Retter der Laren – von Hubert Haensel – Handlung:
An Bord der RAS TSCHUBAI sind Perry Rhodan und Gucky mit der Studie des Pseudo-Rhodans beschäftigt. Der Wesens-Rohling, den der Ilt im Schwarzen Bacctou entdeckt hatte, ist kaum noch vorhanden. Die Kopie scheint vollständig und abgeschlossen. Nur die Ziele, die Richterin Saeqaer mit dem Pseudo-Rhodan verfolgt, bleiben im Unklaren. Perry Rhodan versucht es mit einem direkten Gespräch mit seinem Doppelgänger. Zur Sicherheit markiert Gucky seinen Freund mit einer unter die Haut gespritzten Farbe. Gucky entdeckt in den Erinnerungen des Doppelgängers Hinweise auf ein Artefakt, das der Schwarze Bacctou an Bord der WIEGE DER LIEBE gesucht hat. Es soll ein Relikt der ersten Larenzivilisation sein. Je mehr die Adaption voranschreitet, umso mehr verblassen allerdings diese Erinnerungen.
Die EDMOND PONTONAC kehrt zurück und bringt Atlan und Perry Rhodan nach Jahrzehnten wieder zusammen. Bull und Atlan halten sich mit Schilderungen der betroffenen Bewusstseine von ES zurück aber obwohl Rhodan diese Zurückhaltung bemerkt, fragt er nicht nach. Nun gilt es einen Plan zu erarbeiten, um das Schiff von Richterin Saeqaer zu erobern. Während Bostich sich als gleichberechtigten Expeditionsleiter einbringt, hält sich Atlan zurück. Der Arkonide will zunächst das Schiff kennenlernen und die Informationen verarbeiten, die von der RAS TSCHUBAI in der Domäne des Kristallinen Richters gesammelt wurden. Perry Rhodan setzt darauf, die Proto-Hetosten als Partner beim Angriff auf die CHEMMA DHURGA zu gewinnen. ANANSI soll Informationen zu den Rebellen sammeln und wird bald fündig. Bei einem Zusammenstoß mit Onryonen sind etliche Rebellen in Gefangenschaft des Tribunals geraten und sollen auf dem Planeten 50.000 vor Gericht gestellt werden. Rhodan will die Rebellen befreien und über sie in Kontakt mit Avestry-Pasik kommen.
Der von den Keloskern an Bord gebrachte Fiktivtransmitter ist unterdessen etwas weiterentwickelt worden. Winzige Geräte, Winker genannt, sollen es ermöglichen, jede damit ausgestatte Person zum Kran zu transportieren. Damit will man die Gefangenen ausstatten und an Bord holen. Auf dem Flug zum Planeten 50.000 hat Rhodan Gelegenheit, sich die neuesten Untersuchungsergebnisse von Bostichs veränderten Metabolismus anzusehen. Im Körper des Arkoniden bilden sich neuronale Verdickungen, die als Mikro-Hirne bezeichnet werden. Bostich nimmt Stimmen wahr, allerdings hat sein Extra-Sinn gelernt, diese Einredungen auszublenden. Auch das Zeitempfinden Bostichs ist gestört. Die Larin Than-Deneec hat keine Erklärungen. Auch Baucis Fender wird von Rhodan besucht. Sie ist noch immer in Behandlung und Rhodan sorgt sich, dass ihre Verfassung weniger mit dem Tod Patrick St. Johns zu tun hat, als vielmehr mit ihrer Heilung durch den Kristallinen Richter.
