Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2716

Das Polyport-Desaster – von Wim Vandemaan – Handlung:

Am 28. August des Jahres 2171 ist das terranische Schiff WIZARD OF OZ mit 20.000 Siedlern nach Brigantia im Gwydion-System gestartet. Die ersten Transitionen verliefen ohne Probleme. Doch nachdem die Hälfte der Strecke zurückgelegt war und die nächste Transition mit sehr heftigen Entzerrungsschmerzen eingeleitet wurde, stand das Schiff plötzlich still. Notrufe werden nicht beantwortet und der Bordastronom kann keine Signale von bekannten Pulsaren empfangen. Überhaupt scheinen alle beobachtbaren Gestirne ohne Eigenbewegung zu sein. Ein fremdes keilförmiges Objekt ist in den Rumpf des 800m-Kugelraumers eingedrungen. Diese Zone ist in einen Nebel gehüllt, den kein Lebewesen betreten kann. Auch Instrumente und Maschinen scheitern mit einer Analyse. 80 Tage hängt die WIZARD OF OZ unter dem Kommando von Tyrone Kilmacthomas nun fest. Aus dem Nebel kommen hin und wieder geisterhafte Gestalten, die von den Wissenschaftlern als Para-Materielle Aktionsfiguren bezeichnet werden oder wie die Besatzung sie nennt, die Banshees. Die Schemen geben ein Kreischen und Heulen von sich, dass von keinem Translator übersetzt werden kann. Die Banshees entführen Kleinstlebewesen und technisches Gerät von der WIZARD OF OZ und ersetzen Teile davon mit miniaturisierten technischen Gerätschaften. Auch Gen-Material von zwei verschwundenen Besatzungsmitgliedern werden in einer an Bord gefundenen mechanischen Puppe entdeckt. Als eine Erntemaschine verändert wird, setzt sich Tyrone Kilmacthomas in das Cockpit der Maschine. Er bekommt eine ungewöhnliche Sicht auf sein eigenes Schiff geboten. Und er entdeckt einen weiteren Flugkörper, der mit der WIZARD OF OZ kollidieren wird.

Am 20. Juli 1514 NGZ kehrt Perry Rhodan mit der KRUSENSTERN nach Perkon zurück. Während das Schiff in einer Werft repariert wird trifft sich Rhodan mit Bostich auf der Wasserwelt Poschkor im San-System. Der Imperator hat das Halo-System aus Sicherheitsgründen verlassen. Rhodan informiert Bostich, was auf Luna und an Bord der KRUSENSTERN vorgefallen ist. Die beiden Unsterblichen mutmaßen, dass das Atopische Tribunal einen Langzeitplan verfolgt. Zur Überraschung Bostichs offenbart Rhodan, dass er es satt hat, ständig in Langzeitplänen Fremder involviert zu werden. Stattdessen will Rhodan einen eigenen Langzeitplan entwerfen. Die Zivilisationen mehrerer Galaxien, Milchstraße, Andromeda, Anthuresta und andere sollen sich gemeinsam auf überregionale Bedrohungen vorbereiten und einrichten. Bostich nennt diese Idee spontan das Projekt von San und will darüber nachdenken. Zuvor gibt er Rhodan eine Anweisung. Als Polyport-Präfekt soll er das Netz retten. Rhodan lässt sich von Terra seinen Ur-Controller zum Polyport-Hof ITHAFOR-4 schicken, der in M13 stationiert ist. Von dort will Rhodan nach JERGALL reisen. Bevor Rhodan das San-System verlässt, sieht er für einen kurzen Moment das neue Flaggschiff des Imperators. Die GOS´TUSSAN II besteht aus zwei GWALON-Kelchen, deren Kegelstümpfe miteinander verbunden sind. Dann verschwindet der Gigant aus der Ortung.

