Zeitspringer – von Uwe Anton
Die Geschichte beginnt am 05. September 1523 NGZ im Kuipergürtel des Solsystems. Auf Orcus, einem der zahlreichen Plutinos, wurde bei einem Einschlag eine Kaverne freigelegt. Darin entdeckten Archäologen neun Obelisken, die um einem Sockel aus Hyperkristallen schweben. Die Obelisken werfen keinen Schatten. Als Perry Rhodan den Fundort aufsucht, wundert er sich. Er kann sich nicht erinnern, aber alles kommt ihm vertraut vor. Als der Unsterbliche den Sockel berührt, wird alles klarer. Er erinnert sich plötzlich an Ereignisse, die ab dem 30. Oktober 3430 alter Zeitrechnung im Kuipergürtel ihren Anfang nahmen.
Die WOOGAN-237, ein kleines getarntes Schiff des Imperiums Dabrifa befindet sich auf Kurs ins Solsystem. Es sind drei Agenten an Bord. Juki Leann und ihr Kollege Darren Zitarra können sich nicht ausstehen. Beide müssen jedoch mit dem Dritten im Bunde, Wloto Gribsen, zusammenarbeiten. Ihr Ziel ist die Informationsbeschaffung über Paratrontechnologie, bzw. die Zerstörung wichtiger Anlagen auf den Saturn-Monden. Die Anti-Terranische Koalition glaubt, dass sich das Solsystem gegen einen Angriff mit einem systemumspannenden Paratronschutzschirm schützen kann. Der Aufbau dieses Schirms muss verhindert werden.
Die drei Agenten geraten zufällig mit ihrem Schiff in den Aufbau des ATG-Feldes. Perry Rhodan hat Fall Laurin ausgerufen. Die Energien des ATG-Feldes lassen die WOOGAN-237 ausbrennen. Die drei Insassen werden verstrahlt. Wloto Gribsen löst sich auf und verschwindet. Der Haluter Icho Tolot kommt zur Hilfe und birgt die beiden Überlebenden. Sie werden in Zellen von Imperium-Alpha inhaftiert. Das Verhör führt der junge SolAb-Agent Alaska Saedelaere. Der Transmittergeschädigte verabreicht Darren Zitarra ein Wahrheitsserum und erfährt so den Plan der Agenten. Er berichtet gerade Admiral Tezen Sadinoha von den Ergebnissen des Verhörs, als die Nachricht eintrifft, dass die Gefangenen aus den Zellen verschwunden sind.
Juki Leann wird plötzlich kalt und ihre Umgebung verschwimmt. Als sie wieder klar sehen kann, ist ihre Zellentür offen. Keine Sicherheitseinrichtung hält sie auf, als sie durch Gänge und Schächte von Imperium-Alpha wandert. Alle Menschen sind verschwunden. Sie glaubt an eine Täuschung. An der Oberfläche angekommen, ist Terrania verlassen. Plötzlich trifft sie doch auf eine Gruppe verwahrloster Terraner. Ein Redner bezeichnet sich als Homo superior. Sie wird gefangengenommen und misshandelt, als ihr plötzlich wieder kalt wird.
Darren Zitarras Zelle steht plötzlich offen. Auch er verlässt sie und begegnet verschiedenen Personen, die ihn misstrauisch mustern. Er wird auf eine Auseinandersetzung aufmerksam. Zwei Humanoide kämpfen gegeneinander. Ihre Körper und Gesichter erscheinen maskenhaft und verändern sich. Dann spürt er wieder die Kälte.
Inzwischen sind Galbraith Deighton, Perry Rhodan und Gucky über die seltsamen Gefangenen informiert worden und vor Ort, als diese wieder in ihren Zellen erscheinen. Die Frau ist übel zugerichtet und muss ärztlich versorgt werden. Der Hyperphysiker Renier Bievre aus dem Waringerteam wird hinzugezogen und macht Messungen. Seine Theorie ist einfach. Zusammen mit den von Icho Tolot gemachten Beobachtungen und den Aussagen der beiden Agenten, die von ihren „Ausflügen“ berichteten, ergibt sich ein Bild. Die beiden Agenten sind durch die Energien des ATG-Feldes zu Zeitspringern geworden. Während Darren Zitarra für ca. 12 Jahre in die Vergangenheit gesprungen ist, hat es Juki Leann möglicherweise für den gleichen Zeitraum in die Zukunft geschleudert. Alte Aufzeichnungen NATHANS und anderer Positroniken scheinen Zitarras Erlebnisse zu bestätigen. Vor 12 Jahren ist ein Unbekannter in Imperium-Alpha eingedrungen und hat Tezen Sadinoha angegriffen. Die Aufnahmen sind unscharf, sie zeigen aber ein Gesicht im Hintergrund, das die Kämpfenden beobachtet. Das könnte Darren Zitarra sein.
