Zur letzten Grenze – von Oliver Fröhlich und Christian Montillon – Handlung:
Die Terraner haben die CHUVANC erobert. Nun machen sich die Eroberer mit der Bedienung des Richterschiffs vertraut. Insbesondere die drei Piloten Samu Battashee, Farye Sepheroa und Avan Tacrol müssen schnell Zugriff auf die Systeme des Schiffes erlangen. Richter Chuv ist durch den OptAg-Dispenser zwar unter Kontrolle, allerdings kämpft der Richter gegen die Beeinflussung an. Tief in seinem Innersten spürt Chuv, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Bevor die CHUVANC ins Arkonsystem aufbrechen kann, müssen einige Dinge geklärt werden. Die Onryonen müssen von Bord, die RAS TSCHUBAI in die Synkavernen eingelagert und der flüchtige Sekretär des Richters gestellt werden.
Für die Onryonen täuscht man einen Rettungseinsatz vor, der es der CHUVANC erlaubt, das Naatasystem zu verlassen und sich mit der RAS TSCHUBAI zu treffen. Chuv wird dazu gebracht, mit dem ANC die Trans-Chronalen Treiber der CHUVANC um die RAS RSCHUBAI auszudehnen und das Schiff in die Synkavernen einzulagern. Die Onryonen der CHUVANC werden in ein präpariertes Beiboot verfrachtet und ausgeschleust. Es wird Tage dauern, bis die Onryonen um Hilfe rufen können. Derweil kehrt das Richterschiff ins Naatasystem zurück und benutzt die Transmitterverbindung ins Arkonsystem.
Gucky und die larische Telepathin Pey-Ceyan versuchen mit Hilfe eines Parablocks den Sekretär des Richters aufzuspüren, der sich in die Synkavernen geflüchtet hat. Gucky kann sich und Pey-Ceyan zusammen mit Gholdorodyn in die Synkavernen versetzen, wo sie Yuunüs Phörn aufspüren. Phörn plant den Tod von Chuv, damit die Terraner keine Macht über das Schiff bekommen. Bei seiner Attacke wird Richter Chuv schwer verletzt. Gucky treibt Phörn aus der künstlichen Dimension in die Zentrale der CHUVANC. Der Ilt wird bei diesem Einsatz stark beansprucht und fühlt sich ausgebrannt, so als hätte er erneut seine Parafähigkeiten verloren. Erneut kann der Sekretär entkommen und wird nun von Perry Rhodan gejagt.
Chuv liegt im Sterben. Als er schließlich stirbt, sieht sich das Bordgehirn Chuv-ANC nach einem neuen Lebensteil um und adaptiert Atlan. Die CHUVANC hört auf zu existieren und wird zu Atl-ANC, das Schiff zur ATLANC. Perry Rhodan tötet in einem Zweikampf Yuunüs Phörn, während sich die ATLANC langsam dem Atopischen Konduktor nähert. Plötzlich erscheint die 233-COLPCOR und greift die ATLANC ohne jede Vorwarnung an. Auch Onryonenschiffe beschießen die ATLANC. Das Gegenfeuer verpufft wirkungslos, da das ANC sich weigert mit aller Feuerkraft auf ein Richterschiff zu schießen. Attilar Leccore kommt zur Hilfe. Er behauptet, dass ein Einsatzkommando die 233-COLPCOR übernommen hat und nun die CHUVANC attackiert. Er fordert alle Schiff auf, die 233-COLPCOR anzugreifen. Die Onryonen sind verwirrt und wissen nicht mehr, welche Seite sie unterstützen sollen. Mit Hilfe von Gholdorodyns Kran kann das Einsatzteam um Sichu Dorksteiger an Bord der ATLANC geholt werden. Attilar Leccore wird an Bord der CLOSSOY festgenommen, nachdem der onryonische Oberbefehlshaber die Befehle Leccores aufgehoben hat.
Die ATLANC fliegt zum Kosmoglobus. Die Angriffe der 233-COLPCOR sind so schwer, dass das Unternehmen zu scheitern droht. Richter Matan Addaru Jabarim nimmt keinerlei Rücksichten mehr. Bei seinen Angriffen wird der Planet Zhusha vernichtet. Auch zahlreiche Onryonenschiffe explodieren. Von Luna aus meldet sich YLA. Sie öffnet das Atopische Portal und die ATLANC kann mit letzter Kraft das Portal durchfliegen und in die Synchronie eindringen.
Rezension:
Nun ist es also vollbracht. Phase 4 konnte ebenfalls erfolgreich abgeschlossen werden. Aufgrund der seit Wochen laufenden massiven Werbung für Band 2800 war das Ergebnis eigentlich keine Überraschung mehr.
Wie dieser Zyklus endet war allerdings ohne Kenntnis des 4-Phasen-Plans und ohne der Beeinflussung durch die Werbung zum kommenden Jubiläumsband allerdings dann doch wieder eine Überraschung. Noch in Heft 2700 hatte Andreas Eschbach im Epilog ein Bekenntnis gemacht. Geschichte, schreibt er, neige dazu, ähnlichen Mustern zu folgen, aber das, was tatsächlich geschah, war letzten Endes immer eine Überraschung. 99er Nummern eines Zyklus folgten tatsächlich sehr häufig bestimmten Mustern. Meist wurden Handlungsfäden in einem finalem Showdown zusammengeführt, große Geheimnisse gelüftet, Akteure aus der Serie geschrieben oder geparkt und nicht selten auch ein bestimmter Status Quo hergestellt.
