Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3295

Im Turm von Mu Sargai – Wim Vandemaan

Perry Rhodans Aufenthalt in der Vergangenheit hat ein abruptes Ende gefunden. Die Obsidian-Datei hat das Vergangenheits-Fragment von ES aufgenommen und nach einem vorbereiteten Plan wird der Terraner in die Zukunft versetzt. Die Myrnjade Usuchtane und Stätter werden mitgerissen. Die drei so unterschiedlichen Wesen kommen in einem Saal an. Der Untersterbliche reagiert sofort und attackiert Stätter, dessen Brustraum offen steht. Er will ihm die Vase entreißen, jenes Artefakt, das Stätter von Kmossen erhalten hat. Der Roboter wehrt sich. Als er Waffen einsetzt, reagiert der Saal und schützt sich und Rhodan mit Energieschutzschirmen. Die Myrnjade packt Stätter und löst sich mit ihm auf.

Rhodan befindet sich weit über der Erde. Er erkennt Luna. Er selbst steht unter einem gigantischen Dom. Eine riesige Landschaft mit Flora und Fauna breitet sich vor ihm aus. Zwei schlanke Humanoide, die sich als Maintainanten bezeichnen, begrüßen den Bürger und Gründervater Rhodan. Sie erkennen ihn als Zeitreisenden. Und für die gilt eine Informationssperre, die AMALTHEA in der Stahllilie überwacht. Rhodan ist in Terrania einer weit entfernten Zukunft. Riesige Wohntürme prägen das Bild der Stadt. Etwa eintausend werden als Geschlechtertürme bezeichnet und ragen bis zu 400 Kilometer in den Weltraum empor. Der Raumhafen der Stadt ist eine gigantische fliegende ringförmige Station. Das Unterland wird als Gobinat bezeichnet. Auch Mu Sargai hat einen Turm in Terrania. Rhodan ist begierig, seinen Standort zu erfahren.

Er leidet an einer fortwährenden Müdigkeit. In Träumen hält er Disput mit einer Schlange, die einem Ereignis seiner Kindheit entsprungen scheint. Die Schlange bezeichnet sich als Traumhausner. Angeblich erledigt die Schlange Botengänge. Auch für ES. Für Rhodan wird sie, wenn er schläft, zu einem Ratgeber. Seine Müdigkeit wird durch Chronostress verursacht, weil er einer sehr weit entfernten Epoche der Vergangenheit entstammt. Nachdem er von AMALTHEA die Erlaubnis erhalten hat, sich in der Stadt umzusehen, erforscht Rhodan das Gobinat. Alle anderen Bewohner der Geschlechtertürme sind laut Auskunft der Maintainanten auf Reisen.

Rhodan trifft auf Sasa. Die Kreatur ähnelt einem großen Hasen. Sie will Rhodan helfen. Doch zunächst arbeitet Sasa für die Quästur der Zeitpolizei. Diese überwacht Zeitreisende. Rhodan wird mit dem zuständigen Zeitkommissar Kluner Topoch konfrontiert, einem Haluter. Der Informationsaustausch wird durch Stätter gestört. Der Roboter tötet Topoch und Sasa rettet Rhodan, der mal wieder von Müdigkeit übermannt wird. Im Traum erfährt er von Schlange, dass es viele Träumer gibt, die in den Turm von Mu Sargai wollen. Diese Wartenden kann man im Gasthof Zur Post der verschiedenen Ewigkeiten finden. Den will Rhodan mit Sasa aufsuchen. Schlange rät ihm, einen Schutz zu suchen. Den kann Peffkar liefern. Die Kreatur, vom Aussehen einem Lastengleiter nicht unähnlich, nimmt Rhodan an Bord. Der Innenraum bietet Rhodan Schutz gegen den Chronostress. Der Unsterbliche erholt sich. Peffkar und Sasa sind Gen-Akkumulatoren und so etwas wie Bruder und Schwester.

Stätter meldet sich. Er hat eine Geisel genommen und droht sie zu töten. Es ist der Hausherr eines Geschlechterturms und Rhodan wird von den Maintainanten dafür verantwortlich gemacht, weil er es war, der Stätter in diese Zeit mitbrachte. Perry Rhodan entwickelt einen Plan, um den Hausherren zu retten. Unterstützt wird er von Peffkar und Sasa. Und vom Hausherren selbst, der ungewöhnliche Befähigungen an diesem Ort und dieser Zeit einsetzt. Dies ist auch das Ende von Stätter. Als die letzte Energie den Roboter verlässt, wird auch das in Stätter gelagerte ES-Fragment an die Obsidian-Datei von Perry Rhodan übertragen.

