Die Engel der Schmiege – von Caroline Brandt – Handlung:
An Bord der CHEMMA DHURGA ist Perry Rhodan nun seit längerer Zeit in einer Zelle inhaftiert. Durch sein Gefängnis fließt ein Bach, der auch einer kleinen Gruppe von Lebewesen ein Zuhause bietet, die Rhodan aufgrund ihres Aussehens als Schnabelratten bezeichnet. Seine Langeweile wird nur durch ein Gespräch mit Saeqaer unterbrochen. Die Atopische Richterin besucht ihn und erzählt bereitwillig vom Angriff eines unbekannten Kugelraumers auf Globus 2 ihres Schiffes. Wer die Angreifer waren, kann Saeqaer nicht sagen und auch Rhodan kann sich nicht vorstellen, dass Terraner bis nach Larhatoon vorgedrungen sind. Sollte doch ein Einsatzkommando in die größere Kugel der WIEGE DER LIEBE eingedrungen sein, hätten sie keine Chance in den Globus 1 zu wechseln, in dem Rhodans Gefängnis liegt. Die Schnittstelle zwischen den Kugeln wird als die Schmiege bezeichnet. Die Richterin nimmt Rhodan zu einen Besuch an der Schmiege mit. Die kreisrunde Fläche zwischen den Kugeln wirkt wie ein großes Aquarium, in dem Rhodan insektoide Wesen wahrnehmen kann, die sich darin wie in Zeitlupe bewegen. Der Unsterbliche ist solchen Wesen schon einmal begegnet. Es sind Karduuhls, die vor langer Zeit den Schwarm mit ihren starken Psi-Kräften beherrscht hatten. Die Richterin bezeichnet sie als die Kostbaren, die Veszi. Sie sind Wächter, die niemand überwinden kann.
An anderer Stelle in Globus 2 befindet sich noch ein weiteres Wesen, das einst Aufnahme an Bord der CHEMMA DHURGA gefunden hat. Das Wesen bezeichnet sich selbst als Pend und kann alle möglichen Universen besuchen. Pend jongliert mit Realitäten und Wahrscheinlichkeiten und befindet sich in einem Bannkreis der Racheschuld. Er schuldet Richterin Saeqaer eine Dank-Rache. Doch er kann seinen Plan nicht ausführen, weil die Richterin schwanger ist und dem ungeborenen Kind soll kein Leid zugefügt werden. Pend erkennt auch, dass ein Wesen mit Vitalenergiespeicher an Bord gekommen ist.
Im Globus 2 ist die Space-Jet mit Gucky, Sichu Dorksteiger und den beiden Halutern Icho Tolot und Avan Tacrol erstmal auf Tauchstation gegangen. Die Besatzung beobachtet die Geschehnisse außerhalb des Schiffs. Die Außenhülle der riesigen Kugel repariert sich selbst. Das Loch, das von dem Robotkreuzer in die Wandung gerissen wurde, wächst langsam zu. Die darunter befindlichen Zonen hingegen müssen mit anderen Mitteln repariert werden. Heerscharen an Robotern räumen Trümmer weg und beseitigen Schäden. Nach Stunden kann Gucky endlich Gedankenbilder zweier Wesen ausmachen, die Rhodan begegnet sind. Der Ilt erfährt so vom Absturz eines Flugzeugs. Das Team macht sich auf dem Weg zur Absturzstelle. Rhodan finden sie nicht aber immerhin DNS-Spuren. Dorksteiger entdeckt zudem, dass ein dimensional übergeordneter Transport stattgefunden haben muss, um Rhodan aus dem Fluggerät zu holen. Das Team kehrt zum Ausgangspunkt zurück, wo sie auf die Gmoda treffen. Die Wesen bezeichnen sich auch als Sorgfalter und kommen immer dann zum Einsatz, wenn etwas aufgeräumt werden soll.
