Ansichten zu PR 2704

Die Rückkehr der JULES VERNE – von Michael Marcus Thurner – Handlung:

Die JULES VERNE unter dem Kommando von Jawna Togoya und mit Reginald Bull an Bord, ist in Andro-Delta unterwegs. Der Hantelraumer ist auf KO-selbstlos gelandet und die Besatzung nutzt die Freizeitangebote der Paddler-Plattform. Die gigantische Station hat ihren Standort im Apheé-Sonnensystem, wo auch der Polyport-Hof DARWAG den fünften Planeten umkreist. Der Chefwissenschaftler Joska Oter von der JULES VERNE untersucht die mittlerweile 22 Vorfälle, die auf dem Polyport-Hof aufgetreten sind. Es kommt immer häufiger zu nachweisbaren Zeitverlusten beim Transport und es gibt seltsame Erlebnisse während des Durchgangs.

Der Herr der Station KO-selbstlos, Koyl, lässt sich während des Aufenthalts nicht blicken. Seine Geschäfte werden von seinem Diener, dem Roboter Quick Silver, der jede Form annehmen kann, wahrgenommen. Als Bull und seine Offiziere an Bord der VERNE zurückkehren, wird Alarm gegeben. Ein Raumschiff kommt über DARWAG und der Transport scheint mit Schwierigkeiten verbunden.

Auf Terra hat die Solare Premier Cai Cheung unruhige Zeiten. Der Erste Terraner entsendet die Erste Mobile Kampfflotte mit 2500 Einheiten der QUASAR-Klasse, die auf Einlassung Cheungs jedoch außerhalb des Solsystems Stellung beziehen. Oberst Girma Teshale, eine Hardlinerin, will den Mond mit einem Paratronschirm umgeben. Schließlich fordert sie gar, dass die Onryonen das bekommen sollen, was die verlangen. Cheung hat Angst, dass es weitere Menschen geben könnte, denen das Schicksal Rhodans egal ist. Sie lässt den TLD-Agenten Gjyas Khosrau zu sich kommen. Die JULES VERNE soll zurückbeordert werden und Khosrau soll die Botschaft überbringen. Der TLD-Agent fliegt mit einer Minor Globe, der MORGIANA über den Polyport-Hof GALILEO nach DARWAG.

Kaum ist der Agent abgereist, meldet sich der Onryone Genneryc bei Cai Cheung. Er verbietet weitere Transporte über das Polyport-Netz. Cheung empfängt Sichu Dorksteiger. Die Wissenschaftlerin unterrichtet die Premier über ihre Absicht, das Trümmerfeld der Schiffe, die von den Onryonen vernichtet wurden, nach einem Datenspeicher zu durchsuchen. Über Rhodans Rückkehr vom Mond und den Balg schweigt sich Dorksteiger aus. Die Wissenschaftlerin untersucht die Überreste des Balgs, kann allerdings kaum etwas herausfinden. Die winzigen Reste zersetzen sich. Als Dorksteiger nachlässig wird, kann ein winziger Bestandteil des Balgs die Sicherheitssysteme überwinden und kommt in Kontakt mit Dorksteigers Haar. Die Wissenschaftlerin kann die Zellklumpen wieder einsperren, wo sie endgültig zerfallen. Das Haar schneidet sie an der Stelle ab, an der sie berührt wurde.

Gjyas Khosraus Flug verläuft merkwürdig. Der Agent erkennt beim Transport durch das Polyport-Netz Ausfallerscheinungen bei sich und bei der Positronik des Schiffes. Seine Gedanken zerfasern in einzelne Fragmente, in denen ein Richter Denifs vorkommt, Cai Cheung und ein Ding, das gleich explodieren wird. Nach mehr als zwölf Stunden erreicht die MORGIANA Andro-Delta. Der Flug hätte eigentlich nur 26 Minuten dauern dürfen. Das Schiff verlässt unkontrolliert den Polyport-Hof DARWAG und kann von der JULES VERNE eingefangen und geborgen werden. Reginald Bull hat schlechte Erinnerungen an Khosrau. Der Agent hat den Tod mehrerer Menschen verursacht, wurde aber freigesprochen.