Der Weg ist nun frei zum Turm von Mu Sargai. Die Kosmokratin offenbart ihm den ursprünglichen Sinn der Kosmozitadelle Simuel. Sie soll Zeitreisenden als Asyl dienen. Ganze Kulturen hätten sich dort akklimatisieren können, um nach und nach zeitheimisch zu werden. Eine Fluchtburg für Wesen, die aus ihrer Zeit fliehen mussten. Nun wird die Yodor-Sphäre einer anderen Bedeutung zugeführt. Sie soll der Genese von ES dienen. Und Rhodan soll die Entscheidung treffen, ob es so geschehen soll. Als Rhodan fragt, ob ihm Bedenkzeit eingeräumt wird, ist er wieder an Bord der LEUCHTKRAFT.

Rezension

Wim Vandemaan transferiert seinen Helden Perry Rhodan in die Zukunft der von ihm gegründeten Stadt. An und für sich ist das, was er tut, die Basis eines jeden SF-Romans. In tausenden Perry Rhodan-Geschichten geschieht genau das Gleiche. Die Zukunft wird beschrieben auf der Grundlage der Vergangenheit. Der Autor „erfindet“ neue Ausdrücke, um die Zukunft zu beschreiben. In manchen Geschichten sind die Verbindungen zur Gegenwart nur vage vorhanden oder fehlen ganz, wenn es um außerirdische Szenarien geht. Hier, in dieser Geschichte, bedient der Autor jedoch ein bekanntes Feld. Von Heft 1 an, als Rhodan in der Wüste Gobi landet und dort den Grundstein für das spätere Terrania legt, bis zu dieser Geschichte, begleitet uns die Stadt Galakto City, bzw. Terrania in unzähligen Geschichten. Der Autor geht jetzt nur einen (großen) Schritt weiter und transferiert Bekanntes in die Zukunft und schafft neue Interpretationen. Vieles erscheint sofort bekannt. Begriffe wie Stahllilie, in der die Semitronik AMALTHEA ihre Residenz hat, gehen unzweifelhaft auf die Stahlorchidee der solaren Residenz zurück. Wird von Gobinat gesprochen, dann ist dies nur eine zukünftige Ausdrucksweise für das Land, an dem einst die Stadt gegründet wurde. Und aus diesem Untergrund sie sich nun bis in den Weltraum erhebt. Auch die Namen von Raumschiffen, die Perry Rhodan wahrnimmt, nehmen Bezug auf die Vergangenheit.

Die aus dem Vorgängerroman gemachte Aussage zur Selbstüberschätzung Stätters oder vielmehr seines Herrn, wird nicht beantwortet. Stätter mag eigene Ideen gehabt haben. Vielleicht sind es auch nicht seine Ideen gewesen, sondern die von Kmossen. Letztlich ist Stätter aber nur ein Instrument von ES gewesen. In seinem Körper fand das letzte ES-Fragment ein Refugium. Und letztlich folgt alles doch einem Plan. Denn wenn ES sein Fragment in der Vergangenheit und in der Zukunft verborgen hat, dann sieht es im Ergebnis doch etwas anders aus. Stätter, mit dem ES-Fragment, folgt Rhodan in die Vergangenheit und in die Zukunft. Dort wird sein Schicksal besiegelt und das ES-Fragment kann von Rhodan geborgen werden. Abgesehen von einer unterhaltsamen Tour durch die Zeiten sind die Ereignisse jedoch vorbestimmt gewesen. Rhodan trägt als Mensch nichts bei. Er ist Erfüllungsgehilfe eines Plans. Es überrascht daher, dass er nun über die Genese von ES entscheiden soll. Ist der Unsterbliche in seinem Willen noch frei oder ist diese Entscheidung, die ihm auferlegt wird, nicht schon längst gefällt?

Ein schöner Roman von Wim Vandemaan, der sich stilistisch von den „üblichen“ Geschichten des Perryversums abhebt. Wie eingangs erwähnt, baut der Autor die Zukunft Terranias auf durchaus bekannten Elementen auf. Es werden auch andere Geschlechtertürme genannt, wie bspw. die von Zindher-Bull. Auch der bedrohte Hausherr hat seine Wurzeln in einer Zeit, die Perry Rhodan bekannt ist. Allzu fremdartig wirkt die Geschichte somit nicht. Das Konstrukt des Traumhausners, die Maintainanten und die Gen-Akkumulatoren, die Perry Rhodan unterstützen, beschreiben hingegen Skurrilitäten. Das Setting wird wiederum durch Bekanntes noch gewürzt. Rhodan erinnert sich an seine Kindheit, an Ereignisse daraus und an manches Musikstück. Wer kennt es nicht? Man sieht etwas, man riecht etwas, man erlebt etwas, und dann ist da eine Melodie im Kopf oder ein Lied. Sehr menschlich, was der Autor seinen Protagonisten erleben lässt.

Ein Roman für das Kopfkino. Das läuft noch weiter, obwohl der Roman schon ausgelesen ist.


Beitrag veröffentlicht

in

von