Das Amöbenschiff – von Roman Schleifer
Nachdem Perry Rhodan und Eritrea Kush die Höhle auf Sepura 2 zusammen mit dem vermeintlichen Boten TALINS verlassen haben, sehen sie sich unmittelbar der nächsten Bedrohung ausgesetzt. Über dem Gelände schwebt ein ellipsoides Raumschiff, dessen äußere Beschaffenheit einer riesigen Amöbe ähnelt. Von den TALIN-Jägern gibt es kein Lebenszeichen, an verschiedenen Stellen brennt es. Rhodan trägt Kush auf, den verletzten Anthur an Bord der Space-Jet SANDIOR zu bringen, während der Unsterbliche zwei zurückgebliebene Shifts für eine Ablenkung programmiert. Anthur verlangt danach, zur Felsennadel gebracht zu werden. Dort wäre eine Botschaft von ES und TALIN hinterlegt. Erstaunlicherweise werden weder Kush noch Rhodan vom fremden Amöbenschiff angegriffen. Nachdem Rhodan ebenfalls an Bord der SANDIOR gelangt ist, fliegen die Shifts los und lenken das fremde Schiff lange genug ab, so dass Rhodan und die Admiralin den freien Raum erreichen können, verfolgt von dem Amöbenschiff, das durch Hyperortung nicht zu erkennen ist und nur in der Normalortung auftaucht. Kurz vor dem Eintritt in den rettenden Linearraum, bekommt die Space-Jet doch noch einen Streifschuss ab. In der Folge sind der Flug und der Austritt aus dem Linearraum unberechenbar geworden. Das kleine Schiff nähert sich unkontrollierbar dem Bolthursystem.
Zur gleichen Zeit beginnt dort der junge Techniker Yarron Odac seinen Dienst als Raumsoldat an Bord des 500m-Raumers MASTER OF PUPPETS. Seinen ersten Arbeitstag an Bord des auf Patrouillenflug befindlichen Schiffes verbringt er im Maschinenraum. Während eines Manövers wird plötzlich Alarm gegeben. Eine Space-Jet ist auf Kollisionskurs. Dann kommt es zum Unfall. Während Eritrea Kush bewusstlos ist, kann Rhodan sie und den Boten aus dem Wrack der SANDIOR bergen und an Bord der ebenfalls schwer beschädigten MASTER OF PUPPETS bringen. Dort trifft Perry Rhodan auf Yarron Odac. Zusammen versuchen sie das Schiff vor dem drohenden Absturz auf den vierten Planeten zu bewahren. Der junge Student Norel Lindner in der Raumkontrolle des Systems entdeckt die Havarie und alarmiert die Flotte.
Die ROOFPIT nähert sich dem havarierten Raumschiff. Mit einem gewagten Manöver wird die MASTER OF PUPPETS vor dem Absturz bewahrt und die Besatzung gerettet. Plötzlich wird ein unbekanntes Objekt im Asteroidengürtel entdeckt. Perry Rhodan vermutet, dass es der Amöbenraumer ist. Als sich die ROOFPIT nähert, wird sie mit Hyperkristallspeeren angegriffen. Die eigenen Waffen auf Hyperbasis versagen vollständig oder erzielen keinerlei Wirkung bei dem fremden Schiff. Auch Funkanrufe bleiben unbeantwortet. Immerhin wird aus den Beobachtungen der Schluss gezogen, dass das Amöbenschiff leidglich auf 5D-Geräte oder 5D-Strahlung sensibel reagiert. Sonden, die sich niederenergetisch nähern, bleiben unbehelligt.
Perry Rhodan und Eritrea Kush sind ins Stardust-System zurückgekehrt, wo die Admiralin im Krankenhaus behandelt wird. Wissenschaftler geben indessen eine erste Einschätzung zu dem fremden Schiff ab, das ihrer Meinung nach aus Hyperkristallen besteht. Rhodan besucht Kush, die nach wie vor vermutet, dass Anthur ihr Sohn sein könnte. Perry Rhodan möchte den Boten zu einer Aussage bringen, was er in der Felsennadel genau will. Anthur gibt dazu keine Antwort und Kush verweigert Rhodan und Anthur den Zutritt zur Felsennadel.
