Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2812

Willkommen im Tamanium! – von Andreas Eschbach – Handlung:

Die lemurische Agentin Miuna Lathom bekommt einen Auftrag. Niemand geringeres als der Matan selbst schickt sie nach Thiasan III. Dort soll sie den Mann ergreifen, der die Zukunft sieht. Sie bekommt alle Vollmachten. Mit ihrem Schiff, der VHANOSHI, materialisiert sie im Thiasan-System, einem aus zwei roten Riesen bestehenden Sonnentransmitter. Bevor sie auf dem Raumhafen Cunarbugh landet, sichtet die Agentin Daten. In den nächsten Tagen wird auf Thiasan III der Quinto-Tag gefeiert. Aufgrund der Lage des Sonnentransmitters, ist mit einem ausufernden chaotischen Volksfest zu rechnen. Diese Situation will der obskure Seher Ch’Daarn für einen Auftritt nutzen. Ch’Daarn ist in den Augen des Tamaniums ein Störenfried, noch dazu einer mit einer hohen Anzahl an Gefolgsleuten. Miuna Lathom will den Seher ergreifen.

An Bord der ATLANC schreibt man den 23. November 1517 NGZ. Atlan lenkt das Schiff durch die Synchronie. Der Arkonide ist erschöpft. Die Verbindung mit dem ANC kostet Kraft. Plötzlich ändert sich der Zustand des Schiffes. Es gerät ins Schlingern und das ANC erklärt, dass dem Schiff eine Zeitfalle gestellt wurde, der auszuweichen oder zu entkommen unmöglich ist. Atlan befiehlt den Abbruch des Fluges und die Rückkehr in den Normalraum.

Im Baagsystem hat Thyan Meverdatis das Kommando über die URDNIR und das Oberkommando über die Wachflotte des Chronohermetischen Intervalls. Als Soldat hat er dem Tamanium Treue und dem Matan Gehorsam geschworen. Seit fast 1000 Jahren ist die Anlage, die er bewacht, im Bau. Und nur noch 43 Jahre werden bis zur Vollendung vergehen. Plötzlich wird Alarm gegeben. Die CHUVANC, die Terroristen vor über 1000 Jahren gekapert hatten, erscheint. Meverdatis fordert per Funk die bedingungslose Übergabe des Richterschiffes. Er bekommt keine Antwort und lässt seine Flotte angreifen.

Die ATLANC wird trotz ihres Repulsorwalls in Richtung eines Geflechts gigantischer Ringe gezogen. Auch die Waffen der Wachflotte schwächen den Schutzschirm. Alle Gegenmaßnahmen, die Atlan einleiten lässt, werden von der Gegenseite schnell durchschaut. Atlan ist klar, dass er unkonventionell handeln muss. Die ATLANC gelingt schließlich die Flucht durch den Kristallschirm. Zuvor kann sie auch die Falle zerstören, die sie im System einfangen sollte. Im Leerraum außerhalb von M13 bezieht die ATLANC Position und beobachtet. Die gesammelten Informationen belegen, dass man sich im Jahre 2577 NGZ befindet. 1060 Jahre in der Zukunft. Die Galaxis wird vom Tamanium beherrscht. Überall herrscht Frieden. Terraner und Tefroder haben sich zu den Lemurern vereinigt. Terra heißt wieder Lemur und Sol wieder Apsu. Die Milchstraße wird von einem Matan regiert. Atlan ist konsterniert. Er zieht den Schluss, dass dies nur Matan Addaru Jabarim sein kann. Die Mission in die Jenzeitigen Lande ist gescheitert. Thyan Meverdatis wird vom Matan trotz seines Scheiterns ins Thiasansystem beordert.

Von den Tolocesten an Bord erfährt man, dass die Rückkehr ins Thezische nicht möglich ist. Die Trans-Chronalen Treiber sind defekt. Nur aus einem anderen Richterschiff könnte man entsprechende Teile bekommen. Da empfängt die ATLANC einen Funkspruch aus dem Thiasansystem. Der Inhalt scheint direkt an Atlan gerichtet, der dort einen Seher treffen soll. Die Botschaft nimmt Bezug auf eine Tochter Atlans auf der Erde, die Aieta Jagdara hieß. Atlan beißt an und besucht getarnt mit Jawna Togoya und Samu Battashee Thiasan III. Dort erfahren die drei Besucher auch den Grund für den Quinto-Tag. Es ist der Jahrestag der Zerstörung von Quinto-Center vor 880 Jahren. Und man erfährt, dass womöglich gar nicht Richter Matan Addaru Jabarim es ist, der als Alleinherrscher regiert, sondern dass durch einen Sprachwandel in den 1000 Jahren aus dem Wort Maghan nun Matan wurde. Vetris-Molaud und der Matan sind womöglich die gleiche Person. Und Atlan geht sogar einen Schritt weiter. Matan Addaru Jabarim und Maghan Vetris-Molaud sind möglicherweise identisch.

