Die Krone des Seins – Marie Erikson
Perry Rhodan ist auf Chentap aus der Nekropole der Chenno zurückgekehrt und gibt eine Botschaft des darin aufgegangenen Kavon an Auquun weiter. Der Chenno, der mit Rhodan auf Reisen war, soll die neue Stimme des Seins sein. Das Versprechen, den Mond zurückzuholen, stellt Perry Rhodan vor ein nahezu unlösbares Problem. Er hat keine Ahnung, wie er das bewerkstelligen soll und vor allem weiß er nicht, wohin der Mond von den Molochiden entführt wurde. Lilja Ryksdottir, die mit der MUNGO PARK auf Chentap eintrifft, soll ihm helfen.
Die vier ursprünglichen Mitglieder des Explorers, Marlynn Kane, Junia Ryksdottir, Kor Chappal und Johann Aspra sind mit einer Space-Jet auf der MARGELION eingetroffen. Sie wollen ihren Plan umsetzen, Nagmum Kane zu entführen. Der Plan ist gut, die Ausführung gerät zu einem Fiasko. Der Zufall spielt ihnen in die Hände. Die Molochiden bedrohen inzwischen hunderte von Planeten. Die einzigen, die sie wirksam bekämpfen können, sind die Androgynen. Die weigern sich jedoch mit Kane zu sprechen. Marlynn kann ihren Onkel dazu bringen, eine Funkschaltung zu Aurelia Bina in Gefangenschaft des TLD herzustellen. Die Androidin soll die Verhandlungen führen, doch Bina führt einen Molochiden zu Kanes Flaggschiff. Das Schiff wird zerstört, aber vorher gelingt allen die Flucht. Die Situation nutzt Marlynn Kane aus, um ihren Onkel zu paralysieren und nach Chentap zu bringen. Sie will seine wahre Natur ergründen und ihn mit ihrem Wissen über das Virus unter Druck setzen.
Dank Lilja Ryksdottir hat die MUNGO PARK den entführten Mond Tycell entdeckt. Lilja hat über einen Klumpen PEW-Metall, den Rhodan von Chentap mitgenommen hat, um dem Massensuizid der Chenno die Grundlage zu nehmen, den Kontakt zu dem PEW-Metall im Mond gefunden. 1200 Molochiden umkreisen den Mond. Noch bevor Rhodan einen Plan in Angriff nehmen kann, wie er verhindern will, dass die Molochiden den Mond zerteilen, macht ihm ein alter Bekannter einen Strich durch die Rechnung. Homunk steckt in den Gliedmaßen, die Lilja Ryksdottir erhalten hat, um sie aus dem Koma zu holen. Nunmehr verdrängt der Roboter das Bewusstsein von Lilja, das in den PEW-Klumpen transferiert wird. Homunk gibt das PEW an die Molochiden frei. Diese Initialzündung lässt PEW aus dem Mond an alle Molochiden strömen. Rhodan warnt Homunk vergeblich vor der innenwohnenden Aggressivität der Bewusstseinsinhalte. Die Silberarchen, die Rhodan herbeiruft, erweisen sich als nutzlos, da Homunk sie mit einem Befehl stilllegt. Als Homunk es Lilja gestattet, in ihren Körper zurückzukehren, entwickeln die Molochiden die von Rhodan und Lilja befürchtete Aggressivität. Sie greifen einen Planeten in der Nähe an. Nun kommt auch Homunk zur Besinnung. Man überlegt, wie man das Geschehen aufhalten kann. Perry Rhodan lässt sein Bewusstsein ins PEW-Metall übertragen und kann bewirken, dass sich das PEW-Metall wieder aus den Molochiden zurückzieht. Deren Aggressivität nimmt daraufhin ab.
Auf Chentap konfrontiert Marlynn ihren Onkel mit ihrem Wissen über das Virus, das Normon auf Planeten eingesetzt hat, um die Bevölkerung zu infizieren und damit dem Tod auszusetzen. Die Androgynen hatten die Angriffe auf solche Welten eingestellt. Nagmum Kane hat dies als Erfolg seiner Strategie verkauft. Marlynn tut so, als ob sie ihren Onkel vergiftet und erfährt dadurch, dass es kein Gegenmittel gibt. Zusammen mit Junia Ryksdottir, Kor Chappal und Johann Aspra bringt Marlynn Kane ihren Onkel zu den Molochiden. Sie landen auf dem, den schon Aurelia Bina besucht hatte. Nagmum Kane wird zu einer Lebenslangen Haft verurteilt. Immer noch im Glauben, dass er von Marlynn mit dem Virus vergiftet wurde, begeht Nagmum Kane Suizid. Im letzten Moment setzt er sich die Krone der Chenno auf den Kopf.
