Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3297

Unter dem Himmel von Gatas – Andreas Eschbach

Aus dem Solsystem hat sich der ES-Konvoi aufgemacht. Sein Ziel ist die Yodor-Sphäre. Sie liegt in der galaktischen Eastside, dem Einflussbereich der Jülziish. Hauptwelt der größten Bevölkerungsgruppe ist Gatas im System der Sonne Verth. Über 68.000 Lichtjahre von Sol entfernt ist Gatas inzwischen auch zur Heimat von Hunderttausenden von Terranern und anderen Lemurerabkömmlingen geworden. Einer von ihnen ist Andri Saletan. Der Terraner ist auf Gatas geboren und blickt auf eine lange Ahnenreihe zurück. Er ist Gataser. Seine Lebensgefährtin ist die Akonin Symou las-Lardh, mit der er zwei Mädchen, Marion und Yusha, hat. Symou arbeitet am Perlstein Sanatorium im medizinischen Bereich. Auch Andri arbeitet dort, aber im xenosoziologischen Institut. Daneben züchtet Andri auch noch Kyatapira. Dafür dient ihm eine Alm im südlichen Tyrr-Gebirge von Gatas. Die Alm dient auch in der Urlaubszeit als Gasthof für Wanderer.

Der beste Freund von Andri Saletan ist der Gataser Me’Shy. Der Historiker ist der Erste, der mit seiner Aussage, dass er die Schwarze Kreatur des Unheils sehe, das Leben von Andri Saletan und seiner Familie nachhaltig beeinflusst. Ende September 2098 ist die Situation auf Gatas noch ruhig. Aber der ES-Konvoi nimmt einen immer größeren Rahmen in der Berichterstattung ein. Zwangläufig verfolgen auch Andri und Symou die Nachrichten. Es gibt einen Angriff auf ein ziviles Schiff der Gataser, das den Konvoi beobachtet hat. Vier Gataser auf der PAGVASYS werden getötet und ihre Leichen nach Gatas gebracht. Über den Angreifer ist nicht viel bekannt. Hochrangige Vertreter des Militärs und der Medien spekulieren. Nur terranische Schiffe können mit Paros-Schattenschirmen einen solchen Angriff durchgeführt haben. Die Stimmung auf Gatas verändert sich, als ein weiterer Anschlag bekannt wird. Diesmal übernimmt tatsächlich auch ein Terraner namens Honor Basscove vom Raumschiff KAMOUS die Verantwortung. Er führt das Lichte Bataillon an. Seine Aufgabe sei der Schutz des ES-Fragments. Und er warnt vor Saboteuren unter den Blues.

Symou und Andri werden zur Beisetzungsfeier der Toten von der PAGVASYS eingeladen. Symou wohl auch deshalb, weil sie am Institut an der Untersuchung der beiden getöteten Zukunftsgataser mitwirkt, die die LFG nach Gatas hat bringen lassen. Auf der Zeremonie geschieht ein weiterer Anschlag. Die Paranoia auf Gatas greift weiter um sich. Zumal es einen weiteren Angriff auf gatasische Begleitschiffe des ES-Konvois gegeben hat. Diesmal konnte zweifelsfrei ein Raumschiff der PATOMAN-Klasse identifiziert werden. Auch im Freundeskreis von Symou und Andri werden die Ereignisse kontrovers diskutiert. Die Bindungen zwischen Jülziish und Menschen bekommen Risse.

Als Symou im Hochsicherheitslabor an den Zukunftsgatasern forscht, ist auch Prim-Regulator Lyirid Ghüra anwesend. Es gibt eine Explosion. Ghüra wird vermisst, ist vielleicht tot. Regulator Patryss Zö übernimmt. Andri ist geschockt. Me’Shy betreut die Kinder, während Andri sich auf die Suche nach seiner Frau macht. Seine militärische Ausbildung und einige Gerätschaften helfen ihm dabei. Er kann Symou finden, die den schwer verletzten Lyirid Ghüra bei sich hat. Aufgrund der unklaren Lage bringen sie ihn in eine Medobox auf der Alm. Das neue Regierungsoberhaupt macht keinen Hehl aus seiner Politik. Das Verth-System wird abgeschirmt, dem ES-Konvoi der Weiterflug untersagt. Eine Freundin von Symou, die Akonin Leede Khaamt, Mitglied des Geheimdienstes der Akonen, sieht ihre Chance gekommen. Sie drängt Symou, Gatas zu verlassen. In Wahrheit will sie an Lyirid Ghüra gelangen. Sie vermutet zu Recht, dass Symou und Andri den Prim-Regulator verbergen. Sie entführt die Kinder der beiden. Zusammen mit Me’Shy machen sich Symou und Andri auf, ihre Kinder zu retten. Nicht nur ihre Familie ist bedroht. Auch das Zusammenleben von Menschen und Gatasern steht auf dem Spiel.

