Hinter der Zehrzone – von Michael Marcus Thurner – Handlung:
Seit den Ereignissen im Unsteten Turm sind eineinhalb Jahre vergangen. Die ATLANC befindet sich noch immer in der Zehrzone. Atlan muss mit seinen Kräften haushalten. Die Einflüsse setzen auch dem Zellaktivatorträger zu. Die Brüder Ziellos und Lua Virtanen sind zu Geniferen ausgebildet worden. Während Atlan mal wieder eine Ruhepause einlegen muss, übernehmen die jungen Geniferen die Überwachung des Schiffskurses. Endlich ändert sich etwas, die ATLANC verlässt die Zehrzone und nähert sich Andrabasch. Der Arkonide kommt wieder zu Kräften. Erinnerungen des ANC, die zuvor aus Sicherheitsgründen verkapselt waren, werden aktiviert. Der Limbus von Andrabasch dient dem Übergang von Synchronie zu den Jenzeitigen Landen. Als Pilot muss sich Atlan auf dem Planeten ausweisen. Andrabasch ist die einzige Welt eines weißen Zwergsterns und zeigt sich abgeplattet mit einem Loch in der Mitte. Der Ringplanet wird von der Raumstation ANNDRIM umkreist, zu der Atlan Kontakt aufnehmen soll. Nur ANNDRIM darf auf Andrabasch landen. Dazu gibt es den ANNDRIM-Port in der Stadt Yooning des Kontinents Phaaol.
Auf ANNDRIM ist es Wcsam, dem Angehörigen eines alten Volkes, vergönnt, nach langer Zeit einmal wieder Fremden zu begegnen. Zur Vorbereitung holt sich das Wesen Informationen aus den Gemeinschaftserinnerungen seines Volkes.
Die ATLANC wird von ANNDRIM gerufen. Es meldet sich der Konfigurator, eine Gestalt aus Licht und Funken, der Atlan auffordert, sich auf ANNDRIM einer Prüfung zu unterziehen. Ohne diese Prüfung wird ein Weiterflug in die Jenzeitigen Lande nicht gestattet. Weiterhin würden die Datenbanken der ATLANC analysiert. Eine derartige Untersuchung könnte den Weiterflug gefährden. Entgegen des Rats des ANC lässt der Arkonide den alten Kurs wieder aufnehmen. Niemand hält die ATLANC auf, als sie wieder in die Zehrzone eintritt. Doch nach kurzer Zeit erscheint wieder der Planet Andrabasch vor dem Schiff. Auch ein weiterer Versuch scheitert. Man kehrt immer nach genau 11 Stunden und 7 Minuten an den Ausgangspunkt zurück.
Der Konfigurator ist nicht überrascht. Andere Piloten seien sogar hartnäckiger gewesen, sich der Prüfung zu entziehen. Atlan darf drei Begleiter mit zur Station nehmen. Im Gegenzug geht Inspektor Siyssen an Bord der ATLANC. Mit den Brüdern Ziellos und Lua Virtanen betritt Atlan ANNDRIM. Sie sollen merkwürdigen Fäden folgen, die sich den Gängen entlangspannen. Der Konfigurator empfängt die vier Besucher. Er zeigt sich als mentale Flamme. Allerdings hätte er auch eine körperliche Existenz. Der Konfigurator ist sehr gespannt auf die Ergebnisse der Prüfung. Er hat erkannt, dass Atlan kein Atope ist. Bevor er Atlan den Dimensionensensor aussetzt, beantwortet er einige Fragen. Andrabasch ist in einem Schlupfwinkel angesiedelt und außerhalb der Synchronie existiert nur der Brei, der bleibt, wenn alle Sterne erloschen sind. Atlan schätzt, dass 2 Billionen Jahre vergangen sein müssen, um diesen Brei aus dunklen Singularitäten zu bilden, die langsam verdampfen. Der Konfigurator führt aus, dass kein Vogt sie besucht und kein Geheiß erklingt. Man sagt, Thez sei verblasst, die Vögte zerbrochen.
Während Atlan geprüft wird, erkunden Vogel, sein Bruder und das Mädchen die Station, die von allerlei wundersamen Wesen bevölkert wird. Kleine Spindelroboter flitzen durch die Gänge. Alles befindet sich in Aufregung, denn es kommt nicht oft vor, dass ein Schiff ankommt und in die Jenzeitigen Lande weitergeleitet werden soll. Von einem Toratansiker erfahren die Geniferen, dass entlang des inneren Äquators des Ringplaneten KATAPULT I bis KATAPULT IV dazu dienen, ein Schiff wie die ATLANC in die Transgressionszone des Limbus, den Übergangsbereich zu den Jenzeitigen Landen, zu befördern. Der Verantwortliche für das KATAPULT ist der Toloceste Wenndann Wesenlos.