Rezension
Ich bin ein bisschen schwer in die Geschichte reingekommen. Abgesehen von Rhodans Rückkehr aus der Nekropole, die den Anfang der Geschichte markiert, setzt die Autorin das Figurenspiel der vier ehemaligen Besatzungsmitglieder der MUNGO PARK in Szene. Durchaus geschickt, aber für mich dennoch wenig reizvoll. Als die Space-Jet im Anflug auf das Flaggschiff von Kane ist, haben die vier zwar einen Plan. Aber ihre Bindungen untereinander sind schwer gestört. Marlynn kämpft mit sich und ihrer Angst und mit ihren Gefühlen Kor Chappals gegenüber. Der Mann von Lepso kämpft gegen seine Vergangenheit und ebenfalls mit seinen Gefühlen Marlynns gegenüber. Junia kämpft gegen den Schatten ihrer Schwester und ihrem Selbstwertgefühl. Sie will eine Anführerin sein, aber eigentlich ist sie das nicht. Das war immer Lilja. Und Aspra hat Sorgen wegen den zu Ende gehenden Kamillentee.
Diese Truppe schafft es aber an Bord der MARGELION. Da Nagmum Kane dort alle Roboter verbannt hat, bevölkern einfältige Soldaten und andere Figuren das Schiff und machen es dem Explorer-Team einfach. Marlynn wird vorgeschickt. Sie soll ihren Onkel ablenken, bis die anderen nachstoßen und dann will man den Verteidigungsminister von Bord entführen. Dumm nur, dass Marlynn aufgrund ihrer Flottenkenntnisse über den Aufbau der normonischen Schiffe weiß, dass sich ihr Onkel unterhalb der Hauptleitzentrale in einer weiteren strategischen Zentrale aufhält. Die anderen wissen das aber nicht. Als das Ablenkungsmoment am größten ist, gibt sie das Signal an die anderen. So kommt es, dass die drei die falsche Zentrale stürmen. Die beste Szene am ganzen Roman. Was habe ich mir auf die Schenkel geklopft. Ganz große Slapstick!
Nochmal ein kleiner Schritt zurück. Vorher schon, nämlich als Marlynn in der Zentrale auf ihren Onkel trifft, entspannt sich eine Szene, die ich ebenfalls als sehr überzeugend empfunden habe. Marlynns Kampf mit sich und den Erkenntnissen aus der Konfrontation mit ihrem Onkel, der ebenfalls an verschiedenen Stellen einlenkt und sie mit einer anderen Art, als der ihr bislang bekannten dadurch überrascht, ist schön beschrieben. Die Autorin schildert nicht einfach nur Gedanken und Beobachtungen der Protagonistin, sie erläutert auch sehr schön, was die Beobachtungen in Marlynn auslösen. Dieses Kapitel beschreibt die Figur Marlynn mal wieder sehr gut, weil die Autorin mich als Leser abholt und nicht einfach nur Figurenhandeln oder -denken an den Kopf wirft.
An der Darstellung Perry Rhodans hat sich nichts geändert. Der Liga-Kommissar sucht einen Mond und setzt seine Mittel und Möglichkeiten nur spärlich ein. Gerade hier wäre ein bisschen Hintergrund nützlich gewesen, warum die Figur nicht mehr tut. Weil ihm vielleicht vom neuen Verteidigungsminister Einschränkungen auferlegt wurden, etc. Stattdessen betreibt Perry Sport und verlustiert sich in vormittäglichen und nachmittäglichen Konferenzen mit einer Crew langweiliger Figuren. Immerhin führt das, weil sich kein Erfolg einstellt, dazu, dass Rhodan nun doch Hilfe aus Terrania holen will. Das wird allerdings nicht umgesetzt.
