Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2760

Posbi-Paranoia – von Leo Lukas – Handlung:

Mehrere Wochen nach den Ereignissen im Phan-System folgt die KRUSENSTERN noch immer den Signalen der Posbi-BOX 20215. Mittlerweile hat sich das Schiff mehr als 125.000 Lichtjahre von den Randbereichen der Milchstraße entfernt. Ein Hypersturm trifft den umgebauten Fragmentraumer und lässt ihn den Kontakt zur BOX-20215 verlieren. Der Posbi-Raumer scheint spurlos verschwunden. Viccor Bughassidow, Marian Yonder und die Ara Jatin suchen daraufhin die Alte Oblast auf und bitten die dortigen Posbis um Rat und um Unterstützung. Onkelchen, Madame Ratgeber und Co. ist das Verhalten der BOX-20215 ebenfalls unerklärlich. Nach kurzer Beratung übermitteln die Posbis der Alten Oblast die Koordinaten der Dunkelwelt Everblack an die Besatzung der KRUSENSTERN. Diese Dunkelwelt, die durch einen Tarnschirm verborgen wird, scheint ohnehin das Ziel von BOX-20215 gewesen zu sein.

Auf Everblack ist inzwischen BOX-20215 eingetroffen. Der Posbi Tetoon, der der gleichen Baureihe wie Jana Togoya entstammt, ist gerade mit Meditieren beschäftigt, als sich die oberste Instanz des Planeten, die Gemeinsame Mitte, bei ihm meldet. BOX-20215 ist von einer langen Reise zurückgekehrt und verhält sich seltsam. Tetoon soll den Plasmakommandanten aufsuchen und untersuchen. Später erstattet Tetoon der Gemeinsamen Mitte Bericht. Seine Untersuchung des Plasmakommandanten hat nichts Auffälliges erbracht. Das Gespräch mit der Gemeinsamen Mitte verläuft merkwürdig. Die oberste Instanz erkundigt sich zunächst, wie es Tetoon mit den Terranern halten würde, da er doch einen menschlichen Körper hätte und sich auch metaphysische Modelle dieses Volkes zu eigen gemacht hat. Inzwischen zeige der Plasmakommandant von BOX-20215 bedenkliche Gefühlsschwankungen. Tetoon soll ihn erneut aufsuchen. Der Plasmakommandant von BOX-20215 gibt zur Auskunft, dass er glaubt verfolgt worden zu sein. Und Tetoon registriert erstaunt, dass an Bord von BOX-20215 plötzlich Furcht und Argwohn regieren. Auch weitere Kontakte lassen den Schluss zu, dass die Posbis an Bord von BOX-20215 unter Paranoia leiden. Die Störung richtet sich zum Erstaunen von Tetoon gegen die Terraner.

Die KRUSENSTERN erreicht Everblack. Vom Flaggschiff Vetris-Molauds gibt es keine Spur. Der Besatzung war nicht verborgen geblieben, dass ihnen zumindest auf der ersten Etappe der Reise die VOHRATA gefolgt war. Später konnte das tefrodische Schiff nicht mehr geortet werden. Madame Ratgeber schlägt zur Tarnung vor, den alten Status der KRUSENSTERN gegenüber Everblack zu verwenden. Man weist sich als BOX-3206 aus. Die terranischen Umbauten werden getarnt und die Besatzung außer dem wieder genesenen Anti Peo Tatsanor, Viccor Bughassidow, Marian Yonder und Jatin, wird in Tiefschlaf geschickt. Die vier steigen in Posbi-Körper und Madame Ratgeber übernimmt den Kontakt zur Dunkelwelt.

Auf Everblack hat sich die Gemeinsame Mitte gegen eine Quarantäne von BOX-20215 ausgesprochen. Die Verseuchung sei ohnehin nicht aufzuhalten, teilt sie geheimnisvoll Tetoon mit. Diese Geheimniskrämerei macht Tetoon nachdenklich. Möglicherweise wird ihm misstraut, da er einen terranisch aussehenden Körper hat. Bei nächster Gelegenheit wird er sich einen anderen Körper beschaffen. Und er will sich auch seiner terranischen Redensarten entledigen, die er so gerne verwendet. Die Gemeinsame Mitte hatte schon Recht, die Terraner haben sie verseucht.

Der Kontakt mit Everblack zeigt der Besatzung der KRUSENSTERN/BOX-3206 schnell, dass etwas nicht stimmt. Das Schiff wird inspiziert, weil man ausschließen möchte, dass Terraner an Bord sind. Offensichtlich leiden alle Posbis auf Everblack an Verfolgungswahn. Die BOX-3206 darf landen. Tatsanor, Bughassidow, Yonder und Jatin sehen sich mit ihren Posbis ein wenig um. Sie werden vom sehr misstrauischen Tetoon beobachtet. Kurzerhand wird Tetoon entführt und an Bord von Jatin untersucht. Sein Bioplasma ist infiziert. Die angewandte Bio-Technologie übersteigt die Fähigkeiten der Tefroder und Jatin kennt kein Gegenmittel. Auch die KRUSENSTERN ist infiziert. Mehr noch, der Virus macht die Posbis nicht nur zu Terrahassern, sie macht sie auch zu gefügigen Dienern der Tefroder.

