Die knöcherne Stadt – Christian Montillon
Auf dem Planeten Amboriand sind Gucky und seine Begleiter Jamelle Halloran und Bouner Haad in die unter dem Eis liegende BOX-11 eingedrungen. Dort werden sie unverhofft von den Vrochonen attackiert, als sich eine dritte Partei einmischt. Der Neuankömmling entsteigt einem Transportgerät, dem Transrezeptor. Er ist ein Tasspare namens Shandasar Parpandum und Kundschafter der Kosmokarawane SHARIKAL, die wiederum eine Wegbegleiterin der Vagantin NADALEE ist. Der Tasspare und seine Kosmokarawane wollen ES retten. Seine Gedanken kann der Ilt nicht lesen. Ein Hut, den der Tasspare trägt, schirmt ihn ab. Protoch erzählt dem Tassparen Lügengeschichten, während Gucky versucht, seine Motivation zur Rettung von ES zu erläutern. Der Austausch wird unterbrochen, weil Explosionen das Schiff erschüttern. Guckys Versuch mit Shandasar Parpandum zu teleportieren, wehrt dieser ab. Der Ilt ist stark geschwächt und Bouner Haad bringt ihn und Jamelle Halloran in ein sicheres Versteck unter dem Eis.
Später erkennen die drei Galaktiker, dass Kugelraumer der Commonwealth-Terranern, die wohl im Dienste der Schattengarde stehen, den Planeten mit Thermostrahlern beschießen. Da Gucky durch den Kontakt mit Shandasar Parpandum noch immer stark geschwächt ist, wird von der THORA der Mediker Salud Chu mit der Space-Jet KHOMO SERENTI nach Amboriand geschickt. Als Pilotin fungiert die Cheborparnerin Maxine Golden. Dank eines Gebräus von Salud Chu kommt Gucky wieder auf die Beine. Die KHOMO SERENTI wird von den Vrochonen entdeckt und zerstört. Gucky kann alle retten aber Salud Chu wird verletzt. Gucky stellt fest, dass die Besatzungen der Kugelraumer definitiv fremdgesteuert sind. Womöglich spielt der Sternensand hier eine Rolle.
Von der THORA kommt die Information, dass die Gegner sich inzwischen an einen anderem Ort auf Amboriand aufhalten. Dort wird man wahrscheinlich die Vrochonen und Shandasar Parpandum antreffen. Während Salud Chu und Maxine Golden in einem Versteck bleiben, wollen Gucky und die anderen herausfinden, was der Gegner macht. Am Zielort werden Gucky und seine Begleiter jedoch erneut von Vrochonen und anderen Wesen angegriffen. Gefährlich auch, dass sich der Parapartizipierer Danou Shinshid unter ihnen befindet. Und auch Salud Chu und Maxine Golden sind in ihrem Versteck nicht sicher.
Gucky, Jamelle Halloran und Bouner Haad können dem Gegner entkommen. Ihr Weg führt sie an einem seltsamen Ort. Eine Stadt aus Knochen erbaut und einem puppenartigen Wesen als Wächter, der einen Übergang zu einem anderen Ort bewacht. Plötzlich kann Gucky doch einen Gedanken von Shandasar Parpandum empfangen. Der Tasspare hat seinen Hut als Pfand für den Wächter abgelegt und sendet dem Ilt eine Botschaft. Auch Gucky und seine Begleiter müssen ein Pfand abgeben, um vom Wächter an jenen Ort gelassen zu werden, an dem wohl das ES-Fragment liegt. Es ist die Stadt Allerorten und Gucky hinterlegt ein sehr wertvolles Pfand.
Rezension
Christian Montillons Geschichte setzt die Abenteuer Guckys in WLM nahtlos fort. Der Autor hat eine sehr abwechslungsreiche Story verfasst. Eine Story, die, was das Handeln der Galaktiker angeht, allerdings nicht immer schlüssig ist. Wieder verfolgt der Gegner in aller Konsequenz seine Pläne, während die Helden mit gebremsten Schaum agieren.
