Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2743

Der Schwarze Palast – von Michelle Stern – Handlung:

Richter Matan Addaru Dannoer liegt im Sterben. Zwar hat sich der Glivtor am Parapotential Jabari Gneppos aufladen können, doch der Körper des Richters, das Agentum zerfällt. Der Aktionskörper ist irreparabel beschädigt. Die 232-COLPCOR nimmt Kurs auf Luna zur Wehengrube der Sganshan.

Luna ist unterdessen dem Gravo-Abgrund entronnen. Der Sprungantrieb ist jedoch reparaturbedürftig. Der Widerstand versucht eine Botschaft an die LFT oder das Galaktikum zu senden, doch eine Störung, die vom Schwarzen Palast ausgeht, verhindert die Absetzung des Hyperfunkspruchs. YLA versorgt den Widerstand mit der Information über ein altes Onryonenraumschiff, das in der Nähe des Schwarzen Palasts liegt. Über die onryonischen Sendeanlagen könnte vielleicht eine Botschaft abgesetzt werden. Bekannt wird auch, dass mittlerweile ein Jahr und neun Monate in der Milchstraße vergangen sind. Ein Trupp formiert sich. Toufec und Shanda Sarmotte, dazu Pri Sipiera und Fionn Kemeny wagen den Vorstoß zum Schwarzen Palast. Pazuzu soll für die nötige Abschirmung sorgen, doch der Flaschengeist ist seit den Ereignissen auf dem Neutronenstern dabei, einen eigenen Willen zu entwickeln. Shanda kann ihn schließlich überreden an dem Einsatz teilzunehmen.

Der militärische Führer auf Luna, der Onryone Bonthonner Khelay ist unterdessen im Konflikt mit Kanzler Hannacoy. Der Soldat möchte gegen den Widerstand vorgehen, doch der Kanzler lehnt das ab. Stattdessen soll Khelay starten und den Mond sichern, bis Onryonenverbände, die bereits unterwegs sind, eintreffen. Widerwillig fügt sich Khelay.

Das Einsatzkommando wird durch ein Gefährt Pazuzus, der Krabbe, mit einigen Schwierigkeiten zum Onryonenraumer GHOOPESS gebracht. Das Schiff dient den Onryonen als Seniorenheim. Fionn Kemeny kann die Sendeanlage programmieren. Da erfährt Pri, dass sich das Schiff eines Atopischen Richters Luna nähert. Sie ändert den Plan. Während Pazuzu die Onryonen evakuiert, sollen die Geschütze der GHOOPESS auf die 232-COLPCOR gerichtet werden.

Das Einsatzkommando verlässt die GHOOPESS und bringt sich in Sicherheit. Der Anschlag misslingt. Zwar kann der Funkspruch abgesetzt werden, doch die 232-COLPCOR feuert auf die GHOOPESS, noch bevor die einen Schuss machen kann. Was der Widerstand nicht weiß, Luna ist mittlerweile von einem terranischen Raumschiff, der EXPLORER-823, entdeckt worden. Auch die Onryonen sind auf den Terraner aufmerksam geworden. Es gibt Funkkontakt zwischen dem Raumvater Khelays und der EXPLORER-823. Als der Funkspruch der GHOOPESS empfangen wird, wird auch die Situation für den Explorer kritisch, doch Kommandant Restan Feresch bringt sein Schiff per Transition in Sicherheit.

Toufec und die anderen stoßen zum Schwarzen Palast vor, an dessen Fuß die 232-COLPCOR gelandet ist. Fasziniert beobachtet das Team, wie das Atopenschiff zerfällt und neu entsteht. Einer der winzigen Bestandteile wird von Pazuzu geborgen und von Kemeny untersucht. Es sind tt-Progenitoren, die sich reproduzieren können und die Umgebung erforschen. Pazuzu integriert einige Wissbegierlinge, wie er die Zellen nennt, in seine Nanogenten. Shanda und Toufec dringen mit Pazuzu in den Schwarzen Palast ein. Eingebaute Psychofallen bringen sie beinahe um den Verstand, bis Pazuzu sie endlich sicher abschirmen kann.