Die drei Besucher aus der Vergangenheit nehmen an den Feierlichkeiten zum Quinto-Tag teil. Dort werden auch historische Ereignisse gezeigt, u.a. die Vernichtung Terranias durch eine Bombe, die angeblich von der USO am 12.11.1601 zur Explosion gebracht wurde. Im örtlichen Amphitheater tritt dann der Seher auf. Auch Miuna Lathom ist nun vor Ort. Ch’Daarn ist ein blinder Topsider der von einem Jungen auf die Bühne geführt wird. Der Seher berichtet von einer Trübnis, die nach und nach diese Welt in die falsche Welt verwandelt. Aber die erleuchtete Welt könne in die falsche Welt einbrechen. Obwohl er ihn nicht sehen kann, hat Atlan plötzlich den Eindruck, dass sich Ch’Daarn an ihn wendet, als er sagt, dass noch Hoffnung bestehe. Er solle das Grab aufsuchen, nur die Begrabenen können helfen. Und schließlich fügt der Seher hinzu: „Ich rede vom Grab Perry Rhodans.“

Miuna Lathom befiehlt den Zugriff. Soldaten der URDNIR nähern sich dem Amphitheater. Ch’Daarn entkommt. Wahrscheinlich ist der Junge an seiner Seite ein Teleporter. Der Agentin ist jedoch nicht entgangen, dass sich der Seher an drei Personen direkt gewandt hat. Sie erkennt zwar nicht, wer die drei sind, vermutet aber, dass die Unbekannten vom gesuchten Richterschiff stammen. Mit der VHANOSHI bricht die Agentin nach Lemur auf, wo sich das Mausoleum Rhodans befindet.

Atlan, Jawna und Samu sind zur ATLANC zurückgekehrt. Avan Tacrol hat inzwischen weitere Informationen gesammelt. Von Halut, seiner Heimatwelt, ist nichts zu hören. Das Richterschiff 236-COLPCOR ist zuletzt vor 300 Jahren im Solsystem gesichtet worden. Es gibt auch Hinweise auf einen zweiten Richter, den noch niemand gesehen hat. Er heißt Veirdandi und wird auch der verleugnete Richter genannt. Sein Schiff ist die ZEITWEIDE.

Atlan konzentriert sich auf die 236-COLPCOR und das Solsystem. Das ANC vermutet, dass Atlan die Trans-Chronalen Treiber identifizieren kann, wenn er sich ihnen nähert. Das ANC verpasst Jawna Togoya ein Attest, damit die Posbi-Frau ebenfalls diese Treiber erkennen kann. Dann wird die Mission vorbereitet. Eine Space-Jet wird mithilfe von tt-Progenitoren in eine Raumjacht umgebaut und auf den Namen AIETA JAGDARA getauft.

 

Rezension:

Was wäre gewesen, wenn dieser Roman den Zyklusauftakt gebildet hätte? Die Tiuphorenromane sind hinlänglich bekannt, bei den noch drei ausstehenden Romanen des Kurz-Zyklus um „Die falsche Welt“ wissen wir noch nicht, was am Ende stehen wird. Der Roman von Andreas Eschbach vermittelt ein mutiges, ein faszinierendes Szenario, das den Leser sofort in seinen Bann zieht. Dagegen wirkt die Geschichte aus Band 2800 etwas altbacken. Da kann man schon mal spekulieren, was gewesen wäre, wenn dieser Band den Zyklusauftakt gebildet hätte. Die Wirkung dieses Romans hätte sogar noch gesteigert werden können, wenn die ganzen Ankündigungen zu diesem Roman weggelassen worden wären. Nun wissen wir, dass die vier Bände in sich abgeschlossen sind. So manche Erkenntnis wird in den übergeordneten Zyklus einfließen. Aber vieles werden wir nicht wiedersehen, dazu sind die Ankündigungen zu diesem Vierer-Block (leider) eine Spur zu konkret. Mit diesem Roman wird sicherlich eine Zielgruppe unter der Leserschaft angesprochen, die überrascht werden will und nicht immer das gleiche lesen möchte. Von daher wäre der Roman zum Zyklusauftakt und ohne größere Vorankündigungen sicherlich eingeschlagen wie eine Bombe.

Andreas Eschbach nutzt den Freiraum und entwickelt eine Story, die in nahezu allen Belangen überzeugen kann. In einer alternativen Realität oder Parallelwelt beschreibt der Autor eine Welt, in der die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hat. Beginnend bei der lemurischen Agentin, die im Jahre 2577 NGZ ihren Dienst für das Tamanium versieht und die wohl ein Geheimnis umgibt, denn sie macht sich so ihre Gedanken, warum ausgerechnet sie es ist, die sich auf die Spur des Sehers begeben soll. Weiter geht es mit der Rückkehr des Richterschiffs ins Baagsystem, in der eine Falle seit 1000 Jahren in Bau ist. Im weiteren Handlungsverlauf akzeptieren die handelnden Figuren die Situation, in die sie geschlittert sind, ein Spur zu schnell. Das ist aber nur eine klitzekleine Kritik. Mit dem Erzählstil und der Zeichnung und Gestaltung der Figuren kann Andreas Eschbach diese Schwächen beiseiteschieben.

Insbesondere die Darstellung des Atlan mit einigen unaufdringlichen, weil kurz gehaltenen Reminiszenzen an seine Erlebnisse als Unsterblicher auf der Erde konnte am meisten überzeugen. Dazu eine aufgeräumte, gelassene Sprache, die vor allem in den Dialogen punkten kann. Die Geschichte bringt den Seher ins Spiel, der erkennt, dass dies die falsche Welt ist. Das erinnert ein wenig an Das Orakel vom Berge. Dort war es ein Buch, das einen anderen Ablauf der Geschehnisse zeichnete. Eschbachs Geschichte kann auch deshalb überzeugen, weil aus den Beobachtungen seiner Protagonisten unmittelbar Schlussfolgerungen gezogen werden. Ebenso zügig werden Aktionen eingeleitet und durchgezogen. Gegen dieses Tempo, dass der Roman vorlegt, wirkt die „normale“ Zyklushandlung nochmals langsamer, als sie eh schon ist.

Alles in allem hinterlässt die Geschichte einen sehr guten und stimmigen Gesamteindruck. Mit der Ankündigung sich zu Rhodans Grab zu begeben erzeugt der Roman auch wieder eine Vorfreude auf den Band der nächsten Woche, die ich zuletzt vermisst habe.

 


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