Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2820

Der Geniferen-Krieg – von Michelle Stern – Handlung:

Das Richterschiff ATLANC ist weiter auf seiner seltsamen Reise unterwegs. Man schreibt das Jahr 2264 NGZ. Über 700 Jahre sind inzwischen an Bord vergangen. Endlich gibt es erste Anzeichen, die auf ein Ende des langen Fluges hindeuten. Bevor sich jedoch Atlan mehr Hoffnung machen kann, muss er sich anderen Problemen an Bord widmen. Die Verhältnisse haben sich seit dem Aufbruch grundlegend geändert. Von der ursprünglichen Besatzung haben nur wenige im Kyroschlaf die lange Zeit überdauert.

Seit Jahrhunderten wird der an Bord geborene Nachwuchs für Aufgaben in der ATLANC eingesetzt. Ein Auswahlverfahren besetzt auch die Posten als Genifer des Schiffes. Zu den Anwärtern gehört auch Vogel Ziellos. Der Singuläre will ein Genifer werden. Er hat starke Konkurrenz. Doch seine Mutter Virginie Ziellos hat die Hoffnung, dass er es schafft. Und nicht nur er, sondern auch seine Brüder Shukard und Anassiou. Beim Drachenflug zeigen sich die drei Brüder sehr geschickt. Drei Geniferen aus Sektor Z hat es lange nicht mehr gegeben. Markleute und Schiffsbürger könnten neidisch werden. Virginie Ziellos bekommt allerdings auch eine schlimme Nachricht. Anassiou wird bald sterben.

Die drei Brüder dürfen an einer Zeremonie in der Zentrale der ATLANC und anschließender Prüfung teilnehmen. Auch Atlan zeigt sich dem Geniferennachwuchs. Der Kommandant ist trotz seiner ausgezehrten hageren Gestalt ein Sinnbild unbeugsamen Willens. Der Geniferennachwuchs, zu dem auch das Mädchen Lua Virtanen von den Markleuten gehört, besteht die Prüfung und lebt fortan im Geniferenhorst, um dort unter der Leitung von Avan Tacrol ausgebildet zu werden. Auch an dem Haluter nagt die Reise. Er ist zu einem Greis geworden.

Atlan hat die Zeremonie verlassen. Er rätselt über die Gruppierungen an Bord. Die Pioniere sind selbst dem ANC ein Rätsel, und die Markleute hat Atlan in Verdacht, dass sie mit Lua Virtanen eine Spionin bei den Geniferen einschleusen wollen, um über sie Zugriff auf einen Gen-Tresor zu erlangen, der sich noch aus Richter Chuvs Zeiten ungeöffnet an Bord befindet. Die Markleute sorgen immer wieder für Unruhe an Bord. Sie haben sich als Gruppierung, die außerhalb der Synkavernen lebt, am meisten genetisch verändert und würden gerne an einen weiteren Gen-Pool gelangen. Der Anführer der Markleute ist Tycho Boltsman, ein Unschläfer. Der Transterraner hat aufgrund dieser Gabe zu Wachzeiten jedoch hin und wieder mit Aussetzern zu leben.

Vom Tolocesten RaumRandloser wird Atlan darüber informiert, dass die ATLANC endlich in eine entscheidende Phase gelangt. Der Planet Andrabasch kommt in Reichweite. Das ANC bestätigt, dass man sich bereits in den Ausläufern der Zehrzone befindet. Wie lange der Flug in die Jenzeitigen Lande noch dauern wird, beantwortet das ANC ebenfalls kryptisch. Zwischen 10 Tagen und 25 Jahren.

Unterdessen ertappt Avan Tacrol die Transterranerin Terri Dhofee bei Spionieren im Geniferenhorst und sperrt sie ein. Die jungen Geniferen-Anwärter haben ebenfalls von Andrabasch erfahren und sind neugierig, endlich mal einen Planeten zu sehen. Sie treffen sich in der Nähe einer Spielhalle und werden entführt. Die Nachricht, dass 14 Geniferen-Schüler spurlos verschwunden sind, erreicht auch Atlan, der sofort Suchmannschaften einsetzt. Der Arkonide hat die Markleute in Verdacht, doch Tycho Boltsman streitet das ab. Seine Tochter Lua Virtanen gehört auch zu den Entführten. Boltsman zufolge, könnte eine Splittergruppe der Markleute, die sich Genolution X nennen, hinter der Aktion stecken.

