Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2870

PR_2870Die Eiris-Kehre – von Leo Lukas – Handlung:

Auf Tombaugh’s Rock, einem Außenposten am Rande des Solsystems, steht die Ankunft einer Neuen an. Die Habitat-Architektin Sui Dean wird von einem Versorgungsschiff auf dem LFT-Stützpunkt abgesetzt. Die nächsten drei Monate soll sie den Felsbrocken, ein Trümmerstück des Kleinplaneten Pluto, kartographieren. Ihre Untersuchungen dienen einem Projekt, das für Tombaugh’s Rock eine neue Aufgabe bringen könnte. Entsprechend sauer reagiert die Besatzung von Tombaugh’s Rock, die allesamt Individualisten sind. Die Begrüßung fällt kurz aus und Sui Dean wird von da ab von allen gemieden. Es dauert Wochen, bis sie überhaupt Kontakte zu einigen der Bewohner bekommt. Da ist eine Terranerin, deren Vorbild Melbar Kasom ist. Sie nennt sich Melba Kasom und versucht mit hormonellen Mitteln alles, um ihrem Idol zu gleichen. Eine Jülziish ist die Waffenspezialistin der stark armierten Station. Sie ist in die positronischen Systeme integriert und hat seit Jahrzehnten keine Begegnung mehr mit den anderen Besatzungsmitgliedern. Die Suchanoffs, ein Ehepaar, betreiben abstoßende Forschungen an Hybridwesen. Ein Terraner komponiert Musik mit den Geräuschen startender Raumschiffstriebwerke und ist schwerhörig geworden. Ein anderer hat einen Tanzsaal eingerichtet, um seine todkranke Zwillingsschwester einige letzte unbeschwerte Momente erleben zu lassen.

Am 21. Oktober 1518 NGZ bekommt Tombaugh’s Rock weiteren Besuch. Der PONTON-Tender GALILEO GALILEI schleppt den Polyporthof GALILEO zum Außenposten. Der Polyporthof ist von fremder Energie eingesponnen und unzugänglich geworden. Aber über den Hof hat sich ein fremder Humanoide namens Ovaron Kilmacthomas gemeldet und nach Perry Rhodan gefragt. Der Unsterbliche fliegt mit der RAS TSCHUBAI ebenfalls nach Tombaugh’s Rock. Und er nimmt Angakkuq mit. Von Cai Cheung erfährt Rhodan, dass alle Elemente des Polyportnetzes der Milchstraße damit begonnen haben sich einzuspinnen. Die Evakuierung wird angeordnet.

Perry Rhodan nimmt Kontakt zu Benya Roshi auf, dem Kommandanten von Tombaugh’s Rock. Der stellt eine Halle für die Begegnung mit Ovaron Kilmacthomas zur Verfügung. Rhodan fliegt mit Gucky in einer Korvette zum Treffpunkt. Ovaron Kilmacthomas bedient sich einer Dakkar-Spanne, um am Ziel zu materialisieren. Er ist tatsächlich ein Nachfahre von Tyrone Kilmacthomas und reist im Auftrag der INSTANZ. In dieser Epoche, führt er aus, zeigen sich Spuren des Wirkens des Atopischen Tribunals, gleichsam strahlenden Diamanten in einem dunklen Äon. Aber noch eine andere Katastrophe bedroht dieses Zeitalter: Die Eiris-Kehre. Bevor Perry Rhodan Einzelheiten erfährt, bekommt er die Nachricht, dass Angakkuq spurlos verschwunden ist. Kilmacthomas sieht darin eine Gefahr. Gleichzeitig kommt es auf Tombaugh’s Rock zu Wahrnehmungsstörungen der Besatzung. Ähnliches ist zuvor der Besatzung von GALILEO passiert. Frywil Suchanoff wird von seinen eigenen Hybridwesen getötet. Die Wissenschaftler der RAS TSCHUBAI empfehlen die Evakuierung.

Ovaron Kilmacthomas erläutert, das die dys-chrone Drift zu einer Degenerierung der Eiris von ES und der Eiris anderer Superintelligenzen im Umkreis von 100 Millionen Lichtjahren führt. Im Wirkungsbereich lösen sich die hyper- und paraphysikalischen Anker der SI’n. Kilmacthomas will das Polyport-System vor der Eiris-Kehre retten. Er verlangt den Urcontroller von Rhodan. Im Gegenzug bekommt Rhodan eine modifizierte Dakkar-Spanne, die es erlaubt, ein Sextadim-Banner der Tiuphoren zu orten und mentale Komponenten in ein Banner zu übertragen. Der Handel kommt zustande. Gucky hat indessen mit Germos Hilfe Angakkuq auf GALILEO lokalisiert. Während die Besatzung von Tombaugh’s Rock fast vollständig evakuiert werden kann, versetzen sich Perry Rhodan und Ovaron Kilmacthomas auf den Polyporthof und stoppen Angakkuq. Das Kunstwesen geht im Polyport-System auf. Kilmacthomas löst das gesamte Polyport-System aus der Mächtigkeitsballung von ES und verschwindet damit. Perry Rhodan übergibt den Generator der Dakkar-Spanne an Sichu Dorksteiger und Gholdorodyn zur Untersuchung.

