Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3286

Stadt der Schemen – Michael Marcus Thurner

John Wetterhahn ist ein Ermittler der Polizei in Terrania. Sein Assistent ist KAA, ein umprogrammierter TARA. Die beiden werden zu einem Mord gerufen. Im Soltermore-Park in Terrania, unweit des Duyyun-Veyt-Zentrums, einem Begegnungszentrum zwischen Jülziish und Lemuroiden, wurde ein Yaqana getötet. Die Insektoiden sind inzwischen seit 2 Jahren auf Terra. Bis auf die von ihnen in Stress ausgestrahlte Irritation, verhalten sich die Besucher unauffällig. Nun aber ist einer ermordet worden. Der Mediziner Matton, mit dem Wetterhahn befreundet ist, stellt Spuren eines Desintegrators fest. Der Tote heißt Kraqaq und auch sein Reittier, ein Katü, wurde getötet. Seltsam nur, dass jemand versucht hat, die Wunden des Katü zu versorgen, so als sei die Tötung des Tieres nicht beabsichtigt gewesen. Der Kriminalkommissar trifft sich mit Seq an Bord der SCHWEIFAUGE, dem Schiff der Yaqana. Der Kommandant ist keine große Hilfe. Ein anderer Yaqana kann als Täter aber ausgeschlossen werden. Wetterhahn wird von Aurelia Bina kontaktet. Er soll mit dem TLD zusammenarbeiten. Bei seiner Recherche stößt er auf die Schemen, Menschen, die sich aus der Wahrnehmung von NATHAN ausklinken können.

Aus Angst vor der allgegenwärtigen Überwachung durch NATHAN haben die Schemen Mittel und Wege für sich entdeckt, um sich der Beobachtung zu entziehen. Die Wissenschaftlerin Ottla Venkov ist eine von jenen, die in NATHAN die Quelle allen Übels sieht. Wenn sie sich mit anderen austauscht, ist ein hochentwickeltes Hologramm von ihr, der Schemen, unterwegs, um NATHAN zu täuschen. Ein anderer Schemen ist Simo Aarnstein. Er löst bei Ottla Besorgnis aus, weil er mehr noch als sie, sich in die Sache hineingesteigert hat. Er scheint auch zunehmend gewaltbereit zu sein. Er fühlt sich von NATHAN verfolgt, seine Ylanten würden ihn hinrichten wollen.

An anderer Stelle ist die Journalistin Claire Bezpalky um Aufklärung bemüht. Das Solsystem scheint dieser Tage in das Zentrum galaktischer Ereignisse zu rücken. Und Claire führt verschiedene Interviews, um an Informationen zu gelangen. Erste Gesprächspartnerin ist ihre Schwester. Das Verhältnis der beiden ist angespannt, denn die ältere Satou hat immer nur auf sich selbst geblickt. Satou Bezpalky ist Admiralin. Auf ihrem brandneuen Kommandoschiff JESPER PAN, einem Ultraschlachtschiff der PATOMAN-Klasse, obliegt ihr der Schutz des Solsystems. Zwei Tage zuvor haben Atlan und Sichu Dorksteiger ihre Ankunft mit der Flotte der Blaugoldraumer angekündigt und die Admiralin wird der Flotte entgegenfliegen und sie gründlich untersuchen.

Das zweite Gespräch führt Claire mit Xenia Biefang. Die Leiterin des IEME und Trägerin des Mentalarchitektur-Prozessors gibt der Journalistin überraschend die Auskunft, dass sie von der THORA die Botschaft erhalten haben, dass sich in Guckys Obhut ein weiteres ES-Fragment befindet. Die terranischen Schiffe werden indes von den Tassparen verfolgt. Da nun zwei Fragmente unterwegs sind, müssen Entscheidungen getroffen werden. Auch darüber, wie der Mentalarchitektur-Prozessor zum Einsatz kommt. Die größten Positroniken der Menschheit, NATHAN und LAOTSE, haben drei Pläne entworfen, die auf Hilfe von außen setzen. Zunächst soll im Bereich der Hundertsonnenwelt die Wiederherstellung von ES mit wenigen Bewusstseinsextrakten simuliert werden. Dieser Plan erfordert wahrscheinlich viel Geduld. Plan zwei sieht vor, Hilfe von THERMIOC zu erhalten. Alaska Saedelaere soll mit der LEUCHTKRAFT in die Galaxis Nypasor-Xon reisen. Ein Kooperationspakt soll geschlossen werden zum Vorteil beider Superintelligenzen. MIA, die den Verstand einer SI simuliert, gibt diesem Plan eine Chance, auch wenn die LEUCHTKRAFT aktuell gar nicht zur Verfügung steht. Der dritte Plan geht über die Yodor-Sphäre. Die Galaktiker wollen an Mu Sargai herantreten, um sie für die Ambitionen der Galaktiker zu gewinnen. Dritter Interview-Partner von Claire ist der Resident. Cascard Holonder teilt mit, dass hinter den Kulissen wichtige Entscheidungen getroffen wurden. Alle Mitglieder des 3. Galaktikums haben ihre Unterstützung zugesagt. NunC will dafür bürgen.