Im Zielsystem angekommen tarnt sich die RAS TSCHUBAI in bewährter Weise und Rhodan, Bostich, Gucky, Than-Deneec und die drei verbleibenden Mitglieder des Venus-Teams landen auf der Welt 50.000, einer Wasserwelt ohne Kontinente aber zahlreichen Inseln. Auf der Insel Tshoctar befinden sich fünf Ordische Stelen. Das Einsatzteam gelangt auf diese Insel und kann in die Gefängniszellen eindringen. Beim Versuch die gefangenen Rebellen aufzuspüren, machen Gucky und Bostich unabhängig voneinander eine merkwürdige Entdeckung. Bei zwölf der Proto-Hetosten nehmen sie eine merkwürdige synchron laufende Anspannung wahr, können sich das allerdings nicht erklären. Der Anführer der Rebellen nimmt die Winker von Rhodan an, will allerdings die Geräte erst nach dem Rechtsspruch der Ordischen Stelen anwenden. Er will das Urteil hören. Wenige Stunden später werden die 52 Laren vor die Stelen geführt. Dort zünden 12 Rebellen ihre Körper auf unbekannte Weise und zerstören dabei alle fünf Ordische Stelen. Die anderen Laren benutzen die Winker und materialisieren an Bord der RAS TSCHUBAI. Nur 22 Rebellen haben überlebt. Die Leichen der hyperenergetisch verstrahlten Laren müssen isoliert werden. Rhodan und das Team retten sich ebenfalls und werden schließlich von den überlebenden Laren zu einem Treffen mit Avestry-Pasik geführt. Rhodan kann den Proto-Hetosten mit dem Relikt auf der CHEMMA DHURGA ködern, an dem Angriff teilzunehmen. Die Stimmen, die Bostich wahrnimmt, verraten ihm, dass die Laren Verrat begehen wollen. Sie planen einen Angriff auf den Hetork Tesser. Rhodan ist davon nicht beeindruckt.
Rezension:
Mit dem Roman von Hubert Haensel wechselt die Handlung nach dem kurzen Milchstraßenintermezzo wieder nach Larhatoon zu Perry Rhodan. Die Geschehnisse, mit denen sich der Autor beschäftigt, stellen im Grunde genommen ein verkleinertes Abbild der Zyklusgeschichte dar. Vordergründig passiert sehr viel. Perry Rhodan beschäftigt sich mal wieder mit seinem Doppelgänger, der ein kleines Geheimnis offenbart. Mit Atlan kehrt eine der Kultfiguren der Serie zurück. Die Veränderung Bostichs schreitet voran. Er kann mittlerweile zu Gucky in Konkurrenz treten. Über die befreiten Rebellen kommt man wieder in Kontakt zu Avestry-Pasik. Mit der Fortentwicklung des Krans werden die Kelosker gestreift und mit dem Besuch bei Baucis Fender das Wirken des Kristallinen Richters in Erinnerung gerufen. Sieht man genauer hin, erkennt man, dass sowohl der Roman als auch die Zyklushandlung einmal mehr auf der Stelle treten.
Der Einstieg in die Geschichte geriet dennoch vielversprechend. Die Ankunft Perry Rhodans auf dem Schiff der Richterin wird nun aus Sicht des Schwarzen Bacctou geschildert. Nach und nach erfährt man nicht nur das bereits bekannte Szenario sondern auch, dass der Schwarze Bacctou auf der Suche nach einem Relikt der Ersten Larenzivilisation gewesen ist. Diese Erinnerungen, die von Gucky aus dem Gedächtnis des merkwürdigen Wesens extrahiert werden, verknüpft der Autor erneut mit einer Erforschung des Pseudo-Rhodans. In Heft 2774 hatte sich Hubert Haensel zu diesem Thema nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die damaligen Schilderungen waren albern und ließen Schlimmes befürchten. Im aktuellen Roman kann Hubert Haensel einiges gut machen. Nachdem der Doppelgänger schon Monate lang auf der RAS TSCHUBAI herumturnt, lässt der Autor Gucky auf die Idee kommen, das Original farblich zu markieren. In der Folge kann beobachtet werden, dass der Pseudo-Rhodan dieses Merkmal ebenfalls adaptiert. Der Autor schildert zwar nicht, dass nun eigentlich jeder Zweifel über die Identität der beiden Rhodan dadurch ausgeräumt ist aber de facto ist es so. Leider lässt der Autor allerdings einmal mehr seine Figuren nicht den notwendigen nächsten Schritt vornehmen, als da wäre eine Untersuchung des genetischen Prozesses, der in Pseudo-Rhodan abläuft, um die Farbmarkierung ebenfalls zu kopieren.
