Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3298

Täuscher und Helfer – Robert Corvus

Der ES-Konvoi ist auf dem Weg zur Yodor-Sphäre. Terranische Schiffe begleiten die Blaugoldraumer und die LEUCHTKRAFT. Das Hauptkontingent der Flotte bilden jedoch die Schiffe der Tassparen. Die Kosmokarawane steht unter dem Kommando von Antanas Lato. In der Eastside der Milchstraße formieren sich allerdings auch die Gegner. Das Lichte Bataillon hatte schon auf Gatas für Aufregung gesorgt. Auch die Jülziish haben eine Flotte geschickt. An Bord der SCHÖNHEITGNADE hat Atlan zu einem Treffen eingeladen. Damar Feyerlant, Sichu Dorksteiger, Perry Rhodan und Soynte Abil nehmen daran teil. Die Teilnehmer sind sich einig, dass sie die bislang vorhandenen ES-Fragmente schnellstmöglich in die Yodor-Sphäre in Sicherheit bringen wollen. Mit der Re-Genese soll dann begonnen werden, wenn das ES-Fragment, das nach Bouner Haads Bericht Shinae Bull-Zindher in ihrem Körper trägt, ebenfalls eingetroffen ist.

Das Treffen wird gestört. Die LEUCHTKRAFT meldet, dass sich eine Kluft öffnet. Achill Maccao hat das erwartet. Er kommt wieder in Kontakt zu Kmossen. Die WERKSTATT seines Herrn und Meisters schiebt sich, begleitet von Schiffen der Vrochonen, aus der Kluft und greift die Kosmokratenwalze an. Kmossen hatte sein Schiff noch vor der Rückkehr aus dem kontrachronen Universum vom Konstruktor optimieren lassen. Die LEUCHTKRAFT gerät in Schwierigkeiten. Perry Rhodan und Soynte Abil wechseln in das Schiff, um Vetris-Molaud zu unterstützen. Achill Maccao hingegen wechselt zu jenen, die nach Aussage Kmossens der Irreführung bedürfen. Der Gestaltwandler ist zum einen als Honor Bassacove von der KAMOUS der Anführer des Lichten Bataillons, zum anderen hat er in der Gestalt von Antanas Lato das Kommando über die Kosmokarawane SHARIKAL inne. Dieses Kommando muss er sich an Bord der MAIMASSIM allerdings mit Parpandum Sinntala teilen. Als vermeintlicher Antanas Lato bittet er Atlan darum, Tassparen auf die Blaugoldraumer zu schicken, damit die Tassparen sich von der Loyalität dieser Schiffe überzeugen können. Für den Anfang würde Lato 50 Kommissare schicken. Der Wissenschaftler hat ein Faible für Primzahlen. Die 50 ist keine. Atlan ist alarmiert.

Derweil entwickeln sich zahlreiche Gefechte. Die Jülziish stehen zum Teil unter dem Kommando von Patryss Zö. Der ist zwar auf Gatas abgesetzt, aber hier agiert er für Kmossen. Das Lichte Bataillon stellt sich dem entgegen. Im Umfeld dieser Scheingefechte kommt es auch zu Verlusten unter den Blaugoldraumern. Auch die Tassparen verlieren Schiffe. Ein Dilemma für Atlan. Er weiß um den Schwarzen Sternensand und will Opfer vermeiden. Damar entdeckt inzwischen mit seiner Fähigkeit als Konnektor, dass die Positronikverbünde des Lichten Bataillons anders ticken. Der Mutant hat außerdem entdeckt, dass die tassparischen Kommissare kleine positronische Geräte, angeblich zur Schnittstellenkommunikation gedacht, mit an Bord der Blaugoldraumern gebracht haben. Um herauszufinden, wozu die Geräte genau dienen, wollen sich Atlan und Damar an Bord der MAIMASSIM schleichen. Mit einem Trick gelangen die beiden samt einem Trupp TARAS an Bord des Flaggschiffs und entdecken den echten Antanas Lato, den sie befreien. Atlan will nun auch Achill Maccao in die Finger bekommen, der sich in der Gestalt von Lato ebenfalls an Bord befindet. Doch der flieht mit Parpandum Sinntala auf die KAMOUS. Atlan, der echte Antanas Lato und Damar Feyerlant folgen Maccao auf die KAMOUS, die eigentlich OTIENO PORTELLA heißt und seit Monaten vermisst wird. Nicht beeinflusste Besatzungsmitglieder zetteln dort inzwischen eine Meuterei an. Ein Kampf um das Schiff entbrennt. Damar leistet wertvolle Hilfe, indem er die positronischen Systeme narrt.