John Wetterhahn wird die Entführung eines Yaqana gemeldet. Der Insektoid hatte mit anderen Drogen konsumiert. Der Ermittler hat nach wie vor den Verdacht, dass die Schemen etwas damit zu tun haben. Er kommt über den Mediziner Matton an einen Treffpunkt der Schemen. Matton hatte beim Angriff auf das IEME seine Tochter verloren. Er ist selbst kein Schemen, gibt aber NATHAN die Schuld, weil es sein Ylant war, der tötete.

Im Haus der Geschichte wollen sich mehrere Schemen treffen. John Wetterhahn und der TLD wollen die Gelegenheit nutzen, um an die Schemen heranzukommen. Während er Gespräche zweier Schemen abhört, kommt es zu einer Explosion. Im anschließenden Chaos können alle Schemen entkommen. Wetterhahn macht eine verblüffende Entdeckung. Er hat die Umrisse zweier Fremdwesen wahrgenommen. Blut an der Stelle wird zwei Gatasern zugeordnet. Es enthält Zytologische Kybernetische Elemente. Jemand hat mit den Gatasern genetische Experimente durchgeführt. Es wird eine Entwicklung beschleunigt, die weit in die Zukunft reicht. Oder, wie Wetterhahn spekuliert, stammen die beiden Gataser aus der Zukunft! Ein drittes Opfer beschäftigt den Ermittler. Simo Aarnstein, einer der Schemen, wurde in seinem bestens gesicherten Haus mit einem Degen ermordet.

Wetterhahn macht noch eine Entdeckung. Im Haus von Aarnstein, der im Übrigen eine Zeitlang für das Duyyun-Veyt-Zentrum gearbeitet hat, wurde eine Skulptur zu einem großen Teil desintegriert. Es ist eine Darstellung der Steinernen Kreatur des Erbarmens. Aurelia Bina erkennt darin eine Ähnlichkeit zur Myrnjade Hruam.

Rezension

Ein Polizist ermittelt. Mein Erstaunen war groß, als Michael Marcus Thurner mit dieser Figur in seine Geschichte einstieg. Bisher schienen Geheimdienst (TLD) und Flotte (Militär) die einzigen staatlichen Organe zu sein, die auf Terra tätig werden. Umso erfreulicher, dass es doch noch ein Exekutivorgan, bzw. ein nachgeordnetes Vollzugsorgan gibt. Dem kommt in diesem Roman eine Bedeutung zu, denn es geht, wie es scheint, auch um staatliche Überwachung. Der Mord selbst überrascht den Kriminalkommissar. Seine Berufserfahrung hat ihn gelehrt, dass Morde nur in Kreisen der Reichen und Schönen passieren. Derrick lässt grüßen!

Zurück zur Überwachung. Da sind die Schemen. In der Art und Weise, wie sie von Thurner eingeführt wurden, war ich als Leser vom Ausmaß der Hybris dieser Menschen, die sich von der staatlichen Obrigkeit verfolgt fühlen, überrascht. Im weiteren Verlauf seiner Geschichte rudert der Autor dann ein wenig zurück. Es seien nur eine Handvoll dieser Leute, die sich als Schemen aus der Überwachung NATHANS ausklinken. Allerdings legt der Autor dann doch wieder nach. Zum einen kommt er auf einen früheren Roman zu sprechen, der die Verhältnisse von Bewohner Terranias zum Inhalt hat, die in einer Untergrundstadt leben und sich dadurch ebenfalls der Überwachung an der Oberfläche zumindest zeitweise entziehen können. Und auch die handelnden Figuren selbst, die der Autor durch seine Geschichte führt, entwickeln Paranoia, NATHAN betreffend. Nicht nur Matton, der am Ende eine Entscheidung trifft, auch Wetterhahn beschleichen Zweifel.

Thurners Geschichte hätte gut und gern mit diesem Thema einer staatlichen oder positronischen Überwachung bestens gefüllt werden können. George Orwells 1984 lässt grüßen. Leider verfolgt der Autor dieses Thema nicht in letzter Konsequenz. Für zwei seiner Figuren, für Matton und Ottla Venkov, schreibt Thurner einen Ausweg. Für die Zurückbleibenden auf Terra und dem Leser bleibt ein Stück weit unklar, ob dieses Thema nur ein üblicher Nebenstrang ist, oder ob NATHANS Allmacht uns weiter beschäftigen wird.

Auffällig an der Geschichte ist, dass alle Figurenpaarungen oder -begegnungen entweder unterschwellig aggressiv oder offen aggressiv verlaufen. Von Harmonie ist in dieser Geschichte allenfalls zwischen John und KAA etwas zu spüren. Ansonsten geraten die Figurenpaarungen permanent aneinander. Hatte ich mich soweit auf ein Thema rund um die Schemen eingestellt, holt der Autor dann aber die ganz große Zykluskeule heraus und präsentiert drei Pläne, wie man ES zusammensetzen könnte. Doch in der Offenlegung dieser Pläne gegenüber einer Journalistin ist Vorsicht geboten. Warum sollte man, da der Club der Lichtträger noch immer existiert, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt solche Pläne enthüllen?

Insgesamt ein hochkomplexer Roman, der beinahe ein Zuviel an Inhalt hatte, auch wenn die offengelegten Pläne nur der Ablenkung dienen sollten. Letztlich sind Überlegungen bezgl. THERMIOC und Mu Sargai beinahe schon als Größenwahnsinnig zu bezeichnen. Interessant sind die Spekulationen zu den Attentätern aus der Zukunft.


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