Die Krone von Terrania – Oliver Fröhlich
Die Leun Shrell hat Perry Rhodan drei „Geschenke“ gemacht. Das erste Geschenk brachte an drei Orten Tod und Zerstörung über Terra und Luna. Drei Mal wurde das Brennende Nichts gezündet. Das zweite Geschenk war das goldene Ei, mit dem der PHOENIX eine Reichweitensteigerung erfahren soll. Das dritte Geschenk war ihr Angriff auf die Solare Residenz. Die amtierende Residentin Thina Maynard wurde dabei getötet.
Für den Trividder Cameron Rioz endet Shrells Angriff in einer Katastrophe. Seine Freundin Lyta wird vom Brennenden Nichts auf Luna verschlungen. Er selbst verliert seine rechte Hand. Ein Schwarzes Mal ist zurückgeblieben und er hört in seinem Kopf einen Chor aus Stimmen. Seit seiner Flucht mit einer Rettungskapsel aus der Solaren Residenz meidet der junge Mann die Öffentlichkeit. Sein Ziel ist Atlan Village. Dort wohnen seine Eltern in einem Hochauskomplex, der die Krone von Terrania genannt wird. Cam will herausfinden, wie es ihnen geht. Eine Erste-Hilfe-Station versorgt seine Wunden, bringt aber auch die Behörden auf seine Spur. Auf seinem Weg durch die riesige Stadt lernt er Malati kennen. Die junge Frau, die von ihrem Freund verlassen wurde, hilft ihm, durch die Absperrungen der Behörden zu schlüpfen.
Zur gleichen Zeit verschafft sich Atlan einen Überblick über die Lage auf Neu-Atlantis. Er wird mit einer Informationsflut konfrontiert, denn er war nicht auf Terra, als Shrell aktiv wurde. Vermutlich 13.000 Tote allein auf Neu-Atlantis ist die traurige erste Bilanz.
Die ELDA-RON mit den beiden Leun Shrell und Bonnifer weicht den Schiffen der Solaren Flotte immer wieder aus. Bonnifer hat den Schattenschirm repariert, doch der zeigt immer wieder Aussetzer, so dass das Schiff permanent seinen Standort wechseln muss. Shrell hat herausgefunden, dass auf Terra ein Conduit aufgetaucht ist. Jemand wie Bonnifer, der das Brennende Nichts singen hört, weil er mit ihm durch sechsdimensionale Effekte verbunden ist. Sie will Cameron Rioz ausschalten und Bonnifer soll ihn finden.
Auf Terra sind auch Perry Rhodan und andere Unsterbliche davon überzeugt, dass Cameron Rioz den Schlüssel zum Verständnis der Anomalie darstellt. Perry Rhodan will trotz der schwierigen Lage den Flug in die Region Agolei vornehmen. Die Koordinaten sind im goldenen Ei gefunden worden. 238 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt zieht sich ein Sternenband aus 1,6 Billionen Sonnenmassen durchs All. Inwieweit das Geschenk Shrells die Leistung des PHOENIX steigern kann, hat Sichu Dorksteiger noch nicht herausgefunden. Bei der Besprechung der Lage in der Residenz wird bekannt, dass Shrell zurückgekehrt ist. Gucky und Atlan machen sich auf die Suche nach Cameron.
Der hat es in den Wohnturm seiner Eltern geschafft, die im 99. Stockwerk ihre Wohnung haben. Das Gebäude ist wie andere Gebäude in der Umgebung auch, schwer beschädigt. In der Wohnung muss Cameron erfahren, dass seine Eltern tot sind. Die Medikerin Meghan Ontares, die im Gebäude seine Lebenszeichen aufgefangen hat, überbringt ihm die traurige Nachricht. Cameron trifft eine fatale Entscheidung. Mit einer alten Trivid-Ausrüstung aus der Wohnung seiner Eltern geht er ein letztes Mal auf Sendung. Damit bringt er Freund und Feind auf seine Spur. Die Ereignisse überschlagen sich, als Shrell und Bonnifer mit Hilfe ihres Fiktivtransmitters in die Wohnung eindringen. Meghan wird verletzt und als Shrell ihren Begleiter Bonnifer befiehlt, Cameron zu töten, greifen Atlan und Gucky ein.
