Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2707

Messingträumer – von Wim Vandemaan – Handlung:

Die KRUSENSTERN hat das Taranis-System mit Rhea erreicht. Rhodan hat beschlossen, gegenwärtig weiter auf die Hilfe des exzentrischen Milliardärs zu setzen. Der Unsterbliche, der kein politisches Amt begleitet und keine Aura der Hohen Mächte mehr trägt, möchte die Antwort auf die Frage warum sich das Atopische Tribunal für ihn interessiert, auf anderem Wege herausfinden. Den zweiten Gesuchten, Bostich, sieht er durch die neue Robotflotte von Vizeimperator Tormanac gut geschützt. Auf dem Trabanten des Riesenplaneten Iapetos hofft die Besatzung der KRUSENSTERN einen Plasma-Kommandanten für den uralten Fragmentraumer rekrutieren zu können. Perry Rhodan, Viccor Bughassidow und Kommandant Marian Yonder landen auf Rhea.

Unterdessen sieht sich die Sicherungsflotte des Systems mit einem ungewöhnlichen Gast konfrontiert. Ein unbekanntes Schiff in der Form eines Bumerangs erscheint im System. Der Fremde an Bord stellt sich als Dhayqe vom Volk der Tesquire vor. Sein Schiff trägt den ungewöhnlichen Namen HELLHÖRIG IST DAS OHR DER GERECHTIGKEIT. Dhayqe behauptet ein Fürsprecher des Atopischen Tribunals zu sein. Nach Rücksprache mit der Administration Rheas und dem Ersten Terraner wird das Schiff gründlich untersucht. Freeman Zennor, Kommandant der TRELAWNY, leitet die Untersuchung.

Die Versuche von Rhodan und seinen Begleitern im Museum für Automatische Kunst den dortigen Plasmakommandanten zu rekrutieren, scheitern. Sie erhalten aber den Tipp, in der arkonidischen Kolonie Rheas würde es einen weiteren Plasmakommandanten geben. Die Gruppe fliegt dorthin. In einem Trichterbau werden sie fündig. Die Eigentümerin Announ da Zoltral, die sich zunächst überheblich und abweisend gibt, lässt Rhodan dann doch ein, als er seine Identität als Mitglied der Familie preisgibt.

Die Untersuchung der HELLHÖRIG IST DAS OHR DER GERECHTIGKEIT bringt Seltsames zu Tage. Die verwendete Technologie ist von der terranischen so gut wie nicht unterscheidbar. Dhayqe weicht entsprechenden Fragen allerdings aus. Nur das Material der Hülle und der Innenwände ist anders. Wie das Amulett, das der Tesquire um den Hals trägt und als Yqar bezeichnet, besteht das Schiff aus Flexopärm. Das Material zeigt ungewöhnliche Eigenschaften. Die Erkenntnisse der medizinischen Untersuchung, der Dhayqe freundlich zugestimmt hat, sind ebenfalls ungewöhnlich. Das Gehirn des Tesquiren ist ein einziger spiegelneuronaler Komplex. Das Wesen ist stark empathisch veranlagt und beherrscht die Nachahmung fremder Handlungsmuster in Perfektion. Freeman Zennor beobachtet mit Unbehagen, wie der Fremde mit einfachsten Mitteln die Sympathie der Menschen in seiner Umgebung gewinnt.

Im Trichterbau der Arkonidin fühlt sich Rhodan ein wenig an seinen Erstkontakt mit diesem Volk vor über 3000 Jahren erinnert. Viele Bewohner geben sich einem neuen Spiel hin, den Messingträumen. Unter messingfarbenen Hauben leben die Arkoniden andere Leben. Insbesondere der Zeitablauf unter der Haube ist anders. Eine Stunde Realzeit entspricht zehn Stunden Messingzeit. Auch das Plasmahirn träumt. Um es zu wecken muss Rhodan zum Messingträumer werden. Im Traum begegnet Rhodan allerlei Merkwürdigkeiten. Schließlich gelingt es ihm, das Plasmahirn mit einem posbischen Argumentationsspiel davon zu überzeugen an Bord der KRUSENSTERN zu wechseln.

