt, dass es immer wieder die gleichen Szenen sind. Es sind Täuschungen, die den Eindruck erwecken sollen, überall findet eine Invasion statt. Tatsächlich passiert gar nichts. Nur das Wetter spielt weiter verrückt. Der Klimaadapter macht sich auf den Weg zu seinem Sohn.
Auf Titan wird Vrinkstetter Zeuge der Ereignisse. Ihm ist unwohl, als es Todesopfer gibt. Aber er erhält Einblicke in das Geschehen und erfährt, dass alles nur eine große Täuschung ist. Colin Heyday hat den Virus geschaffen, die Simulation und die Choreografie. Caprice Noopila hat die Xumushan programmiert. Die Inszenierung ist über viele Jahre vorbereitet worden. Den Menschen soll gezeigt werden, was auf sie zukommen kann.
Unterwegs findet Bechtil den verunglückten Reginald Bull und nimmt ihn mit. Über die Medien wird die Botschaft eines gewissen Burosch ausgestrahlt. Der Mann verbreitet das Schreckensszenario einer Übernahme der Macht durch eine fremde Superintelligenz. Und dass der Techno-Mahdi seit Jahren davor gewarnt hatte. Er behauptet, dass die Xumushan die Regierung in ihrer Gewalt hätten. Und nur der Techno-Mahdi leistet noch Widerstand.
Auf Titan ist Jano Vrinkstetter etwas unwohl, als Tango Burosch das Labor betritt und Adam von Aures den nächsten Schritt ankündigt.
Rezension:
Nach einer längeren Pause trägt Oliver Fröhlich wieder einen Baustein zum aktuellen Zyklus bei. Und das Thema dreht sich um die Invasion des Solsystems. Ich gestehe, ich habe beim Blick auf den Untertitel etwas gequält die Augen verdreht. Ich führe zwar keine Strichliste, aber hier wurde sicherlich die gefühlt 100ste Invasion der Heimat der Menschen angekündigt.
Somit lagen für mich keine guten Voraussetzungen für ein ungetrübtes Lesevergnügen vor. Zumindest war ich gespannt, ob der Autor „dieser“ Invasion eine eigene, eine besondere Note geben konnte. Doch zunächst führte Oliver Fröhlich den Mediker Jano Vrinkstetter ein, der sogleich einen Blick aus dem Fenster der Forschungseinrichtung auf Saturn warf. Ich hingegen warf einen Blick auf den unendlich langen Satz, den der Autor zur Wiedergabe von Vrinkstetters Eindrücken benutzte. So lange Sätze liest man selten bei PR. Und mir gefallen lange Sätze. Pluspunkt für den Autor.
Der Autor beschreibt die Invasion aus der Sicht dreier sehr unterschiedlicher Personen. Mit Reginald Bull bekommen wir die Sicht eines Unsterblichen auf die Dinge. Mit Jano Vrinkstetter bekommen wir Erkenntnisse aus erster Hand der Techno-Mahdi. Und mit Dario Bechtil erhalten wir einen Blickwinkel des Menschen von der Straße. Die Bull-Ebene wird von Oliver Fröhlich nicht chronologisch aufeinanderfolgend geschrieben. Er springt ein oder zwei Tage vor und zurück. Normalerweise lockert eine solche „Wie-konnte-es-soweit-kommen“-Sequenz einen Roman schon mal auf. Man bekommt eine Situation, die sich entwickelt und anschließend eine Situation, die durch noch weitere unbekannte Ereignisse offenkundig eskaliert ist. Genau die Begebenheiten, die fehlen, will man als Leser dann schnell erfahren und „bleibt dran“ am Stoff. Bei mir hat das nicht ganz so funktioniert. Ich empfand es etwas holprig.
Holprig ist auch ein gutes Stichwort für die Handlungsebene Titan. Auf der einen Seite gewährt uns die dortige Handlung einen Einblick in die Strukturen des Techno-Mahdis. Auf der anderen Seite erhält man als Leser einen Wissensvorsprung vor den anderen Handlungsebenen. Denn die Komödie im Krankenzimmer von Enklaven-Rhodan war ein wenig zu offensichtlich als Element der Leserinformation platziert worden.
Und gerade diese Ebene lässt mich etwas ratlos zurück. „Technik ist Erlösung“, so eine der Losungen der Anhänger. Und nun wird den Menschen vorgeführt, wie anfällig die Technik sein kann. Die Sammlung von Ereignissen, die sich weltweit ereigneten macht deutlich, wie abhängig der Mensch von der Technik inzwischen geworden ist. Interessanterweise war darunter kein Fall, der nicht auch in unserer realen Welt auftreten könnte. Und obwohl die Ausfälle der Positroniken sogar Menschleben forderten, empfand ich die Fälle zu keiner Zeit als Bedrohung, teilweise waren sie sogar komisch. Aber wie passt das zu den Losungen? Welche Ziele verfolgt der Techno-Mahdi? Nach vielen Jahren der Vorbereitung wird den Menschen die eigene Verletzlichkeit vor Augen geführt. Und wenn es die Absicht der Techno-Mahdi sein sollte, etwas im kollektiven Bewusstsein der Menschheit zu platzieren, dann ist das Mittel, das hier angewandt wird, denkbar schlecht aufgezogen. Denn der Techno-Mahdi propagiert ja, dass die Technik die Erlösung bringen soll.
In der Solaren Residenz macht sich ein wenig Hilflosigkeit breit. Wie immer, wenn binnen Stunden flächenmäßig alles ausfällt, warte ich als Leser auf die Notfallpläne der Invasionsverwöhnten Terraner. Aber die tun jedes Mal so, als wären sie von allen guten Geistern verlassen. Die Einfachheit, mit der systemweit positronische Systeme infiltriert werden können, wird trotz der Erklärung, die Viren wurden von Insidern eingeschleust, nicht plausibel.
Bevor ich mir dazu allerdings zu viele Gedanken machen konnte, entwickelte sich die Geschichte in eine andere Richtung. Es war gar keine Invasion, sondern eine Verschwörung von Innen. Die noch dazu von Spitzenwissenschaftlern ausgeführt wird. Und meine eingangs gestellte Frage, ob Oliver Fröhlich dem Invasionsplot eine besondere Note geben könne, wurde beantwortet. Es war tatsächlich mal was anderes.

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