Die Geister der Agolei – Olaf Brill
Nach der Trennung von Gucky ist Sichu Dorksteiger weiterhin die Gefangene von Shrell. Die Wüko-Leun nennt sie verächtlich Sklavin und lässt ihrer Gefangenen nur wenig Spielraum. Aufgrund ihrer Fähigkeiten als Wissenschaftlerin ist die Ator jedoch in der Lage, einige von den Gerätschaften an Bord der ELDA-RON zu reparieren. Zudem ist sie als Gesellschafterin für die Leun wichtig, die nicht lange ohne andere Lebewesen in ihrer Nähe auskommen kann. Doch Perry Rhodans Frau hat nur eins im Sinn. Shrell zu entkommen und zu Perry Rhodan zu gelangen. Sie nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um an einem Plan zu arbeiten, wie sie Perry eine Nachricht senden oder daran, wie sie Shrell überwältigen kann. Die ELDA-RON hat inzwischen die Agolei erreicht und nähert sich einer Eiswelt in einem Doppelsternsystem. Der Planet heißt Narrios und ist die Heimat der Luarrig. Shrell will sich dort umsehen.
Jahrzehnte zuvor hat die Luarrig Znirk die Stadt, in der sie lebt, verlassen, um ungehindert den Sternenhimmel zu beobachten. Ihr fallen Sterne auf, die sich bewegen und wahrscheinlich Raumschiffe anderer Völker sind, mit denen die Luarrig, die selbst keine Raumfahrt kennen, schon Kontakt hatten. Sie alarmiert ihre Freunde Sirrgo, Fenkir und Rak. Gemeinsam fahren sie mit einem selbstgebauten Motorwagen zu einem Hügel außerhalb der Stadt. Einer der Lichtpunkte am Himmel wird immer größer, ist in Flammen gehüllt und rast über sie hinweg. Ein gewaltiger Knall und das Raumschiff stürzt ab. Als Znirk und ihre Freunde den Hügel in Richtung ihrer Heimatstadt überqueren, sehen sie die katastrophalen Auswirkungen. Eine Schneise zieht sich quer durch die Stadt und das Schiff hat weit dahinter, an den Bergen, einen gewaltigen Krater geschlagen.
Da die jugendlichen Luarrig in der Stadt kaum helfen können, fahren sie zu dem abgestürzten Schiff und betreten es, um ihre Hilfe anzubieten. Znirk und ihre Freunde treffen dort auf Überlebende. Es sind Wengk-Leun. Die sind bereit, auch der Stadt der Luarrig Hilfe zu leisten. Es kommt zu einer Partnerschaft zwischen den Luarrig und den Raumfahrern.
Während Shrell außerhalb der ELDA-RON den Planeten Narrios erkundet, sieht Sichu die Gelegenheit, aus ihrer Kabine auszubrechen. Ein zuvor besorgter Laserschneider ermöglicht ihr den Ausbruch. Doch Shrell hat eine weitere Sicherung eingebaut. Ein Schutzschirm hält die Ator auf. Als sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht, ist Shrell mit zwei Fremdwesen wieder an Bord. Shrell hat das, was sie sucht, nicht gefunden. Nun darf Sichu sie auf den Planeten begleiten. In der unwirtlichen Eiswelt erkennt Sichu eine Stadt, in der vor langer Zeit eine Katastrophe passiert ist. Shrell und ihre Gefangene erreichen ein altes Schiffswrack. Ein Aufzug befördert sie in Höhlen unterhalb des Wracks. Dort treffen sie auf Wengk-Leun. Vor Jahrzehnten gehörten sie den Restauraten an. Krash, Shrells Vertreter als Anführerin der Rebellen, sollte auf Narrios einen Stützpunkt einrichten. Doch die Hiesigen unter Reginald Bull schossen die Schiffe der Rebellen ab. Ein riesiges Schiff der Rebellen, das auf der anderen Seite Narrios abstürzte, löste einen langen Winter auf dem Planeten aus. Krash konnte entkommen. Shrell erhält Koordinaten, wo er sich aufhalten soll. Doch die Wüko-Leun ist auch wütend. Denn die Rebellen wollen sich ihr nicht mehr anschließen. Sie sind auf Narrios heimisch geworden.
