Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3309

Die Schattenhand – Ben Calvin Hary

Als Cameron Rioz und Bonnifer aus dem Brennenden Nichts nach Terrania zurückkehren, ist dort 1 Jahr vergangen. Die Todeszone ist deutlich größer geworden. Sie wächst mit ca. 2 Metern pro Stunde. Der Trividder hat sein schwarzes Mal verloren und wieder eine Hand. Die Schattenhand kann er anfassen und spüren aber er hat kein Gefühl in dieser Hand. Cameron nimmt auch die Stimmen nicht mehr wahr. Er ist kein Conduit mehr. Bonnifer hingegen scheint unverändert der Anomalie entkommen zu sein. Beide haben keine Erinnerung an ihren Aufenthalt im Brennenden Nichts. Sie versuchen sich vor den Ermittlungsbehörden zu verstecken. Das erweist sich als unmöglich. Die Sperrzone wird überwacht und es dauert nicht lange, bis sie entdeckt werden. Icho Tolot rückt mit einem Trupp an und bewegt Cameron und Bonnifer dazu, die Umstände ihrer Rückkehr erforschen zu lassen. Bevor es dazu kommt, verwandelt sich die Schattenhand. Camerons Hand wird violett, er spürt starke Schmerzen, die seine Wahrnehmung trüben und schließlich wird eine Art Geschoß von seinen Fingern abgegeben, das beträchtliche Zerstörungen anrichtet. Danach ist seine Hand wieder schwarz. Wissenschaftler beginnen nun mit ihren Untersuchungen.

Nicht nur die Regierung hat die Rückkehr Camerons bemerkt. Auch Jasper Cole sieht Bilder des Trividders in den Medien. Cameron ist sein Idol. Zwei Jahre zuvor hat er in einer aussichtslosen Lebenslage wieder zurückgefunden, weil er auf den Kanal von Cameron gestoßen ist. Und bei der Zeremonie zum Projekt Phönix hat ihn Cameron zusammen mit Perry Rhodan ein weiteres Mal geholfen. Jasper bemerkt, dass sich Cameron in einer schlechten Verfassung befindet. Er möchte helfen. Gegen den Rat seiner Schwester will er in die Sperrzone eindringen. Sein Vater Flint Cole hilft ihm mit einem Gimmick. Flints Arbeitgeber ist Wylon Hypertech. Jasper ahnt nicht, das John Wylon an Cameron interessiert ist und dass sein Vater dieses Interesse unterstützt. Er macht sich auf den Weg in die Sperrzone.

Inzwischen werden Cameron und Bonnifer untersucht. Sie werden auch in die Nähe der Anomalie gebracht. Wie es scheint, nimmt die Schattenhand irgendetwas aus der Anomalie in sich auf. In einer Pause kommt es zum Disput zwischen Tolot und Rioz. Jasper beobachtet das und will Cameron helfen. Sicherheitsleute werden auf Jasper aufmerksam. Bevor sie eingreifen können, verändert sich erneut die Schattenhand. Sie erzeugt eine Miniaturausgabe der Anomalie und reißt etliche Menschen in den Tod. Cameron und Jasper nutzen das Chaos und fliehen aus der Sperrzone. Ein Schwebezug bringt sie aus der Stadt. Doch sie kommen nicht weit. Icho Tolot und Sicherheitskräfte holen sie an einem Bahnhof aus dem Zug. Dort hat sich auch ein Mob formiert. Das Eigenleben der Schattenhand und der Tod der Sicherheitskräfte wurde aufgezeichnet und in den Medien verbreitet. Am Bahnsteig entsteht Chaos, als die Meute Lynchjustiz an Cameron und Jasper verüben will.