Auf ITHAFOR-4 erhält Rhodan seinen Ur-Controller und reist zum Handelsstern JERGALL. Als er dort Stunden später eintrifft, ist er so gealtert, dass er kaum von der Besatzung erkannt wird. Sein Zellaktivator kämpft gegen den unheimlichen Einfluss an. Rhodan lässt das Polyport-Netz sperren. Bostich, mit dem er Kontakt aufnimmt, ist gegen eine Sperre. Rhodan ruft über Polyport-Funk den Polyport-Operator Pral zu sich. Der Schattenmaahk kommt mit einem Kleinraumschiff, der PRECVER nach JERGALL. Die beiden beschließen nach FATICO in Andromeda zu reisen, um das Netz zu inspizieren. Während sie durch das Netz ihrem Ziel entgegenreisen taucht ein Hindernis in Form eines terranischen Kugelraumers auf, mit dem sie kollidieren. Die PRECVER steckt in einem weichen und zähen Medium fest. Rhodan und Pral fühlen sich schwach. Der Schattenmaahk vermutet, dass das Polyport-Netz von den Reisenden Vitalenergie abzieht, da es krank sei. Zurzeit ist der unheilvolle Einfluss größer. Sollte das Netz geschlossen werden, könnte sich das Netz erst recht nicht erholen. Auch vermutet Pral, dass die Eiris der Superintelligenz ES ein wichtiger Bestandteil des Polyport-Systems ist.

Der Terraner und der Maahk können in das terranische Schiff überwechseln, wobei sie regelrecht durch Wände gehen können. Mit seinem SERUN zeichnet Rhodan sich rasend schnell bewegliche Schatten auf, die sich als Menschen entpuppen, die offensichtlich einen anderen Zeitablauf haben. Rhodan und Pral werden langsam in diesen Zeitrahmen integriert und schließlich von den Menschen an Bord der WIZARD OF OZ erkannt. Rhodan wird als Großadministrator angesprochen. Im Gespräch mit Tyrone Kilmacthomas wird Rhodan über die Lage an Bord informiert. Der Unsterbliche kann zusammen mit Pral, im Gegensatz zur Besatzung, in die Nebelzone eindringen. Als Rhodan nach einiger Zeit erschöpft einschläft, erhält er im Traum Kontakt zu den Banshees, die Rhodan gegenüber als INSTANZ auftreten und aus einer unglaublich weit entfernten Zukunft, etwa 5 Milliarden Jahre, stammen. An einem Knotenpunkt der Zeit sind die drei Raumschiffe zusammengeraten. Die INSTANZ will die Menschen retten und manipuliert Prals C-Controller. Rhodan und Pral finden dadurch den Weg zurück. Rhodan eröffnet den Menschen an Bord der WIZARD OF OZ, dass er sie nicht retten könne. Die INSTANZ würde ihnen jedoch ein Leben in der Zukunft ermöglichen. Die Menschen wechseln in die Nebelzone. Pral teilt Rhodan mit, dass er sich mit dem Polyport-Netz verschmelzen möchte, um es retten zu können.

Nachdem Pral gegangen ist, kann er Rhodan noch einige Eindrücke mitteilen. Das Polyport-Netz hat Schaden genommen. Etwas, das stärker als die Onryonen sei, hat absichtlich oder unabsichtlich diesen Schaden herbeigeführt. Fremdartige Zeitfragmente, Xenochronien treiben durch das System und lassen es abdriften. Aus den letzten Informationen schlussfolgert Rhodan, dass Pral versuchen wird, das Netz von innen zu heilen und Rhodan solle das Netz dazu abschalten. Rhodan programmiert GALILEO als Ziel. In seinem Ur-Controller erscheint ein neues Symbol. Als er es betätigt, wird das Polyport-Netz abgeschaltet und Rhodans letzte Reise durch das Polyport-Netz endet auf GALILEO, wo er von Sichu Dorksteiger begrüßt wird. Er war vier Wochen unterwegs, mittlerweile ist Luna verschwunden und die Onryonen haben sich Arkon zugewandt.

