Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3281

Gucky und der Para-Parasit – Leo Lukas

In der knöchernen Stadt auf Amboriand sind Gucky, Jamelle Halloran und Bouner Haad auf eine Breviatur der Stadt Allerorten gestoßen. Gegen ein Pfand an den Wächter, eine Puppe mit dem Aussehen eines Haluters, dürfen die Galaktiker die Passage nutzen. Für den Ilt läuft die Uhr. Er hat seinen Zellaktivator abgegeben. Ihre Gegner sind zuvor ebenfalls in die Stadt Allerorten vorgedrungen. Allen voran der Parapartizipierer Danou Shinshid. Er ist der gefährlichste Gegner. Er ist skrupellos und empfindet Spaß am Töten. Für seine Verfolger hält er manch böse Überraschung bereit.

Der Durchgang führt auf den Planeten Toomp, dem vierten der roten Sonne Uka in der Galaxis Zaruhartea. Eine Art Jahrmarkt erwartet sie. Das Land wird durch einen Fluss geteilt, über den zahlreiche Brücken führen. Die andere Seite scheint nicht zur Stadt Pha Gashapar zu gehören. Es wird als Anderland bezeichnet. Und obwohl ein Reiseführer, den die Galaktiker erwerben, nicht explizit davor warnt, auf die andere Seite zu geben, findet sich zunächst niemand, der schon drüben war und zurückgekehrt ist. Ein Fremdeinfluss hemmt alle Versuche, auf die andere Seite zu gelangen. Gucky und sein Team finden jedoch heraus, dass es Brückengänger gibt, die andere in das Anderland bringen können. Toio Zindher und Shinae gehören zu diesen Brückengängern. Die Tefroderin ist zurzeit in einer Mission unterwegs, die sie hin und wieder für die Stadt Allerorten übernimmt, aber Shinae wohnt in einem Haus außerhalb der Stadt. Von der Bürgermeisterin erfahren sie auch, dass ein Agent des Wanderers, ein Mann namens Ernst Ellert, das Anderland von der Stadt Allerorten gepachtet hat. Gucky hat keine Zweifel, dass sie das ES-Fragment dort finden werden. Doch Guckys Uhr läuft ab, weil sie mit den Recherchen viel Zeit verloren haben und die eine oder andere Falle von Danou Shinshid überwinden mussten.

Eine Injektion mit Thaotama, den Gucky von der Bürgermeisterin des hiesigen Stadtteils erhält, verlangsamt seinen Gen-Zerfall und verschafft ihm einen Aufschub über die 62 Stunden hinaus. Auch Toio Zindher und Shinae tragen einen Thaotama in sich, was deren Langlebigkeit erklärt. Gucky will nun unbedingt die andere Seite erreichen, zumal er zuvor erfahren hat, dass Shinae entführt wurde. Die Schattengarde ist ihm wieder einen Schritt voraus.

Rezension

Leo Lukas beginnt seine Geschichte mit Innenansichten von Guckys aktuell gefährlichsten Gegner. Der Parapartizipierer Danou Shinshid schildert seine Gedanken und Erlebnisse und zum Teil auch seine Herkunft. Der Autor verwendet dafür die Ich-Perspektive. An und für sich werden die Geschichten zumeist aus der Sicht der Helden vorangetrieben. Das wenige, dass man dann über den Bösewicht erfährt, ergibt sich aus seinen Taten und Handlungen. Nicht selten bleiben dessen Motive unklar und die Figur eindimensional. Leo Lukas dreht das Ganze nun um. Zumindest zu einem gewissen Teil. Das führt zunächst dazu, dass wir den Multimutanten und liebenswerten Helden Gucky nunmehr aus der Sicht des Bösewichts betrachtet bekommen. Der Autor vermeidet dabei, jedenfalls am Anfang, allzu viel gewalttätige Gedanken seiner Figur in den Kopf zu legen. Und zu einem wirklich ikonischen Bösewicht reicht die bisher bekannte und auch in diesem Roman geschriebene Vita nicht aus. Shinshid ist ein eher „lästiger“ Gegner, bleibt insgesamt ein kleiner Schurke. Er selbst „sieht“ sich natürlich anders. Gucky ist ihm nicht ganz geheuer, die Idee der Schattengarde, ihn in ihre Dienste zu nehmen, betrachtet der Parapartizipierer mit der ihm eigenen Opportunität. Er sieht in dem Ilt dann doch nur den Lieferanten von Paraenergie, die er sich zunutze machen kann. Quasi als Proviant für weitere Schandtaten. Über seine Weggefährten, die Vrochonen, denkt Danou Shinshid nur abfällig.

Im weiteren Verlauf bekommen wir den Heldenaufstieg oder vielmehr den Bösewichtaufstieg geschildert. Auch hier bleibt der Autor zurückhaltend. Explizite Gewalttätigkeiten werden nicht geschildert. Es gibt Tote beim Werdegang Shinshids. Der Autor lässt Details aus, so dass man nicht an die eigenen moralischen Grenzen gestoßen wird. Leo Lukas verzichtet auch auf Blendeffekte. Die Beschreibungen, die er Shinshid angedeihen lässt, heben die Figur nicht aus der grauen Masse heraus. Der Kern der Figur ist einfach gestaltet. Es reicht, um die Figur als Bösewicht wahrzunehmen. Letztlich endet die Charakterisierung dieser Figur und damit auch deren Motivation darin, dass sie „nur spielen“ will. Mit den Parafähigkeiten anderer. Allerdings lässt sich Leo Lukas dann doch noch zu einer Beschreibung seiner Figur hinreißen, die dem vorher aufgebauten Profil der Figur dann doch wieder etwas Klischeehaftes gibt. Das Töten anderer Leute verschafft ihm ein Machtgefühl, nahe am absoluten Glück.

An anderer Stelle seiner Geschichte platziert der Autor Zwei- oder Mehrdeutige Aussagen. In diesem Teil der Stadt Allerorten sind, sehr zum Leidwesen Guckys seine Geschichten noch nicht zu allen vorgedrungen. Mit einem Augenzwinkern trägt die Brückeneremitin Gucky auf, sich um schlüssigere Abenteuer zu bemühen. An anderer Stelle werden die einzelnen Abenteuer gelobt, doch die Rahmenhandlung würde zu lange voranschreiten. Nun ja, Guckys Abenteuer in WLM können bislang überzeugen. Der Ilt ist „dichter“ an dem Auftrag, das ES-Fragment zu bergen, als es Perry Rhodan in Spaphu jemals war.

Interessant ist, dass Leo Lukas die Figuren Toio Zindher und Shinae ins Spiel bringt. Das hatte ich nicht erwartet. Beide müssten eigentlich tot sein. Der Autor schafft zugleich mit dem Thaotama eine Erklärung. Es stellt sich die Frage, warum man diese beiden Figuren wieder hervorholte. Die Stadt Allerorten ist groß. Dass die Villa Zindher ausgerechnet auf dem Planeten liegt, den sich ES als Refugium für eines seiner Fragmente heraussuchte, kann unmöglich ein Zufall sein. Vielleicht ist es die Absicht, mit Hilfe dieser beiden Figuren den Brückenschlag zu bilden, um Reginald Bull in die Serie zurückzuschreiben. Beide sind frei und unabhängig und könnten nach diesem Abenteuer den Spuren FENERIKS folgen. Wie gesagt, das ist spekulativ.

Mir hat der Roman gefallen. Ein „schlüssiges“ Gucky-Abenteuer! 😉


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