Zunächst bringt der Autor mit dem Kundschafter der Kosmokarawane SHARIKAL eine dritte Partei in die Suche nach dem ES-Fragment ein. Die Karawane wiederum sei eine Wegbegleiterin der Vagantin NADALEE. So im Dialog wird sich für Gucky nicht ergeben haben, dass die Vagabundin eine Superintelligenz ist. Die Großschreibung bekommt der Ilt nicht mit. Als Leser weiß man, dass damit eine SI gemeint ist oder ein Raumschiff. Und letzteres konnte man ausschließen. Im weitere Verlauf der Geschichte legt Montillon seinem Protagonisten Gucky dann aber das Wissen, dass NADALEE eine SI ist, in den Mund. Welche Position Shandasar Parpandum vertritt, bleibt unklar. Daran ändert auch nichts, dass der Tasspare zum Ende hin eine beinahe schon vertrauliche Info an Gucky gibt. Er könne dem Wächter vertrauen.
Der Versuch des Ilts, mit Shandasar Parpandum zu teleportieren, führt zu einer Schwächung der Hauptfigur. Diese Schwächung wird jedoch nicht in letzter Konsequenz vom Autor geschildert. Wann immer „es nötig“ war, hat Gucky dann doch seine Kräfte einsetzen können. Was allerdings dazu führte, dass es bei den beiden Redshirts „nicht nötig“ war. Deren Einsatz ist wenig durchdacht und wohl einzig und alleine deshalb in die Geschichte eingeflossen, um auch Opfer darzustellen. Der Mediker bringt also Gucky mit einer Mixtur wieder auf die Pfoten. Wenn da keine Vitalenergie beigemixt war, dann hätte das Zeug nicht helfen können. Warum die THORA und die begleitende Posbi-Box selbst dann nicht eingreifen, wenn die Teams auf dem Planeten unter schweren Beschuss stehen, erschließt sich mir überhaupt nicht. Die THORA steht nahe genug, greift aber zu keiner Zeit ein. Wie ich eingangs schrieb, die Protagonisten kämpfen mit gebremsten Schaum.
Die Zwischensequenzen, die den Wächter oder die Puppe in der knöchernen Stadt aus der Ich-Perspektive schildern, bildeten eine willkommene Abwechslung von den vielen kleinen Scharmützeln, die sich Gucky und Co mit den Gegnern liefern. Ein Wesen, das seine Ursprünge und sein Ich hinterfragt, ist zwar nichts Neues, aber diese Beschreibungen sind sowohl geheimnisvoll als auch tiefgründig geraten. Eine Puppe, die sich ihrer selbst bewusst ist und sich hinterfragt und am Ende von den Reisenden ein Pfand verlangt. Mit der Stadt Allerorten, wohin die Reise für Gucky und seine Begleiter dann auch geht, wird ein weiteres kosmisches Element mit in den Fragmente-Zyklus aufgenommen.
Nicht alles hat mir gefallen. Die Backgroundstory für den Mediker, der von einer Kolonialwelt stammt, die immer unter dem Radar von Invasoren liegt, fand ich ganz witzig. Den Einsatz der Figur dann selbst nicht so. Hier passt einfach der Aufbau nicht. Die Galaktiker spielen einfach nicht ihr Potential aus. Insgesamt betrachtet, gewinne ich auch hier wieder den bekannten Eindruck, dass die Geschehnisse durch die Figuren, gemeint Gucky und Co, nicht beeinflussbar waren. Die Helden werden von den Ereignissen mitgespült. Dass sie immer wieder in den Brennpunkt der Ereignisse geraten, ist nicht deren Zielstrebigkeit zu verdanken. Ausdauer und Fleiß bei der Verfolgung von Zielen schreiben die Autoren sehr beharrlich nur dem Gegner zu. Der Gegner macht etwas vor und die Guten machen es lediglich nach. Ratio spielt bei den Helden nur eine untergeordnete Rolle. Dieses Schema zieht sich leider allzu häufig durch die Geschichten. Im Fragmente-Zyklus gefühlt noch mehr, als in früheren Zyklen.