 

Rezension:

Die obige Zusammenfassung erscheint geradezu nüchtern gegen den mit überbordender Phantasie ausgeschmückten Roman des Expokraten Wim Vandemaan. Der Autor beginnt seine Geschichte mit Eindrücken des Kapitäns Tyrone Kilmacthomas an Bord der WIZARD OF OZ, rund 80 Tage nachdem das Schiff auf unerklärliche Weise aus seiner Zeit gerissen wurde. Diese Passagen waren sehr spannend geschrieben, da der Autor die Geschehnisse nicht auf einem Schlag, sondern nach und nach enthüllt und mit manch skurrilen Einfällen garniert.

Die Ebene Rhodan war dagegen zunächst nüchterner angelegt, wobei die Überlegungen, die der Autor seine beiden Figuren Rhodan und Bostich anstellen lässt, als dumm zu bezeichnen sind. Natürlich war klar, dass Vandemaan seine Hauptfigur Rhodan irgendwie ins Polyport-Netz bringen musste, damit das im Romantitel angekündigte Desaster seinen Lauf nehmen konnte. Dennoch war die Vorgehensweise des Autors nicht ganz überzeugend. Rhodans, bzw. Vandemaans Überlegungen am 21. Juli 1514 NGZ sind doch einigermaßen seltsam. Zuerst will Rhodan selbst durchs Polyport-Netz nach Terra gehen. Nach Bostichs Einwendungen, bei ITHAFOR-4 würden die Onryonen warten, lässt sich Rhodan seinen Ur-Controller zu ITHAFOR-4 schicken, um von dort „direkt“ ins Netz zu gehen. Sollten die Onryonen also tatsächlich bei ITHAFOR-4 warten, bekämen sie also Controller und Rhodan. Beide Pläne sind unsinnig und nicht der Situation angepasst aber dass der zweite Plan sogar noch dümmer als der 1. Plan ist und von den beiden mächtigsten Männern der Galaxis kommt, ist schon ein merkwürdiger Plot. Man stelle sich vor, dass reihenweise Flugzeuge des Typs XYZ abstürzen oder spurlos verschwinden. Um den Problemen auf den Grund zu gehen, lässt man sich eine wichtige und unersetzliche Gerätschaft mit eben jenem Flugzeugtyp zuschicken, um anschließend selbst einen Flug mit diesem Typ zu buchen. Das hätte man auch anders aufziehen können. Abgesehen von diesem Kapitel wusste der Rest des Romans jedoch zu überzeugen.

Als besonders gelungen kann man die Selbstwahrnehmung einiger Figuren als auch die feine Beobachtung von Verhaltensmustern anderer Figuren bezeichnen. Die Reflexion von soeben Gehörten oder Erlebten ist ein Stil, der sich durch den ganzen Roman von Wim Vandemaan zieht und die Dinge stets auf den Punkt bringt. Um Neues zu beschreiben holt der Autor nicht ewig lange aus, so wie es seine Autorenkollegen tun, nein, er präsentiert das Neue und Ungewöhnliche mit einer Lässigkeit, neben der der Schreibstil seiner Kolleginnen und Kollegen beinahe schon als verkrampft bezeichnet werden kann.

Die bisherigen Romane des Zyklus vermitteln durchaus den Eindruck, dass das neue Expo-Team den einen oder anderen alten Zopf abschneidet. Ob das so weit geht, dass auch auf das Polyport-Netz verzichtet werden soll, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Dann hätte der Autor nicht im gleichen Roman das Projekt von San zur Sprache gebracht. Natürlich kann das eine Ente sein. Wenn Anthuresta darin eine Rolle spielen soll, wird es mit dem Polyport-System wohl irgendwann weitergehen. Wieder eine andere Technologie für derartige Fernreisen einzuführen macht erst recht keinen Sinn. Das Projekt von San wäre in der Tat mal eine Veränderung im Serienaufbau. Werden unsere Helden bislang vom Gegner getrieben, könnten sie nun mal von sich aus aktiv werden. Und mehr noch, aus einer verstärkten Deckung heraus könnten die Helden sogar den Spieß umdrehen.

 


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