Stattdessen wird Pseudo-Rhodan erstmal abgehakt, denn Atlan ist zurück und nach Michael Marcus Thurner zeigt auch Hubert Haensel mächtigen Respekt vor dieser Figur und traut sich nicht richtig, sie adäquat einzusetzen. Der Autor gönnt dem Arkoniden eine kleine Sightseeing-Tour durchs Schiff. Zu mehr wird Atlan nicht eingesetzt. Überhaupt tun sich die Autoren erkennbar schwer, mit der Vielzahl an Häuptlingen an Bord der RAS TSCHUBAI umzugehen. Der Auftritt Bostichs beweist das überdeutlich. Zwanghaft wird versucht, dieser Figur einen Stellenwert einzuräumen und wenn es nur der Titel des 2. Expeditionsleiters ist. Die weiteren Veränderungen dieser Figur sind nicht neu und werden vom Autor lediglich in Erinnerung gerufen. Man gewinnt den Eindruck, Bostich würde nur noch dann eine Zukunft in der Serie haben, wenn man diese Figur körperlich verändert. Das ist schade und man muss befürchten, dass dies früher oder später auch mit anderen Figuren passiert. Adams wächst vielleicht demnächst ein zweiter Buckel und Bully bekommt ein drittes Auge?
Nach dem passablen Einstieg nimmt der Autor das Tempo aus der Geschichte, die zudem zusehends fragmentarisch fortgesetzt wurde. Neue Erkenntnisse werden nicht mehr gewonnen und auch zu bereits bekannten Sachverhalten werden keine Anstrengungen unternommen, diese mit neuem Wissen anzureichern. Nehmen wir als Beispiel Baucis Fender. Wozu diente der Abstecher von Perry Rhodan? Wohl nur dazu, um zu zeigen, dass diese Figur nicht vergessen wurde. Zu mehr als einen Halbsatz von Rhodans Gedankengängen zur Verfassung der Patientin hat es nicht gereicht. Keine Untersuchungen der medizinischen Auswirkungen der Heilung durch den Richter? Keine Einschätzung einer potentiellen Gefahr? Keine Aufstellung einer Theorie? Keine Konflikte mit den anderen Mitgliedern des Venus-Teams, die wohl am ehesten Veränderungen ihrer Team-Kameradin erkennen könnten. Leider passiert gar nichts, das Thema wird nur gestreift.
Ein anderes Beispiel ist die Zerstörung der Stelen. Und daraus resultierend die Empfindung etwas Unrechtes getan zu haben. Auch das ein bekannter Sachverhalt, mit dem Unterschied, in Larhatoon müssten eigentlich über die Jahrhunderte mehr Erkenntnisse zu den Stelen und ihrem Wirken bekannt sein. Wozu wird ein Handlungsort aufgebaut, der die Auswirkungen des Tribunals zeigen soll, wenn man die Elemente Atopischer Macht dann doch nicht anders betrachtet als in der Milchstraßenebene?
Die Befreiung der larischen Rebellen erledigt der Autor im Vorbeigehen. Das ist nicht unbedingt die schlechteste Art gewesen, denn dem Plot, ein Schiff als ein anderes zu tarnen und in SERUNS mit Mimikry-Fähigkeit im Feindgebiet zu operieren konnte der Autor wohl kaum noch einen neuen interessanten Zug verpassen. Andererseits wäre nun Raum da gewesen, um sich etwas intensiver mit den Charakteren zu beschäftigen. Leider passiert da ebenfalls nicht viel.
Ein Satz in Hubert Haensels Roman zeigt das Dilemma dieser Geschichte sehr deutlich. Darauf angesprochen, welchen Plan Rhodan verfolgt, um das Richterschiff zu erobern, antwortet der Unsterbliche: „Was wir unternehmen müssen, ergibt sich später von selbst.“
Genauso mutet diese Geschichte an. Keiner verfolgt einen Plan und das „Später“ ist immer der Roman der nächsten Woche.
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