Rezension

Ben Calvin Hary, der seit 3300 die Exposés der Serie schreibt, schildert die weiteren Ereignisse auf Terra. Seit dem Entzünden des Brennenden Nichts, vielmehr der Brennenden Nichts, ist 1 Jahr vergangen. Nebenbei bemerkt, welchen Sinn macht es eigentlich, eine solch ultimative Waffe gleich 2x auf der Erde zu zünden? Der Autor schildert im weiteren Verlauf weniger die Auswirkungen der von Shrell verursachten Katastrophe, als vielmehr die Entwicklung die Cameron macht, der mit Bonnifer aus dem Brennenden Nichts in Terrania zurückgekehrt ist. An die Zeit darin, können sich beide nicht erinnern. Entweder wurden ihnen die Erinnerungen genommen, oder der Zeitablauf im inneren des Phänomens ist ein anderer. Beide überschritten als Conduit die Grenze. Cameron kehrt verändert zurück. Er ist kein Conduit mehr. Seine Hand, die er beim ersten Kontakt verlor, wurde durch eine Schattenhand ersetzt, die ein gefährliches Eigenleben entwickelt. Offen bleibt, warum Bonnifer nicht verändert wurde. Der ehemalige Gefangene Shrells trug ebenfalls ein Schwarzes Mal. Er scheint es ohne Veränderung behalten zu haben. Genaueres wissen wir nicht, weil die Figur vom Autor etwas in den Hintergrund gedrängt wird.

Stattdessen nimmt sich der Autor verstärkt eine andere Figur vor. Jasper Cole, an den ich mich kaum erinnerte. Ich musste etwas zurückblättern, in den 3300er, um zu erfahren, dass wir es hier mit jenem jungen Mann zu tun haben, der bei der Zeremonie unter ein Trümmerstück geriet und von Perry Rhodan und Cameron gerettet wurde. Jazz hat es sich in den Kopf gesetzt, etwas für Cameron zu tun. Sein Motiv ist anfänglich verständlich. Ab dem Zeitpunkt, als er erfährt, dass die Zielperson von Icho Tolot aufgegriffen wurde, ist sein Festhalten an dem Plan doch unglaubwürdig. Der Autor führt also die beiden jungen Männer zusammen, die mit einer Spur von zu viel Selbstmitleid dann einen gemeinsamen Weg gehen, während der Autor im Hintergrund Flint, den Vater von Jasper und seine ominösen Geschäftspartner Cassandra und John ins Spiel brachte. Jene gieren nach der Schattenhand. Etwas früh, wie ich finde. Sowas muss sich eigentlich entwickeln. Es sei denn, dies sind auch die Unterstützer von Shrell, die diese gehabt haben muss.

Der Rest der Geschichte war vorhersehbar. Cameron wird zu einer Waffe, richtet Tod und Zerstörung an und wird vom netten Trividder zum Mörder abgestempelt. Tolot und seine Mannen stellen sich ein wenig dumm an, damit einige der Szenarien auch „funktionieren“ können. Die beschriebenen Emotionen sind durchaus nachvollziehbar, alleine sie erwecken den Eindruck, eine Spur zu zweckdienlich zu sein, um die Handlung in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Dazu gehört auch Jazz, der von Cameron vom Suizid abgehalten wurde und ihm seitdem folgt. Nachvollziehbar, aber eben auch etwas dick aufgetragen.

Die Geschichte endet mit der Aussage: „Verzweifelt irrte er (Cameron) in die anbrechende Nacht hinaus.“ Dieser gnadenlos triviale Satz beschreibt letztlich, was wir Leser von der Figur Cameron aktuell zu erwarten haben. Eine Figur, die von den Geschehnissen überrollt wird und darin gefangen ist. Eigentlich hatten die Autoren die Figur Cameron nach dem Zyklusauftakt durchaus schon ein wenig emanzipierter geschildert. Ben Calvin Hary dreht die Uhr wieder zurück. Damit ich mit der Figur sympathisieren kann, muss der letzte Satz dieser Geschichte unbedingt bald von einem „ich habe nun einen Plan“ oder einem „ich nehme mein Schicksal in die (Schatten)Hand“ abgelöst werden. Auf Dauer würde das selbstmitleidige Herumirren dieser Figur den Lesespaß trüben. Kai Hirdt hat für die Probleme, die ich mit solchen Figuren habe, den Begriff „Mahlia-Syndrom“ geprägt. Ich hoffe, es kommt nicht soweit. 😊

Das liest sich jetzt eine Spur zu negativ. Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn den Figuren mehr Tiefe gegeben wird und das dadurch etwas langsamere Erzähltempo liegt mir auch. Allerdings darf das Abenteuer nicht zu kurz kommen und die Aussichtslosigkeit, in der beispielsweise die Figur Cameron momentan gefangen scheint, muss von ihm aufgebrochen werden.


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