Zur Kultur der Gmoda gehört das gemeinsame Singen und Sichu Dorksteiger und Avan Tacrol können mit einem gemeinsam vorgetragenen Lied einer terranischen Oper eine Verständigung zu den Gmoda herstellen. Von den seltsamen Wesen erfährt das Team von der Schmiege und mittels Gedankenbildern vermitteln die schwach Psi-begabten Gmoda Bilder von einem gescheiterten Feldzug ehemaliger Bewohner gegen die Schmiege. Das Team bekommt auch Informationen zum Allwissenden Pend, den sie daraufhin aufsuchen.
Die Stätte Einszweinull des Allwissenden Pend entpuppt sich als zwei quadratische Platten unbekannten Materials in einem Abstand von ca. 1,5 cm. Während das Team mit seinen Untersuchungen beschäftigt ist, manifestiert sich Pend mit Hilfe der Platten in diesem Universum, das er als komplexdimensional plus 1 eins bezeichnet und als etwas Besonderes wahrnimmt. Pend ist auf die beiden Träger von Vitalenergiespeichern aufmerksam geworden und kann mit Gucky kommunizieren, wenngleich die Fremdartigkeit von Pend dem Ilt Schmerzen bereitet. Dennoch erfährt das Team von der Dank-Rache. Dorksteiger hat eine Idee. Sie wollen Pend dazu bringen, Rhodan der Richterin zu entreißen. Dadurch würde Saeqaer Leid zugefügt, es wäre jedoch nur ein ideeller Schaden und das Kind würde nicht gefährdet werden.
Pend bringt das Team zur Schmiege. Inzwischen hat die Richterin damit begonnen, nach den Eindringlingen zu suchen. Pend schafft Durchgänge zu anderen Realitäten, aus denen Invasoren die Schmiege und die Veszi attackieren. Auch für Rhodan wird ein Durchgang geschaffen. In dem Chaos der Kämpfe wird das Team mit Rhodan durch einen Seitenweg eines retrochronen Paralleluniversums in der Zeit zurück in die Space-Jet versetzt. Mittels Transmitter flieht das Kommando mit Rhodan zur RAS TSCHUBAI.
Noch einmal wird es wohl nicht möglich sein, ein Richterschiff anzugreifen. Man fliegt nun zur Domäne des kristallinen Richters. Parallel dazu will Reginald Bull zusammen mit Quick Silver in die Stadt Allerorten zurückkehren. Der Silberne behauptet, von dort aus Atlan finden zu können. Im Gegenzug soll ihm der Weiße Saal, den er aus der JULES VERNE geborgen hatte, offiziell übereignet werden. Rhodan wird Expeditionsleiter. Sein erster Gang führt ihn zu Pseudo-Rhodan.
Rezension:
Und wieder ein Gastbeitrag. Nachgezählt habe ich nicht aber der Zyklus dürfte über den Daumen gepeilt im Schnitt die meisten Gastromane aller Zyklen aufweisen. Caroline Brandt ist ein Pseudonym. Die wahre Identität der Autorin hält Christian Montillon geheim. Na gut, das muss man respektieren.
Oberflächlich betrachtet konnte die Geschichte durchaus unterhalten. Drei Schwerpunkte bilden das Rückgrat des Romans. Da wäre das Einsatzteam mit den beiden Halutern, der Ator und dem Ilt. Zumindest zu Beginn der Geschichte stehen diese Figuren und ihre Handlungen für das Bodenständige in dem Roman. Schon etwas abgehobener die Situation der Figur Rhodan. Dafür sorgten seine seltsamen Zellengenossen und der ungebetene Besucher. Die Gespräche mit der Richterin dienten dem kosmischen Überbau. Und schließlich der mit Paralleluniversen jonglierende Allwissende Pend, der durchaus auch aus der Feder von H.G. Ewers entsprungen sein könnte, würde der Autor noch leben.