Bassacove, bzw. Maccao schmiedet indes einen Plan. Es ist ihm klar, dass er aufgeflogen ist. Um Kmossen zu beeindrucken will er Atlan, Feyerlant und Lato ausschalten. Auch auf Kosten der KAMOUS. Er will einen Aagenfelt-Blitz erzeugen, aber auf das Innere des Schiffes gerichtet. Feyerlant kommt hinter das Positronik-Koordinations-System, das Kmossens Schergen verwenden. Die PosKoor-Module haben eine Entität erzeugt, die in gewisser Weise lebt. Der Mutant tritt in Kontakt mit dieser Entität. Sie erkennen, dass ihrer beide Existenz durch Maccaos Plan gefährdet ist.

Auf der KAMOUS spitzt sich die Lage zu. Atlan ordnet den Rückzug zur HAROLD NYMAN an. Maccao hat sich inzwischen gegen den Aagenfelt-Blitz gewappnet. Da sie den Blitz nicht aufhalten können, schickt Damar alle durch den Transmitter und bleibt auf der KAMOUS zurück. Auch Maccao ist noch an Bord. Damar will ihn aufhalten. Im Kampf verliert der Gestaltwandler seine Dislokator-Vase und ist an Bord gefangen. Als der Aagenfelt-Blitz ausgelöst wird, ist es auch das Ende der PosKoor-Entität. Das Schiff explodiert schließlich mit Damar und Maccao an Bord.

Die Kosmokarawane akzeptiert Antanas Lato nicht länger, da mit Maccaos Tod auch die Kastellan-Insigne zerstört wurde. Der ES-Konvoi erreicht die Yodor-Sphäre, bekommt jedoch trotz der begleitenden Yodoren keinen Zugang. Immerhin erscheint nun die RAS TSCHUBAI.

Rezension

Wir sind auf der Zielgeraden. Es ist die vorletzte Geschichte des Fragmente-Zyklus. Noch einmal darf Robert Corvus ran. Noch einmal schickt er Atlan in einen Kampfeinsatz. Noch einmal bringt der Autor die Gefechtswesten zum Glühen. Zielgerade heißt aber auch, eine (liebgewonnene) Figur muss sterben. Das ist die Doktrin der Serie.

Täuscher und Helfer nennt der Autor seine Geschichte. Der Titel passt. Während Perry und Co. die Genese der Superintelligenz anstreben, verfolgen die Gegner andere Ziele. Wobei sie es nicht auf eine Vernichtung der Fragmente abgesehen haben. Sie wollen die Bewusstseinsreservoire nur anders nutzen. Mit ihrer Hilfe soll die Milchstraße unterjocht werden. Unterjocht sind jedoch zunächst erstmal Teile der Galaktiker. Die Besatzungen der Schiffe des Lichten Bataillons sind zumindest teilweise mit Schwarzen Sternensand gefügig gemacht worden. Das gilt auch für Kontingente der Jülziish-Flotten. Darauf zielt die Täuschung in dieser Geschichte ab. Es entwickeln sich Scheingefechte. In dem Tohuwabohu war es nicht einfach, den Durchblick zu behalten.

