Der Wert eines Lebens – Marie Erikson
Die stellvertretende TLD-Chefin Aurelia Bina wurde ihres Amtes enthoben. Da sie zudem Gefahr läuft, inhaftiert zu werden, taucht sie unter. Ihre so gewonnene „Freiheit“ nutzt sie, um auf eigene Faust an Nagmum Kane heranzukommen. Von Albus Foreman, der mit dem Admiralregenten in engem Kontakt steht, hat sie Autorisierungscodes gestohlen. Diese sollen sie nun an Bord der MARGELION bringen, auf der Kane sich aufhält. Der Coup gelingt, allerdings muss die Posmi an der Außenhülle des Schiffes den Aufbruch der Flotte erleben. Diese hat ein neues Ziel erhalten. Ein riesiger Molochide bedroht den Planeten Kaimaer.
Der Planet Kaimaer ist aufwändig renaturiert worden. Um so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen, wohnen die 500 Millionen Menschen in Wohntürmen. Dort haben sie alles, was sie brauchen. Einer von ihnen ist Sonaj Kevro. Der 16-jährige ist hoffnungslos in den gleichaltrigen Matthal verliebt. Der Freund hat seine Gefühle zunächst erwidert, dann aber überraschend den Kontakt zu Sonaj abbrechen lassen. Das stürzt Sonaj in einen Strudel wilder Emotionen. Von seiner Mutter, mit der er alleine lebt, kann er keine Hilfe erwarten. Sie ist die Präsidentin Kaimaers und ist mit vielen Problemen konfrontiert und überfordert. Und jetzt ist auch noch ein Molochide über dem Planeten aufgetaucht. Der sendet das bekannte Ultimatum. Nagmum Kane soll ausgeliefert werden. Der Molochide verleiht seinem Ultimatum besonderen Nachdruck. Der Mond des Planeten wird aus seiner Umlaufbahn geworfen und wird in 72 Stunden mit Kaimaer kollidieren. Panik bricht aus.
Perry Rhodan versucht eine Flotte zusammenzustellen. Eine LFG-Flotte wird es nicht schaffen, den Planeten rechtzeitig zu erreichen. Rhodan setzt auf die Union Positronisch-biologischer Zivilisationen. Er schickt zudem Gucky nach Kaimaer. Der Ilt soll die Evakuierung begleiten.
Inzwischen hat die Flotte Kanes den Planeten Kaimaer erreicht. Für Aurelia Bina ergibt sich dadurch die Chance, sich mit einem Raumjäger der MARGELION dem Molochiden zu nähern. Sie gibt sich als Roboter zu erkennen und bittet um Verhandlungen. Tatsächlich wird sie von einem Traktorstrahl in den Molochiden gezogen. Das Objekt besteht zur ihrer Überraschung in hohem Maße aus Hyperkristallen. Die Posmi bekommt Kontakt zu den Kristallen, denen ein Bewusstsein innewohnt. Sie erfährt die Geschichte der Molochiden, die 70 Millionen Jahre in die Vergangenheit reicht.
Kaimaer droht der Untergang. Gucky, inzwischen vor Ort, kann Präsidentin Kevro nicht zur Evakuierung überreden. Ihr Sohn ist verschwunden, weil er sich auf die Suche nach Matthal gemacht hat. Und sie bewertet sein Leben höher als das von 500 Millionen. Gucky muss unbedingt den Jungen finden, was nicht einfach ist, denn die Gravitationskräfte des Mondes führen inzwischen zu Beben, Flutwellen und Vulkanausbrüchen.
Rhodan kann endlich eine Flotte heranführen. Nun überschlagen sich die Ereignisse. Nagmum Kane nutzt geschickt die moralischen Grundsätze der beiden Unsterblichen aus, um sein eigenes Süppchen zu kochen und die Karriereleiter weiter emporzuklettern. Und das Leben von 500 Millionen Menschen hängt davon ab, ob Gucky den Sohn der Präsidentin findet.
Rezension
Liest man den Klappentext eines Romans der EA, dann ist dort stets davon die Rede, dass die Menschen 3000 Jahre in der Zukunft friedlich zusammenleben. Na ja, als Leser wissen wir, dass das eine Utopie ist. Ein Kapitel weiter taucht ein unerbittlicher Gegner auf und reißt die Leser aus diesem hübschen Zukunftstraum. Der Klappentext der Miniserie Androiden ist ehrlicher. Ein bewaffneter Konflikt erschüttert die Liga Freier Galaktiker, ist dort einleitend zu lesen. Warum es für die Miniserie, die in einer Lücke der aktuellen EA-Handlung angesiedelt ist, nicht für die schöne Illusion langt, schieben wir mal beiseite. Die Frage ist, wie überhaupt Frieden hergestellt werden kann. Die Wikipedia schreibt dazu, dass Frieden das Ergebnis der Tugend der „Friedfertigkeit“ und damit verbundener Friedensbemühungen ist.
Davon sind die Menschen in der Miniserie soweit entfernt, wie Terra vom Zentrum der Milchstraße. Oder anders ausgedrückt, wenn das Universum ein helles Zentrum hat, dann ist die Miniserie diesbezüglich am weitesten davon entfernt. Die Geschichte von Marie Erikson zeigt die ganze Bandbreite menschlicher Dummheit in der Zukunft. Mir ist bewusst, dass Science Fiction bekannte Elemente unserer realen Welt aufgreift und sie in die Zukunft projiziert. Insofern sind die handelnden Figuren und die Ereignisse nur Reflexionen von etwas Bekannten in der Realität. Fake-News, lügende Politiker und anderes überrascht daher nicht wirklich. Aber möchte ich sowas zur Unterhaltung auch lesen?
Über die dümmlichen Evakuierungsszenarien, 500 Millionen Menschen sollen in vier Stunden in Gleiter gepackt werden und in 1 (!) Tender unterkommen, will ich kein weiteres Wort verlieren. Ebenso wenig über die Protokolle, die eine Gesellschaft, bzw. staatliche Gewalt ausführen können sollte. Auch ließe sich über den Romantitel, der einen Anspruch suggeriert und der Ausführung im Roman sicherlich trefflich diskutieren. Aber das „Ergebnis“ dessen, was ein Menschenleben wert ist, wird mit brachialen und dummen Figurenhandeln herbeigeschrieben, dass ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Die Miniserie läuft, was das Figurenhandeln angeht, für meinen Geschmack komplett aus dem Ruder.
Die vernünftigste Figur in der Geschichte ist Sonaj Kevro. Dessen Innenleben hat Marie Erikson in den ersten Kapiteln mit gefühlvollen Ausdrücken aufgebaut. Stark auch der Irrtum des Mausbibers, der sich später auf die Suche nach Matthal macht. Und ihn deshalb nicht erkennt, weil er die verklärten Gedanken von Sonaj für seine Suche zu Grunde legt. Das ist richtig toll. Der Rest, insbesondere das Romanende, einfach nur grauenvoll. Die Serie entfernt sich Roman für Roman von dem, was ich zur Unterhaltung lesen möchte. Leider keine Empfehlung zum Lesen dieses Romans von mir.