Fremde in der Harmonie von Christian Montillon Handlung:
Alaska Saedelaere, das Firibirim Mel-anta-Sel und Eroin Blitzer, die nach dem Verschwinden der LEUCHTKRAFT auf sich alleine gestellt sind, machen den Flug des Palasts zum Reich der Harmonie mit. Nach wie vor begegnet man ihnen mit Misstrauen. Kontakte zur Herzogin gibt es nicht. Immerhin befindet sich Gardeleutnant Pridon, der bei seinem missglückten Anschlag auf Alaska schwer verletzt wurde, auf dem Weg der Besserung. Nun, da der Irrsinn in der Anomalie überstanden ist, knüpft Pridon engere Kontakte zu dem Terraner. Er gibt ihm erste Informationen zu seinem Volk, zum Reich der Harmonie, zur Herzogin und zum Flugziel des Palasts.
Pridon vom Volk der Rombina begleitet Herzogin Rhizinza Yukk zu ihrem Heimatplaneten Klion, eine unscheinbare Welt am Rande der Heimatgalaxis. Bei dem Reich der Harmonie handelt es sich um eine Doppelgalaxis, die zudem von zwei kleineren Satellitengalaxien durchdrungen wird. Nach Aussage Pridon lässt sich der Durchdringungszeitpunkt der kleineren Satellitengalaxie auf etwa 9,8 Millionen vor der Gegenwart zurückrechnen. Das Datum lässt Saedelaere unwillkürlich eine Verbindung zur Frequenz-Monarchie anstellen, da dieser Zeitpunkt in deren Geschichte von Bedeutung war. Die Verhältnisse in Escalian sind schwierig. Ständige Raum-Zeit-Beben, begleitet von Hyperorkanen machen die Raumfahrt gefährlich. In Escalian ist die Verwaltung dezentralisiert. Es gibt keinen Zentralplaneten und die Regierung und Verwaltung fliegt permanent durchs All. Der Sternhaufen mit der Anomalie liegt 36000 Lichtjahre von Escalian entfernt. Der Verwaltungspalast benötigt mit seinem Intermitter-Antrieb etwa 12 Tage für den Flug zurück.
Während sich Saedelaere weitere Informationen von Pridon erhofft, ist auf Klion der Harmoniewächter Uyari Lydspor auf der Spur eines Unharmonischen. In einer Harmonieschule spürt er einen Jyresca auf, wie die Unharmonischen genannt werden. Der Schüler, ein Humanoide im Alter von schätzungsweise 14 Jahren kann sich jedoch dem Zugriff des Harmoniewächters entziehen. Zur Bestürzung von Uyari Lydspor helfen Bürger der Harmonie dem Jyresca bei der Flucht. Uyari Lydspor sucht den hohen Harmoniewächter Jezzel auf, der wie er selbst ein krötenartiges Wesen vom Volk der Kandran ist. Auf dem Weg zu Jezzel hat Lydspor eine seltsame Begegnung. Ein Straßenhändler in Klions Hauptstadt Klionas teilt ihm mit, er solle auf seinen Escaran achten. Jedem einzelnen Bewohner des Reichs der Harmonie wird ein winziger Splitter der Superintelligenz TANEDRAR zur Seite gestellt. Der Harmoniewächter ist verwirrt. Seinen Escaran konnte er bislang nicht sehen. Allerdings kann er als Harmoniewächter feststellen, wenn einem Individuum der Escaran fehlt. Wer keinen Teil von TANEDRAR bei sich trägt ist nicht harmonisch. Auf dem Flug zu Jezzel sieht Lydspor dann zum ersten Mal seinen Escaran. Sein Harmoniebewahrer zeigt sich ihm als schemenhafte Erscheinung. Uyari Lydspor glaubt nicht an einen Zufall, dass er seinen Escaran nach den seltsamen Worten des Händlers ausgerechnet jetzt wahrnehmen kann.
Von Jezzel erhält er die Information, dass es weitere Fälle gegeben hat, in denen Unharmonischen zur Flucht verholfen wurde. Er bekommt den Auftrag, diesen Fällen nachzugehen. Ein Spur führt Lydspor in ein Ausbildungscamp außerhalb der Stadt. Eine Gruppe von Unharmonischen hält sich dort auf. Der Harmoniewächter wird plötzlich angegriffen. Er kann den Angreifern vorerst entkommen und fordert militärische Unterstützung an. Bevor diese eintrifft wird sein Gleiter erneut unter Beschuss genommen und die Welt um ihn versinkt in grellweißem Licht.
Der Verwaltungspalast wird wenige Hundert Lichtjahre vor Klion von einem Tryortan-Schlund erfasst und zerstört. Die Überlebenden, darunter die Herzogin, der Gardeleutnant, sowie Alaska und seine Begleiter retten sich in 3 Schiffe von Pridons Schutzflotte. Die Antriebe sind ausgefallen, als sich mehrere Schiffe nähern. Der Schiffstyp ist Pridon unbekannt obwohl es Ähnlichkeiten zu seinem Flaggschiff gibt. Die Ankömmlinge, offensichtlich auch Bürger des Reichs entern trotz Proteste der Herzogin die EINKLANG und sperren die Besatzung ein. Bei den Vernehmungen stellt sich heraus, dass die Enterkommandos die Echtheit der Herzogin anzweifeln. Es gab zwar eine Herzogin Rhizinza Yukk, aber die verschwand vor 72 Jahren unter nie geklärten Umständen.
