Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2750

Aufbruch – von Uwe Anton – Handlung:

Vier Monate sind seit Reginald Bulls Rückkehr ins Solsystem vergangen. Im November 1516 NGZ entfalten die Onryonen außerhalb des Kristallschirms, der die Heimat der Terraner umgibt, neue Aktivitäten. Massenweise entladen die Belagerer Linearraumtorpedos, die in die Librationszone vorstoßen aber nicht wieder auftauchen. Schon bald wird klar, dass die Maßnahme einem Ziel dient. Die Torpedos verursachen Hyperstörungen, die das Solsystem funktechnisch vom Rest der Galaxis abschneiden.

Auf Terra plant der Ereigniskünstler Sune Lerront für den 24. Februar 1517 NGZ eine Gegenveranstaltung zu Vetris-Molauds große galaktische Konferenz auf Tefor. In Staatssekretär Dinh Baratt hat er einen politischen Unterstützer seiner Idee gefunden. Das Projekt trägt den Arbeitstitel Terrania in Stardust und soll möglichst bald der Solaren Premier vorgestellt werden.

Reginald Bull selbst steht vor schwierigen Entscheidungen. Zusammen mit Attilar Leccore, über dessen Geheimnis er inzwischen informiert wurde, besucht der Unsterbliche den im TLD-Tower inhaftierten Quick Silver. Der Roboter, dessen Analyse ergeben hat, dass er über eine ÜBSEF-Konstante verfügt, soll ihn auf der Suche nach Perry Rhodan begleiten. Der Silberne zeigt sofort Interesse, als Bull auf die Fernexpedition in die Larengalaxis zu sprechen kommt. Ansonsten gibt sich der Roboter wortkarg. Auch Leccore wird nicht schlau aus ihm und eine Imitation von Quick Silver ist dem Gestaltwandler aus unbekannten Gründen nicht vollständig möglich. Gucky bekommt von Bull den Auftrag, Quick Silvers Gedankenbilder zu lesen. Obwohl sich der Roboter dem Ilt geistig offenbart, sind die empfangenen Bilder zu surreal, um etwas damit anfangen zu können.

Die Fertigstellung der RAS TSCHUBAI geht in die letzte Phase. Reginald Bull informiert persönlich die maßgeblichen Politiker der LFT über den Status des Schiffes. In der Sitzung wird auch dem Projekt des Ereigniskünstlers Lerront zugestimmt. TLD-Chef Leccore hat eigene Ansichten von Lerront und lässt ihn von einem seiner Mitarbeiter, den Unither Auven Cnosd überprüfen. Tatsächlich zeigt der Lebenslauf des Künstlers einige Lücken auf, die der Geheimdienstmitarbeiter nicht füllen kann und auch die Finanzierung seiner Aktivitäten wirft Fragen auf.

Am Bauplatz der RAS TSCHUBAI, einem Asteroiden im inneren von Neo-Ganymed, macht sich Bull zusammen mit Jawna Togoya, der Kommandantin des neuen Schiffes, einen Eindruck vom Fortschritt der Arbeiten. Der 3km-Kugelraumer der SUPERNOVA-Klasse ist äußerlich noch als riesiger Posbi-Raumer getarnt. In die 600m durchmessende Kernkugel des neuen Schiffes ist ein 500m-Raumer der Marsklasse eingelassen. Fünf Hawk-V, der Transitions-Strukturkonverter und der Hypertrans-Progressor bilden die beeindruckenden Basiskomponenten des Schiffes. Die 35.000 Besatzungsmitglieder verteilen sich überwiegend auf die zahllosen Beiboote, darunter 8 Schlachtkreuzer der MARS-Klasse, die in Außenbuchten mitgeführt werden, 36 Schwere Kreuzer der MINERVA-Klasse und hunderte von Kreuzern, Korvetten, Minor Globes und Space-Jets. Die RAS TSCHUBAI kann sich in eine Aagenfelt-Hyperbarriere von 5 Milliarden Kilometer Durchmesser hüllen und einen Aagenfelt-Blitz auslösen.

