Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3199

Die Gordische Konstellation – von Andreas Eschbach

Der Chaoporter FENERIK ist mit der Yodor-Sphäre kollidiert. Das entstehende Konstrukt gefährdet alles Leben in der Galaxis. Um die beiden Machtinstrumente wieder zu trennen, muss sich Perry Rhodan auf eine Suche begeben. Der Schattenwurf des Chaotarchen Fenetay Rik hat sich auf unbegreifliche Weise über die Raum-Zeit der Milchstraße verteilt. Der Unsterbliche soll diese Teile finden. Sein Zellaktivator, seine Hieroglyphe und der Anzug der Verheißung sollen Perry Rhodan helfen, seine Aufgabe zu erfüllen. Doch sein Unsterblichkeitschip wird ihm schon beim Aufbruch entfernt. Rhodans Suche ist nun auch ein Kampf gegen die Zeit. Ihm bleiben 62 Stunden.

Perry Rhodan reist durch Raum und Zeit. Er landet auf einem Raumschiff, das ihm bekannt vorkommt. Es ist die AETRON. Und es ist der 26. August 1971 alter Zeitrechnung. Der Tag, an dem das Schiff der Arkoniden vernichtet wird! Eine Larve Addancs ist ihm gefolgt und macht ihm ein Angebot. Rhodan soll die Vernichtung der AETRON verhindern. Ausgelöst dadurch würden verschiedene Ereignisse anders verlaufen und Rhodan könnte ein Friedensreich nach seinen Wünschen erschaffen. Rhodan lehnt das ab. Im Konflikt mit Addanc tritt ein Substanzaspekt von Fenetay Rik in Erscheinung. Rhodan kann die Larve Addancs ausschalten und macht einen zweiten Schritt durch Raum und Zeit.

Er findet sich in der Zukunft wieder. Seine Recherchen ergeben, dass die Isolierung der Milchstraße als Clausum bezeichnet wird. Ein Ereignis, das in Rhodans Gegenwart noch nicht eingetreten ist. Und nun findet er sich 7109 Jahre nach Clausum auf einer Welt wieder, die im Leerraum zwischen den Galaxien von Kunstsonnen beschienen und von Terranern bevölkert wird. Ylans, Roboter, spielen eine wichtige Rolle in dieser Zeit. Der Unsterbliche begibt sich in eine gigantische Bibliothek, in der das Wissen der Menschheit verwaltet wird, um weitere Recherchen anzustellen.

Auch hier wird Rhodan von einer Larve Addancs aufgespürt, die sich in einem Ylan eingenistet hat. Rhodan kann auch diese Larve neutralisieren und erfährt von einem weiteren Substanzaspekt, dass er noch ein oder zwei Fragmente von Fenetay Rik finden müsse. Der nächste Stopp bringt Rhodan ins Jahr 2424 alter Zeitrechnung. Er trifft auf seine Tochter Suzan. Erneut ist Addancs ihm gefolgt. Der Quintarch hat sich diesmal nicht in einer Larve manifestiert, sondern komplett in Suzan. Perry Rhodan kann Addanc ausschalten. Diesmal endgültig. Ein weiteres Substanzaspekt offenbart sich. Fenetay Rik will mit Zou Skost den Chaoporter erstmalig in die Sziento-Phase 6 heben und die gordische Konstellation lösen. Da Elemente der Yodor-Sphäre untrennbar mit FENERIK verbunden bleiben, wird der Chaoporter nicht mehr unter der Flagge der Chaosmächte fliegen können und muss vernichtet werden.

Rhodan schlägt eine andere Lösung vor. FENERIK wird seine chaoversale Querung fortsetzen, jedoch nicht mehr länger im Dienst der Chaotarchen. Reginald Bull und Farbaud werden Quintarchen sein. Anzu Gotjian wird Bull unterstützen. Einige der Kastellane werden die Reise mitmachen, aber Alschoran bleibt in der Milchstraße zurück. Der Kastellan möchte mit nach Morschaztas reisen. Dort soll sich laut Datenträger von Mu Sargai ein Fragment von ES befinden. Perry verabschiedet Reginald, der einen OXTORNE-Kreuzer mitnimmt, den er STERNENRUF tauft. Dann gehen die Freunde auseinander.

Rezension 

Autor Andreas Eschbach ist kein Unbekannter in der Perry Rhodan-Serie. Der Beststeller-Autor hat neben dem Hardcover „Perry Rhodan – Das größte Abenteuer“ auch etliche Romane zur Serie beigetragen. Und doch ist dieser Roman eine Premiere. Es ist das erste Mal, dass Andreas Eschbach einen Zyklus abschließt. Auch für einen Erfolgsautoren ist das keine leichte Aufgabe. Wie tief steckt er drin im Geschehen der letzten 99 Bände? Kann er die Handlungsfäden zusammenführen und auflösen? Wie vertraut sind ihm die Figuren? Kann er sie so fortschreiben, dass wir (die Leser) keinen Bruch erkennen. Löst er den Cliffhanger aus 3198, als Farbauds Schiff mit der LEUCHTKRAFT kollidiert? Wird es eine One-Man-Show oder tragen die anderen Unsterblichen etwas bei? Was wird aus dem Maghan, aus dem Maskenträger, der MDI? Was aus weiteren Figuren? Kann Eschbach der Story eine eigene Note geben oder wird der Roman in seinen Inhalten von den Exposé-Autoren dominiert? Und ich hätte noch ein Dutzend mehr Fragen!