Nachdem Bull über die Situation zu Hause unterrichtet ist, nimmt die VERNE Kurs auf das Holoin-Fünfeck. Vorher kommt Quick Silver kurz an Bord. Er ist der Meinung, dass die VERNE in eine Falle fliegt. Der seltsame Roboter hat zudem nachweislich eine unbekannte Tätigkeit an Bord ausgeführt. Reginald Bull ist gewarnt. Die JULES VERNE materialisiert im Kharag-Sonnentransmitter und fliegt im Trafitron-Modus zum Solsystem. Als das Schiff die letzte Strecke in den Linearraum wechselt, erkennen die verbesserten Halbraumspürer Torpedos, die Kurs auf den Hantelraumer nehmen. Die Emotionauten können den meisten Torpedos ausweichen und die Dreifachschale der Hawk-IV hält auch direkten Treffern stand. Schließlich stürzt die VERNE in der Höhe des Saturns in den Normalraum zurück. Eine große onryonische Flotte mit mehreren 2100m-Einheiten eröffnet sofort das Feuer. Bull lässt zunächst das Feindfeuer über die JULES VERNE ergehen, um mehr über die Schlagkraft des Gegners zu erfahren. Als es brenzliger wird, erwidert der Hantelraumer das Feuer und kann mehrere Raumväter der 2100m-Klasse vernichten. Schließlich kann die VERNE, die Hilfe von Terra ablehnt, dem Druck der mehreren hundert onryonischen Schiffe nicht mehr standhalten und setzt sich im Trafitron-Modus ab.

Der Onryone Shekval Genneryc verlangt die Auslieferung der JULES VERNE. Cheung lehnt dies ab. Daraufhin wendet sich der Onryone an alle Sender im Solsystem. Er hält einen eiförmigen Zellaktivator in der Hand und will damit denjenigen belohnen, der die JULES VERNE an einen Richter des Atopischen Tribunals ausliefert.

 

Rezension:

Der Roman von Michael Marcus Thurner ist der erste von drei Romanen des Österreichers hintereinander. Und gleich der Auftaktband stellt auch eine Besonderheit dar. Er macht Schluss mit dem starren Konzept der Viererblocks. Auch wenn Redaktion und Autorenteam nie müde wurden zu betonen, dass die Viererblocks keine Spannung rauben würden, war es leider so. Nun werfen wir im vorliegenden Band einen Blick nach Andromeda und kehren anschließend an den heimischen Herd zurück. Dem Autor sei es im vorliegenden Heft übrigens verziehen, dass er die JULES VERNE etwas intensiver beschrieben hat. Die Wiederholungen hielten sich in Grenzen. Der Einstieg in Andromeda geriet bunt, ein wenig lokales Ambiente und ein paar neue Gesichter, bzw. Roboter gelangen dem Autor recht gut, auch wenn es etwas unrund zu lesen war. Für eine Milieustudie geriet das Kapitel zu oberflächlich, zumal der Autor sich bei seiner Absicht, dem Leser möglichst viele Informationen zu geben und dabei die Beschreibung des Ambientes nicht zu kurz kommen zu lassen etwas verzettelte. Der Figur Reginald Bull gefiel die Atmosphäre nicht so gut und als Leser empfand ich es genauso.

Auffallend war, dass es diverse Anknüpfungspunkte zu den Vorgängerromanen gab, die nicht ganz so gut funktionierten. Manche Information hat Thurner falsch herübergebracht, sei es beispielsweise der Gesundheitszustand von Spiteri oder die Beschreibung der Raumschiffe der Onryonen als Doppelkugel. Und auch in anderen Szenen schlichen sich zahlreiche Fehler ein, beispielsweise als Dorksteiger überlegt, warum sie der Solaren Premier keine Infos zu dem Balg gegeben hat. Da sie kurz zuvor bereits entschieden hatte, keine Infos zu Rhodan an die Politikerin zu geben, waren die Überlegungen zum Balg natürlich überflüssig, bzw. falsch. Dorksteiger kann keine Forschungsergebnisse an Cheung weiterreichen ohne dass diese fragt, woher denn der Balg stammt. Für das Expo-Team und die Autoren ist die Aufgabe des Viererblocks natürlich mit der Herausforderung verbunden nahezu zeitgleich an mehreren Romanen der gleichen Ebene zu schreiben. In früheren Zyklen hätte Thurner den ersten Band der zweiten Handlungsebene geschrieben und müsste sich nicht so viele Gedanken zu den Vorgängerromanen machen. Das ist jetzt anders geworden.

Die Geschichte des TLD-Agenten und die Berührungspunkte zu Bull gerieten zumindest in einem Punkt zweifelhaft. Bei der ersten Begegnung der beiden Männer tötet der Agent drei Menschen, ein Ereignis, das Bull dem Agenten nicht verziehen hat. Dennoch kommt Bull später zu dessen Beförderung und gratuliert ihm. Das passte nicht zusammen. Die Beschreibungen des Angriffs auf die JULES VERNE im Linearraum und insbesondere die „Ausweichmanöver“ des Schiffes passten ebenfalls nicht. Das Polyportnetz ist also gestört, diese Informationen begleiten uns nun schon seit Beginn dieses Zyklus. Die Schattenmaahks, die als Betreuer dieser Transporteinrichtung eingesetzt wurden, werden weder in diesem noch in den Romanen davor erwähnt. Wurden die vergessen? Nun ja, vielleicht spielen die tatsächlich keine Rolle mehr, die anderen Ungenauigkeiten und Fehler im Roman waren jedoch ein Ärgernis und sei es nur, dass die riesige JULES VERNE angeblich über den Polyporthof DARWAG nach Andro-Delta gelangt war. Blöd nur, dass das Schiff dafür viel zu groß ist. Und es gibt weitere grobe Logikfehler und inhaltliche Fehler. Michael Marcus Thurner hat schon bessere Romane geschrieben.

