Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2904

Gerichtstag des Gondus – von Leo Lukas – Handlung:

Die RAS TSCHUBAI folgt dem Pentasphärenraumer DAAIDEM. Das Schiff des Ghuogondus Puoshoor soll die Terraner zu einem Treffen mit dem Gondu geleiten. Die Schäden, die von den Verschwörern, den Schutzgeistern, angerichtet wurden, sind inzwischen behoben. Auf die noch unbekannten zwei Schutzgeister und dem Barong gibt es keine Hinweise.

An einem Zwischenhalt kommt eine Delegation der Thoogondu, darunter Puoshoor, an Bord. Der Sohn des Gondus will nicht, dass die RAS TSCHUBAI sich Taqondh im Tizillarsystem nähert, auf dem sein Vater Hof halten wird. Rhodan darf mit vier Begleitern an Bord der DAAIDEM gehen. Zum Team des Unsterblichen gehört Penelope Assid, halb Terranerin, halb Báalol und eine schwache Suggestorin. Sie springt für die Chefdiplomatin Fabienne Iukik ein, die erkrankte. Weiterhin sind der Oxtorner Báron Danhuser und der Terraner Dean Tunbridge dabei. Alle tragen Slender-SERUNS, die durch extreme Miniaturisierung kaum auftragen. Perry Rhodan verlässt die RAS TSCHUBAI nur ungern. Die Krise mit den Schutzgeistern ist noch nicht überstanden und Sichu Dorksteiger hat nur wenig über die Holzkästchen in Erfahrung gebracht, außer, dass sie in geringem Maße hyperenergetisch aktiv sind, was an einer Beschichtung des Holzes liegt.

Das Quartett geht dennoch an Bord der DAAIDEM. Sie geben ihre Waffen ab. Ihnen werden zwei Begleiter zur Seite gestellt, die sie durchs Schiff führen. Sfianid und Kauttuno präsentieren stolz den mit allerlei Prunk ausgestatteten Raumer. Da die Koordinaten der Zielwelt unbekannt sind, versucht die RAS TSCHUBAI dem Pentasphärenraumer zu folgen. Deren Lokatoren erlauben Sprünge von bis zu 3000 Lichtjahren. Die Thoogondu zeigen sich davon überzeugt, dass sie das terranische Schiff abhängen können. Doch Oberst Cascard Holunder fühlt sich herausgefordert. Die Terraner lassen sich nicht abhängen. Als die RAS TSCHUBAI mit voller Tarnung das Tizillarsystem erreicht, wird sie von einer starken Flotte bereits erwartet und unmissverständlich aufgefordert, Abstand zur Paladischen Welt zu halten. Holunder fügt sich und nimmt eine Position 10 Lichtjahre entfernt ein. Gleichzeitig ist sein Misstrauen geweckt. Woher wissen die Thoogondu immer über die Position des Schiffes Bescheid? Sind es die Schutzgeister, ein Spion oder ist es eine fremde Technik, die hier aktiv ist?

Während des Aufenthalts an Bord der DAAIDEM müssen Perry Rhodan und seine Begleiter auch an Feierlichkeiten teilnehmen. Rhodan fühlt sich unwohl, alt und fehl am Platz. Die unverhohlen zur Schau getragene Überheblichkeit der Gastgeber tut ein Übriges. An Bord werden Drogen konsumiert. Das Luooma gibt den Konsumenten Das Gefühl von Jugendlichkeit und Frische. Allerdings beschleunigt es den Alterungsprozess. Am Zielort, dem Planeten Taqondh ist bereits das Flaggschiff POTOOLEM eingetroffen. Puoshoor hat während des Fluges zahlreiche Andeutungen gemacht, dass ihn sein Vater und die Politik nicht interessieren. Perry Rhodan ist darauf nicht eingegangen. Am 10. Oktober landet das terranische Quartett auf der Paladischen Welt. Auch hier müssen sie zahlreiche Feierlichkeiten erdulden. Für die POTOOLEM gibt es einen eigenen Landeplatz. Rhodan und seine Bergleiter können das Landefeld besichtigen und machen eine eigenartige Entdeckung. Wie auch ihre Raumschiffe haben die Thoogondu das Landefeld mit Einlegearbeiten geschmückt. Eines davon zeigt einen Kugelraumer mit Ringwulst. Und es trägt den Namen ORION im Gondunin-Alphabet. Aus der gelandeten POTOOLEM schwebt ein würfelförmiger Block von 500 m Größe zu einem vorbereiteten Geviert aus Türmen. Dort soll die Audienz stattfinden.