Viele Fragen und eine erstaunlich kurze Antwort. Andreas Eschbach umschifft diese Klippen. Das meiste wird schlicht ignoriert und nicht aufgelöst. In 3200 und folgenden Bänden wird sicherlich noch einiges aufzuarbeiten sein.

Zur Story: Perry Rhodan begibt sich – nicht zum ersten Mal – auf eine Reise zu seinen Wurzeln oder anders ausgedrückt, zu seinen Schicksalspunkten. Der Autor lässt den Titelhelden an 2 Punkten der Vergangenheit Abenteuer erleben und schickt ihn auch in die Zukunft. Die Zukunftsgeschichte lehnt sich inhaltlich an frühere Schilderungen an. Irgendwann tritt ein Ereignis ein, in dessen Folge die Milchstraße isoliert ist. Die Abschottung der Milchstraße ist ein beliebtes Gedankenmodell der Serie. Unklar bleibt, ob es getrennte Abschottungen geben wird. Siehe GREK-336 und auch die Erlebnisse von Sichu Dorksteiger bei ihrer Zeitreise im Roman 3165.

Die Vergangenheitsabenteuer sind von anderer Qualität. Sie spielen in Zeiten, die dem Leser bekannt sind. Reminiszenzen an die Serienhistorie sind zweifellos ein wichtiges Mittel, um einerseits den Serienkosmos immer dichter zu weben, und um andererseits dem Bedürfnis von Lesern nachzukommen, die sich nach alten Schauplätzen oder Figuren sehnen. Wie oben geschrieben, besteht jedoch auch zu einem Zyklusfinale die Sehnsucht nach Aufklärung. Unter diesem Aspekt betrachtet, verliert sich der Roman stellenweise in Reminiszenzen, statt die Zyklusstory voranzubringen, bzw. zu einem Abschluss zu bringen. Wäre dieser Roman unter der Heftnummer 3189 oder 3194 erschienen, Chapeau! So aber fehlt mir schon etwas. Störend war auch der formale Akt mit dem Galaktikum. Was soll das? 99,99% des Zyklus sind unsere Helden Einzelkämpfer und auch Entscheider. Da braucht es zum Schluss nicht diese Bürokratie.

Es fehlten die Figurenschicksale. Ja, Reginald Bull wird für einige Zeit geparkt. Seine Rückkehr mit der STERNENRUF ist jedoch vorprogrammiert. Andere Figurenlinien, siehe oben, enden jedoch vorerst im Nichts. Nochmal zurück zum Einsatz Rhodans. Der Held soll die Teile des Schattenwurfs eines Chaotarchen suchen und finden. Eine Suche, die gar keine ist. Der Translokator versetzt ihn an die richtige Stelle in Raum und Zeit. Der Held, so suggeriert es der Roman 3198 benötigt ein Instrumentarium von Zellaktivator, Hieroglyphe und Anzug, um seine Aufgabe zu erledigen. Letztlich braucht er nur den Anzug. Mit dem Verlust des Zellaktivator versucht der Autor seine Figur und die Leser unter Druck zu setzen. Eine besondere Spannung wird damit nicht erzeugt. Im Gegenteil. Die weitschweifigen Beschreibungen bei Perry Rhodans Trip stehen im Widerspruch zu Rhodans Zeitdruck. Der Held lehnt sich bequem im Ledersessel einer Bibliothek zurück, um in alten Schmökern zu blättern. Eschbach muss sich selbst mehrfach zur Ordnung rufen und den Aspekt mit dem Verlust des Aktivators in Erinnerung rufen. Doch seine Beschreibungen stehen einfach im Widerspruch zum Zeitdruck.

Auch hier kann ich nur sagen, dass der Roman deutlich mehr Wirkung erzielt hätte, wäre er vor einigen Wochen erschienen. Denn die Details, die sich Andreas Eschbach einfallen lässt, sind eine echte Bereicherung.

Zuletzt hatte ich zum Roman 3198 die Hoffnung gehabt, dass die Auflösung des Zyklus womöglich aus zwei Blickwinkeln erfolgt. Montillons Gedankenexperiment von Schrödingers Katze hätte dafür die Grundlage geliefert. Wie diese Geschichte nun zeigt, wird die Auflösung dann doch nur von Perry Rhodan betrieben. Eschbach lässt beim Aufeinandertreffen von Atlan und Rhodan allerdings durchblicken, dass Atlan auch seine Mission hatte. Der Arkonide fragt Rhodan, wie er es geschafft hätte? Vielleicht gab es ursprünglich die Absicht, eine zweigleisige Lösung zu schreiben. Die wurde jedoch nicht umgesetzt. Eschbach, durchaus motiviert von seinem Buch zu Perry Rhodan, nutzt das aus, und schreibt dem Titelhelden die Story auf den Leib. Die Auflösung alá Münchhausen finde ich lustig. Die beiden Chaotarchen ziehen sich selbst am Schopf aus dem Schlamassel.

Ich bedaure vor allem, dass die Geschichte so mancher Figur abrupt endet. Letzteres ist allerdings nicht Eschbachs Schuld. Viel zu aufgebläht war die Zyklusgeschichte bis kurz vor Ultimo mit immer neuen Aspekten und Figuren angefüttert worden. Die Autoren haben es versäumt, manche Figur schon vor dem Finale aus dem Rennen zu nehmen.

Wie bewerte ich den Roman? Schwierig. Ich belasse es bei einem „Walla wulla.“ Wer nicht weiß, was das ist, hat den Roman nicht gelesen.


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