Sternengrab – von Michael Marcus Thurner – Handlung:
Die JULES VERNE ist in die Nähe des galaktischen Zentrums geflogen und nähert sich vorsichtig dem Black Hole Tephaya, wo sich angeblich ein Richter des Atopischen Tribunals aufhalten soll. Reginald Bull sucht zum zweiten Mal den gefangenen Onryonen auf, nachdem das erste Gespräch keine Ergebnisse brachte. Marshall Caileec Maltynouc wird nahe der Medostation in Isolationshaft gehalten. Caileec Maltynouc ist gesprächiger und zeigt sich über die Situation in der Milchstraße, über die Terraner und auch über den Unsterblichen gut informiert. Reginald Bull fällt während des Gesprächs auf, dass der Onryone unterschiedliche Gerüche absondert. Mal riecht er nach Salbei, wenig später meint Bull einen Schwefelgeruch wahrzunehmen. Maltynouc zeigt sich sehr zum Ärger von Bull überaus selbstbewusst und fordert die Übergabe des Schiffes. Das Gespräch wird unterbrochen, weil Reginald Bull die Information bekommt, dass ein einzelnes onryonisches Schiff entdeckt wurde.
Auf dem Weg zurück zur Zentrale fallen Bull ungewöhnlich viele Patienten auf, die zur Medostation streben. Das geortete Schiff ist ein Raumvater, eine 2100m-Einheit des Feindes. Das Schiff hat Probleme im aufgewühlten galaktischen Zentrum seinen Kurs zu halten. Bull lässt den Onryonen ziehen und weiter Kurs auf Tephaya halten. In der Zentrale wirken die Besatzungsmitglieder müde und abgespannt. Ein Offizier bricht zusammen und wird aus der Zentrale geschafft. Ersatzleute aus der 2. Schicht haben sich ebenfalls krank gemeldet. Bull ahnt Schlimmes. Er sucht erneut die Medostation auf. Die Mediker haben immer mehr Patienten mit unterschiedlichen Symptomen. Bull befiehlt, Ghiyas Khosrau zu wecken. Der TLD-Agent kann Bull nur mitteilen, dass sein Unterarm während des Polyport-Transports ersetzt wurde. Bull lässt nach Gewebespuren des Arms suchen und die Atmosphäre des Schiffes analysieren. Die Situation verschlimmert sich. Immer mehr Besatzungsmitglieder werden krank. Die JV-1 wird isoliert, dennoch breitet sich die Epidemie weiter aus.
Der Mediziner Kendrest nimmt sich schließlich den Onryonen vor und bekommt erste Hinweise zum Ursprung der Epidemie. Der Gefangene strömt das Gift, genauer gesagt Komponenten des Gifts aus. Die Komponenten werden erst in menschlichen Körpern aktiv und werden chemisch umgewandelt. Zwar hat es noch keine Toten gegeben, doch die Situation ist ernst. Unterdessen ist Tephaya erreicht und wird in sicherer Distanz untersucht. Ein unbekanntes Objekt hält sich nahe des Ereignishorizonts des Black Hole auf. In der Zentrale erscheint das Hologramm des Metaläufers Ilz Namib. Die Erscheinung möchte etwas mitteilen, findet aber offensichtlich keinen Weg zur Kommunikation. Plötzlich erschüttern Explosionen das Schiff. Die Medostation wird größtenteils vernichtet, Caileec Maltynouc ist verschwunden. Die Bordpositronik NEMO liefert Bildmaterial, das zeigt, dass die Menschen selbst zu Bomben wurden. Eine biochemische Veränderung ihrer Körper ließ sie explodieren. Von Überlebenden wird der Verdacht genährt, dass Maltynouc eine Komplizin an Bord hat.
Reginald Bull ist trotz der Situation an Bord nicht bereit, seinen ursprünglichen Plan fallen zu lassen. Während das fremde Objekt näher an das Black Hole rückt, lässt er die JULES VERNE gegen den Widerstand der Kommandantin folgen. Kaum beginnt der Anflug, eskaliert die Lage erneut. Unter den Besatzungsmitgliedern bricht Panik aus, sie sind nicht mehr Herr ihrer Sinne. Ein Emotionaut, der NEMO beeinflusst, muss getötet werden. Dann kommt es auch in der Zentrale zu einer Explosion. Jawna Togoya schützt mit ihrem Körper Bull vor dem sicheren Tod. Auch die Posbi überlebt den Anschlag. Mehr als 3600 Besatzungsmitglieder werden fremdgesteuert in zwei Korvetten gelotst, die zum Black Hole fliegen. Das fremde Objekt zieht die Korvetten an das Schwarze Loch.