Über Narrios taucht plötzlich ein Großes Siegel auf. Ein gewaltiges Schiff der Sternspitze. Bodentruppen werden abgesetzt und Shrell ist plötzlich die Gejagte.
Rezension
Olaf Brill, der schon für andere Perry Rhodan-Serien Geschichten schrieb, wie die Miniserien oder NEO, verfasst mit den Geistern der Agolei seinen ersten Roman für die Hauptserie.
Protagonistin ist Sichu Dorksteiger. Die Ator als Gefangene Shrells sucht nach Gelegenheiten, Perry zu benachrichtigen, oder die ELDA-RON zu übernehmen. Die drei Versuche, die Olaf Brill seiner Hauptfigur gönnt, scheitern allesamt kläglich. Andererseits war es aber auch nicht zu erwarten, dass Sichu Erfolg haben würde. Denn dann wäre die große Widersacherin dieses Zyklus, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt, etwas früh aus einer direkten Konfrontation raus. Abgesehen davon ist es mal ungewöhnlich, dass der Zyklusbösewicht mal direkt von den Guten des Zyklus begleitet wird.
Der Autor wendet sich daher verstärkt den Planetenbewohnern Narrios zu und erzählt ihre Geschichte. Die sich vor Jahrzehnten mit der Geschichte der Restauraten kreuzt. Der Bruderkrieg wird einmal mehr beschrieben. Neue Erkenntnisse ergeben sich daraus nicht. Außer, dass der Gleichklang nicht unbedingt bei den Leun-Rebellen die gleiche Bedeutung hat, wie bspw. für Shrell. Auch ist der Bruderkrieg nicht von Reginald Bull ausgelöst worden. Der Terraner scheint ihn nur beendet zu haben, bzw. Partei für die Hiesigen ergriffen zu haben. Ist Shrell nur eine verblendete Terroristin?
Die Geister der Agolei nennt Olaf Brill seine Geschichte. Das löst zunächst Assoziationen aus. Die PHOENIX-Besatzung hatte festgestellt, dass die Agolei verhältnismäßig gering besiedelt ist. Eigentlich hat man in dem Sektor, in dem man die Agolei erreichte, gar keine Zivilisation feststellen können. Tin hat diesen Eindruck bestätigt. Erklärungen sind ausgeblieben. Auch zur Entstehung des riesigen Sternenbandes hat sich bislang keine der Figuren Gedanken gemacht. Insofern weckte der Titel bei mir die Vorstellung, etwas darüber zu erfahren, warum die Agolei leer erscheint. Die Figur Znirk ist die Erste, der Olaf Brill den Begriff Geister in den Mund legt. Allerdings erschien mir der Vergleich, den Znirk anstellt, etwas bemüht. Sie vergleicht die Wesen, die sich da Narrios nähern mit Geistern, nur alleine deshalb, weil die früheren Besucher anders waren. Aber nun hatte das Kind seinen Namen und das Schiff, das daraufhin abstürzte, war das Schiff der Geister. Als Sichu mit Shrell die ELDA-RON verlässt, die auf Terra auch als Geisterschiff bezeichnet wurde, verschwindet das Schiff aus ihrer Wahrnehmung. Es löste sich auf, wie es Geister tun. Auch hier erschien mir der Vergleich zu eifrig. Das Romanthema sollte mit aller Gewalt bedient werden. Das Gleiche bei Sichus Gedanken an Geister, als sie die zerstörte Stadt sieht. Letztlich klärt der Autor auf. Die Leun selbst sollen die Geister sein. Zumindest aus Sicht der Luarrig. Allerdings lässt der Autor Sichu Dorksteiger darüber nochmal nachdenken. Sie fragt sich, ob Znirks Schlussfolgerung zu den Geistern gerechtfertigt sei. Und ob der Völkerbund der Leun erst seit kurzem in der Agolei sei. Offen bleibt, ob die Geister auf diesem Roman beschränkt bleiben.
Insgesamt entwickelt die Story keine Spannung. Im Konflikt zwischen Shrell und Sichu gibt es keine Brisanz, weil der Autor die „Beziehung“ eher spöttisch betrachtet. Und auf dem Planeten entsteht eine völkerübergreifende Freundschaft. Für den Erstling des Autors für die EA gut geraten, aber ein wenig zu brav.