Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2903

Der Bund der Schutzgeister – von Kai Hirdt – Handlung:

An Bord der RAS TSCHUBAI hat die Kosmolinguistin Attina Hopkinson einer Befragung per SEMT zugestimmt. Sie ist Zeugin des vermeintlichen Mordes von Vogel Ziellos und Ben Jello an einem Thoogondu. Nun sollen ihre Erinnerungen an die Tat über den SEMT-Transfer überprüft werden. Klavs Herm Luetyens, der Leiter der Bordsicherheit wird Hopkinsons Erinnerungen nacherleben. Und Rhodan wird die Ereignisse über eine Projektion verfolgen. Das Ergebnis schockiert den Unsterblichen. Vogel Ziellos hat den Mord begangen. Und Attina Hopkinson hat es beobachtet. Zur gleichen Zeit findet ein Treffen der Schutzgeister statt. So nennen sich einige Besatzungsmitglieder, die ein Verbrechen der RAS TSCHUBAI in den Magellanschen Wolken zum Anlass nahmen, um das Grauen, das von dem Schiff ausgeht, nicht noch einmal entstehen zu lassen. Der angebliche Mord bestärkt die Gruppierung noch in ihrem Denken. Sie greifen auf das gespeicherte SEMT-Verhör zu und planen ihr Vorgehen. Sie wollen den zweiten Piloten Kantweinen prüfen, ob er sich ihrer Gruppierung anschließt.

Ganz andere Probleme haben Täller und sein Ziehvater Andris Kantweinen. Der Waisenjunge von Maandam, der unbedingt zu den Sternen fliegen wollte, hat seinen Platz an Bord noch nicht gefunden und der zweite Pilot des Riesenschiffs tut sich mit seinen neuen Pflichten als Vater schwer. Nachdem seine Aufnahme in eine Sportmannschaft gescheitert ist, streift Täller enttäuscht durchs Schiff und Kantweinen sucht ihn. In Ogygia hat Täller die Xenolinguistin Uma Lee getroffen. Der Maandame spricht sie auf das Holzkästchen an, das Uma Lee in ihrem Besitz hat. Er kann es riechen, auch jetzt, wo sie es nicht dabei hat. Und er ist fasziniert davon, dass das Kästchen mit seiner Besitzerin spricht, auch wenn Lee das verneint. Als Kantweinen dazu kommt, lädt sie den Piloten in ihr Quartier ein. Sie drückt ihm das geöffnete Kästchen in die Hand, doch irgendetwas lässt Kantweinen zögern, hineinzugreifen.

Die Schutzgeister sind von der fehlenden Resonanz Kantweinens enttäuscht. In der Nacht wollen sich zwei Mitglieder in Ogygia treffen. Dann soll Barong verraten, um was es geht. In der Nacht ist auch Täller in der Landschaft des Schiffes unterwegs und belauscht Uma Lee bei einem Treffen mit einem unbekannten Mann. Diebstähle werden erwähnt und der Kommandant des Schiffes soll in einem Raum gelockt werden. Der Unbekannte würde dafür sein Leben sogar opfern. Täller erzählt Andris Kantweinen von seinem Ausflug und der informiert Perry Rhodan, der Kommandant Cascard Holonder und den Sicherheitschef hinzuzieht. Die berichten, dass Sprengstoff entwendet wurde und Holonder sich das ansehen wollte. Dem Attentäter soll eine Falle gestellt werden. Doch auch die Gruppierung erfährt von diesem Plan.