Rezension
Ben Calvin Hary hat sich im Perry Rhodan-Online-Abend, zu dem Roman Schleifer letzten Donnerstag eingeladen hatte, zum Zyklus-Auftakt geäußert. Die ersten vier Romane seien initial, um in die Story einzuführen. Das ist an und für sich nichts Überraschendes, denn das geschieht bei vielen Auftaktromanen. Aber in der Vergangenheit wurde nicht selten bereits im zweiten Band auf die Bremse getreten oder die Figuren sind seltsame Umwege gegangen, um den im Jubiläumsband aufgeworfenen Problemen auf die Spur zu kommen. Das handhabt der neue Exposé-Autor anders. Oliver Fröhlich, der Autor dieses Romans, bleibt in seiner Story dicht am Vorgänger. Der Schwerpunkt des Autors liegt klar bei Cameron Rioz. Bereits im zweiten Band kommt mir diese Figur wie ein guter Bekannter vor. Man merkt deutlich, dass sich die Autoren bei dieser Figur viele Gedanken gemacht haben. Der junge Trividder soll ein Sympathieträger sein. Die ihm zugeschriebenen Emotionen sind heftig, angesichts der Erlebnisse, die von der Figur in kurzer Zeit bewältigt werden müssen. Schuldgefühle und Anklagen wechseln sich ab, ohne dass das Pendel allerdings zu heftig in die eine oder andere Seite ausschlägt. Es treten keine Extreme auf, die den Leser davon abhalten könnten, das Schicksal dieser Figur weiter zu verfolgen.
Mit Meghan Ontares führt Oliver Fröhlich eine weitere Figur in die Serie ein. Die Medikerin wurde im illustrierten Innenteil des Bandes 3300 kurz skizziert. Ähnlich wie Cameron scheint sie als weitere Sympathieträgerin das Figurenequipment zu erweitern. Ihr Kurzauftritt bei Oliver Fröhlich ist jedenfalls gelungen. Etwaige Ähnlichkeiten zu Figuren anderen Serien, wie ich sie in meiner Besprechung zu Heft 3300 habe anklingen lassen, sind mir natürlich bewusst. Aber mir gefällt das!
Nebenbei lässt Oliver Fröhlich weitere Erkenntnisse zu den Anomalien in die Geschichte einfließen. Bereits aus dem Jubiläumsband wissen wir zudem von den Schwarzen Malen, mit denen Bonnifer und Cameron gezeichnet sind. Am Ende der Story tauscht der Autor die Figuren geschickt aus. Shrell bekommt Cameron in die Finger, kann ihn aber nicht töten, weil es sie schwächen würde. Die Terraner hingegen haben mit Bonnifer einen der Angreifer in Gewahrsam. Sieht man mal vom Brennenden Nichts ab, bewegen sich die Parteien im zweiten Band auf ähnlichem Level. Beide verlieren und beide gewinnen.
Festzuhalten ist auch im zweiten Band, dass es ein expokratisches (menschliches) Bedürfnis zu sein scheint, die eigene Art immer und immer wieder zu geißeln. Ob die Menschen in den Zonen des Brennenden Nichts tatsächlich tot sind, kann noch niemand sagen. Aber die daraus folgenden Zerstörungen haben viele Opfer verursacht. Trotzdem verbreitet die Geschichte keine pessimistische Stimmung. Cameron und Meghan sorgen für positive Momente.
Obwohl es nach erst zwei Romanen in diesem Zyklus sicherlich zu früh ist, meine ich zu erkennen, dass die Erzählweise in dieser von Ben Calvin Hary konzipierten Zyklusstory eine andere ist, als die seiner Exposé-Autoren-Vorgänger. Die zeichneten sich dadurch aus, dass Beantwortungen bis zum Ende offen blieben, häufig falsche Fährten gelegt und neue Spuren gefunden wurden. Als Leser hatte man es nicht leicht, das Geschehen zu rekonstruieren. Die bisherigen zwei Storys wirken offener auf mich. Transparenter. Ich hoffe, das bleibt so.
Und noch etwas hellt meine Stimmung auf. In den vergangenen Zyklen gewann man mehr und mehr den Eindruck, dass die Geschehnisse durch die Figuren nicht beeinflussbar waren. Die Helden wurden von den Ereignissen mitgespült. Dass sie immer wieder in den Brennpunkt der Ereignisse gerieten war lediglich das Ergebnis von Verzweiflungstaten. Ratio spielte da nur eine untergeordnete Rolle. Auch hier scheint sich eine Änderung in der Erzählweise abzuzeichnen. Die Figuren auf Seiten der Terraner scheinen gezielter und ohne „Lenkung“ irgendwelcher ominöser Mächte ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Der Roman von Oliver Fröhlich hat mir gut gefallen. Man kann gespannt auf die Fortsetzung sein.