Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2815

Der letzte Kampf der Haluter – von Verena Themsen – Handlung:

Auf Suen, wohin sie MUTTER unter neuer Tarnung gebracht hat, planen Atlan, Jawna Togoya und Germo Jobst das weitere Vorgehen. Vor ihrem Tod konnte die Archäo-Archivarin Denetree Hosessos noch den Namen Bahonner nennen. Die Posbi-Frau hat herausgefunden, dass damit einer der sogenannten Schlafhirten gemeint ist. Diese Leute kümmern sich um die letzten 95 Haluter, die seit tausend Jahren in einem immerwährenden Traumschlaf zu einem wichtigen Bestandteil des APASHEMIONS geworden sind. Bahonner, ein Lemurer mittleren Alters, hat eine Trennung hinter sich und Jawna macht sich an ihn ran. Die Posbi kann Bahonner dazu überreden, sie auf ihrem Schiff, das nun den Namen GONWARTH trägt, zu besuchen. Bahonner erscheint tatsächlich und in seinem Schlepptau sein alter Butler Coiro-Karn. Als Atlan den Namen erfährt, vermutet er sofort, dass sich sein alter Roboter Rico dahinter verbergen könnte, der gern Tarnidentitäten unter den Namensteilen Rico und Arkon annahm.

Auch die lemurische Agentin Miuna Lathom ist noch auf Suen aktiv und spinnt ihr Netz. Sie erhält Besuch vom Matan. Beide mutmaßen, dass die ATLANC Ersatzteile aus der 236-COLPCOR benötigt. Als Miuna einwirft, dass sich die Gesuchten möglicherweise als Ziel die ZEITWEIDE des Richters Veirdandi gesetzt haben, winkt der Matan ab. Dieses Schiff ist nur ein Gerücht, Richter Addaru Jabarim hatte ihn nie darüber in Kenntnis gesetzt und eine Suche nach diesem Schiff, vom Matan persönlich gesteuert, blieb ergebnislos. Miuna bringt ihre Kräfte rund um die Thaburac-Tiefe, in der die COLPCOR liegt, in Stellung. Vom Matan erhält sie ein Steuergerät, mit dem sie die Abwehr des Richterschiffs nutzen kann.

Der Schlafhirte und sein Butler gehen an Bord der GONWARTH. MUTTER begrüßt Coiro-Karn als Vater. Es ist tatsächlich Rico und MUTTER ist sein Schiff. Bahonner kannte den Seher und ist bereit an einer Aktion zur Erweckung der Haluter teilzunehmen. Der Schlafhirte hat aber auch eine furchtbare Information für Atlan. Die Haluter hätten nach Trennung aus der Messingwelt nur noch 1 oder 2 Stunden zu leben. Der Arkonide ist sich dennoch sicher, dass die Haluter ihm folgen und bei der Eroberung der 236-COLPCOR unterstützen werden. Um die Haluter aus der Traumwelt zu lösen, muss sich Atlan dorthin begeben.

Jede Änderung im Umfeld des APASHEMIONS wird von Miuna Lathom registriert. So entgeht ihr auch nicht, dass der Schlafhirte Bahonner eine neue Beziehung mit einer aparten Fremden eingegangen ist. Sie dringt in sein Haus ein, um es zu durchsuchen. Rico überrascht sie dabei. Die Agentin durchschaut die Tarnung des Roboters nicht und sieht in ihm den alten, leicht trotteligen Butler des Schlafhirten. Unter einem Vorwand kann sich Rico der Agentin anschließen und sorgt so für die notwendige Ablenkung für Atlan, der in die Traumwelt der Haluter eindringt.

Der Arkonide gerät mitten in einer Schlacht. Die beiden Haluter Shopan Gaunot und Hec Jannaver kommen ihm zu Hilfe. Als sich Atlan zu erkennen gibt, wird er von den beiden Riesen zu Ova Rakane gebracht, dem Alten Weißen. In der Traumwelt muss sich Atlan allerdings den Attacken von Thani Thaburac erwehren. Die Kybernetikerin, die an der Erschaffung des APASHEMIONS mitgewirkt hat, ist ebenfalls Bestandteil der Traumwelt und verteidigt diese. Atlan kann Rakane und die anderen Haluter davon überzeugen, dass sie in einer unechten Welt innerhalb einer falschen Welt leben.

