Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2821

Im Unsteten Turm – von Marc A. Herren – Handlung:

Im Unsteten Turm beobachten Anh und Bahr, zwei Sudpurun, eine Wandlung. Etwas bahnt sich an, pervertiert die Zeitlinie. Sie machen sich zum Gemach der Zeit auf, um dort mehr zu erfahren. Ein Zeitfenster gewährt den Sudpurun den Blick auf ein Wesen, das Macht und Tatkraft ausstrahlt. Es ist der Pilot der ATLANC. Aber Bahr sieht in einem weiteren Zeitfenster die Vernichtung der ATLANC. Das muss verhindert werden.

Vogel Ziellos, sein Bruder Shukard und Lua Virtanen sind von ihren Entführern in den Sektor S, den Schlauch verschleppt worden. Der Sektor bildet den Übergang zu den Synkavernen, dem Sektor der Pioniere. Atlan, Avan Tacrol und die Gen-Architektin Oona Fahrenhayd warten auf die Sprecherin der Pioniere. Guineva Sternenwaag soll ihnen den Zugang ermöglichen. Die exzentrische CyboGen-Transterranerin, die ihren Körper durch eine Rüstung verhüllt und ihr Gesicht auf eine Folie projiziert, erscheint schließlich mit ihrem Schlitten. Atlan konfrontiert sie mit der Entführung und seiner Vermutung, dass die Pioniere etwas damit zu tun haben. Die Sprecherin weist das zurück. Das ANC schaltet sich mit ein und enthüllt einen Teil der Geschichte des Schiffes. Die Pioniere sind nicht die Ersten, die in den Synkavernen leben. Vor ihnen, zur Zeit der MAYDHANC, lebten die Sudpurun dort. Sie existieren nur noch als paramaterielle Echos. Das ANC unterstützt Atlans Vorschlag, in die Synkavernen einzudringen, denn es gibt einen weiteren Vorfall. Der Toloceste Schaum auf Zeitwellen wird vermisst. Guineva Sternenwaag willigt ein und stellt drei Schlitten zur Verfügung.

Über den Schlauch stoßen die vier unterschiedlichen Wesen in die Synkavernen vor. Die Pioniere haben dort ihren Lebensraum gestaltet, die sie als Introverse Gefilde beschreiben. Die Schlitten helfen dabei, darin nicht die Orientierung zu verlieren. Während Atlan und seine Begleiter sich auf die Suche nach den Kindern machen, erwachen Vogel, Shukard und Lua an einem unbekannten Ort. Der Schock über den Tod von Anassiou sitzt tief. Erst nach einiger Zeit schaffen es die drei, ihre Umgebung zu erkunden. Sie entdecken an den Wänden Fenster, die ihnen einen Blick in die Zeit ermöglichen. Achtzehn Jahre nach Aufbruch des Schiffes wird mit genetischer Hilfe das erste Kind geboren, das onryonische und terranische Eltern hat. 240 Jahre nach dem Abflug wird der millionste Genbürger geboren. Die Bevölkerungsexplosion wird zu einem Problem. 318 Jahre nach dem Abflug bringt die Genetische Erschütterung das Leben an Bord in große Gefahr. Die Pioniere entstehen und ziehen in die Synkavernen. 364 Jahre nach Abflug berichtet Atlan den Sektorensprechern von seinem Fund. Er hat vier Gentresore entdeckt und stellt den Inhalt dreier Tresore den Gen-Architekten an Bord zur Verfügung. Das enthaltene Gen-Material hat Richter Chuv an die Bedingungen der Synchronie angepasst und ist dauerhaft stabil. 737 Jahre nach Abflug werden die drei Brüder Vogel, Shukard und Anassiou geboren. 747 Jahre nach Abflug. Das Zeitfenster gewährt einen Blick in die Zukunft. Die Kinder sehen, wie ihre Retter erscheinen und scheitern.

In den Introversen Gefilden leben etwa 10.000 Pioniere. Die Transterraner haben sich genetisch extrem verändert. Die Welt außerhalb der Synkavernen ist für sie nicht mehr relevant. Der Weg durch die Introversen Gefilde ist für Atlan, Avan und Oona nicht leicht. Neben den räumlichen Aspekten spielt auch die Zeit eine Rolle. Begriffe wie vorher und nachher oder nach und voraus verlieren ein Stück weit an Gültigkeit. Außerdem wird die Gruppe verfolgt, aufgrund der räumlich-zeitlichen Dimension eilen ihnen die Verfolger voraus. Atlan stellt sich auf die Gegebenheiten jedoch ein und kann die Verfolger stellen. Es sind die Sudpurun Anh und Bahr, die Atlan von ihren Sorgen berichten. Atlan erfährt auch von der CARCANC, der ersten von vier Existenzformen des Richterschiffs. Die Sudpurun bekunden ihre Bereitschaft, den Weiterflug der ATLANC in die Jenzeitigen Lande sicherzustellen. Zuvor müsse das Schiff unbedingt Andrabasch erreichen. Anh und Bahr vermuten Saboteure an Bord, die den Betrieb des Schiffes stören. Sie führen Atlan zum Unsteten Turm, den sie nicht mehr betreten können, seit einige Transterraner ihn sich angeeignet haben. Dort wird auch der Toloceste vermutet.