In einem Nebenraum der Zentrale explodiert ein Sprengsatz. Der Schaden ist gering, doch der Sprengsatz war in der angrenzenden Unterkunft Holonders versteckt. Der Verschwörung ist nur schwer beizukommen. Datenspuren wurden manipuliert und es gibt viele Verdächtige. Täller kann entscheidend dazu beitragen, dass ein weiterer Schutzgeist enttarnt wird. Neben Uma Lee, die beobachtet wird, findet sich ein Holzkästchen bei Amauran Aist. Der Waffeningenieur will seine Geschichte freiwillig per SEMT-Datenstrom erzählen. Rhodan empfängt sie und ist entsetzt. Vor sieben Jahren hat die RAS TSCHUBAI Waffentests in den Magellanschen Wolken durchgeführt. Drei Gurradschiffe forderten die Terraner auf, das Gebiet zu verlassen. Kommandant Cascard Holonder ignorierte die Aufforderung nicht nur, er ließ die Gurrads mit dem Aagenfelt-Blitz beschießen. In der Folge drifteten die drei Schiffe in eine nahegelegene Sonne und wurden vernichtet. Hunderte Gurrads starben. Der Vorfall wurde unter Beteiligung der gesamten Zentralebesatzung, einschließlich Luetyens vertuscht. Aist fand später ein kleines Holzkästchen in seinem Quartier. Über das Bordnetz wurde er von einem Unbekannten, der sich als Barong vorstellte, kontaktiert und als Schutzgeist rekrutiert.

Rhodan stellt ein Ermittlerteam zusammen aus Leuten, die so jung sind, dass sie vor sieben Jahren nicht dabei waren. Die Logdateien werden ausgewertet. Demnach sind vor sieben Jahren tatsächlich drei Gurradschiffe vernichtet worden, allerdings unbemannte alte Einheiten, die für Waffentests erworben wurden. Doch die Logdateien sind manipuliert worden. Rhodan bittet Andris Kantweinen, der damals ebenfalls in der Zentrale war um eine SEMT-Befragung. Nach Kantweinens Erinnerungen ist seinerzeit nichts geschehen. Rhodan hat nun eine belastende und eine entlastende Aussage.

Der Unsterbliche hegt den Verdacht, dass die Datenmanipulationen jedoch nicht vor sieben Jahren stattfanden, sondern erst vor kurzem. Auch die Datenfälschung beruht auf Gedächtnismanipulation. Ein weiterer Schutzgeist wird enttarnt. Auch bei Chiara Logau wird ein Holzkästchen gefunden und von Sichu Dorksteiger untersucht. Mit Myrrdin Hawk und Yerrem Karatas sind fünf Schutzgeister von mutmaßlich sieben bekannt. Ob Barong zu den sieben gehört ist allerdings unbekannt.

Karatas versucht sich der Gefangennahme zu entziehen. Er führt einen Anschlag gegen die Zyklotraf-Speicher durch, der im letzten Moment vereitelt werden kann. Karatas stirbt dabei. Während Logau und Aist verhaftet sind, werden Lee und Hawk unauffällig beobachtet, um mehr über die Schutzgeister zu erfahren.

Perry Rhodan erhält von Farye die Nachricht, dass die Gefangenen befreit wurden. Und er bekommt die Einladung oder vielmehr die Aufforderung den Gondu zu treffen. Der Flug der RAS TSCHUBAI führt nach Taqondh.

 

Rezension:

Mit Romanheft 2903 feiert Kai Hirdt seinen Einstand als Teamautor in der Erstauflage. Der Autor schreibt für NEO, hat zur Arkon-Miniserie einen Roman beigetragen, hat die Jupiter-Miniserie mit gestaltet und ist auch im Comicbereich aktiv. Die Geschichte, mit der Kai Hirdt hier nun aufwartet, spielt zu 100 Prozent an Bord der RAS TSCHUBAI und blendet das Geschehen um das Goldene Reich weitgehend aus. Lediglich der Mord an einem Thoogondu und die auf der letzten Seite ausgesprochene Einladung des Gondu an Perry Rhodan stellen Verknüpfungspunkte zur Zyklusstory dar.