Als Miuna Lathom endlich erkennt, welchen Plan die Gesuchten verfolgen, ist es zu spät. Als sie die Halle der 95 Haluter stürmen lässt, sind diese bereits erwacht. Mit 25 der stärksten Haluter macht sich MUTTER auf dem Weg zur Thaburac-Tiefe. Während die Haluter zum Richterschiff vorstoßen und die Einsatzkräfte binden, nimmt Jawna es direkt mit Miuna auf. Die Agentin ist ebenfalls eine Posbi. Jawna kann sie besiegen. Bahonner wird verletzt und von MUTTER versorgt, während Atlan und Jawna zum Richterschiff tauchen. Einmal an Bord, werden die beiden als Gäste des ANC begrüßt. Sie erhalten ein Ersatzmodul für den Trans-Chronalen Treiber und sollen Grüße in die Heimat übermitteln.

Alle Haluter sind tot, als MUTTER Suen verlässt. Noch bevor Atlan und Jawna zurückkehrten, hat Rico das Schiff der Agentin genommen und ist zusammen mit Bahonner verschwunden, angeblich um einen Plan B zu folgen. Die ATLANC wird geortet, die sich einen Weg durch den Kristallschirm bahnt. Sie hat ein Signal der 236-COLPCOR erhalten und sich auf dem Weg gemacht. Mit der eingeschleusten MUTTER nähert sich die ATLANC dem Konduktor. MUTTER soll mit Jawna den Übergang öffnen, während sich eine massive Verteidigungsflotte um den Konduktor zusammenzieht. Noch bevor MUTTER wieder ausgeschleust werden kann, erscheint ein merkwürdiges Gebilde in der Nähe des Konduktors. Im Auftrag des Richters Veirdandi meldet sich die ZEITWEIDE und fordert die Kontrahenten auf, es nicht zu einem Kampf im System des verriegelten Sterns kommen zu lassen. Die ZEITWEIDE aktiviert zum Erstaunen Atlans den Konduktor und die ATLANC kann ohne Kampf in den Kosmoglobus einfliegen.

MUTTER soll Jawna und Germo Jobst zum vereinbarten Treffpunkt Hyperon Gal-Süd fliegen. Sie sollen Perry Rhodan warnen, wenn der mit der RAS TSCHUBAI dort eintrifft. Damit soll das Vermächtnis Ch’Daarns erfüllt und die Trübnis verhindert werden. Mittels einer Chronopunktur wird MUTTER ausgeschleust. So haben es auch die Richter gemacht, als sie die Synchronie verließen, bevor der erste Konduktor erstellt wurde. Allerdings kann der Zeitpunkt nicht exakt angesteuert werden. Nachdem Jawna und Germo ausgeschleust wurden, nimmt die ATLANC wieder Kurs auf die Jenzeitigen Lande.

 

Rezension:

Letze Woche schrieb ich, dass die Auflösung komplett dem vierten Band vorbehalten scheint. Tatsächlich wird weniger Auflösung geboten, als erwartet und zum Ende hin wird’s hektisch. Zunächst sei allerdings festgehalten, dass die vier Romane um die falsche Welt bei mir gut angekommen sind. Ob sie zum richtigen Zeitpunkt im Zyklus eingebettet wurden, habe ich bereits thematisiert. Die Romane hätten den Zyklusauftakt bilden müssen, um eine stärkere Wirkung zu erzielen. Da sie aber nun an anderer Stelle gesetzt wurden, muss ebenso festgestellt werden, dass sie eine andere Wirkung hätten entfalten müssen, als sie es nun tatsächlich taten und dass sie zwar das Thema um die falsche Welt verlassen, es aber nicht abschließen. Dazu sind einfach viele, eigentlich zu viele, Punkte offen geblieben. Das Potential, dass der Stoff bot, wurde nicht genutzt.

Doch zunächst zum Roman. Verena Themsen setzt die Geschichte nahtlos fort. Germo Jobst wird durch die Hereinnahme von Rico in den Hintergrund gedrängt. Nur beim Kondolieren des alten Weggefährten Atlans und zum Ende hin, als die Entscheidung getroffen wurde, den Jungen aus der falschen Welt mitzunehmen, wird diese Figur etwas stärker betont. Eine Steigerung erfährt Jawna Togoya, die von Verena Themsen gar in den erweiterten Kreis der Unsterblichen erhoben wird. Die Haluter, obwohl der Romantitel viel versprach, spielten indes nur eine Nebenrolle. Das Geheimnis der Agentin wird gelüftet. Sie ist auch eine Posbi. Im Auftaktband von Andreas Eschbach nährten die Gedanken der Agentin und ihre Auswahl durch den Matan den Verdacht, dass sie mit dem Herrscher etwas verbinden könnte. Es ist etwas schade, dass für die Figur etwas anderes angedacht wurde.

