Jenseits von Allerorten – Robert Corvus
Die Schattengarde ist mit ihrer Geisel Shinae über die Brücke ins Anderland vorgestoßen. Dorthin wollen auch Gucky und Bouner Haad. Die verletzte Jamelle Halloran bleibt in Anabranch, einem Stadtteil Allerortens, zurück. Der Ilt und der Haluter werden von dem Brückengänger Ghous-2-Appnu geleitet. Nur mit seiner Hilfe können sie die Brücke überqueren. Die entpuppt sich als gewaltiges Bauwerk, kaum, dass sie sie betreten haben. Ein unbekannter Effekt verkleinert die Besucher. Die Brücke wird von mindestens 100.000 Wesen bewohnt. Eine der Spezies, denen die Brückengänger begegnen, sind die Kahorr, die Energie zum Betrieb des Bauwerks ernten. Insbesondere für das Antipath-Feld, das ungebetene Besucher abhält. Die Kahorr haben mit dem Trupp der Schattengarde eine unliebsame Begegnung gehabt. Die neuen Besucher werden daher als feindlich eingestuft. Letztlich kann Ghous-2-Appnu sie jedoch ins Anderland bringen. Der Brückengänger bleibt zurück, um sie später wieder nach Allerorten zu bringen.
Das Anderland zeigt sich als öde Steppe mit wenig Bewuchs und einigen Felsformationen. Auffällig sind Schwärme der kybernoiden Thaotama. Millionen winziger Kybernoid-Insekten tanzen in der Ödnis. Von ihnen geht ein mentales Rauschen aus, aus dem Gucky allerdings keine konkreten Gedanken filtern kann. Einige der Winzlinge kann Bouner Haad untersuchen. Herauszufinden, wie diese Lebensform entstanden ist, fasziniert den halutischen Forscher. Gucky muss den Forschungsdrang seines Freundes ein ums andere Mal bremsen. Shinae zu befreien und das ES-Fragment bergen, dazu sind sie hier.
In eine wohl schon vor langer Zeit aufgegebene Forschungsstation der Stadt Allerorten, vom Protokoll Wissenserwerb und Wissensverwaltung, ist die Schattengarde eingedrungen. Auch Gucky und der Haluter sehen sich darin um. Eine riesige Langerhalle beherbergt eine Sammlung erstaunlicher Artefakte. Darin suchen die beiden Parabegabten Hinweise auf das ES-Fragment. Die beiden Galaktiker dringen dann weiter ins Anderland vor und bekommen schließlich mentalen Kontakt zu einem Thaotama-Schwarm, den wohl zuvor auch die Schattengarde entdeckt hatte. Gucky ist sich sicher, dass dieser Schwarm Träger des ES-Fragments ist. Er versucht den Kontakt. Das Fragment ist verwirrt, gibt aber den Hinweis auf eine weitere Brücke. Dort befindet sich die Schattengarde. Sowohl Gucky als auch Danou Shinshid und Protoch, stehen vor dem gleichen Problem. Wie kann man das ES-Fragment bergen und zurück über die Brücke nach Allerorten bringen, um von dort wieder nach WLM zu gelangen?
Gucky und Bouner Haad schmieden einen Plan, um Shinae aus den Händen der Schattengarde zu befreien. Denn ohne die Brückengängerin kann die Schattengarde nicht zurück nach Anabranch. Der Parapartizipierer Danou Shinshid ist dabei ihr größtes Problem. Wie können sie ihn überlisten?
Rezension
Robert Corvus beginnt seine Geschichte mit der Passage der beiden so unterschiedlichen Charaktere über die Brücke ins Anderland. Die Effekte beim Durchdringen des Antipath-Felds, die Verkleinerung, die Beobachtungen der Kahorr und andere Beschreibungen auf der Brücke werden dabei vom Autor in einer ungewöhnlich dichten Erzählung ausgebreitet. Corvus legt den Schwerpunkt auf intensive Beobachtungen seiner beiden Figuren, die ihr Handeln permanent der Umgebung anpassen und ihre Fähigkeiten und ihre technische Ausrüstung gezielt einsetzen. Es sind sicherlich 15 bis 17 Seiten, in denen der Autor nur wenige Minuten in der Handlung füllt. Dies aber so intensiv, dass es nicht langweilig wird. Und er setzt gezielt auf Science in seinen Ausführungen. Während bei solchen Technologien oder Erlebnissen nicht selten vage Beschreibungen die Folge sind, liefert der Autor präzisere Informationen. Natürlich alles im Rahmen der Fiction Perry Rhodan, versteht sich.
Im Anderland, in denen dann Gucky und Bouner Haad unterwegs sind, sind die vorherrschenden Elemente zunächst die kybernoiden Schwärme. Gucky trägt ja auch ein Thaotama in sich, das ihn vor dem Zellverfall bewahrt. Angesichts der Schwärme kommen Gucky dann doch Bedenken. Der Autor beschreibt in der Folge zwei sehr unterschiedliche Figuren. Mit Bouner Haad schickt er den Forscher ins Rennen. Haluter sind Wissenschaftler. Allzu häufig werden ihnen diese Eigenschaft aber nicht angeschrieben. Die Eigenschaft von Kämpfern steht häufig im Vordergrund. Doch Corvus lässt Haad explizite Forschungen betreiben. Einige auch an sich selbst. Der Gegenpol ist Gucky. Plötzlich wird die Geschichte noch vielschichtiger, als sie eh schon ist. Der Autor legt Gucky den einen oder anderen melancholischen Gedanken in den Kopf. Zwar ist diese Sentimentalität der Figur nicht neu, aber sie passte sehr gut in die Situation. Und der Autor kann diesen Gefühlen des Mausbibers Originalität verleihen.
Das Zusammenspiel der beiden Figuren wird vom Autor im weiteren Verlauf seiner Geschichte konsequent vorangetrieben. Ich kann mich nicht entsinnen, dass zwei Figuren in letzter Zeit so intensiv miteinander agiert haben. Die Komplexität der Geschichte hat mich beeindruckt. Am Ende der Geschichte gelingt den beiden Protagonisten ein Teilerfolg. Das ES-Fragment können sie nicht bergen, aber Shinae befreien. Aber dieser Erfolg hat auch Opfer gebracht. Es bleibt spannend, wie der Haluter mit der Situation im Folgeroman umgehen wird.
Ein überzeugender Roman mit griffigen Beschreibungen und einer famosen Figurendarstellung.