Odyssee in der Agolei – Wim Vandemaan
Nachdem sich Phoenix mit dem PHOENIX abgesetzt hat, versucht er sich vor den Leun zu verbergen. Die künstliche Intelligenz mit eigenem Bewusstsein findet dabei die Zeit, um über sich nachzudenken. Auch muss sich Phoenix mit zwei unliebsamen Gästen an Bord auseinandersetzen. Mit dem Zha-Leun Woritak und dem Kheti-Leun Nupat sind zwei Restauraten an Bord zurückgeblieben, die dem Phoenix danach trachten, seinen Leib, den PHOENIX zu übernehmen. Nupat soll dies über Zugriffe auf die semitronischen Systeme bewerkstelligen, hat aber bislang keinen Erfolg damit. Woritak geht weniger schonend vor. Er macht Jagd auf die Roboter an Bord. Da es keine Kampfmaschinen sind, fallen sie einer nach dem anderen dem Waffeneinsatz Woritaks zum Opfer. Beim Beschuss eines der letzten Roboters wird Nupat schwer verletzt. Phoenix selbst hat Skrupel, um gegen die Besatzer mit tödlicher Gewalt vorzugehen. Er hat aber einige Mittel gefunden, um sie zumindest aufzuhalten. Er wartet auf ein Signal von Perry Rhodan, um wieder die ursprüngliche Besatzung an Bord holen zu können.
Noch ein anderes Wesen ist zwischen den Sternen der Agolei in Not. Es ist an Bord einer Überlebenskapsel erwacht und ist weitgehend ohne Erinnerung. Nur sein Name fällt ihm ein. Er nennt sich Aelor und hat nach dem Erwachen ein Problem. Die Energiereserven seiner Kapsel gehen zu Neige. Aelor hat zudem Hunger. Er setzt einen Notruf ab.
Phoenix empfängt den Notruf und entscheidet sich, die Kapsel an Bord zu nehmen. Den neuen Gast hält er zunächst vor den beiden Leun geheim. Das Alter der seltsamen Kapsel datiert er auf 80.000 Jahre. Es kommt zu einer Kommunikation mit der Lebensform an Bord. Es stellt sich heraus, dass Aelor ein Gehirn ohne Körper ist. Aelor verlangt vom Phoenix, ihm einen Körper zu geben. Die beiden Leun schließt das Bordgehirn aus. Von der Besatzung existieren jedoch Gewebeproben, um bei medizinischen Notfällen auch Organe zu züchten oder Gliedmaßen anzufertigen. Um eine geeignete Gen-Probe auswählen zu können, untersucht Phoenix das Gewebe innerhalb der Kapsel Aelors. Anders als erwartet zeigt die Gewebeprobe keinerlei Anzeichen einer neuronalen Struktur. Aelor existiert nicht in einem Gehirn. Er ist wahrscheinlich ein Symbiont, der sich in andere Gehirne einnistet. Phoenix geht mit Aelor einen Handel ein. Aelor hilft ihm gegen die Feinde an Bord. Im Gegenzug bekommt er einen Körper. Die meisten Gewebeproben an Bord besitzen nach Auskunft Aelors keine biologisch-genetische Kompatibilität. Bei den Ilts, bzw. Yuits gerät der Symbiont gar in Panik und lehnt diese als Körper rundheraus ab.
Schließlich klont der Phoenix aus der Gewebeprobe der Ator einen Körper und Aelor nimmt ihn in Besitz. Allerdings ist der Körper bei weiten nicht ausgereift und die Gehirnstruktur scheint Aelors Bedürfnissen nicht zu genügen. Als Woritak und Nupat in die medizinische Einrichtung vordringen, werden sie von Aelor, der nun den Körper einer jungen Sichu hat, getötet. Phoenix ist schockiert, kann aber nichts tun.
Die Amnesie, unter der Aelor leidet, schwächt sich ab. Er will endlich seiner Bestimmung nachgehen. Der Phoenix ist inzwischen einem anderen Funkimpuls gefolgt und findet ein Wrack vor. Es ist das Schiff, das Perry Rhodan zuvor untersuchen sollte. Phoenix kann das nicht wissen. Der Anblick des Wracks mit seinem 30 km langen Schlauch setzt Erinnerungen bei Aelor frei. Er erinnert sich beraubt worden zu sein. Man hat ihm das Brennende Nichts gestohlen. Er ist der letzte Ennu Malor, der letzte Jäger des Nichts. Phoenix entdeckt ein Leunschiff in den Trümmern des Schiffswracks und kommt in Kontakt zu Perry Rhodan. Der Unsterbliche kommt an Bord des PHOENIX. Ihn erwartet eine ungewöhnliche Begegnung.
Rezension
Mit Phoenix, dem Bewusstsein des PHOENIX, nimmt sich Wim Vandemaan eine Figur vor, die in fast allen Romanen dieses Zyklus schon den einen oder anderen Auftritt hatte. Phoenix als handelnde Figur einzubauen, ist der nächste Schritt. Wie immer reichert der Autor seine Geschichte mit originellen neuen Ideen an. So schafft sich Phoenix mangels Besatzung virtuelle Gesprächspartner. Da Phoenix mit niemanden diskutieren kann, dienen ihm historische Figuren als eine Instanz, um seine Handlungsweise abzuklären. Denn Phoenix muss, alleine auf sich gestellt, einige Entscheidungen treffen. Das künstliche Bewusstsein hat ein Gewissen. Und die Maßnahmen, die Phoenix ergreift, beschäftigen ihn sehr. Er will abklären, ob seine Entscheidungen, auch von einem Menschen als richtig und stimmig angesehen wird. Einen Klon aus dem Gen-Material der Ator zu schaffen, ohne dass Sichu Dorksteiger ihre Zustimmung dazu gegeben hat. Der ethische Perspektive dieser und anderer Entscheidungen von Phoenix räumt der Autor einigen Raum ein. Letztlich lässt er den Phoenix durchaus fragwürdige Entscheidungen fällen. Auch deshalb, weil er diese Entscheidungen als unausweichlich anzeigt. Ich bin gespannt, ob die aufgeworfenen ethischen Fragen in einer Fortsetzung noch thematisiert werden. Rhodan wird sich seine Gedanken machen müssen, wenn er auf die junge Sichu trifft. Die von Phoenix allerdings so geklont wurde, dass sie keinen eigenen Verstand entwickeln konnte. Dennoch ist Konfliktpotential vorhanden.
Phoenix hat also nicht nur gehandelt, er hat Verantwortung übernommen. Die Lage in der Agolei wird für alle Beteiligten immer komplexer. Ein schöner Roman mit allerhand Konfliktpotential.