Caileec Maltynouc ist mit dem Erreichten zufrieden. Nachdem er Khosrau aus dem Polyport-Transit genommen und mit einem neuen Unterarm versehen hatte, sind alle seine Pläne aufgegangen. Lediglich Togoya, die Bull schützte und das seltsame Wesen Ilz Namib sind Faktoren, die er nicht richtig berücksichtigen konnte.
Die JULES VERNE folgt den Korvetten. An Bord des Hantelraumers sind nur noch Reginald Bull und Jawna Togoya. Auch Caileec Maltynouc vermutet Bull noch an Bord. NEMO übernimmt alle Funktionen. Ilz Namib meldet sich. Er stellt die Trafitron-Weiche, eine Art Transmitter zur Verfügung. Bull lässt 4 Beiboote, darunter die beiden Solonium-Hypertakt-Kreuzer ausschleußen. Jawna Togoya geht an Bord der NAUTILUS I. Und wieder eskaliert die Lage. Ein Kampfverband der Onryonen erscheint. Ilz Namib erzeugt einen Hypervastor-Blitz, der die gegnerischen Schiffe blendet. Die JULES VERNE zerstört alle 22 Feindschiffe. Die Korvetten werden an Bord geholt und die Besatzung der VERNE per Transmitter und mit Unterstützung der Trafitron-Weiche zu den vier Beibooten abgestrahlt. Während NEMO das Schiff kaum noch vor den Auswirkungen Tephayas schützen kann, sucht Bull den Weißen Saal auf, weil er hofft, damit dem Schiff noch letzte wichtige Sekunden zu verschaffen. Er trifft auf Khosrau, doch schnell erkennt Bull, dass es Maltynouc ist. Der vermeintliche Onryone ist eine Art Gestaltwandler aus dem Volk der Jaj, der Khosrau similiert. Maltynouc und Bull betreten den Weißen Saal, der beide einlässt. Die beiden Gegner spüren, dass in dem Saal etwas oder jemand ist, das ihnen Widerstand leistet.
Bull erkennt in dem Saal eine fremde Entität, die ihm hilft, die Zerstörung des Schiffes solange zu verhindern, bis alle Besatzungsmitglieder das Schiff verlassen haben. Bull hört die Entität ein letztes Mal zu ihm sprechen: „Viele Leben werden gegeben, zwei werden genommen.“
An Bord der NAUTILUS I beobachtet Jawna Togoya das Ende der JULES VERNE. Aus den Tiefen des Black Hole tauchen Trümmerstücke auf. Mitten im Raum materialisieren gewölbte Flächen, die sich zu einer 950 Meter durchmessenden Kugel zusammensetzen. Das unbekannte Objekt zieht die Trümmer der VERNE in sein Inneres. Die Posbi funkt das Objekt an. Quick Silver von der Paddler Station KO-selbstlos meldet sich. Er rät Togoya zu verschwinden, Reginald Bull sei nicht mehr hier. Dann schrumpft das unbekannte Kugelschiff und verschwindet.
Rezension:
Im letzten Teil der Trilogie gelingt Michael Marcus Thurner nicht nur eine deutliche Steigerung gegenüber den ersten beiden Teilen, die Qualität des dritten Bands lässt insbesondere die dummen Fehler aus Band 1 der Trilogie vergessen. Der Abschlussband war auf hohen Spannungsniveau und hatte ein fulminantes Finale. In einigen Szenen erinnerte mich die Geschichte an ein Heft aus dem Neuroversum-Zyklus vom gleichen Autor. Es war der Roman über die letzten Tage der GEMMA FRISIUS, in dem auch eine Schiffsbesatzung gegen einen unbarmherzigen Gegner kämpfte und verlor. Damals ging die ganze Besatzung unter, ganz so drastisch sind die Folgen diesmal nicht. Wie damals nistet sich ein mitleidloser und in seinem Vorgehen unbarmherziger Feind an Bord ein. Nach und nach wird die Bedrohung zur Gefahr aufgebaut und die Gegenmaßnahmen der Schiffsbesatzung immer wieder von der nächsten Eskalationsstufe zunichte gemacht.