Zum Missfallen von Togoya bekommt Quick Silver an Bord eine Unterkunft zugewiesen. Als Toio Zindher in der Begleitung Guckys in die Zentrale geführt wird, ist auch Farye Sepheroa anwesend. Die Enkelin Rhodans scheint die Tefroderin zu irritieren, jedenfalls kann die Vital-Telepathin ihre Überraschung nicht verbergen.

Auven Cnosd hat unterdessen genügend Beweise für eine Mitgliedschaft des Ereigniskünstlers Sune Lerront für die Gläserne Insel gefunden, den Geheimdienst der Tefroder. Mit Attilar Leccore verfolgt er den Plan, die Tefroder in die Irre zu leiten. Lerront soll glauben, dass am Bauplatz Neo-Ganymed ein Posbi-Raumer entsteht, der einer Population von Posbis die Auswanderung nach Andromeda ermöglichen soll. Der Bluff gelingt.

Am 16. Dezember 1516 NGZ bricht die RAS TSCHUBAI auf. Togoya und Bull informieren die Expeditionsteilnehmer über die Transmitterstationen von der Milchstraße nach Larhatoon. Posbis hatten eine der Stationen im Leerraum entdeckt und sie als Nachschubbasis des Atopischen Tribunals identifiziert. Nächstes Ziel ist AIKKAUD, die etwa in der Mitte der Distanz der beiden Galaxien liegt. Auch Rhodans Funkspruch aus der Larengalaxis ist empfangen worden. Dann verlässt die TSCHUBAI den schützenden Kristallschirm. Die Onryonen greifen zwar den vermeintlichen Posbi-Raumer an, können dessen Abflug aber nicht verhindern. Zur Tarnung stürzen Teile des Riesenschiffs aus dem Linearraum und täuschen eine Vernichtung vor. Im Sektor Morgenrot entledigt sich die RAS TSCHUBAI der restlichen Posbi-Aufbauten und wird dabei vom terranischen Kreuzer MANDALAY beobachtet. Die Besatzung der MANDALAY bekommt von Bull den Auftrag, in den nächsten Tagen Gerüchte zu streuen. Per Intermitterantrieb verlässt das Riesenschiff mit gepulsten Transitionen die Milchstraße. Mehr als 60.000 Lichtjahre von zu Hause entfernt, werden die Hawk V getestet. Dann begibt sich die Besatzung in die Suspensionsbänke. Das Schiff fliegt mit dem Hypertrans-Progressorantrieb weiter. 365 Millionen Mal schneller als das Licht geht die Reise über 10 Millionen Lichtjahre. Der Rest der Distanz wird mit Intermitterantrieb zurückgelegt. Am 06. Januar 1517 NGZ liegt das Sternenportal AIKKAUD vor der RAS TSCHUBAI.

 

Rezension:

Aufbruch lautete der Titel von Uwe Antons Roman und deshalb hat der Autor auch etliche Textstellen dazu verwendet, um so etwas wie eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen. Ob ihm das gelungen ist, siehe weiter unten. Untrennbar damit verbunden ist natürlich das Spiel mit der Neugierde, insofern setzt der Autor das neue Fernraumschiff mehrmals in Szene. Es war von Anfang an klar, dass die RAS TSCHUBAI zum beherrschenden Thema dieser Geschichte werden würde. Der Agent der Gläsernen Insel und die zwei Abstecher zu Terras einsamen Frauen und Männern als Kontakter an Bord von Posbi-Schiffen oder an Bord eines Forschungsraumers im Sektor Morgenrot dienten dazu die Geschichte etwas aufzulockern.