Apropos Matan. Auch hier wird das Geheimnis gelüftet. Nachdem zunächst der Matan im Gespräch mit Miuna Lathom vom Richter Addaru Jabarim als eine andere Person spricht, wird später von Atlan bestätigt, dass Vetris-Molaud der Matan ist. Das war recht geschickt, wie Verena Themsen diese Erkenntnis in die Geschichte einbaut. Geschickt, in seiner Einfachheit allerdings etwas unspektakulär. Zudem bleibt offen, ob und welche Verbindung es zwischen dem Richter Matan Addaru Jabarim und dem Matan Vetris-Molaud gibt. Da dies die falsche Welt ist oder war, hätte etwas mehr Mut des Autorenteams zu einer frühen Lösung im Zyklus der Geschichte gut tun können. Warum wird nicht ein wenig Licht ins Dunkle gebracht? Hier hätte man gut auch auf das Zusammenspiel Vetris-Molaud und Faktor IV eingehen können. Hier hätte man beispielsweise den Lesern einen Informationsvorsprung vor den handelnden Figuren geben können. Auch die Äußerungen des Matan bezgl. des fragilen Charakters der falschen Welt hätten durchaus mehr Aufklärung verdient. Warum ist die falsche Welt so zerbrechlich? Ist sie nur zum Einfangen der ATLANC geschaffen worden? Ist die falsche Welt also selbst für die Atopen gar nicht so toll?

Dass sich hinter dem Alten Weißen der Haluter Ova Rakane verbirgt, überrascht jetzt nicht wirklich. Überraschend war hingegen sein schneller Abgang. Hier rächte sich jetzt die verschwenderische Darstellung des Kampfes der Haluter im Roman der Vorwoche. Atlan stößt kaum auf Schwierigkeiten, als er die Haluter bittet, sich aus der falschen Welt zu lösen und ihn in die gleichfalls falsche Welt zu begleiten, um diese zu zerstören. Dieses Szenario von verschachtelten Welten erinnerte an Simulacron 3 (Welt am Draht) und hätte durchaus etwas tiefer behandelt werden können, ohne zu sehr auf die Scharmützel im Traumweltszenario einzugehen. Stattdessen hätte der Konflikt dieser Ebenen in den Vordergrund gestellt werden können. Hier ist Potential verschenkt worden.

Freilich wird auf die Motive von Personen, Zeitreisende dabei zu unterstützen, die eigene Existenz zu vernichten, sowieso kaum eingegangen. Überhaupt wird der Themenkomplex um die Problematiken einer Zeitreise in diesem Viererblock gänzlich ausgeblendet. Am Ende wird Germo Jobst mit in die Vergangenheit genommen. Sollte Atlan Erfolg haben und Jawna den aus der Vergangenheit eintreffenden Perry Rhodan warnen, wird es die falsche Welt nicht geben. Was passiert dann mit Germo?

Letztlich mangelt es dem Viererblock um die falsche Welt auch an einer Abgrenzung zum „normalen“ Zyklusgeschehen. Im normalem Zyklusgeschehen werden in einem bislang nicht mehr zu überblickenden Ausmaß über dutzende oder hunderten von Romanen Informationshäppchen kredenzt, die am Ende eine logische Geschichte ergeben sollen. Bloß wird der Leser nach 200 Heften den Großteil dieser Informationen übersehen, vergessen oder anders in Erinnerung haben. Der Viererblock zeigt sich im Aufbau leider nicht anders. Auch da wurde eine Chance vertan.

Nun sind meine Ansichten doch kritischer ausgefallen. Als ich das Heft von Verena Themsen durchgelesen hatte, war ich zufrieden. Auch mit den anderen drei Romanen davor. Und doch mussten diese Reflexionen zum Viererblock gesagt werden.

 

Zu guter Letzt: Ich habe mir mal die Reaktionen im Forum auf der Homepage des Verlages durchgelesen, die bislang (Stand: 02.08.2015, 19:00 Uhr) zu diesem Roman und zum Viererblock abgegeben wurden. Die Spekulationen schießen dort ins Kraut in einem Ausmaße, wie ich es noch nicht gelesen habe. Beinahe jede Serienfigur der letzten 2815 Bände wird verdächtigt ein Atopischer Richter, der noch unbekannte dritte Fraktor oder sonst wer zu sein. Und von den Auswirkungen einer Zeitreise gibt’s unzählige Varianten zu lesen. Diese Melange an Statements ist ein sicheres Indiz dafür, dass es die Autoren mit der Geheimniskrämerei deutlich übertrieben haben. Andererseits ist zu befürchten, dass dies Absicht ist, weil die n Informationen, die sie verbreiten, auch n Lösungen zulassen. Ob dann das eine oder andere am Ende zusammenpasst, ist dann aus Autorensicht nicht mehr so wichtig. Wir können nur hoffen, dass am Ende aus n Informationen auch eine tragfähige Lösung entsteht. Nicht, dass aus den n dann ein x wird und daraus eine x-beliebige Lösung präsentiert wird!

 


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