Gucky und das Mentatron – Michelle Stern
Als Cameron von der ELDA-RON floh, sorgte er dafür, dass Sichu Dorksteiger und Gucky von Shrell nicht aufgespürt werden können. Die Maschinerie und die Befehle dazu wurden vor langer Zeit von Bonnifer vorbereitet. Das Mentatron beherbergt nun die beiden blinden Passagiere. Sie sind in entstofflichter Form in der Maschine gefangen. Shrell hat keine Kenntnis davon. Denn Bonnifer hat das Mentatron angewiesen, diese Signaturen zu verbergen. Allerdings ist im Mentatron ein weiteres Lebewesen eingelagert. Der Leun Alcot wird von Shrell wiederverstofflicht. Sie braucht ihn. Einerseits, weil sie ohne Gesellschaft nicht leben kann, andererseits, weil sie einen Techniker benötigt, der das Schiff wartet und Reparaturen durchführt. Obwohl sie alle Leun sind, haben sie nicht die gleichen Körper und Fähigkeiten. Alcot ist ein Kheti-Leun, Shrell eine Wüko-Leun.
Ähnlich wie bei Bonnifer schränkt Shrell den Bewegungsspielraum von Alcot ein. Dennoch arbeitet der Kheti-Leun an einem Plan, sich aus der Sklaverei der Wüko-Leun zu befreien. Er entdeckt, dass ihm Bonnifer verdeckte Botschaften hinterlassen hat. Unter der ständigen Überwachung Shrells macht sich Alcot daran, diese Botschaften zu entschlüsseln. Er entdeckt dabei auch, dass sich im Mentatron zwei weitere Lebewesen befinden.
Gucky und Sichu Dorksteiger werden derweil von Traumerlebnissen heimgesucht. Der Ilt ist wieder mit seiner Familie vereint und die Ator muss sich im Traum dem Altern stellen. Beide ahnen nicht, in welcher Gefahr sie schweben.
Rezension
Die Perry Rhodan-Serie ist reich an Wortschöpfungen. Wahrscheinlich gibt es kein vergleichbares Werk in der Literatur, dass diesbezüglich mit der größten SF-Serie der Welt mithalten kann. Neben neuen Begrifflichkeiten werden auch schon bekannte Begriffe und Beschreibungen immer wieder verändert. Eine bekannte Technologie, wie die Suspensionsalkoven, trägt dann an Bord von Shrells Raumschiff den Namen Mentatron. Darin eingelagerte Wesen liegen in der Form von Mentatrixen vor. Über diesen sperrigen Begriff bin ich gleich beim Einstieg in die Lektüre gestolpert. „Mentalmatrizen“ oder meinetwegen auch „Mentalmatrixen“, wenn das „x“ denn unbedingt was fremdartiges ausdrücken soll, hätte gereicht. Aber es musste unbedingt Mentatrixen sein. Da es den Roman auch in Hörbuchfassung gibt, täte mich interessieren, wie der Sprecher die Betonung legt. Könnte lustig sein.
Die Geschichte von Michelle Stern setzt an dem Punkt an, dass Sichu Dorksteiger und Gucky als blinde Passagiere auf die ELDA-RON gelangt sind und dann von Cameron im Mentatron „eingelagert“ werden. Nun beschreibt die Autorin aber nicht die „Erlebnisse“ der beiden Akteure, sondern deren Träume in der Suspension. Einmal mehr muss bei Mausbiber Gucky sein Alleinstellungsmerkmal des letzten lebenden Ilts herhalten. Und bei Sichu Dorksteiger wird ihr Altern thematisiert. Da es sich um Träume handelt, die von der Intelligenz des Mentatron zudem gesteuert werden, ist gegen diese Auswahl an Themen für die Träume kaum etwas einzuwenden. Der Geist beschäftigt sich in Träumen nun mal mit Ereignissen, die ihn emotional auch im Wachzustand bedeutend erscheinen. Zwar generiert die Autorin die Träume beider Figuren als lebendiges Geschehen, dennoch ist es bei genau diesen Szenen und Empfindungen eben schon ab der ersten Zeile klar, dass es sich um ein halluzinatorisches Geschehen handelt.
Diesem Geschehen sollte „außerhalb“ des Mentatrons eine reale Handlung als Gegenpart dienen, um dem Leser eben nicht alleine mit „Was-wäre-wenn“-Szenarien zu unterhalten. Dazu dient der Leun Alcot. Dieser Leun nimmt seine Umgebung sehr speziell wahr. Die Härchen auf seinem Körper sind seine Sinnesorgane. Die körperlichen Aktionen dieser Figur werden zudem eingeschränkt und nach und nach wird das Erleben dieser Figur mit Dialogen mit früheren Weggefährten untermalt, die jedoch längst tot sind. Darüber hinaus wirft die Autorin mehrmals Blicke auf Geschehnisse in der Vergangenheit.
Letztlich sind alle Ebenen, also die Träume, die Zwiegespräche oder Wachfantasien Alcots und die Rückblicke in seine Vergangenheit, inhaltlich klar voneinander zu trennen. Für meinen Geschmack hätte eine „handfestere“ Handlung mehr Reize geboten. Die legt die Autorin wohl in den zweiten Teil des Romandoppels. Nicht nachvollziehen konnte ich die Überlegungen Alcots, als er sich mit den unbekannten Mentatrixen beschäftigt. Er vermutet ehemalige Besatzungsmitglieder. Da aber alle unter der Herrschaft Shrells leiden mussten, bzw. von ihr getötet wurden, sind seine Überlegungen seltsam. Er kann die vermeintlichen Leun aus dem Mentatron holen und befragen, oder er vernichtet sie. Warum sollte er sie töten? Hier ging es wohl nur darum, ein Szenario zu beschreiben, dass Gucky und Sichu in Gefahr bringt. Plausibel erscheinen mir Alcots Gedanken nicht.
Die Story enthält einige interessante Informationen zu den Leun. Die Verschachtelung der auch nur wenig greifbaren Handlung hat mich nicht so angesprochen.