Sie gelangen in einem Raum mit zehn fremdartigen gefiederten Wesen, die wie Statuen um eine ovale Scheibe stehen. Es sind die Sganshan, die auf die Ankunft des Richters warten und die um die Wehengrube stehen. Der Richter trifft endlich ein und übergibt den Wesen seinen Glivtor. Dann bricht der Richter wie tot zusammen. Shanda erfährt durch ihre Fähigkeit, dass nun ein neues Agentum gebildet werden soll. Der Körper des Richters wird von den Sganshan gehäutet. Die so gewonnen Bälger, die ein Eigenleben haben, werden auf Gestelle gespannt. Der Glivtor wird von einem Sganshan auf die nunmehr rotierende ovale Scheibe gebracht. Die Abläufe sind nun so schnell, das Shanda und Toufec nicht alles erkennen. Aber in der Wehengrube entsteht der Richter neu. Er sieht so aus wie vorher, ist aber deutlich kräftiger. Er nennt sich nun Matar Addaru Jabarim und er entdeckt die Eindringlinge. Toufec und Shanda müssen fliehen. Durch die Integration von tt-Progenitoren der COLPCOR in den Nanogentenschwarm kann Matar Addaru Jabarim Pazuzu nun orten. Mit Hilfe der Wissbegierlinge baut Pazuzu ein kleines Raumschiff. Er lernt dabei, die Wissbegierlinge zu kontrollieren. Die so geschaffene THOERIS verlässt zusammen mit Toufec und Shanda den Mond. Toufec möchte Pazuzu nach Aures bringen, um ihn dort zu heilen.

 

Rezension:

Das einzigartige Wesen der Atopischen Richter wurde aufgedeckt … kann man im Nachgang zum Roman lesen. Leider stimmt das nicht. Was genau wurde denn aufgedeckt? Von Richter Matan Addaru Dannoer wussten wir bereits vorher, dass er einen Avatar oder wie es im Roman steht, ein Agentum benutzt. Erste Erkenntnisse dazu lieferte bereits sein Auftritt auf Terra. Der vorliegende Roman gibt lediglich Auskunft darüber, dabei noch nicht mal erschöpfend, wie ein neues Agentum gebildet wird. An der entscheidenden Textstelle ist Michelle Stern absichtlich oder unabsichtlich ungenau in den Beschreibungen. Einer der Sganshan bringt den Glivtor in die Wehengrube und  später kommt von dort der neue „gestärkte“ Richter zurück. Über die Sganshan erfährt der Leser außer dem Aussehen nichts. Neu ist allenfalls, dass der Balg den Rhodan von Luna mitnahm und der ihm später einige Schwierigkeiten machte, tatsächlich ein Bestandteil eines verbrauchten Richterkörpers ist.

Die Scheiben, die momentan von der langen Wurst, auch „Zyklus“ genannt abgeschnitten und kredenzt werden, sind schon arg dünn. Das kann zwei Gründe haben. Erstens, die Wurst ist gar nicht so lang und die Expokraten strecken die Ausgabe in die Länge oder zweitens, am Ende ist noch ein ordentliches Stück über und die Größe des Endstücks soll uns alle überraschen. Bitter wäre es, wenn nur noch ein winziges Wurstzipfelchen übrig bliebe, das dann keiner mehr haben will.