Rezension:
In dem recht gut strukturierten Roman verfolgt Christian Montillon 2 Handlungsstränge. Zum einen werden die Erlebnisse des Transmittergeschädigten weiter verfolgt und zum anderen wird ein Einblick in das Reich der Harmonie gegeben. Da der Zielpunkt der einen Handlung auch der Mittelpunkt der zweiten Handlung ist, ergeben sich erfreulicherweise Schnittpunkte, die der Autor nutzt, um den Lesern verschiedene Informationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu geben.
Die Alaska-Ebene war dabei Lieferant der harten Fakten wie kosmische Positionen, Zeiteinheiten, gesellschaftlich-politische Hinweise, Stand der Technologie u.a. Die Erkenntnisse aus der Arbeit eines Bürgers des Reiches ergänzten diese Fakten. Der Aufbau des Romans gefiel mir recht gut. Der Autor treibt beide Handlungsstränge gleichrangig voran. Ob sie sich allerdings treffen lässt er offen, denn wir erfahren zunächst nicht in welcher Zeitepoche der Harmoniewächter seiner Aufgabe nachgeht.
Der Einstieg in die Geschichte war etwas gewöhnungsbedürftig. Für meinen Geschmack war das Vokabular, das der Autor anwendet eine Spur zu unharmonisch, soll heißen, dass die wohl unvermeidlichen Schlagworte Harmonie, Unharmonie, Unharmonische und andere eine Spur zu häufig genannt wurden. Der Autor lässt den Leser dann allerdings erstaunlicherweise gar nicht lange im Dunkeln tappen, was die eigentliche Thematik anging. Die allerorts anzutreffende oder angestrebte Harmonie wird wieder mal mit dem Eingriff einer Superintelligenz erklärt.
Gerade beim Reich der Harmonie hatte ich die vage Hoffnung, dass dessen Bewohner eben mal nicht die Kinder einer höheren Wesenheit sind. Pustekuchen! Die Hinweise, die ich dem Schauspiel, dem Alaska am singenden schwarzen Loch beiwohnte, entnommen habe, war die, dass das Reich dem Abgesandten einer höheren Macht ablehnend gegenüberstand. Das Reich geriet zwischen die Fronten der Hohen Mächte und wurde vernichtet. Na mal sehen was der Expokrat uns da noch anbieten wird. Nach QIN SHI, Schattenlicht und der namentlich nicht genannten SI, die das BOTNETZ schuf, tritt mit TANEDRAR eine weitere SI in diesem Zyklus auf und wir sind erst bei 2620! Dem Superintelligenzkiller Rhodan erwarte in 2698 und 2699 eine Menge Arbeit, wenn er die alle abservieren muss.
Zurück zum Roman. Die Alaska-Ebene bot außer den erwähnten Fakten zunächst nichts Spannendes. Die Episode mit dem Tryortan-Schlund überspringe ich dabei bewusst, denn da es die 87. und gefühlte 2361ste Begegnung mit diesem Phänomen war, entfaltet das einfach keine Spannung mehr. Der Zeitsprung am Ende des Strangs entfaltet selbst zwar auch keine Spannung, lässt aber zumindest den Leser zum Heft der nächsten Woche greifen, denn schließlich wollen wir erfahren in welchem Zeitabschnitt Alaska das Reich der Harmonie aufsucht.
Die Geschichte mit dem Harmoniewächter Uyari Lydspor geriet dem Autor besser als der Alaska-Strang. Mit ein bisschen mehr Anstrengung hätte Christian Montillon sogar noch mehr aus dem Geschehen auf Klion machen können. Es mangelt der Erzählung ein bisschen am fehlenden Lokalkolorit. Die Beschreibungen bleiben zu oberflächlich, der Kandran wird zu menschlich dargestellt. Vordergründig gibt der Autor seiner Figur ein außerirdisches Aussehen und Verhalten aber im Detail lässt er manches vermissen. Das Vokabular, mit der der Autor die Aktionen und Gedanken des Kandran beschreibt, lässt szenenweise keine Exotik aufkommen. Christian Montillon greift häufig auf typische (terranische) Redewendungen zurück. In einer Szene sieht seine Figur Lydspor ein Spiegelbild von sich, das ihm bis aufs Haar gleicht. Von Haaren auf dem Krötenwesen hat der Autor nichts erwähnt, von daher ist diese Redewendung zumindest komisch.
In einer anderen Szene wählt seine Figur einen Landeplatz weitab vom Schuss. Dass er es auch besser kann, zeigt der Autor auf Seite 49, als er seine Figur schweigen lässt wie einen stillgelegten Tümpel, der in der Sonne dörrt.
Fazit: Ein routiniert geschriebener Roman ohne echte Highlights. Mit der Handlung auf Klion hat der Autor Potential verschenkt.
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