Die ersten drei Seiten seiner Geschichte verwendet der Autor zur Vorstellung der wichtigsten Protagonisten. Perry Rhodan, der auf der Suche nach der Wahrheit ist. Täller, der auf der Suche nach seinen Platz an Bord ist und Andris Kantweinen, der Täller sucht aber eigentlich auf der Suche nach der Antwort auf die Frage ist, warum er Täller mitgenommen hat. Und da ist noch die zunächst unbekannte Gruppierung der Schutzgeister, die der Autor unter der Kapitelüberschrift „Geisterstunde“ ihre konspirativen Treffen ausrichten lässt. Früh fällt der Begriff Magellanschen Wolken und deutet auf ein Ereignis in der Vergangenheit hin. Mit dem Begriff Geisterstunde konnte ich zunächst nichts anfangen. Möglicherweise hat es etwas damit zu tun, dass sich die Schutzgeister in der Nacht – zur Geisterstunde – treffen. Vielleicht aber sind es die ominösen Holzkästchen, bzw. die geisterhaften (?) Stimmen, die Täller wahrzunehmen glaubt, die zu diesem Begriff führten.

Nun denn, die Geschichte entwickelte sich zunächst langsam aber stetig. Die Ergebnisse aus Hopkinsons Befragung überraschten nicht. Die Manipulation von Erinnerungen ist ein roter Faden, der sich durch die letzten Romane zieht. Die Charakterkonstellation Täller und Kantweinen wird vom Autor näher beleuchtet und traf dabei meinen Geschmack, was die Mischung aus Beruflichen, Privatleben und Gefühl anging. Ganz am Anfang der Geschichte gönnt Kai Hirdt seinem Protagonisten Kantweinen auch einen Blick auf Perry Rhodan. Statt jedoch irgendwelche Ereignisse aus Rhodans Leben Revue passieren zu lassen, macht sich Kantweinen Gedanken zu Rhodans Gefühlen. Ein kleiner Moment zwar nur, aber ein seltener. Meist begegnen die Nebenfiguren dem Unsterblichen anders. Zumeist wird auf die unglaubliche Historie der Figur und ihre Erlebnisse reflektiert. Kantweinen jedoch bemerkt die Last auf Rhodans Schultern und was sie aus dem Unsterblichen macht. Das waren nur zwei, drei Sätze, aber sie gefielen mir gut.

Über Täller knüpft der Autor an den Handlungsfaden der Schutzgeister an, die sich über das Holzkästchen identifizieren ließen. Die Gedankenwelt der Schutzgeister blieb zunächst mysteriös. Erst als das erste Mitglied gefangen und verhört wurde, bekam dieser Strang mehr Klarheit. Auch hier ging es um die Manipulation von Erinnerungen. Ich bin gespannt, wie das mit den Manipulation der Erinnerungen im Goldenen Reich zusammenhängt. Die Story wurde zusehends komplexer, denn nun kristallisierte sich heraus, dass manche Ereignisse gar nicht vor Jahren geschahen sondern diese Vergangenheit Teil der manipulierten Erinnerungen war, ebenso wie die die Erinnerungen an die Datenmanipulation erst kürzlich erfolgte. Auch wenn es auf der Hand lag, dass auch die Erinnerungen an die Datenmanipulation erst kürzlich erfolgte und nicht bereits vor 7 Jahren, war der Schluss, den Rhodan während des Gesprächs mit dem Sicherheitschef und dem Ermittlerteam zieht, vom Autor clever angelegt.

Erfreulicherweise wurde die Geschichte nicht über Effekte vorangetrieben, sondern überwiegend durch Dialoge. Die kleine Explosion am Anfang spielte dabei die Rolle, die Figuren auf die Spur von Lug und Trug zu bringen. Erst kurz vor Ende seiner Geschichte tut Kai Hirdt etwas für die Action. Ansonsten Dialoge, Dialoge, Dialoge! Und alle durchdacht und flüssig zu lesen.

Mein Fazit: Ein packender Roman mit einem gut getimten Spannungsbogen.

 


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