Der Unstete Turm ist aus Würfeln zusammengesetzt. Dreizehn mal Dreizehn Würfel bilden die Grundfläche. Da die Höhe des Turms nur geschätzt werden kann, kommen Avan und Atlan unabhängig voneinander auf die Zahl von 21.509 Kammern minus einer unbekannten Anzahl von Kammern. Da die Würfel in ständiger Bewegung sind, gibt es nämlich Lücken. Alle 42 Sekunden verschieben sich die Kammern. Nur das Gemach der Zeit ist der einzige stete Raum. Anh und Bahr vermuten darin die Entführten. Jeder Würfel hat eine Signatur in Form einer Zahl und bietet vier Übergänge zu anderen Würfeln. Nach zahllosen vergeblichen Versuchen voranzukommen, durchblickt Atlan endlich das System, das etwas mit der Fibonacci-Folge zu tun hat. Man findet den Tolocesten und mit Hilfe der Fibonacci-Zahlen gelangt die Gruppe in das Gemach der Zeit und findet dort die Kinder.

Dort stellt sich ihnen eine Kopie von Guineva Sternenwaag entgegen. Morgaine Sternenwaag greift sie an. Als Angehörige einer Splittergruppe der Pioniere verfolgt sie das Ziel, die Reise des Schiffes niemals enden zu lassen. Die STERNENWANC soll auf eine Infinite Reise gehen. Avan Tacrol opfert sein Leben, um den Gefährten und den Kindern die Flucht aus dem Unsteten Turm zu ermöglichen. Er und Morgaine werden vom einstürzenden Turm begraben.

Die Splittergruppe der Pioniere wird von Guineva Sternenwaag ausgeschaltet. Unter dem Eindruck der Geschehnisse wird der Pakt der Sektoren geschlossen. Andrabasch ist das nächste Ziel.

 

Rezension:

Als Leser hat man es mit dem aktuellen Handlungsgeschehen, wie schon mehrfach angemerkt, nicht einfach. Zeitreisen oder Sprünge über mehrere Jahrhunderte sind zwar beileibe keine Erfindungen der gegenwärtigen Autorenriege, sie gab es schon früher in der Serie. Aber die früheren Geschichten zu diesen Themen waren einfacher, sie waren verständlicher, sofern man zu einer Fiktion eine solche Aussage überhaupt treffen kann. In dem Bemühen, diesen bekannten Elementen Originalität zu verpassen, schießen die Autoren das eine oder andere Mal über das Ziel hinaus. Alleine in der ersten Spalte der ersten Seite des Romans von Marc A. Herren werden dem Leser eine Vielzahl an Begriffen zum Thema Zeit an den Kopf geworfen. Blicke in die Zeit werden stumpf, Verwerfungen der Zeit treten auf, etwas grundlegend Mehrdeutiges bahnt sich an, etwas hat in der zukünftigen Zeit bereits stattgefunden, etwas pervertierte die Zeit, die CHUVANC bewegt sich im Schatten autokausaler Ereignisse. Um nur einige zu nennen!

Angesichts der Vielzahl an nicht zu Ende erzählten Elementen in diesem und dem Vorgängerzyklus bin ich gespannt, ob diese Begriffe und andere jemals noch überzeugend zusammengeführt werden.

Andererseits lässt sich in die Sprache dieses Abschnitts auch etwas interpretieren. Wenn Marc A Herren davon spricht, dass sich etwas grundlegend Mehrdeutiges anbahnt, dann könnte diese Aussage, wenn sie nicht alleine der Situation geschuldet ist, ein Hinweis darauf sein, dass einer Sinndeutung in diesem Roman und in diesem Zyklus Grenzen gesetzt sind. Anders ausgedrückt: Die Mehrdeutigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Zyklus. Und vielleicht wird es keine eindeutige Lösung geben!

Zurück zum Roman, der mir trotz der vorangestellten Gedanken sehr gut gefallen hat. Die Geschichte ist klug aufgebaut. Atlan steht im Mittelpunkt der Geschehnisse und mit jedem Schritt, den er tut, öffnen sich absonderliche Welten. Ebenso bunt sind auch die Charaktere geraten, die Atlan begleiten. Angesichts der Wucht der genetischen Vielfalt entstehen allerdings zwangläufig Zweifel, ob ein solches Gemeinwesen, wie es der Autor schildert, wirklich funktionieren kann. Lebensfähige Wesen aus einem Dutzend oder mehr verschiedenen Genen zu bauen erscheint überzogen. Die Probleme dieser Gemeinschaft, nämlich die vorgeburtliche Selektion, umschifft der Autor weitgehend. Und die Probleme nach der Geburt werden erst recht ausgeblendet. So faszinierend die Geschichte war, muss doch festgehalten werden, dass die geschilderten Entwicklungen zwangsläufig mehr Probleme verursachen müssen, als sie vom Autor tatsächlich beschrieben werden. Allerdings habe ich auch Verständnis, wenn der Autor diese Themen nicht zum Kern seiner Geschichte macht.

Faszinierender Höhepunkt des Romans ist ohne Zweifel der Unstete Turm, die Art und Weise, wie der Autor dieses Element entwickelt hat, wie er seine Protagonisten darin führt und sie Lösungen finden lässt. Solche Handlungen sind das Salz in der Suppe!

Am Ende macht der Autor „Klar Schiff“. Die Probleme der Bordgemeinschaft sollen für die bevorstehenden Abenteuer in den Hintergrund treten. Wie schon letzte Woche angemerkt, hätte ich mir einen schnelleren Zyklusfortschritt gewünscht. Dieser Abstecher ist jedoch eine gelungene Idee und nach Michelle Stern gelingt auch Marc Herren eine packende Umsetzung. Ich bin gespannt, wie Michael Marcus Thurner sich nächste Woche schlägt.

 


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