Die Finale Stadt: Hof – von Oliver Fröhlich – Handlung:
Nachdem sie Pend 1749 aus dem kristallinen Eisblock befreit haben, bringt das halb existente Wesen Atlan, Lua Virtanen und Vogel Ziellos zum Dank in die dritte Facette der Finalen Stadt, der als Hof bezeichnet wird. Nach der Eiswüste im Oben erscheint das Land, das sich vor der Gruppe ausbreitet, wie ein Idyll. Eine grüne fruchtbare Ebene, die am Horizont durch blaue Berge begrenzt wird. Bisons grasen in der Ferne und hier und da ist ein Haus zu sehen. Aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen bleibt Atlan misstrauisch. Zu Recht, wie ein Blick in den Himmel sofort zeigt. Statt einer Sonne, die an einem blauen Firmament zu sehen sein sollte, ist dort nur eine alles verzehrende bodenlose Schwärze. Der Anblick schlägt auf das Gemüt und nur mühsam können Atlan und seine jugendlichen Begleiter den Blick abwenden. Der Pend verabschiedet sich mit wenigen Worten und lässt das Trio alleine. Da die Flugfunktion der Anzüge nur zeitweise genutzt werden kann, muss der Weg zu Fuß zurückgelegt werden.
An anderer Stelle der merkwürdigen Landschaft hat der Revolvermann schon sehr lange auf die Ankunft Atlans gewartet. Er will dem Weißhaupt den Tod schenken. Eine andere Bewohnerin der Landschaft ist hingegen auf der Flucht. Maybelle Carr ist mit einem Conestoga-Wagen, an dem zwei Pferde angespannt sind, unterwegs zu einem Arzt. An der Wegstation haben Wilde die Bewohner angegriffen und sie mit dem Sediment des Schlafes infiziert. Auch Maybelle ist betroffen und ebenso ihre Tochter Jocy. Die Brücke über den Black River wurde von den Wilden, die Maybelle Carr als Awour kennt, in Brand gesteckt. Nun muss sie sich durch das Territorium der Awour einen Weg suchen. Nur ihr Roboter Obadia steht ihr zur Seite.
Auf ihrem Marsch durch das Land werden Lua und Vogel zunehmend pessimistischer. Nur Atlan scheint besser gewappnet. Wasser, das sie trinken, schmeckt abgestanden, Zweige an Bäumen, die sie bewegen, brauchen unnatürlich lange, um in die Ausgangsposition zurückzuschwingen. Die Welt, die sie durchqueren, schläft ein. Gelegentlich beobachten sie farbige Röhren, die in geringer Höhe die Landschaft überfliegen. In einem Haus finden sie eine alte Frau, deren Haut von einem Adergeflecht bedeckt ist, das sich an den Augen ballt. Sie lebt, aber sie ist nicht ansprechbar. Sie ziehen weiter und entdecken ein englischsprachiges Schild, das zu einer Wegstation weist. Dort angekommen, zeigen alle Bewohner die gleichen Symptome wie die alte Frau. In einer Zeitung, die auf den 18.09.1878 datiert ist, findet Atlan einen Hinweis auf Glossberc. Der Fauth musste seinen Besuch in Court City verschieben, weil das Wetter eine Reise nicht zulässt. In dem Artikel werden auch die Atopen Headrut und Lesseris Cossvan erwähnt, deren Reise nach GA-Laleen sich ebenfalls verzögert. Atlans Ziel steht fest. Er will nach Court City.
Maybelle Carr wird von den Awour angegriffen. Ihre Krankheit verhindert, dass sie sich effektiv verteidigen kann. Nur Obadia kann einige Awour ausschalten, bevor er zerstört wird. Der Revolvermann kommt ihr zu Hilfe. Er schlägt die Awour in die Flucht. Und er kann noch mehr. Er heilt Maybelle und Jocy. Allerdings kehren die Awour zurück.
Atlan hört Schüsse in der Nähe und nähert sich dem Planwagen. Er beobachtet zu seiner Überraschung einige Awour, die er aus der Terminalen Kolonne TRAITOR kennt. Die Awour greifen drei Personen am Planwagen an. Atlan, Lua und Vogel mischen sich ein. Als die Angreifer in die Flucht geschlagen sind, erkennt Atlan den Mann am Planwagen. Es ist Piet Rawland. Atlan erfährt, dass die Awour mit ihren Geschossen das Sediment des Schlafes auf die Bewohner des Landes übertragen. Auch Lua ist inzwischen infiziert. Gemeinsam will man nach Court City reisen. Atlan stellt unterwegs Rawland zur Rede. In einer Hütte am Wegesrand gibt der Revolvermann ein paar Antworten. Er behauptet, dass ES ihn vor Äonen hierher geschickt hat, um auf Atlan zu warten. Im Hof durfte Rawland sich einen eigenen Lebensraum gestalten. Die Fauthen haben ES ein Fraktal überlassen, weil die SI den Vögten von Thez seinerzeit einen Dienst erwiesen hat. ES hat dem Atopischen Tribunal zwei Personen überlassen, die der Mächtigkeitsballung von ES eine Wendung hätten geben können. Matan Addaru und Julian Tifflor.
Die Röhren, die Atlan beobachtet hat, bezeichnet Rawland als Fabriken. Sie erschaffen unvorstellbar winzige Maschinen, die Maschinellen, die in der Lage sind, an Elementarteilchen anzudocken. Damit kann die Realität verändert werden. Allerdings kann die Wirklichkeit nur innerhalb der Jenzeitigen Lande von Thez umgedacht werden. Thez hat die Fabriken in den späten Regionen der Synchronie entwickelt und damit die Jenzeitigen Lande geschaffen.
