Ansichten zu PR 2659

Toufec – von Richard Dübell – Handlung:
Ca. 500 vor Christus ist der Babylonier Toufec ein Wüstenräuber. In der Stadt Tiamat ist er nicht alleine in diesem Gewerbe. Die Mehrzahl der Einwohnerschaft Tiamats besteht aus Dieben, Wucherern und Wüstenräubern. Toufec will sich mit einem Überfall auf eine Wüstenkarawane einen Namen machen. Mit einigen Kriegern, die ihm sein Oheim, der mächtigste Mann Tiamats, zur Seite stellt, legt er sich auf die Lauer. Auch sein jüngerer Bruder Asin ist mit dabei. Die Karawane, die sie überfallen wollen, ist deutlich größer, als erwartet. Ein Weihrauchhändler und ein Sklavenhändler durchqueren gemeinsam die Wüste. Toufec wendet eine List an, um die zahlenmäßige Unterlegenheit seiner Bande zu verbergen. Während Toufec dabei ist, den Weihrauchhändler auszunehmen, soll Asin die Sklavinnen zu einem nahen Felskamm führen und dort den Ausguck machen. Sein Bruder lässt sich von den Sklavinnen ablenken und eine große schwerbewaffnete Karawane kann sich nähern. Es kommt zum Kampf und nur Toufec und sein Bruder können entkommen.
Zurück in Tiamat übernimmt der Oheim das Blutgeld für die gefallenen Krieger. Am nächsten Tag ist Asin verschwunden. Toufec hatte nach dem verpatzten Überfall seinem Bruder die Schuld gegeben. Nun macht sich Toufec Sorgen. Er bittet den Oheim um Hilfe, die dieser ablehnt. Stattdessen soll Toufec als Wiedergutmachung Gelder für den mächtigsten Mann Tiamats eintreiben. Aus Liebe zu seinem Bruder ignoriert Toufec die ihm auferlegten Pflichten und macht sich auf die Suche nach Asin. Er vermutet, dass sein Bruder zu einem mächtigen Sandsturm geritten ist, weil er den Geschichten Glauben schenkte, dass in diesen Sandstürmen Dschinni tanzen, die einem Wünsche erfüllen.
Toufec reitet zu diesem Sandsturm. Er verliert sein Pferd und gerät unversehens in das ruhige Zentrum des Sturms. Dort findet er das von einem Blitz getroffene und zerschmolzene Schwert seines Bruders und eine geheimnisvolle Flasche. Voller Wut schlägt er auf das Glas ein, als er eine Stimme hört: „Wählst du den Tod, der dir bestimmt ist, oder das Leben, das ich dir schenke?“
Vor Toufec steht ein alter Mann mit schlohweißen Haar und Bart. Als die Ruhezone des Sturms zusammenbricht, entscheidet sich Toufec in höchster Not für das Leben. Der alte Mann bedeutet ihm die Flasche aufzunehmen. Pazuzu würde ihm helfen. Dann verschwindet der Alte. Toufec greift nach der Flasche und um ihn herum bildet sich eine Blase, die ihn einschließt und nach oben schwebt. Der Babylonier gerät in Panik, da er sich in den Händen eines Dschinn, eines Dämons wähnt. Pazuzu hat alle Mühe, ihn zu beruhigen. Die Reise geht zur TOLBA und dort stellt sich der Alte als Delorian vor. Toufec erfährt, ohne es zu verstehen, dass Delorian ihn auf einem Zeitstrahl gesucht hat, um ihn vor dem sicheren Tod zu bewahren. Asin habe die Mission gestört und ist dadurch an irgendeinen Punkt der Zeit geschleudert worden.
Toufec schließt mit Delorian einen Pakt. Er unterstützt den Alten darin weitere Menschen vor dem Tod zu retten und darf gehen, wenn er Asin gefunden hat. Delorian willigt ein. Die Reise der TOLBA geht führt sie zur Stadt Aures. Delorian gibt auch hier bereitwillig Auskunft, doch das meiste versteht Toufec nicht. Aures ist eine von ihren Bewohnern verlassene Stadt und verfügt über eine extrem fortschrittliche Nano-Technologie. Delorian hat mit der Stadt einen Vertrag geschlossen. Er sorgt für Bewohner und die Stadt leistet ihm im Gegenzug technische Unterstützung. Aures liegt auf dem Planeten Sanhaba und umkreist die Sonne Khayd in einer Kleingalaxie. Die Stadt schafft für Toufec ein Wohnhaus. Delorian zeigt ihm auch das Langsame Haus. Darin muss sich Toufec zurückziehen und schlafen, wenn Delorian auf Reisen geht.
Als Toufec das erste Mal aus langem Schlaf erwacht, sind über 2000 Jahre vergangen. Delorian nimmt ihn mit zur Erde im Jahre 1631 nach Christus. Toufec soll ihm helfen, Clara Esleve, die der Hexerei beschuldigt wird, vor dem Scheiterhaufen zu retten. Die Mission führt den Babylonier, der über eine Hypo-Schulung die Sprache erlernt hat, in das Örtchen Rheinbach in Deutschland. Geplant ist, dass die Leiche der Frau durch ein Imago ersetzt werden soll, so dass keine Fragen zurückbleiben. Toufec findet Clara im Gefängnis schwer misshandelt und dem Tode nahe. Er rettet ihr das Leben und entwickelt dabei Eigeninitiative, in dem er den Plan Delorians leicht ändert.
Es gibt weitere Aufträge. Insgesamt werden 55 Personen aus verschiedenen Zeiten der Erde gerettet. Der letzte Auftrag führt Toufec und Clara in das Jahr 1960. An Bord eines abstürzenden Flugzeugs wird Duncan Talbot, ein Kommilitone Richard Feynmans, von den Zeitgefährten gerettet. Toufec bringt zudem einen kleinen Jungen, Caspar Obadiah, aus dem Flugzeug in Sicherheit und lässt ihn allerdings auf der Erde zurück. Delorian äußert sich nicht zu dieser Eigenmächtigkeit Toufecs. Der Bund der Sternwürdigen ist nun komplett. Ihr nächster Einsatz ist die Rettung der Erde.