Als die VOHRATA eintrifft, wird sie von den Posbis auf Everblack euphorisch empfangen. Viccor Bughassidow und die anderen beobachten die Vorkommnisse hilflos. Es muss unbedingt ein Weg gefunden werden, die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Doch niemand weiß, wie das gelingen soll.

 

Rezension:

Posbi-Paranoia beginnt vielversprechend. Ein philosophierender Posbi ist auch in der Serie kein alltägliches Element und Leo Lukas hat sich auch erkennbar Mühe gegeben, dem Posbi Tetoon nicht nur belangloses Zeugs schwadronieren zu lassen, sondern er lässt Elemente des Buddhismus ebenso einfließen wie die japanische Kunst des Blumenarrangierens.

War also der Auftakt gelungen, sind die folgenden Kapitel gleich so geschrieben, als wüsste der Autor nicht, wie er seine Geschichte fortsetzen, bzw. füllen sollte. Ein kleiner Hypersturm mitten im Leerraum, die Operation eines Hundes, das Hervorholen der Figur Peo Tatsanor und das schwafeln über Halbraumspürer, das nicht nur der Ärztin, sondern auch mir als Leser mächtig auf die Nerven ging, folgten. Nun könnte man vielleicht zu dem Schluss gelangen, dem Autor ist es mit dem Halbraumspürergefasel gelungen, die Emotionen seiner Figur Jatin auf den Leser zu übertragen, doch soweit würde ich nicht gehen. Leo Lukas streckt hier ganz offensichtlich seine Geschichte, wie auch das folgende Kapitel schnell zeigt. Dem Halbraumdesaster folgt nämlich eine zwar gelungene aber gleichwohl überflüssige Zusammenfassung von Heft 2759.

Hin und wieder bemüht der Autor auch mal wieder Hoschpians unautorisierte Chroniken. Diese Einschübe gab es auch schon in früheren Romanen. Bei richtiger Anwendung können diese Kapitel eine Geschichte durchaus bereichern. Eine historische Betrachtung der Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln würde dem Autor die Gelegenheit geben, weitere Aspekte hervorzuheben und neue oder falsche (weil unautorisiert) Spuren zu legen. Bei Leo Lukas verkommen diese Einschübe zum Glossar und dienen augenscheinlich nur der Wiederholung.

Irgendwann später setzt Leo Lukas dann doch noch die Geschichte fort. Die Paranoia, von der nun auch der Philosoph befallen war, wurde in launige und humorige Weise verpackt. Die Seuche hat nun auch Tetoon gepackt und mit dieser Figur durchlaufen wir den Prozess vom Terraunterstützer zum Terrahasser. Diese Passagen sind eindeutig die stärksten in der Geschichte. Die Leichtigkeit, mit der diese Kapitel geschrieben sind, geht dem Autor aber an anderer Stelle wieder verloren. Die Tarnmaßnahmen, die an Bord der KRUSENSTERN getroffen werden müssen, sind arg an den Haaren herbeigezogen. Man gewann den Eindruck, der Autor hat erst kurz vor diesen Kapiteln darüber nachgedacht, wie er das bewerkstelligen kann. Entsprechend hastig und unüberlegt liest sich das. Letztlich haben aber die Geschichten über die KRUSENSTERN in diesem Zyklus gezeigt, dass sie mit modernen Technologien aufgerüstet wurde. Die Finte, sie sei jahrhundertelang im Leerraum unterwegs gewesen, hätte auch ein Taschenrechner sofort als Lüge durchschaut. Dieser Plot forderte vom Autor zahlreiche Verrenkungen. Wenig überzeugend sind auch die Schilderungen der Virusinfektion. Zu Übertragung, Infizierung und zu Ansteckungswegen lässt sich der Autor kaum aus. Obwohl eine solche Seuche nicht gänzlich unrealistisch ist, sind zumindest die Teile der Geschichte, die das Zustandekommen dieser Seuche beschreiben wenig überzeugend. Es fehlt auch an einem spannenden Element.

Positiv zu vermerken ist, dass die Autoren die Posbis nicht vergessen haben. Da es aber auch keine Anzeichen gab, dass die Posbis in den Konflikt zwischen Galaktikern und Atopischen Tribunal einzugreifen gedenken, war die Idee einer Infizierung irgendwie auch überflüssig. Hier sollte wohl passend zum Zyklusstand nur eine Eskalationsstufe gezündet werden, wenn doch die Leser eigentlich mal auf etwas Gegenwehr durch die Galaktiker gehofft hatten.

Fazit: Die Schilderung, wie die Paranoia von Tetoon Besitz ergreift, gefiel. Alles andere wurde vom Autor passend geschrieben. Leider eben passte aber nicht alles.


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