Erste Erkenntnisse vom Entführungsort zeigen, dass eine unbekannte Chimäre an der Entführung beteiligt war. Transterraner und Neu-Onryonen geraten aneinander und fordern die Freilassung ihrer Kinder. Mit Hilfe eines Peilsenders, den Virginie Ziellos bei ihrem kranken Sohn Anassiou implantiert hat, kommt man auf die Spur der Kinder. Fremdartige Chimären, die das Genolutionssymbol tragen, attackieren Atlan und Tacrol bei der Befreiungsaktion. Einige Kinder werden befreit, Vogel, Lua, Shukard und Anassiou aber von Chimären verschleppt und Boltsman bei der Aktion getötet. Er hat also wahrscheinlich mit der Entführung nichts zu tun gehabt. Auf der Flucht wird Anassiou von einer Chimäre getötet, damit kann das Peilsignal nicht mehr genutzt werden. Die Verschleppten befinden sich wahrscheinlich in den Synkavernen, in denen die Pioniere und die Tolocesten leben.

Atlan lässt Samu Battashee und Tauro Lacobacci aus dem Kyroschlaf wecken. Er braucht jetzt Leute, auf die er sich verlassen kann.

 

Rezension:

Puh, diesen Fortgang der Handlung habe ich nicht erwartet. Andererseits hätte man damit rechnen müssen, dass sich das Autorenteam für den Flug in die Jenzeitigen Lande noch das eine oder andere einfallen lassen würde. Den Roman habe ich während der Anreise zum Garching Con gelesen und damit drängte es sich auf, den Romaninhalt zum Anlass mancher Frage an Autorin Michelle Stern und an Exposé-Autor Christian Montillon zu machen. Insofern bin ich jetzt beim Schreiben der Rezension etwas vorbelastet. Zwar haben die beiden Autoren mitnichten zu viel verraten aber das eine oder andere Detail zur Geschichte bzw. dem Viererblock konnte ich doch in Erfahrung bringen.

Mir hat der erneute Schlenker, den die Handlung nimmt, beim Lesen zunächst weniger gut gefallen. Andererseits hat Michelle Stern es geschickt verstanden, nach und nach Klarheit in die anfänglich nebulösen Verhältnisse an Bord der ATLANC zu bringen. Obwohl nicht alles von ihr erschöpfend erläutert wird, erschließt sich doch vieles durch die Vielzahl an unterschiedlichen Charakteren, deren Dialoge und Beobachtungen.

Der Einstieg mit Vogel Ziellos und seinen Brüdern, die alle Genifer werden wollen, verlangt schon einiges vom Leser ab. Erst nach und nach wird klar, dass eine lange Zeit vergangen sein muss, um solche Bedingungen zu schaffen, wie sie geschildert werden. Erst nach einem Romandrittel erfährt der Leser, dass über 700 Jahre an Bord vergangen sind. Neben den Geniferen-Schüler, die fast alle Gruppierungen an Bord repräsentieren, führt Michelle Stern aber auch zahlreiche andere Charaktere in diesem Roman ein. Meist handelt es sich um Anführer dieser Gruppen an Bord oder um herausgestellte Persönlichkeiten. Da war es nicht immer ganz einfach, einen Durchblick zu behalten.

Obwohl Michelle Stern mit diesem Roman „nur“ die Grundlagen für die weitere Handlung um die ATLANC schafft, ist ihr die Geschichte keineswegs langweilig geraten. Es passiert eigentlich immer etwas und der Schreibstil und die interessanten Figuren lassen meinen Unmut über den erneuten Schlenker, den die Zyklushandlung nimmt, in den Hintergrund treten.

Apropos Schlenker. Der Duden sagt dazu:

     [plötzlich] aus einer [geradlinigen] Bewegung heraus beschriebener Bogen

   wieder auf den eigentlichen Weg zurückführender kleinerer Umweg

Um noch mal auf das zurückzukommen, was Christian Montillon auf dem Con verraten hat. Der von mir in der Rezension verwendete Begriff Schlenker trifft es leider nicht ganz. Denn klein wird dieser Umweg nicht. Solange die Geschichten so interessant gestaltet werden, wie es die Autorin in diesem Roman geschafft hat, lässt sich die zusätzliche Wegstrecke allerdings aushalten.

 


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