Der Roman bringt zunächst eine Menge an Figuren an den Schauplatz mit. Um sich auf Atlan, Damar und Achill Maccao konzentrieren zu können, muss der Autor zunächst alle anderen interessanten und wichtigen Figuren aus der Story rausschreiben. Die üblichen Probleme, unter der Zyklenfinale der Perry Rhodan-Serie leiden. Die Autoren haben zwar ein Schlussbild im Kopf, wie der Zyklus enden wird. Leider gilt das meist nicht für die Figuren. Also schnell mal Perry Rhodan, die beiden Maghane und zum Teil auch Sichu Dorksteiger ins Abseits schreiben, damit die Story übersichtlicher bleibt. Für Damars Schicksal musste man kein Hellseher sein. Liegt der Schwerpunkt der emotionalen Beschreibungen 100% über den bisherigen Darstellungen einer Figur, was in dieser Geschichte der Fall ist, ist ihr Ende nicht fern. Eigentlich überflüssig, denn der kommende Zeitsprung von 150 Jahren (ups, Spoiler!) zum nächsten Zyklus hätte das „Problem“ der beiden Mutanten auch so gelöst. Aber vielleicht hat der Konnektor noch einen Weg gefunden, sein Bewusstsein in ein positronisches System zu übertragen. Ob das Shema Ghessow allerdings gefallen würde, sei dahingestellt. Nächste Woche verschärft sich das Figurenproblem noch, denn die RAS TSCHUBAI kehrt mit weiteren Haupthandlungsträgern zurück.

So, wie im Roman beschrieben, steht die Figur Damar vor allem für den emotionalen Höhepunkt in dieser Geschichte. Das war gut geschrieben, wenngleich es noch besser hätte werden können. Dazu hätte die Figur aber im Verlauf des Zyklus stärker eingebunden werden müssen. Um zu einem emotionalen Abschluss dieser Art zu kommen, müssen einem die Figuren ans Herz gewachsen sein. Eine dichtere Verwebung mit dem zentralen Konflikt und mit der Figur Shema, etwa. Damar hatte wichtige Funktionen, stand aber immer wieder auch im Abseits. Das meiste, was wir über Damar erfahren, steht jedoch in diesem Roman. Der Figur hätte es gutgetan, schon zu einem früheren Zeitpunkt im Zyklus eine neue Perspektive, eine Idee oder einfach nur den Mut angeschrieben zu bekommen, um sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Letztlich geschieht das, aber eben gedrängt in den letzten Stunden dieser Figur.

Ich schrieb von Tohuwabohu. Eigentlich alles unnötig, was da geschieht. Warum fliegt die Flotte nicht einfach weiter? Das Problem dieser Geschichte ist, dass der Autor zweidimensionale Probleme schildert und zweidimensionale Lösungen dafür sucht. Die Flotte hätte einfach weiterfliegen können. Das probate Mittel dazu ist hinlänglich bekannt. Die Schiffe behalten ihre Eintauchgeschwindigkeit für den Wechsel in den Linearraum bei und können bei Bedrohungen schnell verschwinden. Bei Robert Corvus liest sich das jedoch so, als ob jemand eine Straßensperre errichtet hat, an die der Konvoi nicht vorbei kann. Natürlich ist die Absicht klar. Der Konvoi muss auf den letzten Metern, resp. den letzten Lichtjahren, noch mal richtig in Gefahr geraten. Allerdings wirkt das Geschehen durch Atlans Entscheidungen, bzw. Nichtentscheidungen nicht sonderlich plausibel. Grotesk wird es, wenn der Autor seine Figur Atlan stundenlange Gespräche mit einzelnen Jülziish-Kommandanten führen lässt. Unverständlich auch, dass die Kosmokarawane mit 20.000 Schiffen mit SI-Technologie, die sich doch dem Schutz des ES-Fragments verschrieben haben, kaum eingesetzt werden. Alleine die Irreführung und der Sternensand reichen da als Begründung nicht aus.

Die Geschichte hatte ihre Momente. Das Action-Wirrwarr hätte ich nicht gebraucht. Einer der Bösen segnet immerhin das Zeitliche. Letztlich werden die verschiedenen Plotlinien aber doch erst im ultimativ letzten Roman des Zyklus zu einem Ende geführt. Diese Konzentration auf 1 Roman von 100 kapiere ich nicht. Wozu habe ich dann diesen Roman oder den von der Vorwoche gelesen? Ja, ja, die Geschichten unterhalten auch auf Einzelheftebene. Aber das Gedränge im letzten Roman ist vorprogrammiert.

Sollte es mal eine Abstimmung über das „Unwort“ eines Zyklus geben, werfe ich für den Fragmente-Zyklus die Gefechtsweste in den Ring.


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