Der ES-Konvoi – Christian Montillon
Auf Terra, lange bevor Anstrengungen zur Bergung der ES-Fragmente gemacht werden, beschäftigt sich Dominic Zinn, Absolvent der Universität von Terrania, mit zwei Aufgabenbereichen. Einer gesellschaftlich-theoretischen Überlegung und einem Positronik-Koordinationssystem. Mit Iratio Hondro und Guy Fawkes hat Zinn eher zweifelhafte Vorbilder. Er ist zu einem Symposium auf Luna eingeladen worden. Obwohl er kein Geisteswissenschaftler ist, soll er dort einen Vortrag zur Völkerverständigung halten. Wenige Stunden vor seiner Rede erhält er Besuch von einem Jülziish. Ein Gataser, wie sich herausstellt, der seinen Namen nicht sagt, der aber einen bekannten Jül-Partikulierer vertritt. Er schmeichelt Dominic Zinn, indem er durchblicken lässt, dass dessen Arbeit und seine Person gesehen würden. Er könne Großes erreichen. Die Inhalte seiner Rede rufen Widerspruch hervor. Ihm wird Rassismus vorgeworfen. Zinn fühlt sich falsch verstanden. Nun tritt auch ein gewisser Achill Maccao in sein Leben. Er wirbt Zinn für den Club der Lichtträger an. Eine Reise nach Gatas, zum Jül-Partikulierer Clercel, bringt Dominic Zinn in Kontakt zu Kmossen. Clercel ist sehr reich. Mit seinen Mitteln unterstützt er die Forschung Zinns an einem Positronik-Koordinationssystem.
In der aktuellen Zeitebene planen die Verantwortlichen im Solsystem den Transport der ES-Fragmente zur Yodor-Sphäre. Atlan ist der Mann der Stunde, der dies bewerkstelligen soll. Die Journalistin Claire Bezpalky fühlt dem Arkoniden auf den Zahn. Es gibt unvorhergesehene Probleme. Ein Schiff der Explorerflotte ist nach einer siebenjährigen Mission zurückgekehrt. Die RIGA verhält sich verdächtig, da sie in der Nähe der Blaugoldflotte Position bezogen hat. Schiffe der Solaren Flotte schützen die Blaugoldraumer. Das seit langer Zeit angekündigte Schiff der Yodoren ist noch nicht im Solsystem eingetroffen. Die Gründe für dessen Verbleib sind unbekannt. Mitten im Interview eskaliert die Situation. Die RIGA springt zwischen die Blaugoldraumer und greift diese an. Ein Gefecht entbrennt. Mehrere Schiffe der Flotte werden vernichtet. Was dieser Verlust für das ES-Fragment bedeutet, das auf die Schiffe verteilt ist, bleibt unklar. Atlan geht mit Aurelia Bina in einen Einsatz an Bord der RIGA, nachdem der Explorer zum Wrack geschossen wurde.
Eine Falle, wie sich herausstellt. Die Besatzung steht unter fremden Einfluss. Die Terranerin Sayra Wein hat das Kommando. Sie lässt Atlans Begleiterin erschießen und will den Unsterblichen zu Kmossen in dessen WERKSTATT bringen. Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass Aurelia Bina eine Posmi ist. Die TLD-Chefin steht Atlan bei und sie können die RIGA verlassen. Leichen der Besatzung werden in den TLD-Tower gebracht, um sie dort mit USO-Hilfe zu untersuchen. Monkey höchst persönlich bringt QuinTechs nach Terra. Die schwarzen Netze, die in den Gehirnen der RIGA-Besatzung gefunden werden, können analysiert werden. In gewisser Weise leben sie, programmieren den Träger aber um. Mit dem Tod des Trägers und dem Erlöschen der ÜBSEF-Konstante geht auch das Netz zugrunde.