Die exotische Zusammensetzung des Einsatzteams und ein paar gelungene Einlagen der Figuren konnten manche Schwäche dieses Handlungsabschnitts kaschieren. Wie üblich wird auf das vertraute Muster gesetzt, d.h. erstmal reinschicken und dann sehen, was dabei rauskommt. Für die Planeten Vi und Volterhagen ging dieses Konzept zuletzt auf. Ein drittes Mal in Folge wirkte dieses Szenario dann doch etwas abgenutzt. Zumal das Einsatzteam im Grund genommen nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wie es Rhodan befreien sollte. Ganz zu schweigen von der Übernahme des Richterschiffes. Allerdings musste sich die Autorin darum auch keine Gedanken machen. Schließlich hielt das Exposé für die finale Rettung den Allwissenden Pend parat. Dennoch konnte der Handlungsteil mit dem Kommando am meisten überzeugen.
Im Rhodan-Part der Geschichte wurde ein wenig das bisherige Wissen über die Atopen zusammengetragen. Damit das nicht zu langweilig geriet, wurden die Schnabelratten, der Besucher und die Engel der Schmiege eingebaut. Gerade letzteres Element, das immerhin dem Roman zum Titel verhalf, geriet nach der ersten „Enthüllung“ irgendwie ins Abseits. Die Faszination über die Identität der Wächter hielt nur kurz an und letztlich verlor dieses Element schnell an Gewicht.
Wie schon erwähnt dienten die beiden Gespräche, die Rhodan mit der Richterin führte, dem kosmischen Überbau der Serie. Neues erfuhr man dabei nicht, außer Rhodans Spekulationen hinsichtlich der Schwangerschaft der Richterin und der Bedeutung ihres Embryos. Diese Hypothesen kamen etwas überraschend und um sie ausreichend würdigen zu können, hätte uns die Autorin doch etwas mehr an den Gedanken und Überlegungen des Unsterblichen teilhaben lassen müssen. Da sie es nicht tat, haben wir nun ein kleines Puzzleteil, das vielleicht ins Bild gehört, vielleicht auch nicht.
Ein Gespräch zwischen Rhodan und Saeqaer geriet seltsam. Das dürfte allerdings weniger an der Autorin als vielmehr an der Feinabstimmung zwischen den Roman-Exposés gelegen haben. In dem Gespräch teilt Rhodan der Richterin sein Wissen darüber mit, dass man jenseits der Materiequellen gewesen sein muss, um ein Richterschiff zu steuern. Dumm nur, dass er diese Infos selbst erst von ihr bekommen hat. Die Art und Weise, wie Rhodan mit seinem angeblichen Wissen kokettiert ist dabei etwas peinlich.
Bleibt noch der Allwissende Pend. Hier hat sich die Autorin ausgetobt. Sollte sich zwischen all den Polyrealitäten ein Hinweis eingeschlichen haben, der sich für das Verständnis der Geschichte oder des Zyklus von Bedeutung erweisen sollte, ich habe ihn übersehen. Und obwohl diese Parts recht bizarr gerieten, hat die Autorin Konstanten eingebaut, etwa die Pend-Wahrscheinlichkeiten, an denen man sich durchhangeln konnte.
Natürlich muss dieser Part mit einer gewaltigen Schwäche leben. Immer dann, wenn in der Serie mit Hausmitteln kein Erfolg mehr erzielt werden kann, wird die Karte eines omnipotenten Wesens gezogen. So absonderlich der Pend geriet, so vertraut war doch das Muster dieses Handlungselements. Hätte sich Sichu Dorksteiger vom Pend gewünscht, dass er alle anderen Richter und die Onryonen beseitigt, dann würde Saeqaer nun alleine dastehen. Leider fällt der Wunsch der Wissenschaftlerin an Pend etwas bescheidener aus. Nur Rhodan soll befreit werden. Schade, der Zyklus hätte mit diesem Roman zu Ende gehen können. So müssen wir uns noch etwas gedulden.
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