Ansichten zu PR 2623

Die zweite Anomalie – von Uwe Anton – Handlung:
Alaska Saedelaere, der nach dem Angriff auf ihn und den Peaner im nahen Wald in Deckung gegangen ist, wendet sich wieder der primitiven Siedlung zu. Dort erkennt der Terraner auch den Angreifer. Es ist der Dyonad, der ihn nach Pean begleitet hat. Swift scheint verwirrt. Er richtet seine Waffe auf mehrere Peaner. Die scheinen mit ihrem Geist den Dyonad zu beeinflussen. Swift wird bewusstlos und auch Saedelaere spürt einen Druck auf seine Gedanken, der immer stärker wird. Bilder von Samburi Yura erscheinen in seinem Kopf und Erinnerungen an seine Mission. Die Peaner sprechen zu ihm und vermitteln ihm dabei einen Teil ihrer Geschichte. Das Reich der Harmonie konnte Pean nie unter seine Gewalt bringen. Die Botschaft der Peaner an Saedelaere ist einfach. Wenn er an das denkt, was ihm wichtig ist, wird er seine Erinnerung zurückerhalten.
Der Maskenträger verlässt mit seinen Begleitern Pean und geht an Bord der SHEYAR. Noch haben sich seine Gedanken nicht vollständig geklärt. Allerdings kann er seine mentalen Fähigkeiten immer besser einsetzen. Er bekommt zudem erste Flashbacks seines Verhörs auf Klion. Er verschweigt zunächst seine Fortschritte. Insbesondere Swift gegenüber ist Saedelaere misstrauisch geworden.
Die SHEYAR erreicht schließlich den Ort, an dem die Herzogin Rhizinza Yukk mit ihrem Palastschiff gefangen war. Die Anomalie scheint zu schrumpfen. Mit dem Piloten Rizinze Baro und seinem Schiff RHYLINE fliegen Alaska Saedelaere, Eroin Blitzer und Carmydea Yukk in die Anomalie. Die Instrumente der RHYLINE spielen verrückt und zeigen ein Objekt an, das als Quasar identifiziert wird. Raum und Zeit scheinen sich aufzulösen. Im Inneren des Quasars entstehen in schneller Abfolge Schwarze Löcher und zerfallen wieder. Die Konzentration an Materie reicht aus, um mehrere Galaxien entstehen zu lassen. Eroin Blitzer übernimmt die Steuerung und kann das Schiff aus dem Chaos steuern. Der Androide stellt eine Theorie auf, nach der an diesem Ort eine Simulation ablief. Der oder die Unbekannten versuchen ein eigenständiges Universum zu schaffen oder zumindest in einem Probelauf nachzuahmen. Die Entführung des Palasts könnte demnach ein Test gewesen sein, wie sich ein Schiff in der fremden Umgebung behaupten kann.
Die SHEYAR setzt Kurs auf die zweite Anomalie. Auf dem Flug dorthin gewinnt Alaska seine kompletten Erinnerungen zurück. Seine Gedanken kreisen um die Frage, ob es in Escalian und bei der SI TANEDRAR um TRYCLAU-3 und um den Kampf zwischen Kosmokraten und Chaotarchen geht. Und wie ist der Konstrukteur Sholoubwa darin einzuordnen? Könnte TANEDRAR die unbekannte SI gewesen sein, die das BOTNETZ schuf? Da er von Carmydea Yukk bislang nur wenige Informationen zum Reich der Harmonie erhalten hat, sucht er während des Fluges nach weiteren Informationen. Mit Eroin Blitzers Hilfe zapft er die Bordrechner an. Viel ist es nicht, was Alaska erfährt. Das Reich ist dezentralisiert. Herzöge verwalten ihre Bezirke. Darüber stehen König oder Königin, ein Kanzler und der Höchste Harmoniewächter. Alle Positionen waren und sind von TANEDRARS Gnaden initiiert. Eine Demokratie und Gewaltenteilung ist nicht zu erkennen.
Die zweite Anomalie entpuppt sich als pechschwarz erscheinende Kugel von ca. 10.000 Kilometer Durchmesser. Wieder fliegen sie mit der RHYLINE los. Swift und Parrac Yan sind mit dabei. Im Inneren sind zahlreiche Wracks von Raumschiffen des Reichs. Allesamt sehr alte Modelle. Nun erklären sich auch Rizinze Baros Ziele. Der Kandran hat die Schiffe ausgeschlachtet. Plötzlich zeigen die Orter ein Wrack, das Alaska Saedelaere vertraut vorkommt. Beim Näherkommen erkennt er eine Space-Jet. Es ist ein Beiboot der BASIS! Mit Blitzer geht er an Bord. Das Wrack der Jet ist voller Leichen. Der Maskenträger kann einige Daten des Bordrechners überspielen und einige Gegenstände, sowie SERUNS und Waffen bergen.
Im Zentrum der Anomalie stößt die Gruppe auf einen 3 Kilometer durchmessenden Klumpen aus organischer Materie. Bis auf Baro steigen alle aus und erkunden das seltsame Wesen, das zu schlafen scheint. Plötzlich bilden sich Öffnungen und die Gruppe wird ins Innere gelotst und festgehalten. Eine Entität namens SIL begrüßt sie als ihre Kinder. SIL hat sich vor Jahrmillionen aus Sporen entwickelt und sich später mit anderer organischer Materie vermischt und ein lebendes Raumschiff gebildet und damit das Universum durchwandert. SIL wurde Zeuge der Kämpfe zwischen den Hohen Mächten. Er floh vor diesen Kämpfen und traf in der Galaxis Chanda auf QIN SHI, ein Wesen, das ihm ähnlich war. Sie durchstreiften gemeinsam Chanda, doch QIN SHI lockte SIL in eine Falle. Ein künstliches Gebilde begann SILS Bewusstsein und Intelligenz zu fressen. QIN SHI wollte etwas Neues, noch nie Dagewesenes schaffen. SIL erwachte erst wieder, als seine Kinder kamen.
Nur mit einem Trick können sich die Teilnehmer des Trupps aus SIL befreien. Sie lassen sich von den Raumanzügen betäuben, so dass SIL sie nicht mehr erkennt und wieder einschläft. Swift will die Gunst der Stunde nutzen und Alaska ermorden. Doch der Terraner kommt ihm zuvor. Er paralysiert Swift, den er schon zuvor als Agent des Reichs identifiziert hat. Der Dyonad trägt einen Esca-Jyrlant, um sich unter den Jyresca zu bewegen. Als die RHYLINE die Anomalie verlässt haben Dutzende Schiffe des Reichs einen Kordon gebildet. Die SHEYAR befindet sich Traktorstrahlfesseln.