Perry Rhodan erklärt den gesamten Fall zur Geheimsache. Er sieht seinen 500-Jahres-Plan gefährdet. Und er hat Angst vor der Zukunft, wie Juki Leann sie schildert. Er versucht die Agenten auf seine Seite zu ziehen. Die Sextadim-Strahlung ist tödlich für die beiden Zeitspringer. Für ihre Hilfe sollen sie medizinische Betreuung erhalten. Rhodan vermutet anhand der Aufzeichnungen weitere Verschwörer in Imperium-Alpha. Die beiden Agenten werden mit Nanopartikeln „geimpft“, um sie verfolgen zu können, wenn sie fliehen. Was Rhodan (noch) nicht weiß, ist, dass Tezen Sadinoha nicht der ist, der er vorgibt zu sein.
Juki Leann und Darren Zitarra werden verlegt. Plötzlich geht das Licht in ihrem Transportgleiter aus.
Rezension
Mit dem Roman „Zeitspringer“ eröffnet Uwe Anton die Mini-Serie „Terminus“, für die er auch die Exposés verfasst. Wie andere Mini-Serien des Verlags ist Terminus auf 12 Hefte konzipiert und in sich abgeschlossen. Neu ist hingegen das Erscheinungsbild. Der Schriftzug Perry Rhodan kommt zwar nach wie vor im typischen Layout daher, wird aber direkt in weiß auf das Titelbild gedruckt. Der Name der Mini-Serie wird von zwei Balken mit silbergrauen Farbverlauf gesäumt. Das finde ich gut gemacht. Alt trifft Modern. Perry Rhodan-Leser erkennen „ihren“ Perry und Neu-Leser werden vielleicht neugierig zugreifen.
Zum Roman. Das Solare Imperium ist zurück! Zackige Meldungen der Art, „Jawohl Sir“ oder „Ja, Sir, jawohl Sir“ werden von Uwe Anton so lässig heruntergeschmettert, als hätte der Autor der ersten Garde der Perry Rhodan-Autoren angehört und nie etwas anderes geschrieben. Seltsam mutet das siezen an, auch unter den langjährigen Freunden Perry Rhodan und Galbraith Deighton, dem Gefühlsmechaniker. Seltsame Fähigkeit. Eigentlich müsste sie ihm helfen, mit „allen“ Menschen klarzukommen. Weil er sie „lesen“ kann. Tatsächlich ergibt sich in diesem Roman ein anderes Bild. Der Solarmarschall wirkt unnahbar auf seine Umgebung. Seine Mitarbeiter werden nicht warm mit ihm.
Seltsam wirken auch die knappen Dialoge auf mich, die Uwe Anton seinen Figuren bei den „offiziellen“ Anlässen spendiert. Aus den kurzen Sätzen ist alles und auch wiederum nichts interpretierbar. Ist das jetzt nur Pflichterfüllung, wenn ein „Jawohl Sir“ gebellt wird? Ist die Person, die das brüllt, glücklich oder verstimmt, vielleicht beleidigt oder angefressen? Fühlt sie sich übergangen? Nur die Figur des Hyperphysikers Renier Bievre lockert das Figurenensemble mit den militärisch korrekten Umgangstönen etwas auf. Vielleicht hat Uwe Anton diese Figur aus der „Autorenzukunft´“ in seinen Vergangenheitsroman mitgebracht, um den Faden zu den modernen Figuren mit Stärken und Schwächen nicht ganz zu verlieren.
Der Auftakt mutet aus meiner Sicht seltsam an. Wenn ich zunächst dachte, dass mal wieder eine Zeitreise den Beginn der Geschichte markiert, kann Uwe Anton diese Befürchtung schnell entkräften. Perry Rhodan erinnert sich an diese Ereignisse, die aus seinem Gedächtnis gelöscht wurden. Es bleibt abzuwarten, ob seine Erinnerungen zu Handlungen in 1523 NGZ führen werden oder ob sich die Miniserie überwiegend mit der Zeit um 3430 beschäftigen wird. Spannend bleibt auch, warum Rhodans Gedächtnis manipuliert wurde.
Die (Handlungs)Zeit Solares Imperium ist mir, ich muss das einräumen, etwas fremd geworden. Mich haben immer die Romane mehr angesprochen, die den Zerfall des SI und den weiteren Weg der Menschheit zum Inhalt hatten. Der Zerfall hatte etwas Morbides, das mir irgendwie gefallen hat. Und der weitere Weg der Menschheit griff endlich das Thema aus Band 1 wieder auf, nämlich den Weg des Menschen in die Zukunft. Mit dem SI traten die Menschen unter Rhodans Führung lange auf der Stelle. Den Einstieg von Uwe Anton in Terminus fand ich dennoch recht vergnüglich und kurzweilig. Mal sehen, wie es weitergeht.
Der Terminus-Edition lag noch eine Postkarten-Collection bei.
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