Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2813

An Rhodans Grab – von Andreas Eschbach – Handlung:

Die ATLANC hat es in das Jahr 2577 NGZ verschlagen. Die Galaxis wird vom Tamanium beherrscht. In dieser Zeit arbeitet Haran Vellec an einer Arbeit über die Dritte Macht. Der Student der Geschichtswissenschaft ist sich der Problematik seines Textes bewusst. Er läuft Gefahr, in die Ecke der Rhodan-Versteher, der Irrdenker, gestellt zu werden. Aber das 4000 Jahre alte Bildmaterial, das er als Quelle für seine Arbeitet verwendet, zeigt seiner Meinung nach, dass in den Aussagen der Irrdenker doch ein Körnchen Wahrheit stecken muss. Gerade will er mit seiner Arbeit fortfahren, als es an der Tür klopft. Es ist der Matan, der höflich um Einlass bittet. Der Matan gibt dem überraschten Studenten Gelegenheit, seine Gedanken offen zu äußern. Nach offizieller Doktrin hat Rhodan die Arkoniden seinerzeit überlistet und Crest hintergangen. Vellec ist jedoch der Meinung, dass Crest ein Freund der Menschen gewesen sei. Geschickt kann der Matan die Gedanken des Studenten in eine andere Richtung lenken.

Atlan hat sich unterdessen an Bord der AIETA JAGDARA auf dem Weg ins Solsystem gemacht, das in dieser Zeit Apsusystem genannt wird. Der Arkonide wird von Jawna Togoya, dem Positronik-Spezialisten John Wa und der Xenotechnik-Analystin Sigalit Barka begleitet. Der Flug der Space-Jet, die mithilfe von tt-Progenitoren in eine Raumjacht umgebaut wurde, geht zunächst durch den Sonnentransmitter im Thiasansystem nach Wega, die im lemurischen Tanos genannt wird. Das Tanossystem hat sich stark verändert. Mehrere Planeten fehlen und wurden wohl zu dem weißen Zwergstern Lichtstein verdichtet, der mit Tanos zusammen einen Sonnentransmitter bildet. Da eine direkte Reise ins zentrale System des Tamaniums nicht möglich ist, müssen die vier Galaktiker auf Ferrol zwischenlanden. Mit gefälschten Papieren buchen Atlan und seine Begleiter eine Passage auf der RAHAILOR, die eine Reisegruppe ins Apsusystem bringt.

Dorthin unterwegs ist auch die lemurische Agentin Miuna Lathom mit der VHANOSHI. Sie genießt Generalvollmacht und kann daher den Kristallschirm problemlos passieren. Die kybernetische Agentin sichtet das Datenmaterial und stößt auf vier verdächtige Personen, die auf Ferrol an Bord eines Kreuzfahrtschiffes gegangen sind. In der Nähe von Rhodans Grabmal will sich die Agentin auf die Lauer legen.

Beim Einflug ins Apsusystem sabotiert John Wa die RAHAILOR. Sie muss auf Lahmu, dem Mars landen. Mit einem anderen Schiff reisen Jawna und Atlan zur Erde/Lemur. John und Sigalit sollen nachkommen und inzwischen den Rückzug vorbereiten, falls etwas schief geht. Das Apsusystem hat sich ebenfalls stark verändert. Die Venus ist zu einem Atopischen Konduktor umgewandelt worden. Als Steuerplanet dient Merkur, der nun Asalucc heißt und den Konduktor umkreist. Terra/Lemur hat einen neuen Mond, Suen genannt.