Der Konglomerierte Bacctou hat den Hof angegriffen und die Agenten, die Awour eingeschleust. Atlan muss den Awour entkommen. Das Schicksal unzähliger Welten entscheidet sich. Rawland hält auf Geheiß von ES Atlan den Weg in den Turm der Fauthen frei. Auch auf die Frage, warum nicht Matan Addaru, der ja ebenfalls ein Kind von ES ist, Atlan einfach durchwinkt, gibt Rawland eine Antwort. Matan Addaru ist einen Weg gegangen, auf dem ES ihm nicht folgen konnte. Der Matan hat den Konglomerierten Bacctou für seine Zwecke gewonnen. Matan Addaru versucht Atlan aufzuhalten.
Um voranzukommen, muss Atlan Piet Rawland töten. Der Arkonide erschießt den Revolvermann. Dessen innewohnende Vitalenergie befreit das Land vom Sediment des Schlafes und heilt alle Bewohner, auch Lua. Thez hat wieder Zugriff auf das Land. Der Pensor holt Atlan ab und zusammen mit Lua und Vogel geht es zum Turm der Fauthen.
Rezension:
Howdy! Piet Rawland habe ich sofort erkannt. Nur kurz kam mir der Gedanke, dass es ein anderer Revolverheld sein könnte. Aber seien wir ehrlich: Es kann nur einen geben, in dieser Serie!
In Heft 2586 hat Wim Vandemaan die Lebensgeschichte von Piet Rawland erzählt. Der Revolvermann hatte die Bank von El Paso überfallen und wurde erschossen. ES machte dem Mann ein Angebot. Er soll gelegentlich Freunde von ES auf die Probe stellen. Nun also in der Spätzeit des Universums wieder ein Auftritt dieser skurrilen Figur aus der Frühzeit der Serie. Oliver Fröhlich kann sehr gut an die exzellente Darstellung Rawlands von Vandemaan anknüpfen. Neben der sehr guten Figurendarstellung Rawlands kann auch die Charakterisierung der Witwe Maybelle Carr, die ihre Tochter retten möchte, überzeugen.
Trotz der vordergründig schönen Landschaft ist es insbesondere die beginnende Tristesse, die der Autor sehr gut einfangen kann. Der verzehrende Himmel, das schale Wasser, die Bewegungen der Bäume und andere Beschreibungen vermitteln einen Hauch von Melancholie.
Es hat mir gefallen, wie Oliver Fröhlich den dritten Teil der Finalen Stadt-Tetralogie gestaltet hat. Betrachten muss man jedoch auch das Hauptthema des Zyklus und wie der Spannungsbogen dazu gestaltet wurde. Neben den Abenteuern, die die Protagonisten erleben, muss auch das Zyklusthema vorangebracht werden. Und hier lahmt die Geschichte deutlich, trotz oder gerade wegen der Antworten, die in diesem Roman durch Piet Rawland transportiert werden.
Wir haben also eine Tetralogie und sind bereits im dritten Teil. Nicht zu vergessen, Atlan hat bei seinem Weg bis in die Finale Stadt schon etliche Blöcke hinter sich gebracht. Nun steht ein Viererblock an, der als „Final“ tituliert wird. Final steht für Zielgerichtet, für Zielstrebigkeit. Davon kann leider keine Rede sein. Hier wurde viel versprochen, aber wenig gehalten. Diese Erkenntnis lässt sich bereits vor dem abschließenden vierten Band ziehen.
Analysiert man die Aussagen Rawlands, die Atlan und den Lesern einen Erkenntnisgewinn bescheren sollen, fällt das Resümee mager aus. Dass Matan Addaru Atlan aufhalten will, wussten wir schon vorher. Dass er sich des Konglomerierten Bacctous bedient, auch. Dass sich das Schicksal unzähliger Welten entscheidet, ist ebenso wenig eine Überraschung. Dies ist der Standardsatz schlechthin in allen Zyklen!
Humorig wird die Lösung von Thez´ „Umdenken“ präsentiert. Hier musste ich schmunzeln. Schließlich habe ich auch im meinem Rezensionen zu den Romanen im Sturmland Bedenken zu dieser Art der Machtfülle eines Wesens geäußert.
Nach Oben und Unten nun der Hof, der keiner war. Die dringendste Frage, die sich mir stellt, ist die, warum Atlan nach Ankunft mit einem Fauthen und dem Pensor in den Jenzeitigen Landen nicht sofort in den Hof eingeladen wurde? Es waren alle Beteiligten zusammen, die nötig waren, dies zu ermöglichen. Der Fauth, der Atlan erst in die Jenzeitigen Land gebracht hat und wohl kaum auf Seiten des Matan Addaru steht und der Pensor, der wohl mehr ist, als nur der einfache Pilot eines Richterschiffes.
Die Antwort darauf dürfte ebenso einfach wie unbefriedigend sein. Die Expokraten haben es so gewollt. Das Problem dabei ist, dass sie vergaßen, auf dem Weg, den Atlan beschreiten musste, Meilensteine zu platzieren, die nicht nur Beschreibungen der Jenzeitigen Lande beinhalteten, sondern die entscheidend für seine Mission waren.
Ich mag Geschichten, die breit aufgestellt sind, dadurch schaffen sie Atmosphäre. Bei aller Leistung, die Michael Thurner, Michelle Stern und jetzt Oliver Fröhlich geliefert haben, bleibt das Zyklushauptthema der Schwachpunkt. Nicht inhaltlich aber in der Art und Weise, wie es von den Exposé-Autoren vorangetrieben wird.
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