Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3312

Willkommen in der Agolei – Oliver Fröhlich

Seitdem er gezwungen wurde, die ELDA-RON zu verlassen, sitzt Gucky auf Canephor fest. Der Planet ist verlassen. Er hat Vorräte gefunden, die ihn überleben lassen. Noch setzt er seine Hoffnung in die abgesetzte Nachricht und auf Nekhnem. Sollte Rhodan seine Botschaft nicht erhalten, muss er hoffen, ein eigenes Transportmittel zu finden.

Perry Rhodan hingegen hat nach 238 Millionen Lichtjahren Flug mit dem PHOENIX das Sternband der Agolei erreicht. An den Koordinaten, die er von Shrell bekommen hat, befinden sich jedoch nur unbekannten Sonden, die sofort eine verschlüsselte Nachricht abstrahlen. Nur kurze Zeit später erscheinen mehrere Leun-Schiffe. Der PHOENIX geht auf Rhodans Anweisung hin in den Ortungsschutz eines Sterns. Ortungen ergeben keine Anzeichen von höher entwickeltem Leben im Umkreis. Bei weiteren angeflogenen Sternsystemen das gleiche Bild. Zumindest in diesem Abschnitt scheint die Agolei nur dünn, bzw. gar nicht besiedelt. Im neunten System empfängt Phoenix einen Datensatz, der die Semitronik infiltriert. Phoenix muss abgeschaltet werden. Zhobotter kann schließlich das fremde Programm isolieren und Phoenix wieder aktivieren.

Wuranok, der Kommandant der im Wycosytem von den Wycondern vernichteten MONA-DIN, hat den Untergang seines Schiffes überlebt. Als die Sternspitze eintrifft, wird er an Bord eines Leun-Schiffes genommen. Gegenüber seiner Vorgesetzten, Admiralin Foersh, nimmt es Wuranok, der seine Karriere in Gefahr sieht, mit der Schilderung der Geschehnisse nicht so genau. Er lügt, um sein Versagen zu vertuschen, Perry Rhodan nicht habhaft geworden zu sein. Foersh zeigt aber nun Interesse am PHOENIX, der nach Schilderung von Wuranok aus dem Stand in den Hyperraum wechseln kann. Sie will das Schiff haben. Wuranok bekommt eine zweite Chance.

Die Besatzung des PHOENIX trifft die Entscheidung, das fremde Programm, das ähnlich Phoenix ein künstliches Bewusstsein zu sein scheint, zu befragen. Das Programm stellt sich als Nekhnem vor. Es hat Kenntnisse über den PHOENIX und seine Besatzung, die es von Gucky erhalten haben will. Koordinaten in Nekhnems Nachricht verweisen auf einen Planeten in 634 Lichtjahren Entfernung. Der PHOENIX fliegt hin und entdeckt auf einem Eisplaneten ein abgestürztes Leun-Schiff. Atlan und Meg fliegen mit der BENU, einer Mikro-Space-Jet, zum Wrack und verschaffen sich Zugang. An Bord wird der schwer verletzte Gucky gefunden. Trotz anfliegender Leun-Schiffe unter Wuranoks Kommando gelingt die Bergung des Ilts. Meg Ontares behandelt seine Verletzungen. Atlan und Perry Rhodan hegen jedoch Zweifel an der Identität des Ilts.

Rezension

Die Geschichte des Zyklus hätte um ein Haar ein Ende gefunden. Perry Rhodan, oder vielmehr der Autor, lässt den PHOENIX genau die Koordinaten anfliegen, die man von Shrell erhalten hat. Völlig untypisch für Rhodan und unter Berücksichtigung der Erlebnisse bei den Wycondern, dass man von seinem Eintreffen dort ebenfalls wusste, ein unverzeihlicher Fehler. Der PHOENIX wird also geortet und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Oliver Fröhlich treibt die Story aus drei Blickwinkeln voran. Eine Sequenz gönnt er Gucky, die weitaus größere der Besatzung des PHOENIX und eine aus Sicht des Zha-Leun Wuranok. Der ist Soldat und in seinem Denken hat nicht viel mehr Platz als der Auftrag, den er erfüllen muss. Von daher waren die Beschreibungen dieser Figur recht eindimensional. Beim PHOENIX geht es etwas bunter zu. Der Autor hat inzwischen erkannt, dass mit Meg Ontares eine Figur im Spiel ist, der, zumindest bislang, nicht viel Aufmerksamkeit zuteilwurde. Daraus resultiert auch keine echte Funktion an Bord. Außer, aus ihrem Blickwinkel (gleich dem des Lesers) die Vorgänge an Bord zu erleben. Persönliche Rückblicke und Lebensweisheiten sollen das etwas auflockern. Inzwischen entsteht bei mir dennoch das Gefühl, die Figur ist unbedeutend. Oliver Fröhlich will genau diesem Eindruck entgegenwirken, indem er der Figur Gedanken zuschreibt, die Ähnlichkeiten zu meinen Überlegungen beinhalten, um dann die Figur diese Gedanken abschütteln zu lassen. Dennoch hat Meg ihren Platz noch nicht so richtig gefunden. Zu Beginn des Zyklus habe ich die Figur mit Christine Chapel in ST: Strange New Worlds verglichen. Dort bezieht die Figur eine stärkere Position, weil sie auch visuell präsent ist. Im Roman spielt Meg noch ein wenig graue Maus. Wenn ich schreibe, dass die Figur keine echte Funktion hat, dann meine ich natürlich die Funktion in der Gruppe des PHOENIX. Für den Autor hat die Figur die Funktion, Neuleser an den Stoff heranzuführen. Meg stellt viele Fragen und teilt ihr Unwissen bereitwillig mit. Und die anderen Figuren geben ihr bereitwillig die Antworten, die sie sucht. Ein wenig zu offensichtlich!

Bleibt noch Phoenix selbst. Die Semitronik mit eigenem Bewusstsein wird nun wiederholt fehleranfällig geschildert. Auch hier ward der Autor nicht müde, den Charakter des Prototyp herauszukehren. Aber eine Firewall hätte man dem Prototyp schon verpassen können. Und dass man fremde Anhänge nicht einfach öffnet, sollte Phoenix auch wissen. 😉

Natürlich ist eine fehlerfrei funktionierende Maschine nicht halb so aufregend in Storys einzubauen, wie eine Maschine, die die menschlichen Besatzungsmitglieder permanent in Gefahr bringt oder auf die man sich nicht verlassen kann. Doch auch hier gilt, dass zu viel dieser Schilderungen eben dann auch irgendwann nervig werden können.

Zu Beginn des Romans fällt der Begriff Nekhnem, den ich nicht zuordnen konnte. Gucky hat, wie es scheint, eine Möglichkeit gefunden, Technik von Canephor für seine Zwecke zu nutzen und eine Botschaft zu senden. Seine zweite Hoffnung, nämlich ein Schiff aufzutreiben, schien zunächst auch erfüllt worden zu sein. Zumindest machte es den Eindruck, als der PHOENIX das Leun-Schiff im Eis findet und Gucky an Bord ist. Nur ist dieser Gucky nicht der, der auf Canephor gestrandet ist. Neben den Leun um Wuranok scheint noch eine weitere Spezies der Leun, die Yuit-Leun, Guckys Botschaft abgefangen zu haben.

Die Geschichte von Oliver Fröhlich wurde erst am Ende spannend. Die Geschehnisse davor bargen wenig Überraschendes. Der übliche Wissensvorsprung des Gegners kontra Improvisationstalent der Unsterblichen war dennoch unterhaltsam.


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