Ansichten zu Perry Rhodan Olymp Heft 9

Rückkehr ins Chaos – von Olaf Brill

Auf Olymp schreibt man den 14. Mai 1550 NGZ. In Ram Nanukus Anwesen treffen sich Gucky, Piri Harper, Frank Sulu, Derin Paca und Krystophar, sowie der Hausherr selbst. Der Ilt zeigt sich von Derin Paca und Krystophar keineswegs überrascht. Er kennt die beiden offensichtlich. Und Piri Harper, die bis vor kurzen noch einen Trivid-Medienkanal betrieben hat, kann es nicht ganz glauben, als Paca und Krystophar die Masken fallen lassen. Die beiden sind das frühere Kaiserpaar Indrè Capablanca und Martynas Deborin. Harper entgeht auch nicht, dass sich die beiden Olymper, die zu ihrer Zeit zu den schillerndsten Figuren der jüngeren Geschichte zählten, auseinandergelebt haben. Deborin ist sehr schweigsam und hält Abstand zu Capablanca.

Nun interessiert alle, wie das Kaiserpaar nach so langen Jahren an diesen Ort zurückkehrte. Und Indrè Capablanca ist die erste, die erzählt, wie das damals war, vor 32 Jahren, als sie entmachtet wurde und Beryn Mogaw den Thron bestieg. Zu jener Zeit, im Juni 1518 NGZ, war die Bevölkerung Olymps aufgerufen, sich per Wahl zu entscheiden. Dem Anschluss an das Tamanium der Tefroder oder dem Verbleib in der LFT. Indrè Capablanca und Martynas Deborin waren bereit, jede Entscheidung zu respektieren. Öffentlich hatte Martynas Deborin seine Sympathie für das Tamanium ausgedrückt. Mit Perry Rhodan gab es den Plan, sollte der Entscheid zugunsten der Tefroder ausfallen, dass Capablanca und Deborin als Agenten der LFT operieren würden.

Die Entscheidung der Olymper war eindeutig. Sie votierten mit überwältigender Mehrheit für den Verbleib in der LFT. Capablanca war glücklich. Doch bei ihrem Mann war sie sich nicht sicher. Er schien von der Entscheidung des Volkes enttäuscht. In der Folgezeit mehrten sich die Signale. Das Kaiserpaar lebte sich auseinander. Indrè Capablanca machte die Bekanntschaft mit Ram Nanuku. Der 150 Jahre alte Mann war als Politberater tätig. Martynas Deborin hingegen schien sich nicht mehr für olympische Politik zu interessieren. Er blieb beruflichen Terminen immer häufiger fern und überließ die Geschäfte seiner Frau. In dieser Situation betrat der Unternehmer Beryn Mogaw die Bühne. Er war ein Paradiesvogel und in der sehr freizügigen Gesellschaft der Olymper wurde seine Kritik am Kaiserpaar immer häufiger beklatscht. Mogaw nutzte seine wirtschaftliche Macht, um der Regierung immer häufiger die Beteiligung der Wirtschaft an Projekten zu entziehen, die dann er umsetzte. In diese Zeit fiel der Tod Ftempars, des Symbionten der Kaiserin. Ihr erschien es wie ein Symbol des Untergangs. Schließlich waren die Parlamentarier derart unterwandert, dass sie einem Antrag auf ein Amtsenthebungsverfahren stattgaben. Kaiser und Kaiserin entschieden, sich dem Verfahren nicht zu stellen. Sie gaben die Erklärung ab, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Aber auch ihre Bindung zerbrach an dem Tag endgültig.

Indrè Capablanca zog es nach Aurora, dem Sitz des Galaktikums. Dort lebte sie weitgehend anonym, bis sie die Bekanntschaft eines Arkoniden aus der kleinen Baronie Saka machte. Die Baronie drohte zu verarmen. Die dortige junge Regierungschefin, die nicht dem Adel angehörte, hatte einen schweren Stand. So kam Indrè Capablanca nach Saka. Sie freundete sich mit Amira Renu, der Baronin, an. Die Arkonidin hat einen erbitterten Feind, den adligen Satoran on Torasai. Amira Renu kennt die Identität der ehemaligen Kaiserin. Gemeinsam suchen sie eine neue Identität. Capablanca wird zu Derin Paca und zur Beraterin der Baronie. Gemeinsam suchen sie nach Auswegen aus der Wirtschaftskrise und finden sie in den Hon’kantari. Die riesigen Meerestiere haben einen den  Haluter ähnelnden Konvertermagen und reinigen die Meere des Planeten sehr effektiv. Man kommt auf die Idee, die Tiere zu anderen Planeten zu exportieren. Eine Sippe der Mehandor wird für den ersten Transport auf einen Testplaneten gewonnen. Doch der Transport einiger Tiere per Transmitter geht schief. Satoran on Torasai ist es gelungen, die Tiere abzufangen. Er will sie für andere Zwecke missbrauchen. Doch Derin Paca alias Indrè Capablanca, kann die Machenschaften des Arkoniden vereiteln. Die Baronie kommt in den nächsten Jahren zu Wohlstand. Eines Tages bekommt Derin Paca jedoch die schlechten Nachrichten von Olymp und kehrt nach Hause zurück.