Tage vergehen, während Atlan geprüft wird. Die Jugendlichen dringen durch geschickte Manipulationen einiger Spindelroboter auch in verbotene Bereiche ein. Ohne es selbst zu bemerken, entdecken sie die körperliche Grundlage des Konfigurators. Wcsam beobachtet sie dabei. Der Fadenreisende hat aber auch ein anderes Fremdwesen entdeckt, das in ANNDRIM eingedrungen ist. Der Eindringling, ein merkwürdige Hybridwesen greift die drei Geniferen an. Es will wissen, wo sich der Pilot aufhält. Wcsam alarmiert die Sicherheitskräfte, die das seltsame Pyramidenwesen vollständig auflösen.
Endlich ist die Prüfung Atlans abgeschlossen. Der Dimensionensensor hat in Atlans ÜBSEF-Konstante einen septadimensionalen Schatten erkannt. Dies wäre ein Nachweis, dass Atlan hinter den Materiequellen war. Der Konfigurator kann jedoch den Vektor des Schattens nicht bestimmen. Atlan könnte auch jenseits der Materiesenken gewesen sein. Außerdem besitzt der Arkonide keine Lizenz für den Flug in die Jenzeitigen Lande. Der Konfigurator verweigert den Weiterflug. Die Zehrzone in Richtung der Jenzeitigen Lande würde selbst einen Zellaktivatorchip, wie ihn Atlan trägt, ausbrennen lassen.
Atlan gibt nicht so schnell auf. Er will das KATAPULT erkunden. Außerdem überlegt er, mit einem anderen ankommenden Schiff als blinder Passagier weiterzureisen. Er bekommt unerwartet Hilfe von anderer Seite. Wcsam kontaktiert den Konfigurator. Die Fäden würden mehr erkennen als die Stationsbesatzung, lässt er ihn wissen. Der Konfigurator lässt sich überreden, Atlan und seine Begleiter nach Andrabasch mitzunehmen.
Rezension:
Wenn es eine übereinstimmende Aussage der Autoren während des zurückliegenden Garching-Cons gab, dann die, dass sich die Autoren mehr Raum für ihre Geschichten wünschen. Die aktuelle Geschichte um Atlans Erlebnisse während des Flugs in die Jenzeitigen Lande unterstützt dieses Verlangen. Auch Michael Marcus Thurner nutzt den zur Verfügung gestellten Raum und fügt den Erlebnissen um Atlan eine kurzweilige Episode hinzu.
Der Schwerpunkt lag sicherlich in der Charakterisierung der drei Geniferen. Pubertierende Jugendliche an der Seite des Unsterblichen bei der Erkundung einer Raumstation ist jetzt nicht unbedingt erste Wahl, wenn man es sich als Leser aussuchen dürfte. Da aber keine hartgesottenen Raumlandesoldaten oder Hyperphysiker greifbar waren, musste Michael Marcus Thurner mit den Figuren vorliebnehmen, die ihm das Exposé bot. Und nach der Lektüre kann man sagen, dass der Österreicher seine Sache gut gemacht hat. Die von Jugendlichen in diesem Alter gemachten Bemerkungen und die zum Ausdruck gebrachten Gefühle hat der Autor gut eingefangen und er hat vor allem dabei nicht übertrieben. Die Erkundung der Station und die Aufdeckung einiger Geheimnisse wurden nicht vergessen. Das Geschehen wurde mit leichten Spott gewürzt, den ich an Thurners Romanen so liebe.
Atlan selbst tritt etwas in den Hintergrund, so dass sich Thurner ganz auf die drei Jugendlichen konzentriert. Zwar wird damit keine sonderliche Spannung entwickelt, aber die Geschichte geriet sehr harmonisch. An der Darstellung des Atlan in einer Szene habe ich dann auch den einzigen wirklichen Kritikpunkt in dieser Geschichte gesehen. Der Konfigurator lässt sich auf einige Fragen von Atlan ein und gibt tatsächlich ein paar Auskünfte. Hier hätte ich die Perspektive lieber bei dem Unsterblichen statt bei Vogel Ziellos gesehen. Die Absicht des Autors war natürlich klar. Hier spielt einmal mehr die Geheimniskrämerei um den Zyklushintergrund eine entscheidende Rolle. Und da der Singuläre nicht von Atlans Wissen um die Ländereien von Thez weiß, die der von Wanderer mitbrachte, ist diese Perspektive für den Leser eine doppelte Bestrafung. Atlan stellt die falschen Fragen und Vogel versteht die Hintergründe nicht. Hier hätte man durchaus etwas mehr aus der Zyklusstory in den Roman einfließen lassen können.
Etwas unklar geriet Wcsam, dessen Natur der Autor nicht aufdeckt. Solche Darstellungen sind jedoch nichts Ungewöhnliches in der Serie. Und wie das Hybridwesen in die Geschichte passt, das von Wcsam aufgespürt und erledigt wird, erfahren wir hoffentlich nächste Woche.
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