Rezension
Autor Roman Schleifer setzt auf den frontalen Einstieg. Er schildert zunächst die Geschehnisse aus Sicht von Eritrea Kush nach Verlassen der Höhle. Dabei fixiert der Autor sofort auch den Stil, der den Leser auf den nächsten 60 Seiten erwartet. Die Figuren handeln, sie laufen, hasten, springen, stürzen. Die geschilderten Gefühle sind knapp ausgeführt und passen zur jeweiligen Situation. Die Dialoge in Action-Sequenzen sind kurz, knackig und zumindest anfänglich mit spöttischen Bemerkungen oder Botschaften unterlegt. Die Schilderungen der Handlungen sind ebenfalls knapp und präzise. Die Schnittfolgen sind schnell und doch nicht hastig. Es bleibt dem Autor immer noch Raum, um auch die eine oder andere Beschreibung unterzubringen. Kurz gesagt, der Einstieg war fulminant und flüssig zu lesen. Und dieser Stil setzt sich zunächst auch in den folgenden Kapiteln der Geschichte fort. Natürlich wird das Tempo nach dem Einstieg wieder etwas herausgenommen aber der Autor zieht es zwischenzeitlich auch wieder an. Langeweile kam auf den ersten 30 Seiten nicht auf.
Sowohl die Hauptakteure als auch die Nebenfiguren taumeln von einem gefährlichen Szenario ins nächste. Und der Autor beweist stets erneut seine Phantasie darin, was an Bord eines Raumschiffs im 51. Jahrhundert alles kaputtgehen kann oder zu einer Gefahr wird. Wobei ausgerechnet der am besten geschützte Raum in einer 500m-Kugel, nämlich der Raum im Zentrum, die Zentrale, auch am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wird. An vielen Stellen erinnert die Geschichte an Romane aus der Frühzeit der Serie. Natürlich ist die Sprache von Roman Schleifer etwas ausgefeilter, sein Detailreichtum größer und auch die Figuren etwas differenzierter dargestellt. Aber die Absicht des Autors ist unverkennbar. Die Schilderungen des jungen Technikers, der seinen Dienst im Maschinenpark eines 500m-Raumers antritt, hätte einem Karl-Herbert Scheer Spaß gemacht. Mag sein, dass die technologische Entwicklung vom Betrieb eines Raumschiffs in den vergangenen Jahren in der Serie einen anderen Stand vorgegaukelt hat. Auf Hyperbasis basierende, lautlos arbeitende und gekapselte Maschinen schienen an der Tagesordnung zu sein. Roman Schleifer macht somit eine kleine Zäsur in seinem Roman. Da riecht es nach Ozon, Funken sprühen und Vibrationen signalisieren dem Techniker, ob die Maschine läuft, ob sie richtig läuft oder ob etwas nicht in Ordnung ist. Ein Bruch, der aber zur Geschichte passte. Zu dieser Geschichte passte. Da sind sie wieder, die an U-Boote erinnernden Schiffsinnereien, wie sie auch von Scheer in seinen frühen Romanen geschildert wurden.
Soweit die erste Romanhälfte. Danach ändert sich zwar nicht der Stil aber der Autor versäumte es, die Geschichte fortzuentwickeln. In einigen Szenen bedient sich Roman Schleifer zunehmend Klischees, beispielsweise in den Kapiteln, die der Autor den Erinnerungen Kushs gewidmet hat und die Folgen der anderen Handlungsabschnitte sind vorhersehbar. Auch fehlte ein neues oder überraschendes Element. Und ich kann nicht umhin festzustellen, dass sich das Spektakel von Rettung aus höchster Gefahr, gefolgt von Rettung aus höchster Gefahr, gefolgt von Rettung aus höchster Gefahr in der zweiten Romanhälfte etwas abnutzt. Und kurz vor dem Ende, als ich schon dachte, dass vom Amöbenschiff, so schließlich der Titel des Romans, nun nichts mehr kommen wird, widmet der Autor diesem Strang dann doch noch ein Kapitel. Leider wurde dann darin auch wieder das gleiche Spiel bemüht, nur das sich jetzt nicht einzelne Figuren aus höchster Gefahr retten sondern ganze Schiffe. So sehr der Autor in der ersten Romanhälfte punkten kann, in der zweiten Hälfte fällt die Geschichte ab.
Dennoch wage ich zu Roman Schleifers Roman zu sagen: „So hätte Band 1 beginnen müssen!“ Hatte ich letzte Woche noch (berechtigte) Zweifel, ob ich Stardust über Band 1 hinaus noch lesen werde, kann Roman Schleifer (zunächst) diese Zweifel ausräumen. Seine Figuren entsprechen in der Ausgestaltung deutlicher dem Typus „der neuen Menschheit“, jedenfalls anschaulicher, als die zaghaften und im Ansatz gescheiterten Versuche von Uwe Anton aus Band 1. Heft 2 bringt frischen Wind in den Zyklus, wenn der Wind jetzt noch aus verschiedenen Richtungen käme, könnte aus dem Zyklus noch was werden.
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