Die Wyconder – Hubert Haensel
Gut elf Monate nach dem Start im Solsystem strebt der PHOENIX Ende Mai 2250 NGZ der Agolei entgegen. Wieder einmal muss das Schiff einen Tankstopp einlegen. Eine für das Tankmanöver geeignete fünfdimensional aktive Sonne liefert mit dem Hypertronzapfer die benötigte Energie. Perry Rhodan vertreibt sich die Zeit, in dem er sich mit einem vom Bordgehirn simulierten Reginald Bull auseinandersetzt. Seine Aktivitäten und die der anderen der kleinen Besatzung werden unterbrochen, als eine Anomalie während des Zapfvorgangs auftritt. Das Schiff ist in keiner unmittelbaren Gefahr, aber es kommt auch zu einer Störung des Kommunikationssystems. Dr. Liam Barstow kann zunächst keine Ursache feststellen. Beharrlich, wie sie ist, macht sie sich auf die Fehlersuche. Sie kann nicht verhindern, dass ihr Páro Tráamant noch immer im Kopf rumspuckt. Aber es ist unwahrscheinlich, dass der Ferrone, der das Projekt sabotierte, noch weitere Sabotageakte angelegt hat. Sie entdeckt, dass der Zapfstrahl eine leichte Strukturveränderung erfahren hat. Ausgelöst wahrscheinlich durch einen Impuls von außerhalb, der irgendwo im Bereich zwischen Hypergravitation und Psi-Kraft angesiedelt ist. Mehr noch, sie entdeckt, dass es einen ähnlichen Impuls sechs Wochen zuvor schon gegeben hat. Da blieb er ohne Begleiterscheinungen.
Nach dem Tankstopp fliegt der PHOENIX weiter. Es ist der 20. Juni 2250 NGZ. Noch 40 Millionen Lichtjahre trennen sie vom Ziel. Die exakten Zielkoordinaten haben sich allerdings noch nicht offenbart. Wenn der geheimnisvolle Impuls periodisch ist, wird der nächste am 05. Juli auftreten. Der Tag verstreicht, ohne das etwas passiert. Liam Barstow trinkt mit Atlan am Abend ein Glas Wein, als sämtliche Systeme des Schiffes ausfallen. Nichts geht mehr. Auch die Lebenserhaltung ist lahmgelegt. Sie ziehen SERUNS an. Als sich alle im Maschinenpark des PHOENIX aufhalten, materialisieren mehrere Fremde an Bord. Sie nennen sich Wyconder und bezeichnen die Galaktiker als Diebe. Ihre Technologie ist sehr fortschrittlich. Sie sind mit Sextaferern oder Pentaferern an Bord gekommen. Die Anführerin Zagylan zeigt sich schließlich offen. Sie ähnelt Shrell.
Der PHOENIX wird per Transmitter in den Hangar des Wyconder-Schiffes RITAKOR gebracht. Der Flug geht zu einer kleinen Raumstation im Leerraum. OBJEKTIV 2414 ist eine von tausenden Stationen, auf denen die Wyconder nach Technologien suchen, die ihnen gestohlen wurde. Das Zusatzaggregat des PHOENIX gehört dazu. Während Atlan nach Wegen sucht, den PHOENIX zurückzuerobern, setzt Perry Rhodan auf Diplomatie. Er trifft auf Terrybor. Sie ist die Oberste Architektin aller Wyconder und kümmert sich persönlich um diesen Technikfund. Es ist ein Lebenszweck der Wyconder, nach gestohlener und verschollener Wycondertechnik zu suchen. Der Verlust ihres technischen Erbes wiegt schwer für sie. Das Aggregat auf dem PHOENIX konnte über eine Signatur aufgespürt werden. Terrybor bringt Perry Rhodan in das Wycosystem. Der Unsterbliche erschrickt über das, was er hier zu sehen bekommt.
Rezension
Die angekündigte „Verdichtung“ der Hauptstory zeigt sich auch im fünften Roman des Zyklus. Die üblichen „Abstecher“ auf Fernflügen werden ausgelassen. Der PHOENIX hat sein endgültiges Ziel zwar noch nicht erreicht, dennoch wird die Besatzung bereits mit Elementen der Hauptstory konfrontiert. Die Wyconder treten als die mutmaßlichen Schöpfer der Technologie auf, die von Shrell gestohlen wurde und die den Antrieb des PHOENIX aufgebessert hat. Es werden viele Fragen aufgeworfen. Wie ist es dazu gekommen, dass die Wyconder Technologien „verloren“ haben und nun mit immensen Aufwand danach suchen? Und woher rührt die Ähnlichkeit zwischen Wycondern und Leun? Sind sie unterschiedliche Parteien der gleichen Spezies? Und warum hat Shrell auch das Wycosystem heimgesucht?
Diese Storyelemente spielen sich hauptsächlich im zweiten Teil von Hubert Haensels Roman ab. In der ersten Hälfte widmet sich der Autor einmal mehr der kleinen Besatzung. Neben Perry Rhodan hat sich der Autor auch Liam Barstow vorgenommen. Der Unsterbliche wird anhand von Log-Einträgen, die er verfasst, beschrieben. Später auch in der Ich-Perspektive. Die Ingenieurin zeigt die Beharrlichkeit, die dieser Figur von Beginn des Zyklus angeschrieben wurde. Ihre Interaktionen mit Atlan offenbaren einen Teil ihrer Gefühle und zeigen auch einiges über den Arkoniden, wie er auf „Sterbliche“ wirkt. Atlan ist zu Beginn sehr schroff. So zumindest die Sicht der Mutter des PHOENIX. Später betrachtet sie den Arkoniden mit einer anderen Brille. Die Medikerin des Team, Meg, kommt auch in diesem Roman kaum zum Zug. Sie wird einmal mehr als Quirlig und Erfrischend bezeichnet. Auch mit der Zeichnung der Figur des Zhobotters lässt man sich Zeit.
Die Story ist geradlinig und schnörkellos. Mir gefällt, dass Ursache und Wirkung, bzw. Aktion und Reaktion dicht beieinander liegen. In der Vergangenheit klafften in der Abfolge aufeinander bezogener Ereignisse und Zustände häufig zu viele Romane. Bei mehreren Handlungsebenen vergingen schon mal viele Wochen, bis selbst kleinere Ereignisse ihre Fortsetzung fanden. Als Leser verlor man schnell den Überblick. Das scheint Ben Calvin Hary als Exposé-Autor anders zu handhaben. Diese „Wirkungskette“ in der Geschichte wird von Hubert Haensel auch gekonnt umgesetzt. Erst kommt es zu einem geheimnisvollen, zwei Mal auftretenden Impuls. Danach beginnen die Ursachenforschung und die Vorhersage auf einen möglichen dritten Impuls. Der tritt dann ein und zeigt sich in seinen Auswirkungen dramatischer. Es kommt zum Ausfall des PHOENIX, gefolgt vom Auftreten der Wyconder. Auch die Aufklärung zu deren Technologiesuche wird in die Story gepackt, ohne alles bereits zu verraten. Es bleiben genügend Rätsel zurück. Und schließlich der Schock am Romanende. Alles in 1 Roman, alles aus einem Guss! Was offensichtlich ist, wird auch benannt. Erkenntnisse werden zügig gewonnen und nicht etwa durch falsches Figurenhandeln unterdrückt. Das gefällt mir.
Sehr unterhaltsamer Roman, der Lust auf die Fortsetzung macht!