Rezension

Als ich das Heft ausgelesen habe, war meine erste Aktion, den Perrypedia-Artikel zu Gatasern aufzurufen. Und den zu den Jülziish. Auf die Mitarbeiter dieser Plattform wartet eine Menge Arbeit. Was in 3296 Romanen, Nebenserien nicht mitgerechnet, zu den Gatasern, resp. Jülziish bislang zusammengetragen wurde, hat Andreas Eschbach in diesem einen Roman mal eben verdoppelt. Mindestens.

Schwerpunkt seiner Geschichte ist die Gesellschaft der Gataser im 21. Jahrhundert NGZ und die Gefahren, die diesem Gemeinwesen drohen. Die gatasische Gesellschaft schildert Eschbach aus der Sicht eines Terraners, der auf Gatas geboren wurde und sich als Gataser versteht. Er ist einer von einer halben Millionen Menschen, die Gatas als Heimat betrachten. Obwohl nur ein Ausschnitt erzählt wird, eine räumlich und auch sozial abgegrenzte Betrachtung des Zusammenlebens zwischen Jülziish und Menschen, ist die Komplexität der geschilderten Interaktionen, die Eschbachs Protagonist erlebt und erzählt, ziemlich einzigartig in der jüngeren Historie der Perry Rhodan-Serie.

Denn Andreas Eschbach füttert seine Geschichte im weitesten Sinne mit unzähligen Erscheinungsformen gatasischen Daseins. Seien es Wertvorstellungen oder angeborene oder erlernte Verhaltensweisen, der Autor zeigt kaum eine Begrenzung in seinen Beschreibungen. Indem er drei verschiedene sozialisierte Figuren in einer Familie abbildet, deckt er alles ab. Die Kinder, die nichts anderes kennen. Der Protagonist, der zwar terranische Wurzeln hat, aber gatasischer Staatsbürger ist und voll sozialisiert und die Akonin, die sich noch sozialisiert, aber dem Ziel der gatasischen Staatsbürgerschaft durch die Ereignisse in dieser Geschichte ein ganzes Stück nahe gekommen ist.

Die Geschichte strotzt von Details. Geradezu überbordend werden Umgangsformen, Sittlichkeit, Esskultur, Sprachkultur und anderes thematisiert. Der Autor benutzt seinen Protagonisten Andri Saletan nicht alleine dazu, die Geschichte voranzutreiben, er benutzt ihn auch, um tiefer gehende Informationen zur Kultur der Jülziish zu vermitteln. Idealerweise würde Saletan dies alles in Handlungen selbst erleben. Da Eschbach seinen Roman mit einer hohen Vielfalt an Details ausstattet, reicht das reine Erleben der Hauptfigur nicht aus. Der Autor lässt Saletan bei verschiedenen Gelegenheiten Inhalte der Kultur vertiefen. Dazu wendet sich die Figur scheinbar direkt an den Leser, um weitergehende Erläuterungen abzugeben. Das war manches Mal ein bisschen viel. Eschbach beherrscht diese Kunst allerdings sehr gut.

Vor ziemlich genau 2 Jahren hat der Beststeller-Autor schon einmal an einem Zyklusabschluss mitgewirkt. Er schrieb den finalen Roman 3199, den ich seinerzeit kritisch beleuchtet hatte. Für diesen Zyklus greift der Autor allerdings nicht in die Abläufe oder gar einer Auflösung der Zyklusstory ein. Tatsächlich ist diese Geschichte losgelöst vom Zyklusgeschehen. Weitgehend zumindest. Die Ereignisse werden im Zusammenhang zum ES-Konvoi angestoßen und am Ende lässt der Autor auch Perry Rhodan eine Rede halten. Dennoch kann die Story auch ohne Kenntnisse des Zyklus konsumiert werden. Von daher gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung für diesen Roman, der eine klasse Bereicherung des Perryversums ist.


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