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Die Stunde des Residenten – von Verena Themsen – Handlung:
Über die Heimatwelt der Menschheit ist der Fimbulwinter eingebrochen. Der Befehl Winterstille hat nicht nur die Bewegungen der terranischen Flotte eingeschränkt, er hat auch die Kunstsonnen erlöschen lassen. Resident Reginald Bull muss unbedingt in die Solare Residenz gelangen, um dort die Chance zur Aufhebung des Befehls zu erhalten. Die Unterstützungsflotte der Sayporaner ist auf dem Weg ins Solsystem. Wenn sie eintrifft bevor Bull Erfolg hat, können die terranischen Schiffe keine Gegenwehr leisten.
Bullys Aufgabe ist es, in die Solare Residenz eindringen, den umgebenden Paratronschirm ausschalten und es dadurch Delorian und den Mitgliedern des Bunds der Sternwürdigen zu ermöglichen ebenfalls in den terranischen Regierungssitz einzudringen, um dort gegen die Usurpatoren vorzugehen. Die Kommandocodes gestatten es nur dem Residenten ohne Begleitung die Schutzsperren zu überwinden. Delorian verspricht ihm, dass die TOLBA das Transitparkett in der Solaren Residenz ansprechen kann, sobald der Schutzschirm abgeschaltet wurde. Toufec und Einsatzkräfte der Ersten Terranischen Raumlandedivision würden dann in die Stahlorchidee wechseln können.
Während Bull per Transmitter vom Kastell in die TOLBA auf Terra wechselt, verlieren einige Fagesy an Bord ihrer Sternengaleonen die Geduld. Sie sind der Meinung, dass nicht ausreichend genug nach dem Verbleib ALLDARS geforscht wird. Sie fliegen einige größere Raumer der terranischen Flotte an und entern die Schiffe. Sie wollen die Positroniken anzapfen, um Informationen zum Verbleib ALLDARS zu erhalten. An Bord der Schiffe kommt es zu Kämpfen.
Mit einem Gleiter fliegt Bull zum Hauptquartier der Ersten Terranischen Raumlandedivision. Mit der Unterstützung der Soldaten gelangt der Resident in einen Versorgungstunnel, der zur Solaren Residenz führt, die sich im Futteral im Residenzsee abgesenkt hat. Delorian arbeitet unterdessen an einem anderen Projekt, das nach seiner Aussage einen umfassenden Schutz für das Solsystem bieten wird. Bull gelangt mit seinen Kommandocodes in die Solare Residenz, wo er sich langsam nach oben arbeitet, immer Gefahr laufend, von den patrouillierenden Fagesy gefasst zu werden. Sein Ziel ist die Steuerung von LAOTSE. Mit List gelingt es Bull, die Fagesy-Patrouillen zu umgehen und die letzte Hürde zu nehmen die ihn zu LAOTSE bringt. Sein Eindringen bleibt jedoch nicht unbemerkt. Vorerst ist Bull jedoch sicher und er wird von LAOTSE auch sofort erkannt. Bull kann LAOTSE, der sich zunächst weigert den Schutzschirm zu deaktivieren, immerhin dazu überreden eine Strukturlücke zu schalten.
Durch diese Aktion erfahren auch Marrghiz und der Umbrische Rat vom Eindringen eines Fremden in die Residenz. Riordan glaubt, dass der Eindringling nur Attilar Leccore sein kann. Riordan setzt sich ab, angeblich zum TLD-Tower. Den Befehl Winterstille kann Bull nicht widerrufen. Er benötigt dazu Henrike Ybarri, da mit deren Codes der Befehl erteilt wurde. Beim Verlassen der Steuerung LAOTSES wird Bull angegriffen. Doch dem Residenten ist es gelungen, die Gegner mit einem leeren SERUN zu täuschen. Bull hat LAOTSE über einen Transmitter verlassen. Der Resident gelangt nach Umwegen zur Ersten Terranerin. Die teilt ihm mit, dass ihre Tochter Anicee den Befehl Winterstille erteilt hat. Bull dringt zum Umbrischen Rat vor, um Anicee zum Widerruf des Befehls zu überreden, was ihm auch tatsächlich gelingt.