Auch zum Zyklus sollten ein paar Worte verloren werden. Die ersten Romane des Atopischen Tribunals haben mir gut gefallen. Insbesondere der Einsatz der Figur Perry Rhodan hat zu dieser Empfindung beigetragen. Das neue Exposé-Team hat, so der erste Eindruck, aus den Fehler des Neuroversum-Zyklus gelernt und setzt den Titelhelden nicht nur präsenter sondern auch deutlich agiler ein, als es unter Uwe Anton der Fall war. Dieses Verhalten ließ hoffen, dass die neuen Expokraten vielleicht auch andere Stilelemente im Zyklusaufbau anders interpretieren, bzw. angehen würden. Christian Montillon ist auf dem Con in Garching nicht müde geworden, die Onryonen nicht als Bedrohung darzustellen. De facto ist die Bedrohung nicht nur da, sie ist zu einer handfesten Gefahr geworden und es hat bereits unzählige Tote gegeben. Das übliche Bedrohungsszenario hat also auch das Team Montillon/Vandemaan nicht zu den Akten gelegt.

Ebenfalls nicht verzichten will das neue Team auch nicht auf die üblichen Zyklusschemata zum Zyklusauftakt. Nachdem die Fronten aufgebaut wurden, folgt die Demontage der eigenen Kräfte. Hilflosigkeit an der Heimatfront sollen Ohnmachtsgefühle bei den Lesern auslösen. Wenn die Onryonen und Atopen im Heft 2798 und 2799 dann endlich vertrieben werden, macht es gleich doppelt so viel Spaß, wenn’s zwei Jahre bis dahin gedauert hat. Oder? Diese Formel hat jedoch beim Neuroversumzyklus nicht funktioniert und sie funktioniert auch jetzt nicht. Die Serie scheint in ein Korsett gepresst zu sein, dass keiner der Verantwortlichen beim Verlag und keiner der Autoren oder Expokraten durchbrechen will oder kann. Alles ist vorgezeichnet. Die groben Handlungsstränge halten keine Überraschungen mehr bereit. Allenfalls in kleinen Ausschnitten, wie die Präsentation des Zellaktivators, der am Romanende für die Ergreifung der JULES VERNE ausgelobt wird, kommt noch ein etwas müder Aha-Effekt zustande.

Die Darstellungen der Politik und der Entscheidungsträger entwickeln sich ähnlich wie im Neuroversumzyklus zu einem echten Ärgernis. Die wenigen skizzierten Punkte aus Heft 2700 ließen hoffen, dass mit dem Aufbau neuer Ämter und der Einführung neuer Figuren in diesen Ämtern auch eine Änderung im Handeln dieser Amtsinhaber einhergehen würde. Bereits nach wenigen Heften zeigt sich jedoch, dass die Serie lediglich die Namen getauscht hat. An den Abläufen politischen Handelns hat sich nichts geändert. Eine Flottenkommandeurin erlaubt sich der Solaren Premier einige Vorschläge zu machen. Das ist akzeptabel. Die Solare Premier vermutet hinter dem Vorschlag, Rhodan auszuliefern, gleich ein Komplott. Die Solare Premier macht sich sogleich auf die Suche nach „Verbündeten“. Statt über politische oder diplomatische Kanäle die Rückkehr der JULES VERNE zu beauftragen, wird der Kontakt zum Geheimdienst gesucht und gefunden, der, wen überrascht es, die Schwierigkeiten der Solaren Premier mit der Militärführerin voraussah. Na das sind ja tolle gelungene Spannungselemente im 52. Jahrhundert! Auf der einen Seite ist es verständlich, dass der Autor die Mission der Person, die Bull zurückholt, interessanter gestalten will. Auf der anderen Seite verliert der Background der Serie durch solche dummen Beschreibungen an Glaubwürdigkeit. Das hätte man besser lösen können.

Fazit: Thurner wollte viel, möglicherweise zu viel, mit seinem Roman erreichen. Er verzettelt sich und baut zahlreiche Fehler ein. Der Zyklusaufbau enttäuscht zum jetzigen Zeitpunkt und was viel schlimmer ist, es scheint auch keine Besserung in Sicht!


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