Atlan und Jawna landen in Tokio. Mit der Reisegruppe besuchen sie zunächst Gobi. Terranias Untergang hat mehr als 100 Millionen Menschen getötet. Die Reise geht weiter nach Leu-Lemuria auf den Azoren. Das Regierungszentrum Tamaghat wird besichtigt. In Sichtweite schwebt die HELITAS, das Flaggschiff des Matan. Die beiden Besucher erfahren, dass die 236-COLPCOR nicht einsatzbereit sei und als das Herz von Suen bezeichnet wird. Atlan macht noch eine andere Entdeckung. Die Lemurer zeigen sich hochmütig. Ihre Rolle als unumschränkte Herrscher der Galaxis hat sie verändert. Schließlich können Atlan und die Posbi-Frau Manchester besuchen, den Geburtsort Perry Rhodans, wo sich auch sein Grab befindet. Der schwere Sarkophag zeigt die Daten des Wegbereiters des Tamaniums. Geboren am 8.6.1936 n. Chr., gestorben am 14.12.1542 NGZ. Im daneben befindlichen Museum erfährt Atlan, dass Perry nach einem millionenjährigen Dilationsflug die Milchstraße 1542 NGZ erreichte und bei einer Schlacht gegen arkonidische Robotschiffe den Tod fand. Später fanden auch viele anderen Zellaktivatorträger den Tod. Einige wurden als Verräter hingerichtet. Nur von Roi Danton, Julian Tifflor und Atlan sei nichts bekannt. Icho Tolot sei trotz seines Aktivators an einer Seuche gestorben, die fast sein ganzes Volk auslöschte. Nur 95 Haluter überlebten und bilden auf Suen den halutischen Rat, als beratende Instanz für den Matan und dem Tamanium. Auch Wanderer ist zerstört, der Verbleib von ES unklar. Jawnas Analysen zeigen, dass im Mausoleum tatsächlich Rhodans Körper liegt. Er wird von einem Energiefeld vor dem Zerfall bewahrt.

John Wa und Sigalit Barka sind unterdessen aufgeflogen und werden von Sicherheitskräften getötet. Bei einem Gehirnscan an den beiden Leichen erfährt Miuna Lathom, dass sie von der CHUVANC/ATLANC stammen. Und sie erfährt den Namen Atlan. Die Agentin wird zum Mausoleum gerufen, denn dort ist der Seher Ch’Daarn erschienen.

Ch’Daarn, wieder begleitet von dem Jungen, klärt seine Anhänger darüber auf, dass jemand aus der erleuchteten Welt gekommen sei. Als Atlan Ch’Daarn anspricht, erscheinen Polizisten und eröffnen das Feuer. Ch’Daarn wird verwundet, der Junge packt Atlan und Jawna und teleportiert sie in Sicherheit. Der Junge stellt sich als Germo Jobst vor. Ein implantierter Psi-Induktor erlaubt es Jobst, Psi-Kräfte einzusetzen. Atlan schlägt einen Pakt vor. Sie helfen bei der Befreiung des Sehers und Germo Jobst bringt sie dafür zum Mond Suen. In den Nachrichten wird der Tod zweier Terroristen auf dem Mars gemeldet.

Der verletzte Ch’Daarn wird zum Matan gebracht. Auch die Agentin berichtet dem Herrscher. Der Matan berät sich mit der Statue des letzten Meisters der Insel. Er kommt zu dem Schluss, dass die Welt vor ihrer Annullierung stehen könnte. Der Matan offenbart gegenüber der Agentin Erstaunliches. Die permanente Kontrolle, die er ausübt, macht er nicht zum Spaß. Sie ist notwendig, weil diese Welt eine ist, die gegen alle Wahrscheinlichkeiten geschaffen wurde, geschaffen werden musste! Atlan ist ein Störfaktor, der eliminiert werden muss. Der Seher soll als Köder verwendet werden.

Germo Jobst bringt Jawna und Atlan zu MUTTER, einem erstaunlichen Schiff, das sich komplett unsichtbar auf Lemur bewegen kann. Sie hat einen Antrieb, den Versetzer, der das Schiff überall hinbringt. Als sich die Stimme von MUTTER meldet, kommt sie Atlan vertraut vor. Er erinnert sich allerdings nicht. MUTTER bringt sie zur Klinik, in der Ch’Daarn behandelt wird. Germo Jobst kommt zu spät, der Seher stirbt und die drei Eindringlinge werden in der Klinik von Sicherheitskräften und Miuna Lathom angegriffen. Atlan, Jawna und der Junge können trotz Parafallen entkommen. MUTTER tarnt sich als Segelschiff auf einem unberührten See auf Lemur. Und doch kommt die kybernetische Agentin dem Schiff auf die Spur.

Atlan wacht am Bett von Germo Jobst, der sich beim Einsatz überanstrengt hat. Im Raum liegt ein Puzzle angefangen auf dem Tisch. Obwohl es keine Vorlage gibt, ist der Rahmen schon vollständig gelegt. Und das bei 14.400 Teilen, wie der Extrasinn Atlans feststellt! Atlan will unbedingt herausfinden, welches Bild sich ergibt.