Währenddessen sind Toufec, Shanda Sarmotte, Soldaten und TARAS durch die Strukturlücke in die Residenz gelangt und legen mit ihren Aktionen die Paratrongeneratoren lahm. Toufec setzt dazu seine Nanogenten ein. Bei den Gefechten verrutscht das Geflecht, das Toufec im Haar trägt und ihn vor Telepathen schützt. Shanda Sarmotte kann seine Gedanken extrahieren. Mit der Aufhebung des Befehls Winterstille sind die terranischen Schiffe in der Lage gegen die Sternengaleonen vorzugehen, was sie auf Befehl der Ligaministerin für Verteidigung auch sofort tun. Die Fagesy unterliegen. Viele Sternengaleonen werden zerstört. Die Kunstsonnen werden wieder eingeschaltet und der Umbrische Rat tritt zurück und seine Mitglieder werden unter Hausarrest gestellt. Marrghiz und Chossom sind geflohen. LAOTSES Programmierung soll von Unbekannten im Vorfeld der Invasion manipuliert worden sein. Er wird neu programmiert. Bei einer Feier zur Rückkehr Bulls wird plötzlich Alarm gegeben. Zunächst wird befürchtet, dass die Flotte der Sayporaner eingetroffen sein könnte, doch Delorian beruhigt die Terraner. Es sind 48 Kugeln mit Chanda-Kristallen, die um das Solsystem stationiert wurden. Als dann tatsächlich die Flotte der Sayporaner eintrifft, erzeugt Delorian mit den Hyperkristallkugeln eine Sextadim-Blase, die ähnlich dem Sextadimschleier um das Stardust-System, das Sol-System einhüllt und schützt.
Shanda Sarmotte teilt Bull mit, dass sie alles über die Stadt Aures und den Vertrag von Sanhaba aus Toufecs Gedanken gelesen hat.

Rezension:
Die Geschichte brillierte mit einem Ablauf, der leider nur noch sehr selten in einem Perry-Rhodan-Roman zu finden ist. Die Autorin lässt ihre Hauptfigur einen Plan ersinnen, Vorbereitungen treffen, den Plan schließlich in die Tat umsetzen und lässt diese Handlung zudem einen Großteil des Romans einnehmen. Das ist deshalb erwähnenswert, weil die einzelnen Handlungsebenen derart facettenreich aufgebaut sind, dass viele Autoren sich nur noch darauf konzentrieren, die einzelnen Puzzle dieser Ebenen mit mehr oder weniger gelungenen Textpassagen zu verbinden, statt sich eine passable und den Roman beherrschende Hauptstory auszudenken.
Der Roman von Verena Themsen war da in vielerlei Hinsicht unterhaltend. Neben der erwähnten Haupthandlung gelang es der Autorin auch die Emotionen der Figuren sehr gut darzustellen. Beispielsweise als der totgeglaubte Bull sich Terranern in der Solaren Residenz zu erkennen gibt. Diese Stimmung hat die Autorin sehr gut transportiert. Die Idee, den Fimbulwinter aus der Sicht von Tieren zu schildern, fand ich ebenfalls originell auch wenn nicht jede Darstellung der instinktgesteuerten Verhaltensweisen überzeugen konnte.
Die Geschichte wies doch den einen oder anderen Fehler und andere Ungenauigkeiten im Ablauf auf. Zugute halten muss man der Autorin, dass die Situation in der Sol-Ebene schon lange vor diesem Roman unlogisch war. Gerade die naive Darstellung einer Demokratie der Zukunft und die Legitimation ihrer Organe, bzw. das Aushebeln dieser Organe basieren mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Exposé-Vorgaben und sind der Autorin nicht anzulasten. Ein Mangel muss unbedingt erwähnt werden. Bull legt Einspruch gegenüber einer Positronik ein. Was war passiert? Bull will LAOTSE überzeugen, den Schutzschirm um die Solare Residenz auszuschalten. LAOTSE weigert sich, da er gegenüber der gegenwärtigen Regierung (Umbrischer Rat, Marrghiz etc.) loyal ist. Zudem kann die Positronik kein Unrecht bei der Machtübernahme erkennen und stellt auch fest, dass alle Vollmachten des Residenten an den Umbrischen Rat übergegangen sind.