Schließlich trifft mit der TORYOPA ein Schiff der Yodoren ein, begleitet von 20 weiteren Kobra-Raumern. Kommandant Zarman Abendflut lädt an Bord ein. Vorsichtig geworden, aufgrund der letzten Ereignisse, gehen nur Atlan und Damar Feyerlant an Bord. Ihre Sorge scheint unbegründet. Der Yodore stellt die Yodor-Sphäre als den Ort der ES-Genese zur Verfügung. Mu Sargai hätte dies so entschieden. Atlan stellt daraufhin den ES-Konvoi zusammen.
Rezension
Die letzten vier Geschichten des Zyklus stehen an. Christian Montillon eröffnet mit dem vielversprechenden Titel des ES-Konvois diese Geschichte. Bis zu diesem Zeitpunkt sind mehrere ES-Fragmente geborgen. Wie viele genau es ursprünglich gab, ist im Verlauf des Zyklus nur unzureichend beantwortet worden. Anfänglich waren es wohl vier. Dann wurden es mehr. Schließlich wurde eine Unterscheidung in bedeutende und weniger bedeutende Fragmente eingeführt. In Größere und Kleinere. Das wurde wohl auch deshalb gemacht, weil niemand mehr die genaue Anzahl zusammenbekam.
Diese ES-Fragmente müssen nun zur Yodor-Sphäre gebracht werden. Ein gefahrvolles Unterfangen, denn dies bietet den Gegnern einer Genese der SI die Chance auf Sabotage. Eigentlich liegen die Karten auf dem Tisch. Die geborgenen ES-Fragmente sind bekannt und auch die Figuren oder Raumschiffe, die sie in sich tragen. Die Gegenspieler, Kmossen und der Club der Lichtträger sind ebenfalls bekannt. Doch zunächst versucht der Autor die Leser aufs Glatteis zu führen. Statt mit den bekannten Figuren und Elementen die Story aufzubauen, führt er neue Figuren und Elemente ein. Diese Unbekannten mussten erst entwickelt und hinterleuchtet werden, damit deren Zweck für die Handlung erkennbar wurde. Und das dauerte ein wenig. Da war zunächst Dominic Zinn, ein Wissenschaftler und Positroniker, der gleich auf zwei Forschungsgebieten auf sich aufmerksam machen wollte. Einer gesellschaftlich-theoretischen Überlegung und einem Positronik-Koordinationssystem. Was es mit beiden auf sich hat, blieb lange Seiten im Verborgenen. Die Figur schien Zielperson einer Beeinflussung zu sein. Dazwischen streut Christian Montillon ein Interview, in das wiederum neue Informationen einfließen. Die zu einem Explorerschiff. Und schließlich schickt der Autor Redshirts in einen Einsatz. Soldaten, Hyperphysiker, Transmitterspezialisten.
Die Figuren, die der Autor in seiner Story einführt, überleben selten mehr als 1-2 Seitenspalten Text. Dennoch bemüht sich der Autor, diesen Todgeweihten eine Biografie kurz vor ihrem Ableben mitzugeben. Waren Figuren in der Anfangszeit der Serie meist eindimensional beschrieben, hat sich dies in den späteren Autorengenerationen gewandelt. Was ich gut finde. Aber hier waren die Hintergründe zu Partnerschaften und Familie höchst überflüssig. Sie sollen natürlich zeigen, dass wir es mit „Lebewesen“ zu tun haben. Aber die wenigen Zeilen, die der Autor den meisten dieser bedauernswerten Figuren gönnt, eignen sich nicht, um eine emotionale Bindung zu dieser Figur aufzubauen. Anders ausgedrückt, deren Schicksal berührt mich nicht. Auch nicht mit der schmalen Biografie.
Dominic Zinn zeigte sich bald als unsympathische Figur. Damit war auch klar, wohin ihn sein Weg führen wird. Direkt in die Arme des Clubs der Lichtträger. Was genau seine Erfindung, die am Ende der Geschichte vorgestellt wird, bewirken wird, erfahren wir wohl in den nächsten Romanen. Insgesamt eine unterhaltsame Geschichte mit ein paar überflüssigen Toten.