 

Rezension:

Der Roman besaß Unterhaltungswert und wirkt doch an vielen Stellen unrund. Ich habe einige Passagen des Romans von Leo Lukas zweimal gelesen. Nicht weil sie besonders gut gelungen waren oder besonders interessant. Nein, ich habe manchen Absatz nochmal durchgeschaut, weil ich wissen wollte, was denn nun gegen die geradezu inflationär auftretenden Katastrophen von den Protagonisten unternommen wird. Die Antwort ist ernüchternd. Es wird nichts unternommen!

Nachdem also das Atopische Tribunal in der Milchstraße eingefallen ist und die Völker unterdrückt, ein Zeitriss marodierend durch die Galaxis fegt, die dys-chrone Drift für allerlei merkwürdiger Phänomene sorgt und die Tiuphoren ohne Widerstand ganze Sonnensysteme vernichten, ist nun auch die Eiris-Kehre eingekehrt. Zu den diversen Institutionen und deren Personal, die aus der Zukunft punktgenau in dieses Äon gereist sind, um sich am Untergang zu bereichern, gesellt sich nun auch die INSTANZ. Und ein zukünftiger Terraner klaut das Polyportsystem. Nicht etwa, weil dies die Eiris-Kehre verhindert, vor der uns der Besucher aus der Zukunft warnt, nein, er klaut es, weil das Polyportsystem in der Ära der INSTANZ einen wichtigen Pfeiler darstellt und wenn es in Perry Rhodans Epoche explodieren würde, wäre das nicht so gut. Weder für Perry Rhodan, noch die INSTANZ. Damit Perry Rhodan nicht ganz leer ausgeht, kriegt er ein Gadget in die Hand gedrückt. Damit ist Perry Rhodan das Polyportsystem los, die Katastrophen sind geblieben.

Zurückgeblieben ist auch das ewig wiederkehrende Muster, das übergeordnete Transportsysteme über kurz oder lang (meist über kurz) entsorgt werden. Während die Milchstraße es geschafft hat, ihre Polyportstationen zu evakuieren, stellt sich auch die Frage, was mit den Bewohnern der Handelssterne und Polyporthöfe in anderen Galaxien passiert ist. Allerdings ist dies nicht die drängendste Frage. Aus dem Roman der Vorwoche kennen wir nun eines der Ziele von Thez, nämlich Schaden vom Moralischen Code abzuwenden. Ein explodierendes Polyportsystem passt da nicht ins Geschehen. Und die Eiris-Kehre auch nicht. Die Aktionen Matan Addarus sind gründlich aus dem Ruder gelaufen. Gleichwohl passen die Erklärungen nicht ins Geschehen, die Leo Lukas seine Hauptfigur Perry Rhodan überlegen lässt. Durch den Transport von Angakkuq ins Solsystem wäre der Plan des Richters aufgegangen und das Kunstwesen hat dadurch unfreiwillig Zugriff auf das Polyportsystem bekommen. Soll das wirklich der Plan von Matan Addaru gewesen sein? Er begräbt seinen Gefährten auf Tefor, wo er von Rhodans Begleitern durch Zufall entdeckt wird? Das ist Unsinn! Um Zugriff auf das Polyportsystem zu nehmen, wäre jeder andere Plan zu jeder anderen Zeit erfolgversprechender gewesen. Aus dem Roman der Vorwoche wissen wir, wie Matan Addaru das Polyportsystem entdeckt, studiert und für seine Zwecke einzusetzen versucht hat. Der Zugriff zu diesem 1 bestimmten Zeitpunkt im vorliegenden Roman, wenn doch Myriaden von besseren Zeitpunkten existieren, erschließt sich aus der Lektüre dieses oder der bisherigen Romane nicht.

Die Geschichte mit den ebenfalls inflationär auftretenden diversen Zeitreisenden und den von ihnen ausgelösten Aktionen zeigt unübersehbare Schwächen. Auch Leo Lukas hat die Schwächen dieses Plots erkannt und versucht sie mit viel Humor zu übertünchen. Mehrere Male verlaufen Überlegungen seiner Figuren zu Zeitreisen und den Geschehnissen im Sande und werden durch groteske Gebärden oder Sprüche ins Lächerliche gezogen. Auch die Exposé-Autoren bekommen ihr Fett ab. Anders lässt sich die Passage auf Seite 37 nicht interpretieren, als Kilmacthomas für Perry Rhodan die Kausalarchitektur erläutert und auf Rhodans Nachfrage entgegnet, dass er diese Formulierungen nicht erfunden hätte.

Auch durch eine Vielzahl an extravaganten Nebenfiguren versucht Leo Lukas von der schwachen Hauptgeschichte abzulenken. Einige der schrägen Vögel von Tombaugh’s Rock erinnerten mich an die Besatzung der Dark Star, dem Raumschiff aus der gleichnamigen Science-Fiction-Parodie von Regisseur John Carpenter. Aber auch mit viel Humor kann Leo Lukas eben nicht alles kaschieren. Als Kilmacthomas Perry Rhodan die Dakkar-Spanne offeriert und ihn fragt, ob er damit umgehen könne, lässt Lukas seinen Protagonisten eine erstaunlich dumme Antwort geben. Rhodan entgegnet, dass er Laires Auge besaß. Genauso gut hätte Rhodan entgegnen können, dass er mal einen Dodge besaß oder ein IPhone.

Ein schwacher Roman, in dem es eigentlich nur um die Entsorgung des Polyportsystems ging. Dazu weitere Zeitreisende einzuführen, war keine gute Idee.

 


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