Rezension:
Wie letzte Woche vermutet, hat sich Uwe Anton die wirklich wichtigen Inhalte für den zweiten Teil seines Doppelbandes aufgespart. Die Geschehnisse waren flott geschrieben. Es war ständig was los, so dass keine Langeweile aufkam und schließlich wurden wir Leser an den Punkt geführt, der zumindest einen scheuen Blick auf die diesen Zyklus bestimmenden Inhalte gewährte und erste Ansätze beim Zusammenführen der Handlungsstränge offenbarte. Meine Erwartungen an einen Doppelband von Uwe Anton waren, das gebe ich gerne zu, allerdings noch etwas höher. Der vorliegende Roman selbst war gut geschrieben. Er war sicherlich kein literarischer Leckerbissen aber der Autor tut das, was er als Expokrat am besten kann, er zeigt Zusammenhänge auf.
Der Roman hat allerdings auch einige Schwächen. So ist alleine die „technisch-wissenschaftliche“ Seite, die in der SF nicht ganz unwichtig ist, etwas vernachlässigt worden. Wenn uns der Autor in dieser Episode aber einen Quasar präsentiert und in den Erklärungen seiner Figur Saedelaere nur auf den wissenschaftlichen Stand der Erde aus dem Jahr 2000 reflektiert, ist das ein bisschen schwach. Da sollte schon der Mut bestehen, die eh nicht immer auf realer Wissenschaft basierende Serie auch in diesem Punkt „fortzuentwickeln“. Im Heft 2601 gab es zudem durch die Figur Nemo Partijan wissenschaftliche Ansätze in der Betrachtung von Paralleluniversen. Hier kann ich zu den aktuell vermittelnden Inhalten noch keine folgerichtige Verbindung, bzw. Entwicklung in diesem Zyklus erkennen.
Der Wissenschaftliche Schwerpunkt des „Neuroversum-Zyklus“ scheint sich mit der Schaffung von Universen zu beschäftigen, in der allem Anschein nach kein moralischer Code für die Stabilisierung verwendet werden soll. SI’n und andere höhere Wesen sollen wohl die Stabilität sichern und der Zweck des Ganzen könnte sein, den Hohen Mächten den Zugriff auf diese Enklaven zu verwehren. So weit so gut. Sein Privileg als Expokrat hätte Uwe Anton in diesen beiden Romanen noch ein bisschen stärker nutzen sollen.
Der technische Aspekt wurde ebenfalls nicht logisch entwickelt. Mir jedenfalls hat sich nicht erschlossen, warum die RHYLINE die Bedingungen der kollabierenden Anomalie überstehen konnte, während die ROTOR-G unter stabileren Verhältnissen zerstört wurde.
Die Motivation der Figuren bleibt unklar. Carmydea Yukk möchte den „Ruf“ der Familie wieder herstellen. Aber was genau erhofft sie sich vom Eindringen in die Anomalie, in der ihre Großmutter „entführt“ wurde? Darauf gibt es keine Antworten. Konnte man die Erkundung der ersten Anomalie vielleicht noch mit dem unbestimmten Wunsch „irgendetwas“ zu entdecken, begründen, war spätestens der Flug zur zweiten Anomalie durch Carmydea Yukk ganz und gar unbegründet. Blitzer und Saedelaere sind die einzigen Figuren, die ein Interesse an dem Phänomen haben konnten. Liefert die zweite Anomalie doch vielleicht Antworten auf das Verschwinden der LEUCHTKRAFT.
Sei’s drum. Trotz einiger Schwächen bot dieser Roman gute Unterhaltung.


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