Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2723

Nur 62 Stunden – von Michael Marcus Thurner – Handlung:

Der Tefroder Satafar ist zufrieden. Er hat den Tod seines Freundes Trelast-Pevor gerächt und Ronald Tekener getötet. In Terrania wird der Regierung eine Robotdrohne unbekannter Bauart überstellt. Im Inneren des Geräts befinden sich ein Zellaktivatorchip sowie winzige Körperrückstände, von denen eine DNA-Analyse ergibt, dass sie zu Bostich gehören. Außerdem enthält die Drohne eine Botschaft. Der Chip wurde Bostich um 19:00 Uhr Istanbuler Zeit entnommen. Der Imperator wird in 62 Stunden sterben, wenn sich Perry Rhodan nicht innerhalb dieser Frist dem Atopischen Tribunal stellen sollte. Cai Cheung sichert dem Terraner jegliche Unterstützung zu.

Perry Rhodan sucht Gucky auf und überbringt dem Mausbiber die Nachricht vom Tod Tekeners. Der Ilt begibt sich an der Seite des TLD-Agenten Justinian Bergotte nach Istanbul, um die dortigen Einsatzkräfte bei der Suche nach den Tefrodern zu unterstützen. Währenddessen trifft sich Rhodan in seinem Haus in Terrania mit Attilar Leccore und lässt sich über die Geschehnisse in Istanbul, soweit sie bislang geklärt werden konnten, informieren. Rhodan erwägt, sich dem Atopischen Tribunal zu stellen, um die Strukturen dieser Organisation besser zu erforschen. Am Ende des Gesprächs überrascht Rhodan seinen Gast mit einer unangenehmen Frage. Er fordert Leccore auf, seine wahre Identität preiszugeben. Es stellt sich heraus, dass Attilar Leccore der Nachfahre eines mittlerweile verstorbenen Koda Aratiers ist, der sich von TRAITOR getrennt hatte. Attilar Leccore hat keineswegs den echten Leccore beseitigt, denn den gab es nie. Leccore ist mit dieser Rolle aufgewachsen. Rhodans Mutmaßung, das Atopische Tribunal könnte eine Nachhut TRAITORS sein, kann Leccore nicht bestätigen. Rhodan vertraut dem TLD-Chef.

In Altin Magara treffen Gucky und sein Begleiter auf ein Chaos. Örtliche Behörden, die USO, TLD und die Arkoniden behindern sich gegenseitig bei den Ermittlungen. Gucky kann, obwohl geschwächt, für mehr Ordnung sorgen. Die Erkenntnisse der Ermittler zu den Vorgängen, die zum Tode Tekeners und zur Entführung Bostichs führten, sind minimal. Aufzeichnungen sind durch Störstrahler unbrauchbar und offensichtlich ist es dem Teleporter gelungen, durch einen HÜ-Schirm zu springen. Der Ilt lässt sich von seinem SERUN über Istanbul treiben und espert mit seinen neuen Fähigkeiten. Tatsächlich kann er eine Person aufspüren, die in Albträumen Eindrücke verarbeitet, die mit der Tat in Altin Magara zusammenhängen. Um den Entführer zu wecken, wird ein Raumschiff im Tiefflug über Istanbul geschickt. Der Plan gelingt und Gucky kann den Standort der Tefroder ermitteln.

Nach einer kurzen Lagebesprechung greifen die Einsatzkräfte unter der Leitung von Bergotte zu. Lan Meota kann mit Satafar teleportieren aber Toio Zindher muss zurückbleiben. Die Tefroderin wehrt sich mit allen Mitteln gegen die Agenten des TLD. Als sie die Aussichtlosigkeit ihres Handelns erkennt und ihren Schutzschirm deaktiviert und sich erschießen lassen will, kommt Gucky zu spät. Bergotte verletzt Zindher lebensgefährlich. Die Tefroderin kann nicht vernommen werden.

In Terrania hat Attilar Leccore von Rhodan einen besonderen Auftrag erhalten. Der Unsterbliche möchte, dass der TLD eine Möglichkeit erarbeitet, den Terraner aufzuspüren, wenn er sich dem Atopischen Tribunal stellt und die Erde verlassen sollte. Sichu Dorksteiger und der TLD-Chef verwerfen verschiedene Möglichkeiten. Schließlich entscheiden sie sich dafür, den Zellaktivatorchip Bostichs zu präparieren. Der Chip erhält eine Beschichtung aus Nanopartikeln, die bei bestimmten Situationen einen gerafften Hyperimpuls aussenden.

In Istanbul läuft die Frist für Bostich langsam aber sicher ab. Inzwischen ist die Rekonstruktion einer Aufzeichnung gelungen, die Tekeners Tod zeigen. Gucky erkennt einen Jungen, der den Smiler tötet und hält ihn für einen Kindersoldaten oder Androiden. Der Ilt sucht weiter nach den beiden Tefrodern und kann sie schließlich aufspüren. Der Zugriff der Agenten scheitert jedoch und Gucky wird von Satafar verletzt, bevor die beiden Tefroder erneut entkommen.

In Terrania wendet sich Rhodan an die Medien. Er fordert die Entführer auf, Bostich freizugeben. Er wird sich im Gegenzug dem Tribunal stellen. Am Rande des Sonnensystems erscheint die 232-COLPCOR, ein 1500m-Raumer des Richters Matan Addaru Dannoer. Nach Absprache mit Rhodan gewährt Cai Cheung dem Schiff die Landung in Terrania. Dannoer, dessen Schiff sich hinter einem Verzerrungsfeld verbirgt, trifft sich kurz mit Rhodan. Es ist die gleiche Gestalt, die Rhodan als Statue an Bord von Vlyoths Schiff gesehen hat. Der Richter hält einen Stock in der Hand, der sich hin und wieder bewegt und von Dannoer als Glivtor bezeichnet wird. Der Richter teilt Rhodan mit, dass der Prozess auf der Erde geführt wird.