Auch der dritte Beitrag von Michelle Stern zum aktuellen Zyklus hat Luna zum Schauplatz. Und der Roman endet – das ist die einzige Überraschung – damit, dass Toufec und Shanda Luna verlassen und Aures zum Ziel haben. Während es am Ende von Heft 2728 noch hieß, dass der Repulsorwall durch die Ereignisse undurchlässig auch für die Onryonen geworden ist, die nun ebenfalls Gefangene auf Luna sind und die Zeit genutzt werde müsse, ist davon im Folgeband keine Rede mehr. Der Widerstand hat einmal mehr wohl die Ereignisse verschlafen und der eigentlich interessante Plot, nämlich eine Zweckgemeinschaft von Lunarern und Onryonen, die auf sich alleine gestellt zusammenarbeiten müssen, scheint schon vorbei, bevor er richtig Fahrt aufnehmen kann. Da die beiden Hauptfiguren nun ebenfalls den Mond verlassen haben, wird Luna wohl demnächst als mobiler Gerichtshof durch die Gegend hopsen. Der Widerstand, deren einzige vorzeigbare Erfolge der vergangenen Jahrzehnte durch Rhodan und Co erzielt wurden, ist damit in der nächsten Zeit wohl abgemeldet. Richtig traurig muss man darüber aber nicht sein. Diese Handlungsebene war von Anfang an schlecht geplant. Der größte Militärstützpunkt der LFT mit Raumwerften, auf denen im Stundentakt Großraumschiffe produziert werden und der von Militär und Geheimdienst sicherlich zum bestgeschützten Areal ausgebaut wurde, wird mir nichts dir nichts von den Onryonen übernommen. Der Widerstand aus der 1 Milliarde zählenden Bevölkerung rekrutiert sich aus ein paar Weichlingen, die in Jahrzehnten absolut nichts über die Besatzer in Erfahrung gebracht haben.

Zurück zum Roman. Die Figuren werden von der Autorin sehr unterschiedlich ausgearbeitet. Wenn Michelle Stern die Figur Toufec einige Gedanken zum Schönheitsideal einer Frau machen lässt, dann passt das sehr gut zur Herkunft und Erziehung der Figur. Diese Passagen können überzeugen und auch ähnlich gelagerte Abschnitte. Andere Textstellen mit dieser Figur geraten der Autorin deutlich holpriger. Insbesondere in Dialogen geht die Wirkung von Toufecs besonderer Abstammung wieder verloren. Wenn Toufec äußert, dass er Angst davor habe, dass Pazuzu ihm den Schädel von der Halswirbelsäule reißen könnte, mag das anatomisch korrekt sein aber würde der Beduine das auch so sagen?

Den Konflikt zwischen dem militärischen Führer Khelay und dem Kanzler Hannacoy schildert die Autorin eindrucksvoll. Die in der Auseinandersetzung zum Ausdruck gebrachten Gefühle der beiden Onryonen sind nachvollziehbar geschildert.

An mehreren Stellen beschäftigt sich die Autorin mit künstlicher Intelligenz. Das Zusammenspiel mit YLA wird eher oberflächlich angegangen. Ob YLA tatsächlich eigenständig Probleme lösen kann oder eigene Absichten verfolgt bleibt unklar. Demgegenüber ist die Auseinandersetzung mit Pazuzu intensiver. Der Nanogent scheint sich seiner selbst bewusst zu sein. Ein klassisches Thema, dass die Autorin zunächst engagiert angeht. Mit Shanda hat sie eine einfühlsame Figur, die dem Dschinn einige Äußerungen entlocken kann. Dann verflacht auch hier die Auseinandersetzung mit der KI. Pazuzus Ich-Werdung dient der Autorin lediglich noch als Spannungselement, d.h. die Unberechenbarkeit des Dschinn führt zu Stolpersteinen im Einsatz gegen den Schwarzen Palast. Letztlich können sich die Helden dann doch immer wieder auf Pazuzu verlassen. So schnell die Schwierigkeiten auftreten, so schnell werden sie auch gelöst.

Fazit: Nur teilweise überzeugender Roman, der erneut keinen Fortschritt zum Zyklusthema bringt. Mit der Ausdünnung der Figurenressourcen auf Luna scheidet der Mond als interessanter Handlungsort für die nächste Zeit aus.

Mann des Tages ist eindeutig Restan Feresch. Der Kommandant der EXPLORER-823 benutzt doch tatsächlich sein Transitionstriebwerk, um sich den Zugriff der Onryonen erfolgreich zu entziehen! Wenn er da mal nicht Ärger mit den Expokraten bekommt. Intelligent agierende Terraner werden in diesem Zyklus gar nicht gerne gesehen. Ich befürchte, von dieser Figur werden wir nichts mehr lesen.

 


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