Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3306

Angriff der Sternspitze – Leo Lukas

Die Lage Rhodans und seiner Begleiter im Wycosytem hat sich durch die Ankunft eines Schutzsiegelkreuzers der Leunschen Sternspitze verschlechtert. Wuranok, Kommandant der MONA-DIN, erhebt die Forderung, Perry Rhodan an ihn auszuliefern. Er hat von Reginald Bull den Auftrag bekommen, Perry Rhodan zu töten. Während sich der unsterbliche Terraner mit Terrybor, der Obersten Architektin der Wyconder, diesem Problem widmet, ist Atlan zusammen mit Diolgemin auf der Spur eines Attentäters. Offensichtlich schon seit langer Zeit, kommt es am Bauplatz von Neu-Wengir zu Unfällen. Die Wyconder sehen darin keine Auffälligkeit, doch der Arkonide vermutet Sabotage.

Eine Explosion auf dem Habitat Quydanda, in die Atlan und Diolgemin geraten, nährt diesen Verdacht. Ins Fadenkreuz der Ermittlungen gerät eine Gruppierung der Wyconder, die sich kritisch zu dem Projekt positionieren, Neu-Wengir zu erschaffen. Das Ermittlergespann nimmt eine Raumfähre ins Visier, die den Sprengstoff transportiert haben könnte. Sie wurde auf ihrem Flug gegen eine andere Fähre ausgetauscht. Dennoch können Atlan und Diolgemin mit Dedhwuong den Ursprungsort der Fähre bestimmen. Es ist eines der ältesten Habitate. Mit einem Einsatzteam gehen sie hinein und sind überrascht. Statt auf Wyconder treffen sie auf ein Fremdwesen, das jenen gleicht, die sich als Leun bezeichnet haben. Hokhwegaz, so der Name des Leun, nachdem sie ihn gefangen nehmen können, ist seit Shrells Erscheinen im Wycosystem. Die lange Zeit hat Spuren hinterlassen. Der Leun ist geistig verwirrt.

Nun ist der Saboteur gefunden, aber die Wyconder sind noch immer misstrauisch, wie es gelang, das Zusatzaggregat in den PHOENIX zu integrieren. In Verdacht gerät Zhobotter. Der Ara hat einen schmerzlichen Lebensweg hinter sich. Er gilt in jungen Jahren als Hochbegabt. Positronische Systeme faszinieren ihn. Aber er ist auch jähzornig und schadet sich damit. Dank des Mediators Tippatz-Tragh erhält er trotz Verfehlungen eine zweite Chance und nutzt sie. Er heiratet, gründet eine Familie und wird ein angesehener Wissenschaftler. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, als er bei einem bahnbrechenden Experiment schwer verletzt wird. Dem Tode näher als dem Leben stimmt seine Frau einer experimentellen Methode zu, sein Leben zu retten. In dem Verfahren wird durch ein Kontingent aus Abermilliarden mikroskopischer Nanoroboter seine zerstörte Körperhälfte ersetzt. Er verlor auch die Hälfte seines Gehirns und die Fähigkeit, Emotionen zu empfinden. Es dauert lange, bis er das Nanokontingent unter Kontrolle hat. Vereinzelt kommt es vor, dass die Nanoroboter immer mal wieder kleinere Gegenstände in seinem Umfeld angreifen und auflösen. Nachdem er bereits am PHOENIX-Projekt mitwirkt, inhalieren die Robots ein kleines Goldei. Zhobotter misst dem keine Bedeutung bei, doch die Wyconder mutmaßen, dass es Shrell damit gelang, den Ara zu beeinflussen.

Sie wollen Zhobotter von dem verderblichen Einfluss befreien und die korrumpierten Nanoroboter entfernen. Gleichzeitig erhält die Besatzung des PHOENIX die Erlaubnis zum Weiterflug. Es kommt zur Konfrontation mit der MONA-DIN.

Rezension

Momentan fühlt sich die Perry Rhodan-Serie als das an, was sie ist: Eine Serie! Die Geschichte wird kontinuierlich forterzählt und nimmt sich keine Auszeit. Na ja, eine klitzekleine ist im zweiten Teil des Doppelbandes von Leo Lukas doch enthalten. Der Autor nimmt sich die Zeit und fügt die Lebensgeschichte Zhobotters ein. Das „Endprodukt“, ein Mann ohne Emotionen, kennen wir bereits. An und für sich dient ein solches Ausholen für eine Figur dem Zweck, ihre Einstellungen und Taten in der Vergangenheit zu beleuchten und sie mit dem aktuellen Abbild zu vergleichen. Wie waren früher die Motive, was hat die Figur in einem anderen Lebensabschnitt bewegt? Was treibt sie heute an? Bei Zhobotter ist das nicht ganz einfach. Entscheidungen sind i.d.R. emotional geprägt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt gehen dem Ara aber genau diese Emotionen verloren. Eigentlich haben wir es mit zwei unterschiedlichen Figuren zu tun. Jenem Ara, der hochbegabt ist, aber jähzornig seine Umgebung gegen sich aufbringt. Und dem Ara von heute, der ein anerkannter Experte auf seinem Gebiet ist. Die Geschichte von Leo Lukas zeigt es. Der Ara von heute hat die Brücken zu seinem vergangenen Ich abgerissen. Von seinem früheren „Wesen“ ist fast nichts mehr da, das seine heutigen Handlungen begreiflich machen könnte.

Etwas kurz kommt in Leo Lukas Geschichte die Paarung Rhodan – Terrybor. Wir erfahren nur wenig darüber, wie sie auf das Ultimatum der Leun reagieren. Andererseits hat der Autor bereits im ersten Teil seines Doppelbandes den Pflock eingeschlagen, dass der Leun sich auf keine Verhandlungen einlassen wird. Der Spielraum, um Reaktionen seitens Terrybor und Rhodan zu beschreiben, war somit denkbar gering. Doch kommt die Entscheidung Terrybors am Romanende dann etwas überraschend, dem PHOENIX das Zusatzaggregat, dass sie zuvor als heilig bezeichnet hat, wieder einzubauen.

Insgesamt aber gefällt mir das Figurenhandeln. Wenn die Figuren ähnliche Gedanken wälzen, wie ich es als Leser tue, kann ich tiefer in die Story eintauchen. In den vergangenen Zyklen, bzw. den Geschichten in diesen Zyklen, setzten sich die Figuren etwas zu selten und vor allem „nicht direkt“ mit den Mysterien auseinander, mit denen sie konfrontiert wurden. Dabei liegt es auf der Hand, bzw. in der Natur der Menschen, die Dinge zu hinterfragen, nachzuhaken, was gerade geschieht, neue Erkenntnisse aufzuarbeiten, zu spekulieren und Schlussfolgerungen zu ziehen. Und letztlich daraus Handlungen abzuleiten. Diese „Natürlichkeit“ im Figurenverhalten wurde m.E. aus einer nicht nachvollziehbaren Furcht heraus, frühzeitig zu viel von einer Geschichte zu verraten, auf ein Minimum reduziert. Die Autoren in diesem Zyklus schreiben nun etwas anders. Die Überlegungen Atlans und Rhodans in dieser Geschichte wirken daher beinahe schon befreit auf mich. Endlich setzen sich die Protagonisten mit den Fragen auseinander, mit denen sie konfrontiert werden.

Wieder ein guter Roman, der die Geschichte weiterbringt. Das Wycosystem wird verlassen und der nächste Roman bringt Gucky ins Spiel.


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