Wahrhaft seltsam ist Rhodans Sprachlosigkeit, als er Homunk enttarnt. Der Roboter wettert gegen Kane, dem er vorwirft, zu glauben, über bestimmte Dinge entscheiden zu dürfen. Rhodan schweigt dazu. Dabei liegt die Antwort auf der Hand. Denn Homunk legt ein ähnliches Verhalten an den Tag. Wie kommt Homunk dazu, zu glauben, die Molochiden mit dem PEW zu unterstützen und die Chentap auszubooten? Mehr noch, Homunk legt sogar nach, als er Rhodan sagt, dass er als Androide seine schützende Hand über kybernetische Kulturen hält. Wäre es nicht Rhodans Aufgabe gewesen, gerade da gegenzuhalten? Dass er (Rhodan) seine schützende Hand über die Biologischen hält?
In dem Kapitel, als Homunk die Silberkugeln desaktiviert, so dass sie den Molochiden nicht gefährlich werden können und zwei Seiten weiter plötzlich Homunks Bedauern, dass er die Silberkugeln nicht hätte ausschalten sollen, hast mich der Sinneswandel des Androiden überrascht. Homunk betont zunächst, dass er die Molochiden schützen will. Folgerichtig lässt er Rhodans Bemühungen ins Leere laufen als dieser den Silberkugeln den Angriff befiehlt. Homunk wurde von Rhodan auf die innenwohnende Aggressivität der PEW-Inhalte hingewiesen. Als Liljas Bewusstsein zurückkehrt, das zuvor die Aggressivität dämpfte, tut Homunk plötzlich erstaunt. Ein sehr schneller Sinneswandel. Ach ja, sorry, war wohl ein Fehler. Darin sind wir uns einig, lautet nun der Tenor!
Aurelia hat also plötzlich die Fähigkeit, aus dem Gefängnis den Molochiden zu kontakten und sogar dazu zu bringen, Kanes Flaggschiff anzugreifen. Warum eigentlich nicht gleich so, liebe Molochiden? Ihr wollt Kane, also holt ihn Euch doch. Nun, der Molochide, der Kanes Schiff angreift, bekommt ihn nicht in die Finger. Dafür bekommt ihn Marlynn in die Fänge. Die flüchtet mit ihrer Geisel nach Chentap. Seltsamerweise kann ihr Aufenthalt von Aurelia bestimmt werden. Über Funk. Den Kontakt hatte zuvor die MARGELION hergestellt. Doch die ist zu diesem Zeitpunkt schon vernichtet.
Es folgt eine weitere entscheidende Szene, in der Marlynn über ihren Schatten springt und Gewissheit über das Handeln ihres Onkels erhalten will und sie endlich mal aus sich herausgeht. Doch plötzlich lässt die Autorin die Spannung aus der Szene, so wie Luft aus einem Ventil strömt, und ruft die Figuren zum gemeinsamen Essen! Später erklärt sich zwar, was mit dem Essen nicht stimmte, bzw. Marlynn damit ihren Onkel anlog. Als Leser weiß man das aber eben noch nicht und die Szene, in der Marlynn ihren Onkel Massenmord vorwirft, wird ein Stück weit durch die Essensdiskussion ausgehebelt.
Aurelias Spaltung nehme ich zur Kenntnis. Den Vorgang habe ich nicht verstanden und bin auch der Ansicht, dass rückblickend die Schilderungen im Vorgängerroman von Olaf Brill nicht zu der hier geschilderten Lösung passen. Aber ich will hier nicht den vergeblichen Versuch starten, da mehr Licht hineinzubringen.
Die Geschichte hatte Stärken und Schwächen. Wobei ich glaube, dass das, was ich als Stärke bewerte, andere Leser als Schwäche empfinden und die Schwächen, die ich sehe, als Stärke. Das dürfte einfach daran liegen, dass diese Geschichte nicht besonders harmonisch ist. Die einzelnen Ereignisse entfalten keine abgestimmte Wirkung. Man kann sie einzeln betrachten und einschätzen. Ich vermisse eine Ausgewogenheit in der erzählerischen Linie.
Insgesamt betrachtet, wird die Geschichte nun zum Finale hingeführt. Und noch immer weiß ich nicht, um was es in der Serie Androiden als zentrales Thema geht. Aber vielleicht gibt es ja keines.