Die Gruppe, die bislang gebannt der Geschichte Capablancas gelauscht hat, muss den Standort wechseln. Tefrodische Soldaten sind auf dem Weg. Gucky bringt alle in das Privatquartier von Capablanca. Dort erzählt nach langem Zögern nun auch Martynas Deborin, wie es ihm seitdem ergangen war. Tatsächlich war er enttäuscht gewesen, als sich die Olymper gegen das Tamanium entschieden. Als er später seinen Rücktritt erklärte, verließ er in Maske und ohne zu zögern Olymp, um nie mehr zurückzukehren. Wie ein Mehandor sprang er von Planet zu Planet. Er wurde zu einem Vagabunden. Eines Tages beschloss er, nach Tefor zu reisen. Er wollte in Erfahrung bringen, ob die Tefroder wirklich so übel waren, wie es Indrè und andere behaupten. Er tarnt sich als Tefroder und erreicht Tefor. Als angeblicher Prospektor will er einen draufmachen. Er verspielt Unmengen an Geld und beginnt zu trinken. Die tefrodische Polizei verhaftet ihn, den alkoholsüchtigen Vagabunden. Als er nach der Entlassung mal wieder in der Gosse liegt, wird er von Crystalla aufgelesen. Die Tefroderin findet, wie es scheint, einen Narren an ihm. Er entsagt dem Alkohol und baut ein Beratungsunternehmen auf. Eine Schwierigkeit, denn die Regierung Tefors kontrolliert alles. Doch er hat Erfolg und berät bald andere Tefroder.

Doch die Gläserne Insel verhaftet ihn und zerstört sein Unternehmen. Er wird gefoltert und soll seine Identität preisgeben. Krystophar, wie er sich nennt, ist nicht bereit, seine Herkunft zu verraten. Doch der Geheimdienst weiß längst Bescheid. Und Crystalla entpuppt sich als Agentin. Er soll nach Adarem gebracht werden. Doch auch Martynas Deborin hat immer noch gute Kontakte, die ihm vorher zur Flucht verhelfen. Auch er kehrte nach Olymp zurück.

Gucky hat genug gehört. Er ist sicher, dass sich Perry Rhodan auf dem Gefangenplaneten Adarem befindet. Er teleportiert auf die IBANI GALOA und berichtet Sichu Dorksteiger von Adarem. Die Ator will nach dem Planeten suchen lassen. Da kommt ein Funkspruch von der ETSI. Die Tefroder haben damit begonnen, Shoraz zu beschießen. Sichu beschließt, den Archäologen dort zu Hilfe zu kommen.

Rezension

Olaf Brills zweiter Beitrag zur Miniserie Olymp beginnt mit dem Running-Gag. Gucky hat sich in den vergangenen Jahrzehnten aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. So der Autor. Nicht jeder Bewohner der Milchstraße mochte ihn daher erkennen. Eine geschickte Formulierung. Sie ist korrekt, plausibel, nicht angreifbar. Doch warum wird dieses Element immer und immer wieder durchgekaut? Möglicherweise macht sich Olaf Brill hier einen Spaß. Wenn es zum Zeitpunkt, als er seine zweite Geschichte schrieb, schon Leserreaktionen zu den ersten Bänden Olymps gab, dann hat er es mit Absicht nochmal aufgegriffen. Und wenn es nicht so ist, bleibt es weiterhin merkwürdig. Jedenfalls musste ich über den Einstieg schmunzeln.

Ansonsten knüpft der Roman an Heft 7, Land der Seligen, an. Darin hatte Madeleine Puljic die Figuren zusammengeführt, von denen Olaf Brill nun zwei davon ihre Vorgeschichten erzählen lässt. In Band 2 der Miniserie Olymp wurde kurz die Absetzung des Kaiserpaars thematisiert. Seitdem werden die beiden zu Hoffnungsfiguren hochstilisiert. Dass sich hinter Derin Paca die Kaiserin verbirgt, habe ich nicht erkannt. Das Anagramm des Vornamens zwar schon, aber ich habe da eher eine Tochter Capablancas vermutet. Doch das war zu kompliziert gedacht. Olymp ist einfacher gestrickt.

Nach der Enthüllung wird der Roman von zwei Erzählungen beherrscht. Die beiden ehemaligen Herrscher Olymps berichten, wie es ihnen ergangen ist. Während Indrè sich wieder fangen konnte, hatte Martynas einen Abstieg zu verkraften.

Die Geschichte, wie sich das ehemalige Kaiserpaar auseinanderlebte, bot für mich nur anfänglich einen gewissen Reiz. Die Frage des „Wie“ wurde recht schnell geklärt. Und obwohl sich der Autor für den „Werdegang“ dazwischen einiges hat einfallen lassen, interessierte ich mich dann eher wieder für das „Wie“ der Rückkehr. Für eine Serie, die am Anfang mit der Museumswelt, der Shoziden-Box, dem Auftreten der Tefroder und einigem mehr, zahlreiche Rätsel aufwirft, zeigt der Roman für mich zu wenig Bereitschaft, an diese Themen anzuknüpfen. Vergeblich wartete ich auf einen stärkeren Bezug zu Shoraz, zu den aktuellen Tefrodern, zu irgendetwas, das den Geschichten der beiden Protagonisten mehr Bedeutung geben würde.

Ganz am Ende fällt das Stichwort Adarem. Und schnipp haben wir ein neues Ziel. Na ja, nicht ganz. Shoraz hat Probleme und Sichu gibt ihrem Mann noch ein paar Stunden mehr zum Überleben. Zum Ende hin gab nur noch eine Textstelle, die mir besonders gefiel. Das war Olaf Brills Hommage an den Film Casablanca.

Die Serie dümpelt so dahin. Sie ist nicht Fisch und nicht Fleisch. Sie hat keine Würze und keinen Pep. Die einzelnen Romane zeigen einen Schreibstil auf der Höhe der Zeit für eine Romanheftserie. Und auch dieser Roman von Olaf Brill ist gut geschrieben aber bietet erneut zu wenig Substanz für die Serie.


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