Dennoch gelingt es Bull LAOTSE zu überreden, zumindest eine Strukturlücke in den Schutzschirm zu schalten. Die Begründung für den Umschwung in LAOTSES Verhalten bleibt zunächst unklar. LAOTSE gibt Bull zu verstehen, dass er dessen Befehlen nicht folgen kann, gibt ihm aber Tipps welche Befehle er geben darf, damit er diesen dann Folge leisten kann. Äh? Die Positronik akzeptiert Bull plötzlich wieder als Regierungsmitglied und stellt zudem fest, dass die Machtübernahme fragwürdig war. Später im Roman reicht die Autorin eine schwache Erläuterung zu LAOTSES Verhalten nach. Demnach haben Unbekannte in die Programmierung LAOTSES bereits vor der Invasion eingegriffen. Die Erläuterung ist aus mehreren Gründen schwach. Wenn LAOTSE so funktioniert hätte, wie es die Usurpatoren sich vorstellten, dann hätte Bull keinen Erfolg haben dürfen. Wenn die Manipulation LAOTSES aber nicht ausreichend war, dann hätte die Maschine die anderen Regierungsmitglieder bereits früher unterstützen müssen. Dann hätte beispielsweise der Umbrische Rat die Kunstsonnen nicht herunterfahren können und andere Entscheidungen wären am Widerstand LAOTSES gescheitert.
Abgesehen davon bleibt leider mehr als unklar, inwieweit sich eine Positronik überhaupt in die Belange der Regierung einmischen kann und darf, obwohl das ein interessantes Thema ist. Und da sind wir wieder bei dem Background für die Sol-Ebene. Sie ist zu wenig durchdacht, gerade weil solche Themen eben nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Muss oder darf eine Positronik bei Verschiebungen der Machtverhältnisse Gegenmaßnahmen ergreifen und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Den Gedanken von oben aufgreifend, dass LAOTSE vor der Invasion bereits manipuliert wurde und daher nicht eingegriffen hat lässt den Umkehrschluss zu, dass die Positronik durchaus Einfluss auf die Arbeit der gewählten Politiker nehmen kann. Dann aber bitte definieren, was die Positronik darf und was nicht. Und welche Kontrollinstanzen überwachen das!
Das wäre vielleicht mal ein Thema für ein Perry Rhodan EXTRA. Eine Anmerkung noch zu der Erläuterung der Autorin, die wie schon erwähnt am Romanende eingebaut wurde. Es wäre schön gewesen, wenn die Protagonisten im Verlauf ihrer Handlungen in diesem und in früheren Romanen selbst die Beobachtung von LAOTSES Fehlverhalten hätten machen können, um dann daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, die wiederum zu anderen Handlungen geführt hätten. Dadurch wäre mehr Logik in die Abläufe gekommen und man spart sich diese überraschenden Eröffnungen, wenn doch bereits alles vorbei ist.
Noch ein paar Anmerkungen zu weiteren Inhalten der Geschichte. Interessant an dem erzielten „Sieg“ ist, dass Delorian Pläne verfolgen könnte, die womöglich ebenfalls nicht von der Mehrzahl der Menschen akzeptiert wird. Man hat sich zwar vorerst der Fagesy und Sayporaner entledigen können, aber das Regiment schwingt noch immer nicht die terranische Regierung, bzw. tut sie es offensichtlich nicht alleine. Schade ist im Übrigen auch, dass uns die Motive der Mitglieder des Umbrischen Rats bislang nicht präsentiert werden. Die Schilderungen auf der Welt der Sayporaner gehören mit zum Besten, was der Zyklus zu bieten hat. Die „Ergebnisse“ der Umformatierung sind leider irgendwie in den Hintergrund geraten. Ein bisschen durfte Anicee Politik spielen, das war’s. Ich hoffe, da kommt noch was.


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