 

Rezension:

Andreas Eschbach setzt die faszinierende Geschichte um die falsche Welt fort. Wie auch schon im Vorgängerroman schafft der Autor eine sehr dichte Atmosphäre, gespickt mit zahlreichen Hinweisen und unzähligen Details, die zusammengesetzt hoffentlich bald ein Bild ergeben. Es müssen ja nicht gleich 14.400 Teile sein. Aber ebenso wie die Neugierde Atlans am Romanende geweckt wird, der unbedingt das fertige Bild sehen möchte, so wurde auch bei mir als Leser die Neugierde geweckt, bzw. am Leben erhalten, wie es denn nun weiter geht mit der falschen Welt. Immerhin haben wir bereits erfahren, dass die Welt, wie sie momentan Atlan erlebt, eine höchst fragile Welt ist. Sie wurde gegen alle Wahrscheinlichkeiten erschaffen und bedarf der ständigen Kontrolle.

Andreas Eschbach schafft für diese Kontrolle eine wirklich allgegenwärtige Überwachung. Was in Band 2812 nur andeutungsweise zu lesen war, rückt der Autor nun noch deutlicher in den Mittelpunkt. Das Tamanium ist eine Dystopie, ein Überwachungsstaat, in dem es keine Privatsphäre gibt, ein Staat, in dem selbst der „kleine“ Bürger Besuch vom großen Bruder, hier in Person des Matan, bekommt. Und der große Bruder geht erst dann wieder, wenn die Gehirnwäsche vollzogen ist und die Zweifler und die Andersdenkenden umgepolt wurden und alles, was die falsche Welt gefährden könnte, eliminiert wurde.

Der Autor hetzt durch die Handlungsorte, als wären ihm 20.000 Sterngewerke der Tiuphoren auf den Fersen. Thiasan, Tanos/Wega, Ferrol, Lahmu/Mars, Erde/Lemur, Tokio, Gobi, Manchester, usw. Trotz der schnellen Wechsel bleibt immer Zeit für stimmige Beschreibungen, Beobachtungen und zahlreiche kleine Aktionen. Obwohl es viele Hinweise und Teilstücke zu verarbeiten gibt, wirkt die eingesetzte Erzählweise erfreulich aufgeräumt. Als Leser hat man den Eindruck, dass hier mit vielen, aber keineswegs unübersichtlich vielen Puzzleteilen, ein Bild gelegt wird. Ich hoffe, ich irre hier nicht und die beiden folgenden Bände von Verena Themsen liefern eine befriedigende Antwort.

Interessant sind auch so manche Schlussfolgerungen des Protagonisten Atlan, die der Autor eingebaut hat. Es sind gerade solche geschickt platzierten Folgerungen, die ich zuletzt in anderen Romanen vermisst habe. In der vorliegenden Geschichte ist es die Folgerung, die Atlan aus Rhodans Einbalsamierung zieht. Dass nämlich dem Freund eine Falle gestellt wurde. Rhodans Körper wäre schnell zerfallen, wenn nicht die Hypereinbalsamierung schnell zur Verfügung gestanden hätte.

Trotz der bedrückenden Informationslage, beispielsweise schreibt der Autor mal eben auf 1 Romanseite nahezu alle Zellaktivatorträger aus der Welt, schafft es der Autor, eine positive Grundstimmung zu erzeugen. Während der Zyklus um die Atopen seit beinahe 110 Bänden läuft und eine permanente pessimistische Stimmung liefert, ist es ausgerechnet dieser Kurzzyklus mit seinen marternden Inhalten, der eine Aufbruchsstimmung erzeugt. Eschbach hat ein klares positives Ziel für seinen Protagonisten Atlan gesteckt. Die falsche Welt muss zerstört werden. Und nicht etwa in 100 oder 199 Heften!

Zwischenfazit nach der Hälfte der vier besonderen Bände: Der besondere Reiz der Romane liegt insbesondere darin, dass eine Fiktion geschaffen wurde, die wiederrum selbst auf einer anderen beeindruckenden Fiktion aufbaut.

 


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