Rezension:
Ein Roman wie aus einem Guss. Störend wirkten lediglich die Perry-Rhodan-Elemente. Sorry, diesen spontanen Gedanken am Ende der Lektüre von Heft 2659 musste ich unbedingt an den Anfang meiner Ansichten stellen.
Nun aber etwas ernsthafter. Richard Dübell hat sich lt. Umschlaginnenseite einen Namen als Autor historischer Romane gemacht und hat nun auch einen Beitrag zur größten Weltraumhistorie abgeliefert. Romane von Gastautoren bieten immer die Chance, eingefahrene oder soll ich es ketzerisch formulieren, verkrustete Strukturen zu durchbrechen.
Der Autor wählte einen klassischen Aufbau. Sein Held Toufec, anfänglich eher ein zwielichtiger Charakter, zumindest für unsere heutigen (westlichen) Moralvorstellungen, zieht aus, um Ruhm und Ehre zu erlangen. Er scheitert zunächst und wird vor schwierige Entscheidungen gestellt. Die erste Wahl trifft er zugunsten seines Bruders und gegen sein bisheriges Leben. Die zweite Entscheidung fällt ihm deutlich leichter, denn es geht um nicht mehr und nicht weniger als um sein Leben. Und schließlich wächst der Held mit seinen Aufgaben. Schade ist eigentlich nur, dass es Richard Dübell nicht vergönnt war, ein echtes Ende für die Erzählung zu schreiben. Der PR-Kosmos dreht sich weiter und es bleibt einem anderen Autoren vorbehalten, die Geschichte um Toufec und dem Bund der Sternwürdigen zu einem würdigen Ende zu verhelfen.
Richard Dübell versetzt den Leser mitten ins Geschehen und lässt seine Figur durch ihre Handlungen an Format gewinnen. Nach und nach zeichnet der Autor den Hintergrund einer Epoche vor ca. 3000 Jahren unserer Zeit. Die Leichtigkeit, mit der ihm das gelingt ist schon beeindruckend. Zwei weitere Epochen, eine im späten Mittelalter, die andere Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts sind kürzer und dennoch nutzt der Autor den knapp bemessenen Platz um auch sozialkritische Aspekte unterzubringen. Eine Romanstelle fand ich sehr beeindruckend. Der Autor lässt seine Figur Toufec neben einem schwarzen Jungen Platz nehmen, der in den rassistisch geprägten USA von den Weißen ausgegrenzt wird. In der Folge kommt es zu einem Gespräch zwischen Toufec und Caspar, so heißt der Junge. Plötzlich durchfährt es Toufec sieden heiß. Er hat über diese Begegnung fast seine Rettungsmission aus den Augen verloren. Mir als Leser ging es ähnlich. Dieses Kapitel war so intensiv geschrieben, dass ich die Reaktion der Hauptfigur genauso nachvollziehen konnte.
Sehr schön von Richard Dübell beschrieben sind auch die Beobachtungen und Reaktionen seiner Hauptfigur, die unversehens mit einer fremden Welt und einer überlegenen Technologie konfrontiert wird. Für Toufec muten die Technik der TOLBA und der Stadt Aures mangels Vergleichbaren wie Magie an. Er adaptiert Märchen und Erzählungen seiner Zeit über Dschinnis, um diese Wunder halbwegs zu akzeptieren, begreifen kann er sie nicht. So verwechselt er eine Sitzgelegenheit mit einer Tränke für Kamele und kann eine moderne Toilette nicht erkennen. Das brachte auch eine Portion Humor mit in die Geschichte.
Fazit: Dieser Gastbeitrag ist voll gelungen. Das sollte wiederholt werden.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


Kommentare

Schreibe einen Kommentar