Nach den erwähnten Abstechern in die Nebenhandlungen lässt Uwe Anton seine Hauptfigur Reginald Bull während des Anflugs auf Neo-Ganymed das erste Mal den Blick nach vorne richten und über den Aufbruch sinnieren. Obwohl der Autor die Möglichkeit gehabt hätte in den Erinnerungen auf zahlreiche Expeditionen seiner gewählten Figur zurückzugreifen, wählt er u.a. auch Aufbrüche, die seine Figur persönlich nicht mitgemacht hat, beispielsweise den Aufbruch der MARCO POLO nach Gruelfin. Die besten Erinnerungen sind immer noch die Erinnerungen an Erlebnisse, die man persönlich gemacht hat. Demzufolge muss der Autor eine Erklärung nachschieben. Er erläutert im nächsten Satz, dass man nicht selbst an Bord gewesen sein muss, um einen solchen Stimmungswandel zu spüren. Das wirkt etwas holprig. Einige persönliche Stimmungen der Figur Bull aus dessen reichhaltiger Serienvergangenheit wären hier authentischer gewesen. Es gibt eine weitere ähnliche Szene, in der sich Bull an jemanden erinnert, den er nicht persönlich kennengelernt hat. Auch hier muss der Autor eine unbeholfen wirkende Erläuterung nachschieben.

Im weiteren Verlauf lässt Uwe Anton seine Figur Bull zu dem Schluss gelangen, dass es der Menschheit in den vergangenen Jahrhunderten an Aufbruchsstimmung gemangelt hat, da sie nur noch auf hereinbrechende Gefahren reagiert hätte und viel zu selten die Initiative ergriffen hat. Diese Schlussfolgerung kommt etwas überraschend, da die Abwehr von Gefahren nicht zwangsläufig eine Aufbruchsstimmung ausschließt. Dennoch hat Uwe Anton zumindest mal den Finger auf einen der wunden Punkte der Serie gelegt. Das bekannte Muster von übermächtiger Feind bedroht das Universum, die Milchstraße und insbesondere Terra sollte endlich mal durchbrochen werden. Es stellt sich die Frage, ob das Autorenteam in der Lage ist, einen Zyklus zu gestalten, der andere Elemente, statt des sattsam bekannten Bedrohungsszenarios in den Vordergrund rückt. Übrigens gibt sich Uwe Anton in der erwähnten Textstelle eigentlich selbst die Antwort, ob es seinen Figuren an Aufbruchsstimmung mangelt, trotz der gerade stattfindenden Gefahrenabwehr. Der Autor lässt nämlich die Aufbruchsstimmung zu.

Der Autor lässt in zwei, drei weiteren Textstellen seinen Protagonisten Bull über Gefühle zur Aufbruchsstimmung nachdenken. Emotional konnten diese Kapitel nicht mitreißen. Erst als der Autor den Kommandanten der MANDALAY ins Spiel bringt, wirken die Emotionen dieser Figur authentischer als alles andere zuvor. Vielleicht wäre es geschickter gewesen, statt Bull noch ein paar andere Figuren ihre persönlichen Gefühle ausdrücken zu lassen, wenn sie an Bord der RAS TSCHUBAI gehen.

Der Hauptstrang der Geschichte und die Nebenhandlungen werden zwar stringent vorangetrieben, Überraschungen blieben jedoch aus und der Autor verzichtete auch weitgehend auf das Platzieren kleiner Rätsel, abgesehen von der Frage nach Quick Silvers Herkunft und Absichten und der Begegnung Zindher mit Sepheroa. Ganz im Sinne der Aufbruchsstimmung werden den Helden in Uwe Antons Roman nur kleine Steine in den Weg gelegt. Der TLD tut endlich das, wofür er bezahlt wird. Er enttarnt feindliche Agenten. Überraschend daran ist nur, dass der TLD dies pünktlich zum Aufbruch hinbekommt. Oder wollte Uwe Anton die Stimmung nicht verderben? Ungeschickt ist es dennoch, wenn sich die handelnden Figuren und Organisationen die erste Hälfte des Zyklus reihenweise vorführen lassen und dann plötzlich ein Schalter umgelegt wird.

Ein wenig mehr hätten noch die Motive für die Expedition Einzug in den Roman halten können. Rhodan zu retten ist noch nachvollziehbar. Die Hoffnung der Figuren, mehr über das Atopische Tribunal anderenorts zu erfahren, mag zwar gegeben sein. Der Erkenntnislage der Figuren wiederspricht das jedoch. Der Roman bot insgesamt gute Unterhaltung, tritt jedoch nicht aus der Masse hervor.

 


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