Diese 99er Geschichte, von Oliver Fröhlich und Christian Montillon gemeinsam verfasst, ist anders. Der Roman enthält kein einziges dieser Elemente. Damit ist er sehr wohl eine Überraschung. Allerdings hinterlässt der Roman noch einen anderen Eindruck. So wie sich die ATLANC mit letzter Kraft zur letzten Grenze schleppt und diese überschreitet, so hinterlässt dieser Roman, zusammen mit den vorhergehenden Geschichten ein ähnliches Gefühl, nämlich dass der Zyklus sich ebenfalls gerade so über die Ziellinie gerettet hat. Und um bei dem Vergleich zu einem Rennen zu bleiben: Dieser Zyklus ist sicherlich nicht als Erster durchs Ziel gegangen. Und für nochmal Hundert Hefte fehlt es an Ausdauer.
Zurück zur Story. Wie auch schon zum Heft der Vorwoche geschrieben, mangelt es auch diesem Roman an Originalität. Die Darstellung von Chuvs Gedanken konnte am meisten überzeugen. Für die Handlung, die in den Synkavernen angesiedelt ist, haben sich die beiden Autoren zwar Mühe gegeben, um die Fremdartigkeit einer solchen Umgebung zu transportieren, dennoch waren die Beschreibungen dieses Phänomens nicht ganz gelungen.
Gleich zu Beginn des Romans gibt es eine Textstelle, in der Perry Rhodan Skrupel zeigt, als es darum geht, den Richter mittels Fernsteuerung zu beeinflussen. Stellt man diese Textstelle dem Wahnsinnsplan der Akteure gegenüber, bei dem nur wenige Handlungsstunden zuvor vier Milliarden Wesen mit dem Tode bedroht wurden, wird nun zumindest für den Serienhelden etwas an Wiedergutmachung betrieben.
Der Rest der Geschichte ist unauffällig. Es gibt keine Wendungen, sieht man von Gucky einmal ab. Der Ilt scheint erneut ein Upgrade oder Downgrade seiner Fähigkeiten zu erfahren. Die Darstellung des Ilts in den ersten zwei Dritteln des Zyklus kann man als überaus gelungen bezeichnen. Das Autorenteam hatte dieser Figur eine neue Rolle verpasst, die in vielen Geschichten vorteilhaft eingesetzt wurde. Die frühere Omnipotenz der Figur wurde beschnitten und Charakterzüge mehr in den Vordergrund gestellt. Szenen, in denen sich der Ilt Gedanken darüber macht, wie er andere mit seinen nunmehr begrenzten Fähigkeiten überhaupt unterstützen kann, gehörten zu den glaubwürdigsten Umsetzungen einer Figur in diesem Zyklus. Seit dem Einsatz gegen Faktor IV und der Übernahme der neuen Teleporterfähigkeiten gerät die Figur zunehmend aus dem Takt. Die Darstellungen seiner Fähigkeiten werden uneinheitlich beschrieben und der sorgsame Aufbau des neuen Gucky scheint dahin.
Was lässt sich sonst noch zum Zyklus sagen? Eigentlich eine ganze Menge. Vieles habe ich in meinen Rezensionen bereits geschrieben. An Substanz mangelte es dem Zyklus nicht. Der Ideenreichtum des Exposé-Teams und der Autoren verblüfft mich nach wie vor und ist ein Garant dafür, der Serie die Treue zu halten, auch wenn dieser Zyklus Schwächephasen hatte. Die deutlichste Schwäche ist sicherlich die, dass es nicht gelungen ist, an den richtigen Stellen der Gesamtgeschichte die Informationen so zu platzieren, dass sie nach und nach ein umfassendes Gesamtbild ergeben. Im Bemühen darum, den Lesern möglichst keine relevanten Hinweise zu geben, die Aufschlüsse über Hintergründe oder Ziele des Atopischen Tribunals geben könnten, entwickelte sich trotz einiger dramatischer Szenen nur ein zäher Handlungsfluss. Große Meilensteine oder Spannungshöhepunkte blieben aus. Ein Gesamtbild ist nicht entstanden. Und auch die Teilbilder enthalten viele weiße Stellen.
Die Figuren taten erkennbar zu wenig, um den Hintergründen der Okkupation auf die Spur zu kommen. Der Ausflug in die Galaxis der Laren schien anfangs genau zu diesem Zweck angelegt zu sein, nämlich Grundlagenforschung zu den Atopen zu betreiben. Die Ansätze waren vielversprechend und sind dann, als die Inhalte konkreter wurden, abgebrochen worden. Der Rest ist bekannt. Zurück in der Milchstraße quälte sich der Zyklus zu diesem Ende. Zwar sind in einzelnen Romanen die Protagonisten nicht mehr so die Getriebenen wie in früheren Zyklen. Auf die Gesamtgeschichte bezogen sind sie dennoch mehr Beobachter als Handelnde geblieben. Die letzten vier Hefte scheinen dem zu wiedersprechen. Vielleicht sind sie aber auch als Auftakt zu verstehen. Dass mit mehr Schwung den Geheimnissen auf den Grund gegangen werden soll. Zu wünschen wäre es.
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