Auf der RAS TSCHUBAI wird dem gesuchten Peilsender inzwischen ein Name gegeben. Der Tracker muss unbedingt gefunden werden. Ausgeschleuste Beiboote können kein Signal empfangen. Es wird vermutet, dass der Tracker mobil ist und nicht ständig sendet. Der Techniker Kriff Dnotz, der mit der ersten Pilotin Briony Legh liiert ist, liefert den entscheidenden Hinweis. Da inzwischen außer Iukik noch weiteres Führungspersonal erkrankt ist, zieht er den Schluss, dass Führungsmitglieder mobiler als andere sind und irgendwo mit etwas in Kontakt gekommen sind, was sie krank macht. Die Expresskabinen geraten ins Visier der Ermittler und man kann nachweisen, dass drei dieser Kabinen mit Hyperkristallen unbekannter Art kontaminiert sind. Kommen diese drei Kabinen sich nahe, wird ein ultrakurzer Impuls abgestrahlt, der den Aufenthaltsort des Schiffes verrät. Die Erkrankten leiden an der Strahlung, können aber geheilt werden. Man baut die Kabinen in eine Korvette ein und schafft sich damit eine Möglichkeit, sie jederzeit auszuschleusen und die Thoogondu zu täuschen. Ein Test verläuft erfolgreich.

Mit zahlreichen anderen Gästen strebt das terranische Quartett zur Audienz des Gondu. Hightech-Leibwächter, die Gäonen, schützen den Herrscher. Selbst Puoshoor muss sich legitimieren. Der Thron des Garanten zeigt sich als türkisfarbener Zylinder. Assid spürt eine drohende Gefahr und tatsächlich bricht plötzlich das Chaos aus. Verschiedene Wesen enttarnen sich und greifen den Gondu an. Da die Terraner ohne Waffen sind, können sie nichts tun. Die Gäonen machen kurzen Prozess mit den Angreifern, wobei sie keine Rücksicht auf die vielen Gäste nehmen. Nur Rhodan und seine Begleiter werden geschont. Assid wird schwer, Rhodan leicht verletzt. Der Gondu war nur ein Doppelgänger. Fünf der Angreifer können festgenommen werden. Am nächsten Tag hält der Gondu Gericht über die Attentäter.

Der Alleinherrscher erscheint wiederum nicht persönlich sondern als Holo. Die Attentäter gehören einer Gruppierung Fürsten des Lichts an und wecken keine Sympathie bei Rhodan. Sie dürfen ihr eigenes Strafmaß wählen. Nichtige Vitrine oder Gedächtnisbuße. Alle wählen die Vitrine. Rhodan wird aufgefordert, das Urteil zu revidieren, d.h. sich für Gedächtnisbuße für die Verurteilten zu entscheiden. Rhodan lehnt dies ab, zumal ihm der Unterscheid der Strafarten nicht mitgeteilt wird. Wie es sich herausstellt, ist die Vitrine ein Todesurteil. Die Verurteilten werden desintegriert. Rhodan greift nun doch ein und die drei verbliebenen Attentäter bekommen die Gedächtnisbuße. Rhodan erfährt erst hinterher, dass sie die Erinnerung daran erhalten haben, ihre eigene Familie ermordet zu haben. Der Terraner ist entsetzt.

 

Rezension:

Michael Marcus Thurner hat es in seinem Blog und Kai Hirdt im Forum ausgesprochen. Die ersten Hefte des Zyklus sollen so geschrieben werden, dass auch Neueinsteiger eine Chance haben. Auch Leser, die den Band 2900 verpasst haben, sollen in den ersten Romanen einen leichten Einstieg in die Thematik erhalten. Die beiden Autoren haben ihre Aufgabe ganz gut gelöst. Leo Lukas wiederholt ein wenig zu viel der bisherigen Ereignisse. Daran ändert auch nichts, dass er bislang unbekannte Besatzungsmitglieder, z.B. die erste Pilotin, dazu benutzt, um seine Wiederholungen zu platzieren. Nachdem sich zweitrangige Besatzungsmitglieder mit den Ereignissen beschäftigten, lässt Lukas auch noch Perry Rhodan das Vergangene Revue passieren. Das war ein wenig zu viel des Guten (selbst für Neuleser).

Leo Lukas macht gleich zu Beginn deutlich, wie er seinen Roman angeht. Insbesondere in den Dialogen wählt der Autor eine einfache, launige Sprache. Schnell kristallisieren sich zwei Handlungsebenen. Die eine wird von Perry Rhodan und seinem kleinen Einsatzteam bestritten, die andere beschreibt mit vielfältigen Personal die Aufklärung der Spiontechnik an Bord der RAS TSCHUBAI.