Ein solcher Aufbau verlangt vom Leser einiges an Entgegenkommen. Hätten sich Bull und die Besatzung der JULES VERNE alle Erfahrungen der letzten 3000 Jahre in Erinnerung gerufen und daraus die notwendigen Schlussfolgerungen gezogen, hätte die Geschichte nicht diesen Fortgang und dieses Ende gefunden. Von daher muss man sich als Leser auf gewisse Elemente der Geschichte einlassen. Michael Marcus Thurner hat also zugunsten einer spannenden Story auf manches spannungstötende Element bewusst verzichtet. Allerdings erklärt das nicht, dass Bull auf dem Höhepunkt der Krise, d.h. nachdem menschliche Bomben hochgegangen sind, den SERUN gegen die bequeme Bordkombi eintauscht! Und warum am Ende alle Besatzungsmitglieder plötzlich keine Krankheitssymptome mehr zeigen, lässt sich auch nicht schlüssig aus der Handlung herleiten.
Die Infizierung der Besatzung mit verschiedenen chemischen Komponenten, die der vermeintliche Onryone ausdünstet, ist ein wirklich perfides Vorgehen. Die Geschwindigkeit der Verbreitung und der Umwandlung und das breite Spektrum der Waffe von Gedankenmanipulation bis hin zu Körperbomben waren schon etwas dick aufgetragen. Und es muss die Frage erlaubt sein, warum im Heft der Vorwoche von Trümpfen die Rede war, die Bull noch in der Hinterhand hatte. Entweder gab es die nicht oder sie wurden nicht ausgespielt oder die Trümpfe werden erst in der Fortsetzung dieser Handlung eingesetzt. Denn eine Fortsetzung wird es geben. Die JULES VERNE aufgeben ist eine Sache, Reginald Bull aufgeben wird das Autorenteam (noch) nicht wagen. Der Auftritt Quick Silvers nährt die Hoffnung, dass wir noch nicht alles erfahren haben.
Im letzten Zyklus schrieb ich noch, dass es mich nervt, wenn Besatzungsmitglieder mit SERUN aufs Klo oder schlafen gehen, obwohl keine unmittelbare Gefahr droht. In diesem Zyklus werden Kinder auf tödliche Missionen entsendet und SERUNS trotz drohender Lebensgefahr gegen bequeme Bordkombis getauscht. Warum müssen Autoren immer solche Gegensätze schreiben? Der Figur Reginald Bull hätte ich in der Geschichte etwas mehr an Rationalität gewünscht. Bull entscheidet viel zu häufig nach seinem Bauchgefühl. Und gerade das hat ihn in der Trilogie mehrmals im Stich gelassen. Für einen Unsterblichen mit 3000 Jahren Erfahrung passt das nicht so richtig. Es gab in der Vergangenheit nur wenige Autoren, die Bull auch mal anders geschildert haben.
Während in vergangenen Zyklen ein übermächtiger Gegner zum Zyklusbeginn aufgebaut wurde, der dann mitunter in nicht mehr nachvollziehbaren Ereignissen oder mit spezieller Wundertechnik in die Passivität gedrängt und schließlich besiegt wurde, scheint das Expo-Team in diesem Zyklus Interesse an einem gewissen Gleichgewicht der Kräfte zu haben. Die Trilogie liefert zwar nicht die besten Hinweise auf diese Vermutung, dennoch drängt sich dieser Eindruck auf. Die Entsorgung der JULES VERNE passt ebenfalls in das neue Schema des Zyklus. Zwar spielte der Hantelraumer zuletzt im Neuroversum keine große Rolle, allerdings waren dort die umfunktionierte BASIS, die MIKRU-JON, die TOLBA, das Weltenschiff, die Lichtzelle, die LEUCHTKRAFT und etliche andere Hightech Vehikel aus Kosmokratenfertigung im Einsatz. Nun sind diese spannungskillenden Elemente weg und das wird der Serie guttun. Denn dadurch käme den handelnden Figuren mehr Gewicht zu und Handlungsfortschritte werden vielleicht mal wieder mit dem Köpfchen und weniger mit technischen Wunderwerken erreicht. Ganz werden die Autoren zukünftig auf solche Hightechschiffe nicht verzichten wollen, wie die letzten Textpassagen andeuten.
Fazit: Dem Autor gelingt im letzten Band der Trilogie eine deutliche Steigerung. Ganz schlüssig sind seine Handlungsabfolgen nicht. Dennoch war Heft 2706 sehr spannend und bot gute Unterhaltung.
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