Freeman Zennor folgt mit seinem SERUN unsichtbar den Tesquiren, der sich frei auf Rhea bewegen darf und der die Gelegenheit nutzt, die Menschen für das Tribunal zu gewinnen. Plötzlich erscheint eine onryonische Flotte im System und verhängt ein Linearflugverbot. Zivile Flüge werden nur auf Antrag und nach Durchsuchung der Schiffe genehmigt. Auch das arkonidische Schiff, das den Plasmakommandanten an Bord hat, wird durchsucht, darf das System aber verlassen und nimmt Kurs auf Perkon, nur 100 Lichtjahre von Arkon entfernt, wo das Plasmahirn in die KRUSENSTERN integriert werden soll. Der Fragmentraumer durfte nach der Kontrolle ebenfalls das System verlassen.

Der Rheaner Zennor beobachtet, wie sich das Amulett von Dhayqe in ein quallenartiges Geschöpf verwandelt, das vom Abgesandten des Tribunals mit Orim angesprochen wird. Orim verhilft Dhayqe dazu, schnell und unbemerkt zurück an Bord seines Schiffes zu gelangen. Zennor gelingt es, sich mit an Bord zu schleichen. Dort wird er von Dhayqe enttarnt. Der Tesquire zeigt sich plötzlich gar nicht mehr so freundlich.

 

Rezension:

Nach Christian Montillon leistet nun auch der zweite Mann des neuen Exposé-Teams seinen ersten Beitrag zum selbst konzipierten Zyklus. Während in der Vergangenheit Exposé-Autoren nicht selten sogenannte Schlüsselromane schrieben, ist der Auftritt Wim Vandemaans deutlich verhaltener. Der Roman verfolgt zwei Handlungsebenen. In der einen werden die Schritte Perry Rhodans geschildert, in der anderen die weiteren Aktivitäten des Atopischen Tribunals. Hatte ich noch vor kurzen die neue Darstellung der Figur Perry Rhodan gelobt, der entschlossener und agiler beschrieben wurde, macht Vandemaan in der Beschreibung des Unsterblichen einen kleinen Schritt zurück. Das bedeutet nicht, dass dies negativ sein muss, es ist erstmal nur eine Beobachtung. Sollte in einem der nächsten Romane wieder ein Schritt nach vorne gemacht werden, kann man damit leben. Außerdem war nach dem Effektfeuer von letzter Woche mal wieder ein stiller Roman zu erwarten.

Auffällig ist, dass Vandemaan die Figur Rhodan beinahe oberflächlich schildert, so als würde er sich nicht ganz an die Figur herantrauen. Zwar wird der Unsterbliche von Vandemaan in vielen Szenen geschildert, jedoch sind es meist die ungewöhnlichen Situationen, die ein Bild von Perry Rhodan geben und nicht etwa die Figur selbst. Während der Autor ansonsten bei vielen anderen Figuren den einen oder anderen Charakterzug einbaut oder sich zum Teil verspielt über Kleidung, Aussehen und Accessoires einlässt, bleibt der Unsterbliche sowohl im Auftreten als auch in der Beschreibung sehr zurückhaltend in Vandemaans Geschichte. Rhodan scheint eher an einem Kontakt mit seiner Enkelin interessiert als an einer Aufklärung der Beweggründe des Atopischen Tribunals. Er hinterfragt auch nicht die Absichten des Kommandanten der KRUSENSTERN, den 11000 Jahre alten Fragmentraumer mit einem Plasmahirn leistungsfähiger zu machen. Gegen onryonische Schiffe würde der Plasmaklumpen bei näherer Betrachtung auch nichts helfen.

Gemessen am Romantitel nahm die Episode um die Messingträumer nur einen kleinen Teil der Geschichte ein. Natürlich ließ es sich der Autor nicht nehmen, gerade in diesem Kapitel zahlreiche skurrile Ideen einzubauen. Und selbstverständlich ziehen sich weitere Merkwürdigkeiten auch durch die anderen Kapitel der Geschichte, deren Haupthandlung allerdings nicht ganz so kreativ war. Dazu folgt die Handlung um den Propagandisten des Tribunals zu sehr dem bekannten Schema und hielt deshalb keine Überraschungen bereit. Der Rheaner Freeman Zennor war, wen wundert’s, der einzige Vernunftbegabte. Die Figur nahm somit die Position eines Stellvertreters für den misstrauischen Leser ein, der das ganze Unheil kommen sieht und doch nichts dagegen tun kann. Also kam alles so, wie es kommen musste.

Der Roman hatte seine Stärken im Detailreichtum und im Schreibstil des Autors. Der Romantitel hat mich einmal mehr irritiert. Die Erwartungshaltung, die ich – suggeriert durch den Titel – an den Roman hatte, war groß. Das Ergebnis blieb etwas hinter diesen Erwartungen zurück.

 


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