Rhodans Team muss sich mit zwei Dingen auseinandersetzen. Dem Prunk und die Überheblichkeit der Thoogondu und dem undurchschaubaren Gebaren des Herrschersohns. Die Sprache des Autors ist dabei genauso ausschweifend wie der dargestellte Prunk. Das war am Anfang witzig, später nervte es mich zusehends. Zum Ende hin, als die Dramatik des Geschehens zunahm, wurde es wieder besser. Wobei die äußerst blumige Sprache von Leo Lukas doch einige Merkwürdigkeiten produzierte. Pen Assid „umtanzte“ die Thoogondu, wirbelte „mehrfach um die eigene Achse“. Was für ein merkwürdiges Bild muss das gewesen sein. Glücklicherweise musste ich es nicht sehen. Lesen war da schon schwer genug.

Bislang war das Auftreten des Titelhelden gegenüber den Gastgebern von Diplomatie geprägt. Diese Zurückhaltung währt nun bereits seit vier Romanen. Dabei ist die Form der Einladung, nämlich Sonnen zu zünden und dabei beabsichtigt oder unbeabsichtigt eine ganze Welt zu vernichten, unbedingt ein Grund, den Perry Rhodan zwingend zur Sprache bringen muss. Erstmals seit vier Geschichten verschärft der Terraner seinen Ton, als er dem Sohn des Gondus an Bord der RAS TSCHUBAI Verzögerung vorwarf. Dieser Moment währte jedoch nur kurz. Dann ist Rhodan wieder förmlich. In der Folge rückt Leo Lukas den Unsterblichen ziemlich an den Rand des Geschehens. Nur scheinbar steht der Unsterbliche noch im Mittelpunkt. Tatsächlich wird er von der Chefdiplomatin Fabienne Iukik vorgeführt, in der Wahl des Einsatzteams übergangen, und von ebenjenen auf dem Flug zum Gondu mehrmals düpiert. Auch ansonsten lässt Leo Lukas keine Gelegenheit aus, dass sich Perry Rhodan über sich selber ärgert. Der Unsterbliche erduldet alle Feiern und mag diese auch nicht, er lässt unzählige Gelegenheiten verstreichen, um mit Puoshoor ein klares Wort zu führen. Selbst als er erfährt, dass die angedachte Audienz keinesfalls nur für ihn alleine ist und er sich in eine Warteschlange einreihen muss, bleibt Rhodan ruhig. Zu ruhig. Und in den entscheidenden Momenten macht sich Rhodan zum Erfüllungsgehilfen eines grausamen Rechtssystems, das er nicht durchschaut und trotzdem handelt er.

Die zweite Handlungsebene an Bord der RAS TSCHUBAI konnte mich mehr begeistern. Abgesehen von den Wiederholungen des letzten Heftes legten die Terraner etwas Geschick an den Tag. Sie konnten der DAAIDEM folgen, auch wenn sie bereits erwartet wurden. Dennoch konnten die Terraner bei dem Hase-Igel-Spiel überzeugen. Seltsam nur, dass ANANSI durch Berechnungen „strapaziert“ wurde. Aber die Semitronik zeigt sich leistungsmäßig schon seit einiger Zeit eher auf dem Niveau eines Taschenrechners.

Sichu Dorksteiger kommt mit den Holzkästchen nicht weiter. Immerhin will sie nun – nach Tagen – mal einen Blick hineinwerfen. Das ist natürlich eine epochale Herangehensweise! Andere Besatzungsmitglieder zeigen sich empirischer. Man kommt dem Tracker auf die Spur und kann vielleicht zukünftig ohne Beobachtung der Thoogondu operieren.

Vier verschiedene Autoren haben die ersten vier Romane des neuen Zyklus im Goldenen Reich verfasst. In allen Romanen zeigt sich Perry Rhodan zurückhaltend. Positiv kann man das mit dem Begriff „diplomatisch“ belegen. Negativ zeigt sich der Held zu zaudernd. Es gibt längst genügend Situationen, in denen der Held ein energischeres Auftreten hätte zeigen können und müssen. Das Eingreifen in ein Rechtssystem, das Perry Rhodan nicht versteht und er dafür auch keine Erklärungen bekam, stellt jedoch einen unrühmlichen Höhepunkt dar. Gerade da hätte der Held sich zurückziehen müssen.

Rhodans Teilnahme am Prozess, spätestens jedoch die Teilnahme an der Urteilsvollstreckung sind dumm und unüberlegt. Seine Einmischung ohne jede Kenntnis ist beängstigend. Ich weiß nicht, was sich die Autoren dabei gedacht haben. Denn auf den Mist von Leo Lukas alleine ist diese Beschreibung Perry Rhodans sicherlich nicht gewachsen. Diese Szene wertet den Roman ab und auch den Zyklus. Da lässt sich auch nichts reparieren.

 


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