Die Entführer geben Bostich frei, der in einer Notoperation seinen Chip zurückerhält. Während die Tefroder freien Abzug erhalten und wahrscheinlich einen Zellaktivator für den Hohen Tamrat von den Onryonen bekommen, informiert Perry den Imperator über die Geschehnisse.

 

Rezension:

Zum ersten Teil des Doppelbandes vermerkte ich letzte Woche, dass man den Dingen noch die Gelegenheit geben sollte, sich zu entwickeln. Ein Schwachpunkt des ersten Teils war, dass es dem Autor Michael Marcus Thurner nicht gelungen ist, die Stärken und Schwächen der einzelnen Parteien glaubhaft darzustellen. Allerdings boten die Ausführungen des ersten Teils Spielraum für diverse Entwicklungen. Indem der Autor viele Handlungen scheinbar in einer Sackgasse enden ließ, blieb genügend Spielraum, um den zweiten Teil des Doppelbandes in verschiedene Richtungen entwickeln zu lassen. Soweit die Theorie. In der Praxis hat sich Thurners Story im zweiten Teil leider weniger komplex als erhofft entwickelt und die zahlreichen Hinweise, die der Autor im ersten Teil hat einfließen lassen, werden entweder nicht weiter verfolgt oder sie dienten schlicht der Irreführung oder Ablenkung. Die Ablenkung erreicht diese Woche ihren Höhepunkt, als Thurner eine Idee Uwe Antons aus dem Neuroversumzyklus zur Figur Leccore einfließen lässt.

Nach wie vor ist die Darstellung der einzelnen Gruppierungen, die vier Eroberer auf der einen, die geballte Macht Terras mit hochgezüchteten Einsatzkräften auf der anderen Seite, Dreh- und Angelpunkt in Thurners Roman. Der Tod Tekeners ist dagegen ein längst überfälliger Schritt. Die Figur hat sich in den vergangenen 2000 Heften nicht entwickelt. Der Begriff eindimensional für Tekener ist immer noch eine Dimension zu viel. Dennoch hätte man der Figur einen besseren, überzeugenderen Abgang gewünscht. Im ersten Teil des Doppelbandes hat der Autor die Abläufe wenig durchdacht inszeniert. Insbesondere hätte der Autor das Überraschungsmoment der vier Eroberer im Dampfbad besser nutzen müssen. Die Tefroder hätten dort bereits einen Teilerfolg ihrer Mission erzielen müssen. Stattdessen gelingt ihnen ein noch größerer und damit unglaubhafter Coup auf nunmehr vorbereitete Agenten.

Leider setzt sich diese schlechte Inszenierung auch im zweiten Teil fort. Thurners Figuren, allen voran Gucky und der Arkonide Caraner aber auch Leccore unterliegen ständigen Fehleinschätzungen der Lage, wobei der Autor gar kein Interesse daran hat, seine Figuren planvoll einzusetzen. Gewonnene Informationen werden falsch interpretiert und im nächsten Kapitel eh wieder vergessen. Der Autor zeigt null Bereitschaft, seine Figuren einen Erkenntnisgewinn in planvolle Aktionen umsetzen zu lassen. Die Geschichte wird sehr ungelenk vorangetrieben. Der Autor schildert emsig ermittelnde Personen, erwähnt Hightech Instrumente und präsentiert doch kaum Ergebnisse. Wenn es doch zu minimalen Fortschritten kommt, dann werden keine Expertenanalysen bemüht sondern lediglich Mutmaßungen der einzelnen Protagonisten, insbesondere von Gucky abgerufen. Wie auch schon letzte Woche stehen Stärken und Schwächen der Parteien im krassen Widerspruch zu den Handlungsfolgen und -ergebnissen.

Noch ein paar Gedanken zum großen Zyklusthema, zu dem ja ein Fortschritt am Romanende vermeldet werden kann. Man spürt ganz klar, dass die Macher der Serie mit diesem Zyklus sich von bestimmten wiederkehrenden Elementen lösen wollen. Der Verzicht auf Viererblöcke hat der Serie unglaublich gut getan. Der Countdown, in 4 – 3 – 2 – 1 Heften kommt der Wechsel und 1 und 4 sind gut und 2 und 3 eher schwach gehört der Vergangenheit an. Andere Elemente werden hingegen noch zurückhaltend angegangen. Die Hauptpersonen (mehrheitlich die Aktivatorträger) waren in den vergangenen Zyklen stets die Getriebenen. Mit Start des Zyklus um das Atopische Tribunal schien dieses Muster ein Stück weit durchbrochen. Zwar wurde und wird das übliche Bedrohungsszenario gefahren aber zumindest die Figur Perry Rhodan hatte in einigen Heften ein entschlosseneres Auftreten als in vergangenen Zyklen. Anderen Figuren war das leider immer noch nicht vergönnt. Und auch Rhodans aktive Rolle war zuletzt wieder etwas eingeschlafen.

Vielleicht stellt Michael Marcus Thurners letzter Satz, das Atopische Tribunal würde Rhodan und Bostich jetzt mal richtig kennenlernen, ein Ende der geübten Zurückhaltung dar. Zu hoffen wäre es.

 


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